Ein weißer Schwan in Tabernacle Street, Ben Aaronovitch, Dietmar Wunder, GoyaLiT, 4 CDs 340 Min. gekürzt
Dies ist der 8. Fall des Londoner Polizisten und Zauberlehrlings Peter Grant, dem ersten Zauberlehrling seit 50 Jahren und daher Mitglied der streng geheimen, sagenumwobenen Abteilung für magische Angelegenheiten. Diese bestand bisher lediglich aus Peters Chef und Ausbilders Chief Inspector Thomas Nightingale, der mit seinen geschätzt 90 Jahren aussieht wie 40 und einen legendären Jaguar Mark II mit XK6-Motor fährt, der als Analogfahrzeug keine Interferenzen mit magischen Vestigia bekommt. Doch leider hat Peter inzwischen Fahrverbot und ist mittlerweile von Schottland Yard offiziell suspendiert, um als Undercoveragent in die SCC, die Serious Cybernetics Corporation als Sicherheitsmitarbeiter eingeschleust zu werden. Deren CEO Terrence Skinner ist ebenfalls eine Legende, nicht nur unter Nerds und befasst sich mit geheimen IT-Projekten. Obwohl er von seinen Mitarbeitern verehrt wird, hat er den Verdacht, dass sich ein Maulwurf unter ihnen befindet, den Peter aufspüren soll. Schottland Yard hatte Peter zuvor auf einen scheinbar einfachen Fall eines Einbruchs auf einem Jahrmarkt angesetzt. Dort wurde eine Lochband-Musikpartitur für eine Dampforgel gestohlen, die jedoch über mehr Klaviaturen verfügt, als die Orgel selbst und daher noch nie benutzt wurde. Eigentlich eine Lappalie, doch spürt Peter das Vestigium, dass ihn ahnen lässt, dass ernsthafte Schwierigkeiten bevorstehen. Tatsächlich führen die Spuren der Orgelerbauer zurück zu niemand Geringerem als den ersten Nerds Ada Lovelace und Charles Babbage.... Kann da wirklich ein Zusammenhang bestehen?
Netterweise muss man nicht alle 7 Vorgängerbände kennen, um in diesen einsteigen zu können. Die Personen entwickeln sich weiter, aber es beginnt ein absolut neuer Fall. Für Neulinge werden sogar im Booklet die Bewohner des Follys, des alten Herrenhauses, dass die Zauberer von London und ihr Personal und Labore beherbergt aufgeführt. Das finde ich super, hätte mir sogar tatsächlich schon bei der Lektüre des ersten Bandes „Die Flüsse von London“ sehr geholfen. Allerdings kommt hier wegen Peters Suspendierung das Folly eher am Rande vor. Daher lebt Peter aktuell bei seiner von ihm, mit Zwillingen schwangeren Freundin Beverly, ihres Zeichens Flussgöttin und Tochter der Themse. Beverly wird leider in dem Kurzpersonenverzeichnis nicht erwähnt, da sie ja keine Bewohnerin des Folly ist. Anfangs war ich sehr enttäuscht über die erwähnte Suspendierung und befürchtete, dass Peter nun wohl nie seine Lehrjahre würde beenden können, aber schon schnell stellte sich heraus, dass das nur Tarnung ist. Tja, die Story ist etwas technisch, wovon ich ungefähr so viel verstehe, wie von Magie. Deswegen hört sich für mich alles sehr schlau an. Terrence Skinner erinnert mich ganz schwer an Elon Musk und es würde mich ganz schwer wundern, wenn er den Autor nicht zu dieser Geschichte inspiriert hätte! Wie Ada Lovelace und Charles Babbage zeigen, ist diese Anspielung wohl kein Zufall.
Die bevorstehende Elternschaft von Peter und Beverly ist erdend, erheiternd und aufregend zugleich. Denn dass die Kinder über magische Fähigkeiten verfügen werden, ist bei weitem nicht gewiss und die Schwangerschaft schon ein ziemliches Wunder und dann auch noch Zwillinge!
Auf diese Reihe mit ihrem angepriesenen britischen Humor gepaart mit Magie und Krimi war ich ja schon sehr lange gespannt. Dann allerdings bei der Lektüre etwas enttäuscht, weil es mir zu langatmig war. Dietmar Wunder finde ich hier mit seiner sensationell angenehmen und ausdrucksstarken Stimme eine absolute Bereicherung. Selbst wenn ich nichts verstanden hätte, hätte mich die Stimme fürs Zuhören belohnt. Dass ich die Bände dazwischen nicht kenne hat mir nicht geschadet. Allerdings musste ich mich gegen des Tekkie-Themas und der Kürzungen schon deutlich beim Zuhören konzentrieren, denn das was als konzentrierte Essenz übrig geblieben ist, darf einem auf keinen Fall entgegen. Außerdem ist gerade der erste der vier Erzählteile in Rückblicken mit zwei Zeitebenen erzählt, die quasi die Vorgeschichte zu Peters neuem Einsatz erklären. Gerade beim Hören erfordern solche Zeit- und Perspektivsprünge echte Aufmerksamkeit.
Ich habe zuvor den Doppelband für Einsteiger begonnen „Die Flüsse von London & Schwarzer Mond über Soho“ und ich hatte das Gefühl, dass er unendlich sei und wenn man die fast 1000 Seiten betrachtet, ist er das fast auch. Die Kürzung des Hörbuches kam mir daher sehr entgegen. Lieber höre ich es zweimal, um alles mitzubekommen, weil bei Hören einem so manches Detail schon entgeht, als dass ich am Ende des Hörbuchs nicht mehr weiß, was am Anfang vorkam, weil es so lang ist. Das ist natürlich eine Geschmacksfrage.
Lobend möchte ich erwähnen, dass anders als bei der Buchvorlage, dieser Band als Hörbuch nicht von den Vorgängern abweicht, sondern sich wunderbar in die Sammlung im Hörbuchregal einreiht. Auch mich stört es ganz erheblich, wenn Bücher einer Reihe optisch im Regal nicht zusammen passen können, aus Willkür der Verlage. Beim Hörbuch ist alles wie gehabt!
Als Hörbuch werde ich dieser etwas abgedrehten Reihe wohl gerne weiter folgen.
Hier findet Ihr eine Hörprobe:
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