Donnerstag, 23. Mai 2019

Vom gleichen Blut, Alexander Hartung, Edition M,



Vom gleichen Blut, Alexander Hartung, Edition M,

Dies ist der zweite Fall für den Ex-Kripobeamten Nik Pohl, der an den Schatten seiner Vergangenheit zu zerbrechen droht und die Ermittlungszwänge im Staatsdienst nicht mehr ertragen hat. Seit dem ersten Fall ist der einsame Wolf nun Privatermittler im Auftrag von Jon, einem jungen Privatier, der sein Vermögen mit der App-Entwicklung erworben hat. Diesmal ist die Entführung der 14 jährigen Bauunternehmerstochter Greta Jon ein Dorn im Auge. Er wird den Eindruck nicht los, daß die offiziellen Ermittlungsmöglichkeiten nicht ausreichen werden, und seine Hackerkünste, sowie Niks Schnüfflerinstinkt gefordert werden, um das Mädchen zu retten. Der exzentrische Pathologe Balthasar ist ebenfalls mit von der Partie. Bei den Versuchen an die verdeckten Hintergründe der Tat zu gelangen, stoßen sie auf eine Mauer des Schweigens, und eine Schlägertruppe krallt sich Balthasar. Schon bald ahnt Nik, daß es sich nicht nur um Greta, sondern um das Geheimnis ihrer Geburt geht, denn auch ein weiterer Junge mit ihrem Geburtsdatum wird entführt. Alle Ermittlungsansätze scheinen im Sande zu verlaufen, die Frustration der privaten Ermittler ist nahezu greifbar.

Diesmal offenbart der knallharte und desillusionierte Nik, was sich im ersten Band bereits ankündigte, den Grund für seinen Ausstieg, warum er, der einst die Hoffnung der Kripo war, auf alle Regeln pfiff und ihm alles egal zu werden schien. Denn der einsame Wolf hat einen weichen Kern und ein verwundetes Herz. Hacker Jon gibt deutlich weniger von sich preis, während auch Balthasar offenbar einige ungeahnte Talente seiner Kindheit im gutbürgerlichen Elternhaus zu verdanken hat. Eine ziemlich schräge Truppe. Datenschutz ist für sie ein Fremdwort, ebenso Privatsphäre. So sehr ich ihr Bestreben die entführten Kinder zu retten verstehe, so sehr widerstreben mir durchaus viele ihrer Ermittlungsmethoden. Warum diese zu Recht ungesetzlich sind, zeigt sich an der Schneise der Verwüstung, die Nik hinter sich lässt. Es gibt einige Tote als „Kollateralschaden“ zu beklagen, die nicht alle den Tod verdient haben, sondern eigentlich das Herz am rechten Fleck hatten oder einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort waren. Nik gefährdet ganz bewußt das Leben einiger, die er in die Ermittlungen mit hineinzieht. Auch am Ende nach dem furiosen Showdown kann ich daher nicht wirklich aufatmen, sondern frage mich, ob es das wirklich wert war? Es ist kein Ende wie bei Donna Leon, bei dem am Ende, das Böse zwar in einem Fall überführt ist, es aber dennoch keinen Unterschied macht, da es nie schläft und es immer so weiter gehen wird. Es ist mehr, ein sehr teuer erkaufter Sieg, der für mich kein Triumphgefühl zulässt, sondern einen schalen Geschmack hinterlässt.

Alex Hartung streut immer wieder Hinweise ein und legt ablenkende Nebelbomben, damit das Rätsel, was hinter der Tat eigentlich steckt und somit die Frage geklärt wird, wer dafür verantwortlich ist, bis zum Ende offen bleibt. Das ist sehr geschickt und auch sehr spannend. Logisch und in sich schlüssig, arbeitet sich das Team durch jeden Hinweis, jede Finte. Dabei ist vor allem der schrille Balthasar mit seinem nicht minder exzentrischen Papagei ein Lichtblick, der die Düsternis von Niks Seele erhellt. Ich hoffe jedoch, daß Geldgeber und Hacker Jon in Zukunft mehr Kontur bekommt. Für mein Empfinden ist er als Charakter noch ausbaufähig. Dennoch ist auch dieser Thriller wieder absolut packend und spannend geschrieben, ohne unnötige Längen.

Ein actiongeladener Kampf eines einsamen Wolfes, einer geschundenen Seele, der die Grenzen der Bürgerlichkeit und des Beamtentums hinter sich gelassen hat.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei netgalley für dieses Rezensionsexemplar!

Mittwoch, 22. Mai 2019

Papanini Pinguin per Post, Text und Illustration Ute Krause, Edel Kids Books



Papanini  Pinguin per Post, Text und Illustration Ute Krause, Edel Kids Books

Emma (10) ist ziemlich unglücklich. Ihre Eltern sind wegen Mamas neuem Job ganz weit weg gezogen und nun ist sie die Neue und hat keine Freunde. Geschwister hat sie leider auch nicht, so daß sie sich richtig einsam fühlt, wenn sie aus der Schule nach Hause kommt und niemand da ist, mit dem sie reden kann. Na ja, immerhin kamen heute mal wieder Paketzusteller und liefern eine riesige, stinkige Kiste für Papa ab, die sofort ab in den Keller muß! Doch irgendwie ist diese Lieferung anders, sie macht komische Geräusche. Als sie nachsieht entdeckt sie einen sprechenden Pinguin mit einem halben Krimi! Total niedlich, nur leider wollen Mama und Papa auf keinen Fall Haustiere. Also muss Emma „Papanini“ verstecken und heimlich mit Fischstäbchen füttern. Das ist natürlich nicht ganz unauffällig und bringt Emma immer wieder in peinliche Situationen und nicht nur das. Es tauchen sehr seltsame Gestalten auf, die um das Haus schleichen und ihren Müll durchwühlen. In was für ein Abenteuer ist Emma da nur hineingeraten?

Ein sprechender Pinguin? Das klingt ja niedlich! Ist es auch, vor allem, wenn er dann noch so einen süßen Sprachfehler hat! Da kann Emma ihm gar nicht böse sein, egal in was für schwierige Situationen er sie bringt. Sie will ihn auf keinen Fall verlieren, denn er ist ihr einziger Freund. Da nimmt sie lieber unverdienten Ärger auf sich und eine Lüge folgt auf die nächste. Das hat meine Tochter (9) echt fuchsig gemacht, sie wollte unbedingt, daß Emma mit der Wahrheit heraus rückt, so schlimm wird es nicht werden, aber diese Lügen! Ja, das ist eine Lektion, die Emma erst noch lernen muß und den jungen Lesern wird es am Beispiel der Buch-Emma viel deutlicher, als wenn sie sich selbst reflektieren müssten. Dabei wird die Geschichte auch immer noch spannender, denn Emma sucht nicht nur die 2. Hälfte von Papaninis Lieblingskrimi, es suchen auch noch üble Gestalten nach dem sensationellen Pinguin. So bleiben die Emotionen beim Lesen oder Zuhören ganz schön in Wallung! Es ist immer was los und Spannung, Chaos oder Knuddelfaktor jagen einander. Da will man einfach wissen wie es weitergeht. Soviel darf verraten werden: es kommt immer anders als man denkt! Mit den zahlreichen farbigen Illustrationen der Autorin eignet sich dieses Buch sowohl hervorragend zum Vor- als auch Selberlesen. Ute Krause ist nämlich nicht nur Bestsellerautorin, sie ist auch viel gefragte Kinderbuchillustratorin, der das Erwecken der Leselust ausgesprochen am Herzen liegt. Sie trifft hier wieder mit gekonntem Strich die Situation auf den Punkt und fängt die Gesichtsausdrücke herrlich ein! Diese feine Ironie findet sich auch in der Namensgebung zahlreicher Figuren wieder, so heißt der spaßfreie Nachbar, der ihr hinterher spioniert Herr Trockenbrodt, der, dessen Pool seinen Garten überragt ist Herr Wiedhopf. Klingt alles schon mäßig sympathisch. Trotz der kleinen feinen Spitzen, ist die Sprache für die Zielgruppe gut verständlich und auch gut lesbar. Auch wenn der Pinguin noch so niedlich ist, ist es wirklich auch für Jungs geeignet, denn Papanini ist ein Junge, ein Krimifan und sein eigenes Abenteuer ist ganz schön rasant!

Ein wirklich spannendes, witziges und knuddeliges Pinguinabenteuer für Grundschulkinder zum Vor- und Selberlesen!