Dienstag, 17. Juli 2018

Oskar ganz nach oben, Die Bremer Stadtmusikanten – was wirklich geschah, Gerlis Zillgens, Katja Jäger, Südpol Verlag



Oskar ganz nach oben, Die Bremer Stadtmusikanten – was wirklich geschah, Gerlis Zillgens, Katja Jäger, Südpol Verlag

Habt Ihr auch schon mal in Bremen vor der Statue der Bremer Stadtmusikanten gestanden und gestaunt, wie sie das hinbekommen haben? Wenn wir im Sportunterricht Menschenpyramiden erschaffen sollten, war es auf jeden Fall alles andere als einfach und die Tiere im Märchen waren doch alt! Das war wohl auch der Grund für Gerlis Zillgens mach genauer nachzuforschen, wie das eigentlich wirklich war....

Hundejunge Oskar sitzt nichts ahnend zu Hause und knabbert an einem Knochen, als ihm seine Eltern, zwei berühmte Forscher nach Neufundland reisen müssen, er solle solange zu Opa nach Bremen, dort werde er auch eine Zeitlang zur Schule gehen. In Bremen ist es alles andere als schön. Opa hängt mit seinen alten Kumpels, die wie er ihre Arbeit verloren haben, weil sie zu alt sind, träge und frustriert in seinem Haus herum. Die Eselin, die dicke Katze und der alte Hahn fühlen sich ebenso nutzlos wie Oskars Opa. Am nächsten Tag in der Schule kommt es noch schlimmer. Er ist der Neue, kennt niemanden und hat keine Freunde. Klar, daß die zwei Klassenrabauken Rambo und Honda ihn drangsalieren, sobald er es mit dem Bockspringen bei ihm nicht klappt. Nur das zarte Pudelmädchen Tiramisu lässt sich von den zwei Rüpeln nicht einschüchtern und ist sogar nett zu Oskar. Mit ihr gemeinsam entwickelt er einen Plan, wie man es den zwei Klassentyrannen mal so richtig zeigen kann und Opa und seine Freunde müssen dabei mit machen. Tiramisu erweist sich als ziemlich unerbittliche Trainerin, aber trotzdem werden die alten Lebensgeister wieder wach!

Diese Geschichte zum Vorlesen und Selberlesen spielt mit den Fantasien der Kinder. Denn Märchen, so wie sie Kindern erzählt werden, werfen ja doch einige Fragen auf und sind bisweilen ziemlich gruselig. Hier werden keine gefährlichen Räuber verjagt, denn welches Kind ist schon bösen Räubern begegnet? Keins, eben, aber fiese Mitschüler kennen Kinder schon, leider. Doch wie soll man diesen begegnen? Sich bloß nicht unterkriegen lassen, wie die gewitzte Tiramisu dem eingeschüchterten Oskar zeigt und gemeinsam ist es sowie so viel leichter, mit Freunden traut man sich viel mehr. Tiramisu gibt Oskar aber nicht nur Selbstvertrauen, sie bringt auch Schwung in die frustrierte Rentnergang. Denn nachdem sie das Problem der zwei Schulhofrabauken analysiert haben, entwickeln sie einen listigen Plan, zu dessen Umsetzung sie die Hilfe der „Großen“ brauchen, doch die sind leider völlig aus der Form. Da hilft nur Übung und die fällt gerade am Anfang richtig schwer! Aber mit der Zeit wird es immer leichter und die Senioren sind auch echt stolz auf ihre beachtlichen Erfolge. Aber auch Oscar wird von Tiramisu nicht geschont. Ihre Trainingsmethode ist dabei sehr speziell und witzig, denn es erklärt mit frechem Augenzwinkern ein Wort, über das sich nicht nur Kinder bislang gewundert haben. Dabei macht Tiramisu auch den jungen Lesern Mut und Sport zum Durchhalten an. Auch Lesen ist anfangs anstrengend, fällt aber dann immer leichter!
Selbst ihre Kölner Wurzeln lassen sich beim Schulsport deutlich erkennen, gerade jetzt in wilden Fußballzeiten wird einigen großen oder kleinen Fußballfans auffallen, daß das Maskottchen des 1. FC Köln sich in die Geschichte hineingeschmuggelt hat. Keine Sorge, es ist nur ein kleines Bonbon am Rande und wird auch sicher Fußball uninteressierten nicht auffallen und nicht stören, für die anderen ist es weiter nur ein lustiges Extra.
Das Ende ist richtig klasse und lebensfroh! Es wird für alle eine sehr gute Lösung gefunden, die alle glücklich macht. Es wird den jungen Lesern vermittelt: hab Mut, trau Dich, halte durch Du schaffst es. Es lohnt sich in jedem Alter zu „kämpfen“, man ist nie zu alt oder zu jung, um etwas zu verändern.
Das Buch richtet sich an geübte Erstleser, das heißt, daß die Seiten wunderbar farbig illustriert sind, allerdings auch schon ordentlich Text auf den Seiten steht. Verwendet wird auch keine Fibelschrift und die Schrifttypen sind auch deutlich kleiner als in der Fibel oder auch im Lesebuch für das 2. Schuljahr. Die Seiten sind an und für sich schön groß, da wäre wirklich noch genug Raum für etwas größere und dickere Drucktypen, gerade wenn man bedenkt, daß Kinder oft weitsichtig sind. Die lesenden Kinder sollten also wirklich schon Spaß am Lesen gewonnen haben. Die lustige Geschichte, die mitten ins kindliche Forscherherz trifft, wird ihren Lesewillen belohnen.
Ach ja, was ich immer wieder vergesse, das Buch ist auch bei Antolin gelistet, wer also von der Schule her dort angemeldet ist, kann hiermit weitere Punkte sammeln.

Sowohl die Geschichte, als auch die umwerfenden Illustrationen von Katja Jäger sind wirklich toll. Witzig, frech und kurzweilig. Da aber aller Anfang schwer ist, ziehe ich einen Stern für den Schrifttypus und die Schriftgröße ab, weil meine Töchter anfangs Serifenschrift komplett verweigert haben und beide nun einhellig der Meinung sind, die Schrift wäre zu klein für Anfänger. Das ist ein Punkt, der uns sehr wichtig ist, weil meine Kinder deswegen ganz oft auf ebooks umsteigen, um die Schrift zu vergrößern und es hier nur die wunderschöne Printausgabe gibt, bei der es diese Möglichkeit leider nicht gibt.

Daher leider nur gute 4 von 5 Sternen, die Geschichte und die Illustration verdienen 5.

Montag, 16. Juli 2018

Der zauberhafte Wunschbuchladen (1) Katja Frixe, Florentine Prechtel (IllUstration) Dressler



Der zauberhafte Wunschbuchladen (1) Katja Frixe, Florentine Prechtel (IllUstration) Dressler

Clara (10 ¾) und Lene sind seit dem Kindergarten allerbeste Freundinnen. In der Schule sitzen sie seit der ersten Klasse nebeneinander und haben natürlich auch die gleichen „Feinde“ in der Klasse. Ihr Freizeit verbringen sie am liebsten im zauberhaften Wunschbuchladen von Frau Eule, das ist der schönste Ort der Welt. Hier kann man nicht nur herrlich schmökern, sondern auch mit dem reimenden Kater Gustaf herum albern oder dem weisen Spiegel Herr König lauschen. Dummerweise verstehen nur Frau Eule und Clara den Spiegel und die Katze, warum ist Clara selbst noch nicht klar. Frau Eule hat immer ein aufmunterndes Wort und jede Menge Schokotörtchen parat, doch das hilft alles nichts, wenn man so verzweifelt ist wie Clara und Lene: Nach den Ferien wird Lena mit ihrer Mutter in eine entfernte Stadt ziehen, da sich ihre Eltern getrennt haben und ihre Mutter Angst hat, ihrem Exmann mit seiner „Neuen“ zu begegnen. Als die Trennung unmittelbar bevor steht greifen die Freundinnen zu verzweifelten Mitteln! Doch es hilft alles nichts. Beide werden künftig in ihren Klassen neben fremden Kindern sitzen, denn neben Clara sitzt ab dem neuen Schuljahr „der Neue“ und um die Katastrophe fast perfekt zu machen, ist die neue Klassenlehrerin ausgerechnet die neue Freundin von Lenes Vater. Es könnte fast nicht schlimmer werden, wenn nicht jetzt auch noch der „Wunschbuchladen“ von Unbekannten sabotiert würde!

Der Einstieg in diese Buchreihe für junge Büchernarren ist uns dreien ganz leicht gefallen. Ab der ersten Seite waren wir von der Geschichte gebannt. Schokoladen und fantastische Bücher und sprechende Kater sind ganz unser Ding! Die drei-farbigen Illustrationen von Florentine Prechtel sind wieder richtig süß, aber nicht zu kindlich, einfach genau richtig.

Claras Familie ist ein bißchen chaotisch, was wir sehr sympathisch finden. Ihr großer Bruder Finn ist voll in der Pubertät, aber wenn es drauf an kommt kann man sich auf ihn verlassen. Ihr kleiner Bruder Jacob ist noch richtig klein und niedlich, während Hund Klopsi seinen Namen nicht von irgendwo her hat. Er ist einfach ein Hund zum Liebhaben und Verwöhnen, das ist nicht immer gut für die Figur! Claras Oma ist die Beste, man darf sie nur nicht bei ihren Lieblingsserien stören und Papa ein leidenschaftlicher Fotograf und verkleidet sich unheimlich gerne. Wie gut, daß wenigstens Mama einen kühlen Kopf behält!

Die Geschichte spricht direkt Ängste und Nöte der Zielgruppe an. Die Angst vor Veränderung, Verlust der besten Freundin, die Klassenrabauken und Klassenzicken, aber natürlich auch wirkliche Not von Menschen, die einem wichtig sind. Zum Glück zeigt Clara aber auch, daß man es immer wieder schaffen kann, aus schwierigen Situationen das Beste zu machen, wenn man sich traut und offen für Neues ist. Denn auch wenn Lene fortzieht, bleibt der Platz neben ihr nicht frei. Ausgerechnet der neue Junge der Klasse setzt sich dorthin. Ein Junge! Aber wenigstens nicht Vivi die Zicke vom Dienst. Frisch und frech werden die Erlebnisse rund um Clara und ihre Lieben erzählt. Sehr liebevoll und sensibel wird das Thema, des Abbaus vor Vorurteilen und Neuen eine Chance zu geben, beschrieben. Natürlich geht alles gut aus und dennoch bleibt man gespannt auf Band 2, denn man will ja wissen, wer hinter den Attacken auf den Wunschbuchladen steckt!

Autorin Katja Frixe studierte Erziehungswissenschaften, arbeitete aber als Lektorin, ehe sie zu Schreiben begann. Ihre Studienerfahren schlagen sich sicherlich in der Beschreibung von Claras neuer Lehrerin Frau Rose oder auch verächtlich „die Stinkehose“ genannt, wieder. Inzwischen lebt sie mit ihrem Mann und Zwillingstöchtern in Braunschweig.

Uns hat das Buch sehr gut gefallen und wir hören mittlerweile bereits Band 2. „Der zauberhafte Wunschbuchladen: Der hamsterstarke Harry“.