Dienstag, 7. November 2017

Pandora und der phänomenale Mr. Philby, Sabine Ludwig, Dressler



Pandora und der phänomenale Mr. Philby, Sabine Ludwig, Dressler
Pandora kehrt aus dem Internat für höhere Töchter, das ihre reiche Großmutter Lady Margaret bezahlt, in den Ferien zurück in das schäbige Hotel Hawthorn Manor, das ihre Mutter seit dem Tod ihres Vaters alleine betreibt. Ihre Mitschülerinnen bemitleiden sie, da sie selbst alle glamouröse Urlaubsziele ansteuern. Doch Pandora ist glücklich! Sie liebt die cornische Küste, Hawthorn Manor und freut sich auf freie Zeit mit ihrem besten Freund Zack. Doch leider kommt alles anders als erwartet. Das Dienstmädchen Jemima hat mal wieder gekündigt und ihre Oma hat ihrer Mutter den Enkelsohn einer guten Freundin als Ferienkind aufs Auge gedrückt. Diesen spleenigen Ashley soll Pandora nun bespaßen, statt im Hotel zu helfen, damit Lady Margaret weiterhin ihr Schulgeld bezahlt. Die Gäste bleiben aus, weil das Hotel in immer schlechterem Zustand ist, aber Pandora und ihre Mutter Myrtle können sich keine Reparaturen leisten. Da kommt ihnen jeder Gast recht, oder fast. Denn Mr. Philby mit seinen weißen Anzügen, der vorgibt ein Maler zu sein und sogar das Atelier von Pandoras verstorbenen Vater mietet, ist ihr höchst suspekt! Als dann noch eine Leiche am Fuße der Klippen geborgen wird, zweifelt Pandora noch mehr an der Geschichte des phänomenalen Mr. Philby.
Die Geschichte beginnt in einem der Landschaft angepassten Erzähltempo. Da die meisten Leser die Landschaft Cornwalls und die englischen Gesellschaftsschichten noch nicht kennen dürften, werden erst mal die Umgebung und die verschieden Charaktere sorgfältig vorgestellt und entwickelt. Dadurch dauert es zwar etwas, bis man zur Krimihandlung vorstößt, aber jede Figur handelt daher aus sich heraus schlüssig, quasi aus innerem Zwang, durch den Charakter vorgegeben. Auch als Erwachsene habe ich mich nie gefragt „warum, macht der/die das?“ es war alles schlüssig. In Cornwall ticken die Uhren anders und so darf man behutsam mit Pandora, Zack und Ashley das Dorf Port Arthur, seine leicht exzentrischen Bewohner und die wilde Landschaft erkunden. Dadurch dass man die Charaktere schon von Beginn an sehr gut kennen lernt, kann man ihre Entwicklung auch in den spannendsten Szenen gut nachvollziehen und zu schätzen wissen. Denn die Kinder machen wirklich eine tolle Entwicklung mit, über die wir uns wirklich gefreut haben. Während der Beginn bei meiner Tochter (10) noch ein wenig auf Unwillen stieß, weil sie kein Englisch mag, wurde es für sie aber dann irgendwann so spannend, daß ich gar nicht mehr aufhören durfte vorzulesen (sie lernt Französisch, daher lese ich die Bücher mit vielen engl. Begriffen immer vor). Ich fand es auch sehr spannend, aber mich interessierte halt auch sehr die Frage: „wie könnten sie es denn eventuell schaffen, das Haus doch noch zu behalten und in Port Arthur zu bleiben, auch wenn es ausweglos erscheint?“. Beide Spannungsbögen werden äußerst zufriedenstellend und nicht vorhersehbar und dennoch plausibel aufgelöst. Das finde ich immer super, wenn auch mir als erfahrener Leserin nicht schon ab Mitte des Buches klar ist, wie das Buch endet. Nein, auch als Krimi-Profi habe ich hier völlig im Dunkeln getappt! Dabei wird einfach nur der Kreis geschlossen, auch wenn man den sich schließenden Kreis zuvor nicht wahrgenommen hat. Es wird nicht auf den letzten Seiten auf einmal ein völlig neues Element oder eine neue Person aus dem Hut gezaubert. Davon können sich viele Krimis für Erwachsene eine gute Scheibe abschneiden! Dabei gefällt mir auch sehr gut, daß die Spannung aber sehr angemessen für die Zielgruppe der Jungen und Mädchen ab 10 Jahren ist. Dass es ein Buch für Jungen, als auch Mädchen ist, erkennt man schon am Cover, aber durch die drei Protagonisten finden wirklich auch Jungen genügend Identifizierungspotenzial.
Die Vignetten des Buches hat die Autorin Sabine Ludwig („Hilfe, ich habe meine Lehrerin geschrumpft“, „Wer hustet da im Weihnachtsbaum?“ „Warum Kater Konrad ins Wasser sprang und eine Maus in die Luft ging“) übrigens erstmals selbst gezeichnet, da die Coverillustratorin keine Zeit für weitere Illustrationen mehr hatte. Das finden wir super, auch 10 Jährige mögen noch Illustrationen!
Wir können uns sehr gut vorstellen Pandora, Ashley und Zack auch bei weiteren Abenteuern zu begleiten, dass und dann aber noch besser gefallen würde, weil wir ein großer Fan von 2. Bänden sind und wir dann ja schon alle Personen kennen würden.
Meine Tochter fand das Buch wirklich richtig klasse und hat es schon mehrfach weiterempfohlen und ich habe wüßte auch nichts was gegen 5 von 5 Sterne spräche!

Montag, 6. November 2017

Advent, Advent, der Christbaum brennt, 24 neue Geschichten aus der chaotischen Weihnachtszeit, Hrsg. Heike Abidi und Anja Koeseling, Eden Books



Advent, Advent, der Christbaum brennt, 24 neue Geschichten aus der chaotischen Weihnachtszeit, Hrsg. Heike Abidi und Anja Koeseling, Eden Books
Weihnachten naht mit großen Schritten! Diese 24 sehr unterschiedlichen Kurzgeschichten rund um das Thema Weihnachten lassen sich auch gut als Adventskalenderbuch lesen.
Das Buch ist in vier Kapitel mit jeweils 6 Geschichten unterteilt, jedes mit einer kurzen humoristischen Einleitung und einem thematisch passenden Extra zum Ausklang.
Noch vor dem 1. Kapitel gibt es ein Extra mit 7 Tipps für ein entspannendes Weihnachtsfest.
Im 1. Kapitel: Familienchaos-Geschichten, lassen schmunzeln, da jeder ja irgendwie das familiäre Chaos zum Fest kennt und ein Lied davon singen kann.
Egal ob die beste Freundin Mitten im Weihnachtsstress das Plätzchen backen übernimmt, weil Schwiegermama, mit gekauften Plätzchen nicht zufrieden ist oder die Eltern verzweifelt versuchen Ihren Kindern den Glauben an das Christkind zu erhalten, am Ende kommt doch alles ganz anders als geplant. Trotz Schwangerschaft im Endstadion sollen noch alle Verwandten glücklich gestellt werden, oder eine Fahrt zur Familie steht an, obwohl man weiß, daß Papa doch wieder nur mit der Oma schlechte Stimmung verbreitet und man verzweifelt versucht, dem entgegen zu steuern, damit das Weihnachtsfest doch das Fest der Liebe bleibt. Diese Geschichte ist so schön aus dem Leben gegriffen und endet so ganz anders als erwartet, aber dennoch lebensnah, daß sie mir besonders gefiel.
Das Extra zum Schluss des Kapitels bietet unterhaltsame Infos zu den erfolgreichsten Weihnachtshits aller Zeiten, die im Übrigen auch immer wieder nebenbei in den einzelnen Geschichten vor allem im Autoradio gespielt werden.
Das zweite Kapitel heißt: Beziehungsgeschichten.
Hier gefielen mir besonders die romantische Geschichte „Umtausch ausgeschlossen“ und das versöhnliche „Elvira und Gisela“ über zwei alte Freundinnen, die sich vor Weihnachten über die Festplanung so zerstreiten, daß sie durch die Trennung erst wieder den Wert ihrer Freundschaft zu schätzen lernen.
Das Extra im Anschluß an das Kapitel widmet sich den besten Möglichkeiten sich schon mal in Weihnachtsstimmung zu bringen und sich nicht von Weihnachten überrumpeln zu lassen.
Das dritte Kapitel widmet sich „Schlemmergeschichten“.
Dieses Kapitel gefiel mir mit dem romantischen „Kommt Weihnachten nicht von Wein?“ über eine junge Frau, die nach dem Beziehungsende sich nur mit einer Flasche Wein auf das Hausboot ihrer verstorbenen Oma flüchten will, um sich alleine zu bemitleiden, dem liebenswert chaotisch und multikulturell offenen „Gans oder Falafel?“ besonders gut. „Das Fest der Liebe“ ist dann eher für Freunde des schwarzen Humors, wobei ich mich sehr gefreut habe, eine weitere Geschichte aus dem Leben des Düsseldorfer Schriftstellers in Grafenwerth und der Freifrau als Gastgeberin der vermeintlich gesellschaftlichen Crème de la Crème kennen zu lernen, die mich schon bei den Urlaubsgeschichten amüsierten.
Das Extra bietet hochprozentige Weihnachtsgenüsse aus aller Welt. Wer alle Rezepte gleichzeitig verbringt, dürfte das Fest allerdings in einer Ausnüchterungszelle oder der Intensivstation verbringen. Prost!
Im vierten und letzten Kapitel „Abenteuergeschichten“ schildert unterhaltsames, besinnliches und nachdenkliches zum Fest der Liebe.
In diesem Kapitel hat es mir besonders der „Weihnachtswahnsinn“ über ein als entspannter Fernsehabend mit Pizza geplantes Fest, dass ungeplant zur Mega-Party wird, wie auch die besinnlichen „Zu Hause ist manchmal dort, wo wir es nicht erwarten“ und „Weihnachtssehnsucht“ angetan. Einmal will eine junge Frau nur dem Fest entfliehen und findet auf dem Weg zum Flughafen, doch noch ihr perfektes Fest, während in der Geschichte „Weihnachtsehnsucht“ eine junge Frau an Heilig Abend im Auslandsjahr in Jerusalem nicht nur Kulturen verbindet und vermeintliche Glaubensbarrieren überwindet, sondern auch den Zauber der Weihnacht fernab von zu Hause findet.
 Das Extra „Nach dem Fest ist vor dem Fest“ bietet unterhaltsame Tipps, wie man den Weihnachtsstress im nächsten Jahr dann doch endlich umgehen kann und die Zeit einem doch nur wieder entgleitet.
Um Ärger mit der lieben Familie zu vermeiden, die sich vielleicht durch die eine oder andere Geschichte persönlich auf den Schlips getreten fühlen mag, werden die  jeweiligen Autoren der Geschichten nicht angegeben. Lediglich bei einigen der Autorenkurzinfos am Buchende kann man entnehmen welcher der Autoren, welche Geschichte verfasste, aber eben nicht bei allen. Die Autoren und ihre Vitae sind so unterschiedlich wie das Leben selbst. Daher ist wie bei einer Tüte Haribo Colorado für jeden Geschmack was dabei. Die einen Geschichten gefallen besser, die anderen weniger, aber insgesamt stellt man dann doch wieder fest: die Mischung macht‘s!
Von daher gebe ich gerne 4 von 5 Sternen.