Sonntag, 1. Oktober 2017

Wir lassen uns vorlesen: Käpt‘n Book in Bonn!



Wir lassen uns vorlesen: Käpt‘n Book in Bonn!
Heute haben wir uns von echten Profis vorlesen lassen, beim Eröffnungsfest von Käpt’n Book in der Bundeskunsthalle.
Franziska hat sich schon die ganze Zeit auf „Lindbergh“ von Torben Kuhlmann, aus dem NordSüd Verlag gefreut. Das Hörbuch gelesen von Boris Aljinovic, ist eines ihrer Liebsten und so wollte ich auch gerne hören, was sie so begeistert. Das Beste war, wir konnten es nun auch sehen! Denn Torben Kuhlmann ist studierter Illustrator und Bücher, die vom Autor selbst illustriert werden, finde ich immer besonders schön. Die kleine Maus stellt 1912 fest, daß Hamburg von allen anderen Mäusen verlassen wurde. Wo können sie nur sein? Wahrscheinlich in New York! Um dorthin zu gelangen, konstruiert er eine Flugmaschine, für den ersten Flug über den Atlantik. Wir durften der ganzen Geschichte lauschen, alle Bilder aus dem Bilderbuch wurden riesig auf die Leinwand projektiert und die Kinderaugen leuchten! Damit wir ihm wirklich glauben, daß er das alles selbst gezeichnet hat, durften wir noch einen Film sehen, wie das Buchcover entstand (im Zeitraffer) und er zeichnete für alle im Publikum live eine fliegende Maus, koloriert mit Pastellfarben. Er strahlt richtig, wenn er zeichnen kann

Meine Jos waren währenddessen bei „Holt mich hier raus!“ von Dina El-Nawab aus dem Uebereuther Verlag, über den 13 ¼ jährigen Tobias Rolle, die Sportskanone, bei dem im Chemieunterricht leider das Experiment misslingt (passierte uns damals auch ständig!). Er tauscht den Körper mit seiner Chemielehrerin! Jetzt trägt er ihre peinlichen Klamotten, muß sich furchtbaren Schülern rumärgern und die Annäherungsversuche des Kollegen Mattuschek abwehren. Frau Lunte benimmt sich als Tobias total daneben (findet er!) und nistet sich in seiner Familie richtig ein….
Sie fanden es so toll, daß sie beschlossen haben, daß wir das demnächst unbedingt lesen müssen….
Alle zusammen waren wir dann bei „Pullerpause im Tal der Ahnungslosen“ ein Klett Kinderbuch von Franziska Gehm (die Mutter der Vulkanos und der Vampirschwestern). Die 1974 in Thüringen geborene Autorin versucht mit dieser Zeitreisegeschichte Kindern das Leben in der DDR auf abenteuerliche Weise erlebbar zu machen: Jobst und seine Mutter Susanne sind mit ihrem Zeitreisekoffer gerade auf dem Rückweg von einem Urlaub im Mittelalter, als seine Mutter plötzlich auf Toilette muß und anhält. Sie landen in der DDR im Jahre 1987 und dort bleiben sie auch erstmal, weil ihr Koffer weg ist, kaum daß sie dem Ruf der Natur gefolgt sind. Kein Koffer, keine Rückkehr ins Hier und Jetzt! Die Lesung wurde durch Fragen und Erlebnissen aus der DDR unterbrochen. Mit Pionierliedern der FDJ, einem Pioniershalstuch und Bildern aus dem dortigen Alltag.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Torben Kuhlmann und Franziska Gehm für das nette Gespräch!
Ein wirklich gelungenes Lesefest, wir freuen uns auf weitere Lesungen in Bonn!

Stille Post für Fräulein Samstag, Hanne Böttcher, Kerstin Kubalek, Oetinger 34



Stille Post für Fräulein Samstag, Hanne Böttcher, Kerstin Kubalek, Oetinger 34
In einem großen Haus wohnen alle Wochentage unter einem Dach, der kleine Montag, Herr Dienstag, Madame Mittwoch, Don Donnerstag, der lange Freitag, Fräulein Samstag und die alte Frau Sonntag. Der kleine Montag ist immer müde, so müde, daß er morgens schon auf seinem Marmeladenbrot einschläft. Das kann so nicht weitergehen! Als die alte Frau Sonntags also am frühen Morgen zu Wochenbeginn ihr den neuen Wochentag unter der Tür durchschieben will, öffnet er ihr die Tür und klagt sein Leid. Die alte Frau Sonntag meint, daß läge an Fräulein Samstag, die den ganzen Tag singt, auf dem Bett herumspringt, Handstand übt oder auf den Fingern pfeift. Wenn es dunkel wird tanzt sie bis zum Morgengrauen. Montag versteht und geht zu Herrn Dienstag, um ihm eine Nachricht für Fräulein Samstag auszurichten „Gehen Sie früher ins Bett und tanzen Sie am Tage! Die Nacht gehört dem Schlaf“. Herr Dienstag schreibt eifrig mit und übergibt die Nachricht an Madame Mittwoch, die den Brief weitergeben soll. Die schusselige Madame Mittwoch, liest die Nachricht und richtet sie dem tobenden Don Donnerstag aus, aber schon mit verändertem Text. So wird die Botschaft immer weiter verändert, bis bei Fräulein Samstag eine völlig andere Aufforderung ankommt. Dennoch besucht sie nun die alte Frau Sonntag, um auch ihr die Mitteilung zu machen. Frau Sonntag bittet sie zu sich hinein und sie verbringen einen tollen Tag zusammen, so daß sie fortan die besten Freundinnen sind. Fräulein Samstag schläft endlich und der kleine Montag hat seine Ruhe.
Achtung! Enthält Spoiler!
Bei diesem Buch bin ich wohl an meinen Erwartungen gescheitert und an meiner Erwachsenenlogik. Ich hatte ein Buch erwartet, daß den Kindern hilft sich die Wochentage einzuprägen, aber dafür werden die Wochentagsnamen einfach nicht oft genug wiederholt. Es fehlt der einführende Satz: In einem großen Haus wohnten alle Wochentage, der kleine Montag, Herr Dienstag….. Es wird auch nicht klar, was die Wochentage da eigentlich machen, so hätte ich mir eine Einleitung gewünscht, die die Aufgabe der Wochentag für die Kleinen erläutert. Da Fräulein Samstag nicht direkt über dem kleinen Montag wohnt, ist es mir unerklärlich, wieso sich ausgerechnet der Montag so gestört fühlt und nicht schlafen kann, während der lange Freitag, der wohl unter Fräulein Samstag wohnt, entspannt in seiner Hängematte abhängt. Die alte Frau Sonntag ist völlig gestresst von der Hausarbeit (der Tag des Herrn an dem man ruhen soll?) und Fräulein Samstag wirbelt Tag und Nacht durch singend durch die Wohnung und hat Spaß. Braucht Fräulein Samstag keinen Schlaf? Sie müsste doch viel müder sein als der kleine Montag? Aber sehr schön finde ich das versöhnliche Ende, (SPOILER!) bei dem Fräulein Samstag ihrer betagten Nachbarin zur Hand geht und ihr einen Teil der Hausarbeit abnimmt und sie so nun beide Zeit haben um gemeinsam gemütlich Kaffee zu trinken. Beide sind nicht mehr alleine und verstehen sich prima und im Haus wird es ruhiger. Das ist zwar schön, aber unlogisch. Warum schläft Fräulein Samstag nun, was sie früher nie tat?
Die Illustrationen von Kerstin Kubalek sehr fröhlich und farbenfroh und sie sprechen einen sofort an. Aber auch hier habe ich wieder ein Problem von Erwachsenen: Warum findet sich auf jeder Buchdoppelseite ein kleines Gespenst wieder? Seine Funktion ist nirgendwo erläutert (der Geist der Zeit?) und es wird auch nie erwähnt, so in etwa „Huch da ist ja ein kleiner Geist“. Das fiel sogar meiner Tochter auf, die mich danach fragte. Ich konnte ihr leider keine Antwort geben.
Meine Jüngste ist 8 Jahre alt und hat das Buch alleine gelesen (weil Mama sie mit ihrer negativen, verkopften Einstellung nicht beeinflussen wollte). Sie erwartete nur eine lustige Geschichte und die hat sie gefunden. Sie fragte nicht, warum der kleine Montag nicht einfach Fräulein Dienstag direkt ansprach, sondern den Umweg über eine Mund zu Mund Propaganda wählte. Sie erfreute sich an den farbigen Bildern, auf denen viel zu entdecken ist, an den Gesichtsausdrücken der Wochentage und an dem Unsinn, der am Ende bei der Stillen Post herauskam. Sie fand das witzig und die neue Freundschaft zwischen dem fröhlichen Fräulein Samstag und der geschäftigen alten Frau Sonntag gefiel ihr gut.
Ich tue mir mit der Bewertung dieses Bilderbuches echt schwer, weil es meine Erwartungen nicht erfüllt und meiner Erwachsenenlogik widerspricht. Auch nach mehrmaligem Lesen finde ich keinen wirklichen Zugang. Mir fehlt die klare Botschaft: sprecht direkt miteinander, statt über Dritte, nehmt Rücksicht, geht bitte nachts schlafen, gemeinsam macht die Arbeit mehr Spaß. Wie gesagt, ich bin hier zu rational. Von mir würde es zwei bis 3 Sterne erhalten.
Meine 8 jährige Tochter fand das Buch gut, es war lustig, bunt und fröhlich. Daher vergibt sie 4 von 5 Sternen.