Montag, 17. Februar 2025

Wer hat sich denn hier versteckt? Heidemarie Brosche & Mele Brink, Edition Pastorplatz

Wer hat sich denn hier versteckt? Heidemarie Brosche & Mele Brink, Edition Pastorplatz


Ein kleines stabiles Pappbilderbuch, über all die kleinen versteckten Tiere um uns herum und wie wir sie entdecken können.


Es gibt um uns herum soooo viel zu entdecken, wenn man groß ist, ist das für einen völlig selbstverständlich, doch für die ganz Kleinen ist alles ein großes Abenteuer und ganz neu! Zum Beispiel was man alles wo entdecken kann, denn einiges ist ja versteckt und hinter oder unter etwas und nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Da muss man dann schon mal genauer hinschauen und vielleicht auch etwas zur Seite schieben, hochheben, wegpusten.... das macht es nur noch spannender? Das das so alles ein kann? Das zeigt dieses kleine Büchlein, denn hier haben sie einige kleine Krabbler und Flieger und Kriecher versteckt, von denen wir die meisten schon gar nicht mehr wahr nehmen. Da flattert etwas hinter der Gardine und schimmert sanft durch? Was kann das nur sein? Wenn wir die Gardine ganz vorsichtig zur Seite schieben, entdecken wir einen wunderschöenen Schmetterling, der dann natürlich erschrocken wegflattert... Auch unter der zarten Feder auf dem Kompost bewegt sich was. Wenn Du sie wegpustest, wird ein kleiner, wuseliger Regenwurm sichtbar! Dabei wird hier mit der Fantasie der Kinder gespielt. Es gibt keine Klappen zu öffnen oder Stoffe zu schieben, das funktioniert alleine über die Vorstellungskraft und vorher/nachher Bilder. Das fand ich zuerst etwas schade, aber dann dachte ich: was für ein Quatsch, die Zielgruppe ist unter 2 Jahren alt und könnte man da wirklich etwas schieben oder klappen, wäre das Buch sofort zerrissen und kaputt. Das wäre doch einfach mega schade. So ist es viel stabiler und langlebiger und kann auch noch Geschwisterkinder erfreuen.


Natürlich sind Klappen toll, aber ist unsere Fantasie nicht noch viel aufregender? Und Kinder haben so viel davon, die sollten wir nutzen! Und das geschieht hier, durch die niedlichen und farbenfrohen Illustrationen von Mele Brink, auf denen jedes noch so kleine Kind sofort erkennt, was sich hier denn versteckt. Dabei sehen die kleinen Tierchen so niedlich aus, dass da einfach nur Freunde über die Entdeckung aufkommt und kein Ihhhhh oder Bääääh, solange es den Kindern niemand einredet!


Der Text ist bewusst minimalistisch, da es auf das Entdecken ankommt und natürlich die Kinder noch nicht so versierte Zuhörer sind und nur über einen begrenzten Wortschatz verfügen, der hier aber bei einigen sicherlich noch vergrößert wird. Die Schriftgröße ist ein Traum, da können selbst Urgroßeltern noch problemlos vorlesen obwohl das Buch recht klein ist, perfekt für leine Patschehände und für unterwegs.


Na, heute schon selbst einen kleinen tierischen Mitbewohner im Haus entdeckt? Viel Spaß beim Staunen!


Ein kleines Bilderbuch, dass die Fantasie und das Bewusstsein für all die kleinen Wunder um uns herum anregt. Für die Kleinsten ab 18 Monaten sehr süß und sehr stabil!


Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Edition Pastorplatz und Silke Hallmann für mein süßes Rezensionsexemplar!


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Freitag, 14. Februar 2025

Interview mit Maja Nielsen zu „Der Tunnelbauer“

Interview mit Maja Nielsen zu „Der Tunnelbauer“


Liebe Maja Nielsen, im Rahmen des rheinischen Lesefestes Käpt'n Book durfte ich der Lesung zu „Der Tunnelbauer“ der wahren Geschichte des Flüchtlingshelfers Achim Neumann und seiner Freunde und Helfer lauschen und war sofort gefesselt.


F: Was hat Dich dazu veranlasst, über die innerdeutschen Flüchtlingshelfer während des Kalten Krieges zu schreiben?


A: Ich wollte meiner argentinischen Schwiegertochter Berlin zeigen. Wir haben dann bei dem Verein Berliner Unterwelten e.V. eine Führung gebucht, die uns zu den unterirdischen Fluchtwegen während des kalten Krieges führte. Im Rahmen der Führung besichtigt man auch einen der Fluchttunnel unter der Bernauer Straße. Als ich gesehen habe, wie eng diese Tunnel waren, die damals unter der Berliner Mauer hindurch mit einfachen Spaten gegraben wurden, wurde mir klar, was es damals bedeutete als Deutscher von Deutschland nach Deutschland zu fliehen. Man brauchte einen ungeheueren Mut.

Noch mehr als die Flüchtlinge interessierten mich die Menschen, die diese Tunnel damals gegraben haben. Wochenlang haben sich die Fluchthelfer unter der Erde verschanzt, damit die Grenzsoldaten der DDR keinen Verdacht schöpften. Sie haben unter der Erde geschlafen, gegessen, gelebt und monatelang verdammt, harte, körperliche Arbeit geleistet, um für ihre Freunde einen Fluchtweg zu schaffen, immer in der Angst entdeckt zu werden. In dieser Zeit sind auch Tunnelbauer von DDR Grenzern erschossen worden. Mir war gleich klar, dass ich über dieses Kapitel deutscher Geschichte schreiben wollte. Es ist unglaublich spannend.


F: Wie bist Du auf Achim und seine Gruppe gestoßen?


A:Besonders interessierten mich die Ereignisse rund um den Tunnel 57, bei dem tragischerweise ein Mensch ums Leben kam. Achim Neumann war an dem Bau dieses Tunnels beteiligt. Er arbeitet heute für die Stiftung Gedenkstätte Berliner Mauer als Zeitzeuge und die Stiftung stellte den Kontakt zu ihm her. 

F: War es schwierig Kontakt zu Deinem literarischen Vorbild aufzunehmen?


A: Nein, das war ganz einfach. Nachdem die Stiftung den Kontakt hergestellt hatte, war Achim Neumann sofort bereit, mir ein Interview zu geben. Ich fuhr dann nach Berlin und die Chemie zwischen uns stimmte auf Anhieb. Wir waren während des Projekts ständig im Austausch, haben gemeinsam seine Stasi Akten eingesehen. In ihnen wurde er als Kopf einer kriminellen Menschenhändler Bande bezeichnet. Das, was ich in diesen Akten las, war  sehr eindrucksvoll. So habe ich u.a. erfahren, dass die Staatssicherheit der DDR Achim Neumann noch in den 1980er Jahren bespitzelte, als er längst in Frankfurt am Main lebte. Seine Frankfurter Nachbarn wurden nach ihm ausgefragt. Fast 20 Jahre nach seinen Einsätzen als Fluchthelfer. 

Ich durfte aber auch seine Verwandten treffen und manche seiner Wegbegleiter. Sogar Flüchtlinge, die durch die Tunnel in den Westen gekrabbelt waren, die Achim gegraben hatte. Und wenn ich eine Frage an Achim hatte, dann schrieb ich ihm einfach eine WhatsApp und er hat zeitnah geantwortet. Das ist natürlich ein Traum für einen Autor oder eine Autorin. Ganz besonders deswegen, weil Achim so ein gutes Gedächtnis hat.

F: Was hat Dich selbst am meisten beeindruckt?


A: Am meisten beeindruckt mich Achim Neumann. Heute trifft man nicht mehr oft auf Menschen, die so eine klare Haltung haben. Die bereit sind, sich bedingungslos für andere einzusetzen. Achim ist ganz unaufgeregt und sehr bescheiden, wenn er über seine Zeit als Tunnelbauer spricht. Dabei hat er mehr als einmal sein Leben aufs Spiel gesetzt, um anderen, den Weg in die Freiheit zu ebnen. Heute arbeitet der inzwischen 85-jährige Tunnelbauer als Zeitzeuge. Dabei geht es ihm auch darum zu vermitteln, wie wichtig es ist, für seine Überzeugungen zu kämpfen. Nach meinem Gefühl ist das Demokratieschulung, was er macht, wenn er mit Jugendlichen über diese Zeit spricht.

F: Haben Achim und seine Familie Dein Buch bereits gelesen?


A: Ja, alle kennen das Buch. Und ich habe das Gefühl, dass es allen gefällt.

F: Steht Ihr noch im Kontakt?


A: Ja, fast täglich. Gerade komme ich von einer Lesereise mit ihm zurück. Am Montag treffen wir uns in Hamburg wieder. Dann stellen wir die Geschichte in Norddeutschland in Bibliotheken und Schulen vor. Es gibt eine sehr große Nachfrage nach Veranstaltungen mit uns. Die Schülerinnen und Schüler von heute haben die Zeit der deutschen Teilung ja nicht mehr selbst erlebt. Die Mischung aus Literatur und Zeitzeugengespräch vermittelt Ihnen einen guten Eindruck. Sogar an die deutschen Schulen im Ausland werden wir eingeladen. Letztes Jahr waren wir gemeinsam an den vier deutschen Schulen in Kairo. Dieses Jahr im Herbst reisen wir zusammen an die deutsche Schule in Madrid. 


F: Gibt es noch etwas, was Du Interessierten gerne mit auf den Weg geben würdest?


A: Ich habe den Wunsch, dass möglichst viele Menschen sich mit dem Thema der deutschen Teilung auseinandersetzen. Das geht besonders gut in Berlin. Ich glaube, es ist wichtig, dass man sich für die Geschichte unseres Landes interessiert. Nur dann spürt man, was auf dem Spiel steht, wenn wir unsere Demokratie nicht verteidigen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich für Deine Zeit und Deine Antworten! Man kann übrigens auch Lesungen insbesondere für Schulen mit Maja Nielsen zu diesem wahren Jugendthriller buchen!