Freitag, 19. März 2021

Reitinternat Blossom Hill (1) Stürmischer Start, Babette Pribbenow, Kosmos Verlag

 

Reitinternat Blossom Hill (1) Stürmischer Start, Babette Pribbenow, Kosmos Verlag

 

Für Rosalie (12) genannt Rosa geht ein Traum in Erfüllung: sie hat eines der begehrten Stipendien für dass exklusive Reitinternat Blossom Hill erhalten. Dort steht Reiten sogar auf dem Stundenplan und für die Schülerinnen, die sich keine eigenen Pferde leisten können, gibt es hochwertige Schulpferde. In Dressurchamp Princess Valentine verliebt sie sich auf Anhieb, doch die Stute ist kopfscheu und lässt sich von ihr nicht trensen. Während sie sich mit den meisten ihrer Klassenkameraden auf Anhieb versteht, ganz besonders mit der zurückhaltenden Lilly, ist ihre Zimmernachbarin Carmen eine echte Herausforderung. Obwohl sie zwei eigene Rassepferde mitbringt und aus reichem Hause stammt, ist sie übellaunig, aufbrausend und vor allem abweisend. Eine echte Herausforderung für die ruhige, harmoniebedürftige Rosa. Carmen benimmt sich so daneben, dass sie einen Rsauswurf geradezu zu provozieren scheint. Doch wieso sollte sie das wollen?

 

Meiner Tochter hat der Einstieg mit der bescheidenen und doch zielstrebigen Rosa sehr gut gefallen. Ich hingegen musste immer wieder über die Namenswahl schmunzeln, da die Autorin offensichtlich ein ebenso großer Fan von Jane Austen und Hanni & Nanni ist, wie ich. Auch Hanni & Nanni legen es anfangs darauf an, sich so daneben zu benehmen, dass das Internat sie heraus wirft. Allerdings ist Carmens Grund hierfür ein ganz anderer, als bei der legendären Buchreihe von Enid Blyton. Rosas Glück wird jedoch nur von der Kratzbürstigkeit ihrer Mitbewohnerin und der Kopfscheue ihrer Traumstute getrübt. Sowohl die Lehrer, die Mitschüler, als auch die Tiere sind ganz nach ihrem Geschmack! Auch dass man von ihr als Stipendiatin mehr als nur Reitkünste erwartet, macht ihr nichts aus! Sie lernt gerne und besonders Naturwissenschaften haben es ihr angetan. Daher erklärt sie auch im Chemieunterricht, wieso die Reaktion eines Experiments zu heftig ausgefallen ist (und man es deswegen auf keinen Fall zu Hause nachmachen sollte), als auch das Geheimnis hinter dem Rezept für Pferdeleckerlis (bitte gerne zu Hause nachmachen... sicherlich nicht nur für Pferde empfehlenswert, sondern auch für Nagetiere). Dass fanden meine Tochter und ich total spannend, denn wenn wir auch keine Pferde zu Hause haben, an denen wir das durch dieses Buch angelesene Pferdewissen testen könnten, steht unsere Küche jedem Experiment aufgeschlossen gegenüber...

 

Auch wenn Rosa und Carmen nicht ständig Mitternachtspartys feiern und ihre frisch geputzten Zähne mit Süßigkeiten ruinieren, wie dies in Internatsbüchern gerne der Fall ist, so halten sie sich nicht immer an die Vorschriften. Carmen ist dafür zu rebellisch und Rosa, ist bisweilen auch bereit, für einen guten Zweck, ein paar Regeln zu übertreten, wenn auch mit einem mulmigen Gefühl im Bauch. Das gefällt mir sehr gut, dass Rosa zwar eigentlich eine liebe brave Schülerin ist, allerdings durchaus Dinge hinterfragt und in der Not beherzt handelt. Carmen ist da ganz anders, ihr feuriges Temperament neigt dazu erst zu handeln und dann zu denken. Lilly ist vor allem ein sehr freundliches Mädchen mit einem großen Herzen. Sie mag nicht die Originellste der Klasse sein, aber mit ihrer freundlichen Art ist sie unglaublich wichtig, für das Wohlgefühl in der Gemeinschaft. Sie ist ein super Beispiel dafür, dass liebe und nette Mitschüler nicht genug geschätzt werden können und ganz bestimmt nicht langweilig sind! Natürlich sind das nicht alle wichtigen Personen, doch zeigt dies, dass sich jedes pferdebegeisterte Mädchen hier in einer der jungen Heldinnen wiederfinden kann. Alle werden auf ihre Art wertschätzend dargestellt. Das ist im Zusammenleben unglaublich wichtig und so ist es Lilly, die ganz klar gegen Mobbing einsteht.

Da Reiten hier ein Schulfach ist, stehen die Pferde hier ganz klar im Vordergrund. Die Autorin kennt sich nicht nur mit Naturwissenschaften, sondern auch mit Pferden aus. Tatsächlich kamen eine Fachbegriffe vor, von denen wir noch nie gehört haben. Aber auch wer nicht selbst reitet, langweilt sich in den Reitszenen nicht. Denn eigentlich ist es ja wie stets im Umgang mit Menschen und Tieren. Der gegenseitige Respekt ist der Schlüssel zu einem guten Miteinander. Die Pferdeszenen sind gut verständlich und mitreíßend geschrieben. Dabei gefällt uns sehr gut, dass alle Mädchen ihre Stärken und Schwächen haben und keine eine Superheldin ist. Oh, Pardon, Jungen gibt es an dieser Schule auch, einige sind sogar von Adel...

 

Ein schöner Reihenauftakt, der uns viel Freunde gemacht hat, auch mit der liebevollen Gestaltung der Vignetten. Wir sind schon sehr gespannt, wie es mit den Freundinnen und Pferden weitergehen wird!

 

Wer Hanni & Nanni und Bille & Zottel mag, wird sich auch auf Blossom Hill rundum wohlfühlen und vielleicht sein Herz für die Naturwissenschaften entdecken!

 

Ich bedanke mich ganz herzlich für unser Leseexemplar bei Lovelybooks, dem Kosmos Verlag und der Autorin Babette Pribbenow!

 

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Mittwoch, 17. März 2021

Der Ruf des Schamanen, Unsere abenteuerliche Reise in das Herz der Dunkelheit, Davide Morosinotto, Thienemann Verlag

 

Der Ruf des Schamanen, Unsere abenteuerliche Reise in das Herz der Dunkelheit, Davide Morosinotto, Thienemann Verlag

 

1986: Die 13 jährige Naila ist die einzige Tochter eines finnischen Diplomaten, die mit ihren sie liebenden Eltern und dem Familienfaktotum Herrn Tanaka aktuell in Lima/Peru lebt. Sie ist clever, wissbegierig, sportlich, spricht 5 Sprachen, doch wächst sie sehr behütet auf und durch das viele Umziehen, hat sie keine richtigen Freunde. Das ändert sich mit einem lächerlichen Skateunfall, der sich nur ereignet, weil sie etwas übersehen hat. Kann ja mal vorkommen, denkt sie. Wie kann das sein, fragt sich ihre Mutter und bringt sie in das beste Krankenhaus der Stadt, in einem Elendsviertel! Die dortige Kinderstation ist sehr einfach und eine Welt für sich. Dort lernt sie El Rato kennen, der dort geboren wurde und dort aufwächst. Er wird ihr erster richtiger Freund, denn als sie erfährt, dass sie unter einer schweren unheilbaren Krankheit leidet, die zu ihrem frühen Tod führen wird, sieht Laila nur eine Chance. Sie will nicht sterben, ehe sie nicht alles versucht hat, denn sie hat ja noch gar nicht richtig gelebt! In einem Tagebuch in der Krankenhausbücherei liest sie von einer verschollen Blume im Amazonasgebiet, die angeblich sämtliche Nervenkrankheiten heilen kann. Nur ein Schamane, weiß, wo man sie findet und wie man sie verwendet. Heimlich begeben sich El Rato und Laila, mit deren ganzen Ersparnissen auf die Reise zu dem Schamanen von K.

 

Dies ist das dritte Buch von Autor Davide Morisotto und meiner großen Tochter fiel gleich auf, dass hier ein alter Bekannter aus Buch 1 „Die Mississippi Bande“ auftaucht und auch einer der Helden aus Buch 2 „Verschollen in Eis und Schnee“ gibt sich hier die Ehre! Wie die übrigen Bücher, geht es hier um junge Helden, am Wendepunkt ihres Lebens, durch eine Reise, die ihr Schicksal verändern wird. Mit 13 Jahren beim vollem Bewusstsein zu erfahren, welch grausame Entwicklung das eigene Leben nehmen wird, ohne Aussicht auf Besserung oder Heilung ist hart. Auch heute noch gilt die vereinfacht „Kinderdemenz“ genannte Krankheit als nicht therapierbar und führt zu einem frühen Tod nach Erblinden, Sprachverlust, Lähmung und Verlust der geistigen Fähigkeiten – eine grausige Gewissheit! Doch Laila ist zwar privilegiert aufgewachsen, aber auch unglaublich mutig! Sie nimmt ihr Schicksal in die eigenen Hände und da El Rato noch nie das Krankenhaus verlassen hat und die Verwirklichung seiner eigenen Träume für absolut irreal hält, begleitet er sie. So kann er ihr helfen, wenn ihre eigenen Sinne sie im Stich lassen. Der Unterschied zwischen den beiden könnte größer nicht sein und dennoch werden sie ein unschlagbares Team! Sie werden das Ziel ihrer Reise erreichen, nach abenteuerlichen Etappen, auf denen sie die unterschiedlichsten Menschen kennen und schätzen lernen werden. Doch das Ziel sieht anders aus als gedacht und manchmal muss man seine Hoffnungen und Ziele der Realität anpassen und die Zeit nutzen die einem bleibt, ein ganzes Leben in nur wenige Wochen packen! Hier ist der Weg das Ziel und dennoch haben mich am Ende meine Gefühle überwältigt!

 

Für die Kinder war die Reise in das Jahr 1986 spannend und witzig und für mich einfach nostalgisch! Die Einblicke aber auch in die politische Lage in Peru waren aber auch interessant und für beide schwerer vorstellbar, als ein Wählscheibentelefon oder ein Walkman. Richtig exotisch wurde es dann auf der Flucht und später im Dschungel. Weder Revolutionäre, noch Drogenbarone oder Schamanen sind bisher im Weltbild meiner Kinder vorgekommen, das war sehr aufregend und neu. Die Darstellung vor allem des Dschungels war ebenso aufregend, wie geheimnisvoll. Die Denkweise des Schamanen und seiner Kunst war außergewöhnlich. Aber auch die übrigen Personen, denen Laila und El Rato begegnen sind ganz einzigartig und wirklich gut durchdacht und mit viel Fingerspitzengefühl charakterisiert. Lailas Krankheit ist nicht heilbar, dennoch lernt sie, ihr Schicksal anzunehmen und für ihre neu gefundenen Freunde gibt es tatsächlich ein Happy End!

 

Die Gestaltung des Buches ist einfach spektakulär! Immer wieder stellt das Schriftbild mehr dar, als es Worte zu sagen vermögen. Es visualisiert das Erlebte! Das ist unglaublich gut gemacht! Da aus verschiedenen Perspektiven erzählt wird, wird auch der jeweilige Perspektivwechsel graphisch gekennzeichnet, indem jede der wichtigen Personen, die auch mal das Geschehen aus ihrer Sicht erzählen darf, ein stilisiertes Seelentier zugeordnet bekommt, anhand dessen man immer gleich sieht, wer gerade erzählt. Was es mit dem Symbol der Fledermaus für Laila und der Libelle für El Rato auf sich hat, erfährt man erst recht spät, als sie denn auch wirklich ihr Ziel im Urwald erreichen.

 

Die Geschichte spielt 1986 und so kommen für mich als Mutter jede Menge Aha-Erlebnisse vor. Zum Glück kennen meine Töchter viele der hier genannten Anachronismen wie einen Walkman und Telefone mit Wählscheibe ;)

 

Ein wirklich außergewöhnliches Kinderbuch ab 12 Jahren mit einem ungewöhnlichen Setting und einem seltenen, aber bewegenden Thema. Was tun, wenn man mit 13 Jahren, den Tod vor Augen hat? Beeindruckend und bewegend zugleich, ebenso wie spannend! Man kann dieses Buch unabhängig von den ersten zwei Büchern lesen, aber man sollte sie sich nicht entgehen lassen!

 

Vielen lieben Dank für die Leserunde auf Lovelybooks und unser Rezensionsexemplar an den Thienemann Verlag!