Sonntag, 23. August 2020

Die Chroniken von Mistle End (1) – Der Greif erwacht, Benedict Mirow, Hörspiel, DAV, 1 MP3 6 h 28 min


Die Chroniken von Mistle End (1) – Der Greif erwacht, Benedict Mirow, Hörspiel, DAV, 1 MP3 6 h 28 min
Solange er denken kann lebt Cedrik alleine mit seinem Vater, einem bisweilen etwas weltfremden Mythologen. Da dies jetzt kein unglaublich gefragtes Fachgebiet ist, sind Stellen für ihn rar. Nach der Schließung der Bibliothek in der er zuletzt arbeitete, ist er daher froh eine Anstellung als Lehrer in dem abgelegenen Ort Mistle End in Schottland zu erhalten. Cedrik ist nicht begeistert in die Einöde zu ziehen, doch ihr Empfang dort ist herzlich und einladend und ihre neue Wohnung in einem Seitenflügel der alten Schule einfach eine Wucht. Doch neben Emily und Elliot, den Zwillingen von der Bäckerei, mit denen er sich auf Anhieb versteht, lernt er auch recht schnell Duncan kennen, der ihn sofort anfeindet, ohne ersichtlichen Grund. Nachts hat Cedrik wirre Träume von einem Greif und auch sonst überkommt ihn das Gefühl, dass hier irgendetwas anders ist, als normal. Als er seinen neuen Freunden von seinen Begegnungen im Traum mit dem Greif erzählt, reagieren sie betreten. Der Traum war kein Traum, und Mistle End ist auch kein gewöhnlicher Ort am Ende der Welt, sondern ein letzter Zufluchtsort für Magische, wie sie. Der Greif fordert Cedrik zu einer Prüfung heraus, die es in sich hat und die seine magische Fähigkeiten offenbaren soll. Tatsächlich ist er ein Druide und die gibt es seit hunderten von Jahren nicht mehr in Mistle End, da ihre Kräfte außergewöhnlich sind, sofern man sie im Zusammenspiel mit der Kraft der Erde beherrscht. Nicht jeder im Ort sieht dies mit Wohlwollen und dunkle Mächte scheinen sich zusammenzutun; stürmische Zeiten brauen sich zusammen.

Ein Umzug in die absolute Pampa, in der man niemanden kennt. Was für ein Albtraum! Doch sobald Vater und Sohn aus dem Zug steigen, stellt sich dies als Irrtum heraus – vorerst. Die Geschichte entwickelt sich so rasant, dass Cedrik bisweilen gar nicht weiß, ob er in der Realität lebt, oder sich gerade in einem Traum befindet. Naja, wenn man bedenkt, dass Cedrik sich gleich zu Beginn mit einem Hexer und einer Gestaltwandlerin anfreundet und dann noch nachts von einem Greifen geweckt wird, da kann einen doch eigentlich nichts mehr erschüttern! Natürlich sind das aufregendere Freunde, als gewöhnliche, dennoch spürt Cedrik noch viel mehr, was sich in Mistle End verbirgt. Nach und nach wird vieles klarer, aber bis zum Schluß ist für ihn nicht klar warum einige ihm gegenüber so misstrauisch reagieren. Klar, auch er verfügt über besondere Kräfte, nur woher soll er wissen, über welche, wenn es keinen seiner Art mehr gibt? Das ist natürlich besonders geheimnisvoll und steigert noch die Spannung. Denn je länger man zuhört, desto unheimlicher und mysteriöser wird die Geschichte und natürlich verwirrender. Immer tiefer dringt Cedrik in die keltischen Ursprünge der Gegend ein, die ihm bislang fremd waren. Dabei zeigt es sich, dass Autor Benedict Mirow auch Ethnologe ist. Er leitet die Ursprünge von Mistle End her, erklärt wie es so kam und grenzt seine Wurzeln gegenüber der Christenheit und der menschlichen Sozialisation ab. Das ist sehr interessant und vielen Kindern wahrscheinlich so gar nicht bewusst, dass auf der britannischen Insel die Druiden und ihr Glaube vom Christentum verdrängt wurden.

Cedrik, Elliot und Emily waren mir auf Anhieb sympathisch, ganz anders als Duncan, der Cedrik sofort versucht zu quälen. Doch ganz so simpel gestrickt, wie man anfangs meint, sind selbst Duncan und sein Vater nicht. Den Außenseiter im Dorf, Crutch, finde ich besonders interessant und undurchschaubar als Charakter, von ihm geht nicht nur für Cedrik ein nahezu magische Anziehung aus.

Ein Hörspiel von fast 6,5 Stunden war früher üblich und ein echter Straßenfeger, wenn besonders beliebte Reihen im Radio ausgestrahlt wurden, so wie Paul Temple. Heute sind sie meistens kürzer, gerade weil Kinder sich wohl nicht so lange konzentrieren können, dabei lieben besonders Kinder Hörspiele mit Geräuschen, Musik und jeder Menge Soundeffekten. Die sind hier absolut gegeben. Ich habe bisweilen Schwierigkeiten Hörspielen zu folgen, weil beim Umschreiben von dem eigentlichen Buch, zu viel gekürzt wird und die Erzähler zu kurz kommen. Kein Sound der Welt ersetzt für mich einen guten Erzähler! Dessen war sich Benedict Miro, ein Ethnologe und Drehbuchschreiber bewusst und hat daher das Drehbuch zu diesem Hörspiel selbst verfasst. Unklarheiten oder Irritationen, wegen schlechter Kürzungen gibt es hier nicht! Jona Mues nimmt als Erzähler auch wirklich eine zentrale Rolle ein, die den Hörer behutsam und stimmungsvoll in die verwirrend mystische Welt von Mistle End mitnimmt. Dabei passt sich seine sensible, warme und wandelbare Stimme seht gut in das Gesamtspiel aller Rollen ein. Er klingt jung und mitfühlend, ist aber deutlich von Cedrik, Elliot, Duncan und Crutch unterscheidbar, von den älteren Personen ohnehin. Nicht nur akustisch kann man die Charaktere gut unterscheiden, sie nennen sich zwischendurch auch immer wieder beim Namen, was ich sehr hilfreich finde, gerade wenn man Hörspiele zum Einschlafen hört. Tatsächlich sind mind. 17 Stimmakrobaten in den verschiedenen Rollen aktiv neben all den Tier- und Naturgeräuschen, sowie keltischen Klängen. Wer sich die Sprecherliste durchliest, wird feststellen, dass einige Sprecher den gleichen Nachnamen haben wie der Autor. Aber keine Sorge – es ist nicht stümperhaft, jeder Sprecher klingt absolut professionell und damit meine ich nicht, dass sie aalglatt, sondern lebendig klingen, ohne Atmer und Sprachfehler. Bei diesem Hörspiel ist nicht nur die Verpackung mit den Illustrationen von Max Meinzold ein echter Hingucker, auch der Inhalt lässt gebannt innehalten und Lauschen, also ein echter Hinhörer, der sehr aufwendig und sorgsam produziert ist. Ein weiteres Problem, dass ich bisweilen bei Hörspielen habe, wechselnde Lautstärken, entfällt hier. Die Tonbalance ist ausgesprochen ausgeglichen und ich konnte mit einer Lautstärkeeinstellung 6,5 Stunden folgen.

Da die Eindrücke bei Hörspielen viel intensiver sind, sollte man die Altersempfehlung ab 10 Jahren wirklich ernst nehmen. Es kommen schon einige brenzlige Szenen vor, die mit ihrer Lautuntermalung für jüngere Kinder zu bedrohlich wirken könnten. Eigentlich empfinde ich es allerdings mehr als All Age Fantasy, die man gerne auch noch immer wieder hört, egal wie alt man ist. Dieses facettenreiche und soundstarke Hörspiel kann ich nur empfehlen und ich bin auch schon sehr gespannt, wie es weiter geht!

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Audio Verlag für mein Vorab-Exemplar!

Hier könnt Ihr eine Hörprobe finden:

#zuhausehören #hörspielliebe #hörbuchliebe #diechronikenvonmistleend #dergreiferwacht #allagefantasy #benedictmirow #deraudioverlag #hörspieltipp #kinderbuchtipp #hörbuchblogger #kinderbuchblogger

Freitag, 21. August 2020

Lia Sturmgold (1) – Die Macht der Kristalle, Aniela Ley, gelesen von Yvonne Greitzke, DAV 1 MP3 6 h 10 min ungekürzt


Lia Sturmgold (1) – Die Macht der Kristalle, Aniela Ley, gelesen von Yvonne Greitzke, DAV 1 MP3 6 h 10 min ungekürzt

Die 11 jährige Lia zieht mit ihrer Mutter ständig um, so dass sie eigentlich nie die Zeit hat, richtig gute Freundinnen zu finden. Was stets bleibt ist ihre Liebe zum Hockey und dabei ist sie brandgefährlich und flink! Als sie im Park für die Aufnahme in das beste Team der Stadt übt, wird ihr schwindelig und kaum, dass sie die Augen öffnet, sieht sie sich selbst! Ups, da ist Elfenprinzessin Asalia beim Körperdopplungszauber wohl was misslungen und es wurde ein Körpertausch! Die Elfenprinzessin, die die Menschen so faszinierend findet, steckt nun im Mädchenkörper und Lia sieht aus, wie eine kleine zarte Elfenprinzessin. Daher muss sie nun auch in das moderne Elfeninternat Springwasser, dem Asalia mit der Aktion entkommen wollte. Davon ist Lia überhaupt nicht begeistert und will den Körpertausch möglichst bald rückgängig machen, immerhin hat sie furchtbare Höhenangst, wie soll sie denn so fliegen? Das ist gar nicht so einfach, denn dazu benötigt sie magische Kristalle, die Asalia in ihrem Gepäck fürs Internat vergessen hat. Zu ihrem Erstaunen überrascht Springwasser sie positiv, es ist ganz anders als erwartet, magisch, aber auch sehr offen, will es jedem eine Chance gegen. Als Prinzessin hat sie nicht nur Freunde, doch wie sie bald bemerkt, steckt in ihren Wabenmitbewohnerinnen echtes Potenzial! Kann sie ihnen auch vertrauen?

Das beste Elfeninternat des Andersreichs ist auf Gleichheit ausgerichtet, wer hätte das gedacht? Ein sehr interessanter Gedanke, ebenso wie eine Hockeyspielerin mit Höhenangst. Keine abgedroschenen Klischees, dafür ein paar wirklich neue Einfälle, nicht nur, denn was wären Elfen, ohne spitze Ohren? Dabei lernt Lia, dass ihr Prinzessinnenstatus nicht nur Luxus, sondern auch Verantwortung mit sich bringt. Sie steht nämlich unter ganz besonderer Beobachtung und benimmt sich dummerweise nicht immer so, wie man es von ihr erwarten würde. Für sie bringt jeder Moment neue Herausforderungen, was besonders schwierig ist, wenn man die Spielregeln nicht kennt und ständig von hinterhältigen Neidern beobachtet wird. Immerhin weiß Asalias Bruder, der Elfenprinz Dorient Bescheid und nach anfänglichen Missverständnissen verstehen sich das Menschenmädchen und der Elf unglaublich gut, viel besser als Bruder und Schwester. Kein Wunder, denn Asalia ist ganz schön zickig und verwöhnt, ganz anders als Lia. Die Prinzessin finde ich bis zum Schluss echt anstrengend, aber sie ist ja auch nicht die Hauptfigur und so hebt sich Lia auch besonders positiv von ihr ab! An ihr kann man immer wieder ablesen, was die anderen in Springwasser eigentlich von ihr erwarten würden... So staunt nicht nur sie, über das ihr völlig unbekannte Andersreich, nein, dieses staunt auch über diese handfeste, forsche und entschlossene Prinzessin ohne Allüren! Entsprechend finde ich die Themen auch viel fortschrittlicher und zeitgemäßer als erwartet! Ja, die Elfen haben süße Gesichter und wunderschöne Kleider und Haare, aber unter einigen von ihnen verstecken sich echt fiese Charaktere mit reaktionärem Gedankengut! Dabei sind auch die Menschenthemen wirklich aktuell, da Asalia wild entschlossenen ist, alles den Elfen Unbekannte auszuprobieren und ist damit Social Media-mäßig schwer aktiv. Das ist wirklich witzig! Durch die Intrigen, die sich nach und nach abzeichnen und Lias Angst vor Enttarnung wird es aber auch spannend, allerdings ohne einen fiesen Cliffhanger. Das findet meine Zielgruppentochter ganz besonders gut! Das Anderreich ist tatsächlich nicht nur anders, sondern auch aufregend und facettenreich. Es gibt viel zu entdecken und neue Regeln zu begreifen, die Dorient zum Glück für Lia und die Zuhörer aber erklärt. Doch nicht nur Lia und Dorient sind in ihrer Persönlichkeit vielschichtig ausgearbeitet, sondern auch Lias neue Mitbewohnerinnen, die ihr so manches Rätsel aufgeben.

Aniela Ley ist eine wunderschöne und zeitgemäße Körpertausch-Elfengeschichte gelungen, direkt mit ihrem ersten Kinderbuch. Ihr Erzählstil ist angenehm unaufdringlich und selbstverständlich. Man wird schnell in die Geschichte mithineingezogen und hört gebannt zu. Das liegt aber auch an der jungen, frischen Stimme von Yvonne Greitzke, oder besser bekannt als „Anna“ aus Walt Disneys „Eiskönigin“. Meiner großen Tochter ist das natürlich mal wieder sofort aufgefallen, mir nicht. Viele junge Hörerinnen von 10 – 12 Jahren dürften also ein positives Aha-Erlebnis beim Hören haben. Diejenigen, denen es wie mir entgeht, können sich dennoch freuen, denn sie ist wirklich eine elfenmäßig starke Wahl, die richtig Leben in ihre Lesung bringt, deren stimmliche Emotionen die Hörer mitnehmen und in eine fremde Welt, eben das Anderreich entführen.

Auch wenn dieser Auftakt nicht mit einem Cliffhanger endet, ist es nicht weniger spannend, denn ganz klar ist, dass Lias Abenteuer noch lange nicht zu Ende ist! Da wird noch einiges auf sie und ihre neuen Freunde zukommen. Vor allem freuen wir uns, das Lia endlich erfahren darf, wie schön und unverzichtbar wahre Freunde sind!

 

Tja, was soll ich sagen, ich kenne immerhin dank meiner Töchter jede einzelne Folge von Mia & Me seit dem Erscheinen. Beide Töchter sind somit in Elfenwelten groß geworden, da mussten wir Lia Sturmgold doch auch in unser Herz lassen. Es ist reifer, kritischer und stärker mit dem Alltag der jungen Hörerinnen verwoben, dank Asalia, die die Menschenwelt in vollen Zügen auskostet. Auch wenn wir Lia deutlich lieber mögen als sie, sind ihre Allüren zwar anstrengend, aber auch lustig und unterhaltsam. Vor allem stellen sie aber eine emotionale Verbindung für die Hörer mit der Realität und diesem Abenteuer dar.

 

Wir bleiben auf jeden Fall dran und wer Disney und Mia und Me mag, ist hier richtig, wer nicht, dem kann es dennoch gefallen. Wem aber das Cover schon nicht zusagt, der sollte wohl besser ein anderes Hörbuch wählen ;) Wir finden es einen echten Hingucker!

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Der Audio Verlag für unser Hörexemplar.

 

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/lia-sturmgold-teil-1-die-macht-der-kristalle-ley-aniela-978-3-7424-1592-9/

 

#zuhausehören #hörbuchliebe #liasturmgold #diemachtderkristalle #anderreich #elfenwelt #toleranz #fantasy #elfen #elfeninternat #hockey #kinderbuchtipp #hörbuchblogger #anielaley #yvonnegrützke #dav