Freitag, 24. April 2020

Die Ungeheuerlichen – Das Böse ist auf Deiner Seite, Paul Durham, Dragonfly Verlag



Die Ungeheuerlichen – Das Böse ist auf Deiner Seite, Paul Durham, Dragonfly Verlag
Der Titel sprach meine Große (12) sofort an, da sie in Filmen und Büchern, die Bösewichte immer am spannendsten findet. Riley (11) lebt mit ihrer schönen Mutter Abby, ihrer kleinen Schwester Lottie (4) und dem bisweilen eigenartigen Kater Shady in dem kleinen Örtchen Moderfurt. Ihr Vater ist wohl seit einigen Jahren tot oder so, aber ihre Mutter kann mit ihrem Weidenladen den kleinen Haushalt ernähren. Ihre besten Freunde sind Quinn, der Sohn des Schmieds von nebenan und Folly, die experimentierfreudige Tochter der Inhaber der verrufenen Spelunke „Zum toten Fisch“. Irgendwas liegt jedoch in der Luft, eine Ahnung umgibt sie. Tatsächlich hat sie nachts, als sie herausfinden will, wohin ihre Mutter sich heimlich schleicht, in den Sümpfen eine unheimliche Begegnung mit einem gefährlichen Nobold. Diese Monster galten als ausgemerzt, doch sie scheinen wiederzukommen. Diejenigen, die sie das letzte Mal verjagten, „die Ungeheuerlichen“ hat der Graf von Burg Longchance geächtet. Seine Soldaten haben den Nobolden jedoch nichts entgegenzusetzen. Ob die verbannten Ungeheuerlichen das Dorf noch einmal retten würden? Wer ist der verwegene Fremde, mit dem ihre Mutter sich heimlich trifft? Bei so vielen Geheimnissen kann Rye unmöglich die Hausregeln ihrer Mutter einhalten… Dann überschlagen sich die Geschehnisse und Rye und ihre Freunde, müssen gut überlegen, wem sie vertrauen können!
Der Start war schon etwas unheimlich und geheimnisvoll. So anders ist das Leben in Moderfurt, wo die Zeit ein paar hunderte von Jahren zuvor stehen geblieben scheint. Keine Handys, keine Autos, alles viel bescheidener, aber auch viel ungestümer und spannender! Man erwischt Riley und ihre Freunde sofort zu Beginn bei einer verbotenen Aktion, wie sie nachts heimlich über die Dächer klettern, um an ein verbotenes Buch zu gelangen. Was mag in diesem Buch wohl stehen, dass der Graf es verboten hat? Und warum um alles in der Welt dürfen Mädchen und Frauen nicht lesen lernen? Natürlich bringt Quinn es Folly und Riley dennoch bei, wenn es auch nur mühsam vorangeht, aber Verbotenes ist eben viel interessanter. Meine Jüngste stört sich in Bücher oft daran, wenn Kinder etwas stehlen, aber bei dem Diebstahl des verbotenen Buches, fand sie das überhaupt nicht schlimm. Man kann Mädchen doch nicht verbieten zu lesen! Dann stimmt ja auch ganz viel anderes für sie in dieser Gesellschaft nicht. Es gibt starke gesellschaftliche Unterschiede, zwischen bescheidenen Verhältnissen, wie bei Rye und Folly oder großer Armut, wie den Straßenkindern. Wohlhabend ist allein der Graf, mit dem schönen Namen Morningwig Longchance. Das fanden meine Töchter urkomisch! So gibt es trotz der unheimlichen Geschichte immer wieder Gründe zu schmunzeln und zu kichern. Diese Geschichte wird für Kinder von 11 bis 13 empfohlen und ist ziemlich düster, aber dennoch nie brutal oder abstoßend, auch wenn es beim Showdown wirklich zur Sache geht. Paul Durham schreibt so geschickt, dass selbst die blutigen Kämpfe oder verstümmelnden Sumpfmonster die Kinderseelen nie belasten. Eine fremde Welt, in die man gerne und tief eintaucht. Damit dies schneller gelingt, wird der Bucheinband von einer Übersichtskarte von Moderfurt und Umgebung geziert. Außerdem enthält das Buch hinten ein Glossar mit den wichtigsten Begriffen rund um Moderfurt und die Ungeheuerlichen. Die Gestaltung hat uns ausgeprochen gut gefallen und damit meine ich nicht nur das Cover!
Lange Zeit begleitet man Rye durch Moderfurt und Umgebung und hat nur eine vage Vorstellung von den Ungeheuerlichen. Sie sind so geächtet, dass man nicht über sie sprechen darf, nicht einmal erwähnen! Das ist unglaublich stimmungsvoll beim Lesen, so lange im Ungewissen über die Titelgebenden zu sein. Diese Welt ist so fremd, doch ihre jungen Helden wirken nahbar und vertraut. Man sympathisiert sehr schnell mit ihnen und spätestens als man merkt, wie die Soldaten mit Kindern und Schwächeren umgehen, nimmt man die Seite der Ungeheuerlichen ein, denn die Feinde dieser Brutalos, können eigentlich nicht so schlecht sein. Eine sehr interessante Perspektive für die jungen Leser, mal die gewohnte Ordnung aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten und zu hinterfragen. Dabei kann man schauerlich-schön mitfiebern und wer weiß, am Ende ist eine Fortsetzung nicht auszuschließen!?
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Laura von skylineofbooks für unseren Instagram-Gewinn.
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Montag, 20. April 2020

Völlig hundelos – Nur mit Hund ist das Leben rund! Jo Franklin, Cathy Ionescu, Schneiderbuch Egmont



Völlig hundelos – Nur mit Hund ist das Leben rund! Jo Franklin, Cathy Ionescu, Schneiderbuch Egmont

Becca (10) wünscht sich nichts sehnlicher als einen Hund. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Emily spielt sie immer Hundesalon. Ihr Hundelexikon kann sie schon fast auswendig. Sie ist ganz klar eine Hundeexpertin. Aber ihre Eltern verstehen sie einfach nicht, oder wollen sie einfach nicht verstehen. Ihre Mutter ist mit dem dritten Kind hochschwanger, ihr kleiner Bruder Stevie nervt sie nur und Papa scheint völlig überfordert zu sein. Als wäre das noch nicht schlimm genug, geht ihre beste Freundin Emily nun in die Theater AG und freundet sich dort ausgerechnet mit der eingebildeten Lily an, mit der Becca nichts zu tun haben will. Immer mehr drängt sich Lily zwischen sie und Emily. Ganz klar, wird das das blödeste Weihnachtsfest aller Zeiten! Alles dreht sich nur um die Schwangerschaft und das kommende Baby, Stevie gibt mit seinem neuen Wunschspielzeug an und nur sie bekommt nicht, was sie sich gewünscht hat: einen besten Hundefreund für immer (BHFFI)! Bei dem Weihnachtstreffen im Kreise der Großfamilie geht es ihrem großen Cousin Tim auch nicht besser. Gemeinsam einsam gehen sie an die Tür, als Tims seit Jahren heimlich angeschmachteter Schwarm dort steht. Sie bittet Tim, für eine Woche auf ihren Hund aufzupassen und verschwindet. Als Becca anbietet ihm zu helfen, zieht der riesige Monty plötzlich bei ihnen ein – sehr zum Leidwesen aller übrigen Familienmitglieder!

Welche Familie kennt das nicht? Die Kinder wünschen sich nichts sehnlicher als einen Hund und die meisten Eltern sind dagegen! Dabei haben die Eltern ja noch nicht einmal genügend Zeit für ihre Kinder, da wäre doch der Hund ein super Ausgleich!
Becca geht es genauso und statt Freundschaft hat sie noch dazu ein nutzloses Tagebuch mit Katzencover letztes Jahr geschenkt bekommen. Doch als es ihr so richtig mies geht und ihr niemand ihr zuhören will (denn einen Hund, der ihr immer sein Ohr leihen würde, bekommt sie ja nicht!), beginnt sie in dieses Tagebuch zu schreiben. Darin wird auch stets ihr Hundestatus festgehalten, der zumeist „völlig hundelos“ und damit: erbärmlich! lautet. Diese kurzen Einträge sind eine witzige Abwechslung und ganz ehrlich, wer schreibt mit 10 Jahren schon viel in sein Tagebuch? Es sind wirklich die absoluten Notgedanken! Im Übrigen ist der Roman zwar in Ich-Form erzählt, rein aus Beccas ungeschönter Sicht, aber eben nicht als Tagebuch. Das hat ein sehr angenehmes Schriftbild und wohltuende Schreibweise zur Folge, die einen schnell auf Beccas Seite zieht. Dennoch beginnt es wohl kaum so, wie sie es sich vorstellt, nämlich für den Leser durchaus nachvollziehbar, warum ihre Eltern keinen Hund möchten. Da ich in Beccas Alter aber auch ein neues Geschwisterchen bekam und keinen Hund, kann ich sie super gut verstehen. Nee, liebe Eltern: Babys sind wirklich für über Zehnjährige kein angemessener Ersatz für einen Hund! Babys sind was für Eltern, nicht für Kinder. Die machen das Spielzeug kaputt und man muss immer aufpassen, dass man nichts rumliegen lässt! Irgendwie schon ein bißchen wie ein Hund ;) Ich musste bei der Lektüre sehr schmunzeln, während meine Tochter, absolut auf Beccas Seite stand! Man kann sich sehr gut in sie hineinfühlen. Es ist sehr emotional geschrieben und weil bei ihr wirklich alles schief zu gehen scheint, irgendwie auch ein bisschen traurig. Das fand meine Tochter aber gar nicht schlimm, denn sie hatte das Buch zuvor schon durchgeblättert und dabei gesehen, dass alles gut ausgeht und so konnte sie den Schmerz der jungen Heldin besser verkraften. Das Ende ist sehr süß, sehr turbulent und ganz schön aufregend, mit einem verschmitzen Augenzwinkern, was uns sehr gut gefiel. Allgemein konnten wir trotz der Ungerechtigkeiten, die unserer Heldin immer wieder widerfahren sind, doch auch wirklich oft kichern.

Die Illustrationen von Cathy Ionescu sind sehr schön. Sie passen stets genau zum Text und sind auch immer an der richtigen Stelle abgedruckt. Meine Tochter stört sich nämlich extram an Ungenauigkeiten bei Illustrationen, oder Abbildungen an der falschen Stelle. Hier passt es genau! Die Illustratorin hat das Buch offensichtlich gründlich gelesen und ihre Liebe zur Geschichte spürt man den kleinen Zeichnungen und Pfotenabdrücken an.

Ein wirklich schönes Buch, für junge Hundefreundinnen, das es den Eltern aber noch schwerer machen dürfte, sich gegen die Anschaffung eines Hundes zu wehren. Wobei, es wird auch ganz deutlich, wie viel Verantwortung so ein Hund mit sich bringt, wie viel Arbeit und Erziehung und er ganz sicher nicht unbedacht verschenkt werden sollte, denn er lebt und hat Gefühle und wird nicht mal eben an der Steckdose aufgeladen! Vieles über das Leben mit Hund lernt man eben doch erst im Selbstversuch und das kann bisweilen desillusionierend sein, mangels Ausknopf fürs Tier. Es ist wirklich sehr empfehlenswert: lustig und emotional, regt es doch auch zum Nachdenken an.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Buchcontact und dem Schneiderbuch Egmont Verlag für unser Rezensionsexemplar.

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