Montag, 6. Januar 2020

The DAD Lab, mit Papa coole Sachen machen, 40 einfache und witzige Experimente, Sergei Urban, cbj



The DAD Lab, mit Papa coole Sachen machen, 40 einfache und witzige Experimente, Sergei Urban, cbj

Tja, um cool zu sein, muss man kein Superstar sein, man kann sich als Eltern auch einfach was einfallen lassen, oder auf die Fragen seiner Kinder achten und sie fantasievoll beantworten, so wie der Wirtschaftswissenschaftler Sergei Urban, als Vollzeitvater zweier Söhne. Wie sie die Welt betrachten und in Frage stellen, gibt ihm Anlass die Mechanismen hinter den Phänomenen zu hinterfragen, zu recherchieren und wenn möglich, mit einfachen Mitteln aus dem Küchenschrank zu reproduzieren und erklären. Er lebt mit seiner Familie in London und betreibt sehr erfolgreich auf YouTube, Twitter, Instagram und Facebook @TheDadLab, wo er mit seinen Söhnen stetig Neues ausprobiert. Das Buch ist ursprünglich auf Englisch erschienen und es ist so erfolgreich, dass dort sogar bereits ein Nachfolgeband mit 50 Experimenten (10 davon sind neu) erschienen ist, allerdings wohl mit Illustrationen statt der wirklich hochwertigen Fotografien.


Auch wenn Sergei Urban betont, dass er weder Lehrer noch Forscher ist, ist dieses Buch super anregend nicht nur für Eltern, sondern auch für Lehrer. Viele dieser kleinen Experimente ab 4 Jahren lassen sich auch gut in den Schulalltag integrieren. So z.B. der Kohlenstoffdioxid- Feuerlöscher im Sachunterricht beim Thema Feuerwehr. Da werden nicht nur Jungsaugen strahlen, sondern alle Kinder der Klasse, werden diese Unterrichtsstunde ganz sicher nicht vergessen. Es ist einfach beeindruckend, wenn man Kerzen durch ein Gas, also optisch durch nichts, löscht. Mein Mann als Oberlehrer (also Ausbilder u.a. für inklusiven Unterricht auch für Sachunterricht) war von diesen Experimenten ebenso angetan, wie meine Grundschullehrerfreundin. Ich hatte vor allem geplant, mal interessante gemeinsame Abwechslung für die Ferien zu finden, für meine forschungsfreudige Jüngste. Diese Experimente sind zwar bereits ab 4 Jahren, es heißt aber nicht, dass sie nicht auch ältere Kinder zum Staunen bringen können. Bei Älteren könnten nur einige der Vorschläge bereits bekannt sein, wie in unserem Fall der Grasigel, den wir als Kresseigel bauten, oder die eingefrorenen Dinos, die für den besten Kindergeburtstag bei meiner Freundin sorgten. Die Experimente funktionieren also tatsächlich. Oft gibt es auch Alternativen, so haben wir auch schon riesige Seifenblasen mit Eimer und Wollschnüren geschaffen, ohne, dass es eines Plantschbeckens und eines Hulahoop-Reifens bedarf. Es ist aber für kleine Kinder in der Tat sehr beeindruckend, wenn ein Kind im Pool stehend in eine riesige Seifenblase gehüllt wird. Allerdings eher ein Effekt für die Sommerferien, im Winter sind dann die eingefrorenen Dinoeier praktischer, oder mit Wollschnüren kann man die gesamt Geburtstagsgesellschaft gleichzeitig riesigen Seifenblasen testen lassen.. Richtig schnell einfach und für Kinder ein riesiger Spaß ist der auch der Glibberschleim mit Wasser und Speisestärke. Ja, es gibt ausgebufftere Rezepte für Ältere, aber dieses ist schneller und gerade darin liegt der Reiz für die Kleinen. Auch finde ich es sympathischer als tubenweise Kleber und Kontaktlinsenmittel zu „verschwenden“ und deutlich günstiger. Bis auf Lebensmittelfarbe und durchsichtiger Einwegbechern hat man eigentlich alles schon zu Hause, was man benötigt. Ach ja, statt Glycerin kann man auch Tapetenkleister für die Superseifenblasen benutzen. Den haben wir genau zu diesem Zweck tatsächlich immer im Haus.


Sehr schön finde ich, dass für die Experimente nur Alltagsgegenstände benötigt werden und sie nicht aufwendig oder zeitintensiv sind. Dadurch funktionieren sie auch bei kleineren Kindern mit kürzerer Konzentrationsspanne und sie lassen sich eben gut in den Schulalltag integrieren.

Die Erklärungen sind gut verständlich und die Fotos machen neugierig. Man nimmt das Buch in die Hand und hat sofort Lust es nachzumachen. Die Fotos und Erklärungen sind sehr ansprechend gestaltet. Außerdem werden immer wieder Anregungen gegeben in welche Richtung weitere, aufbauende Experimente geführt werden könnten. Meine 10 – jährige Tochter hat sich daher das Buch geschnappt und durchgelesen und nun die Planung vorgenommen, eingeteilt in: haben wir schon gemacht, müssen wir noch dringend machen! Es empfiehlt sich diese Dinge in Küche, Bad oder Freien auszuprobieren ;)

Dieses Buch soll vor allem eins: zeigen, dass man auch mit kleinen Kindern schon richtig erstaunliche Phänomene aus dem Küchenschrank hervor kitzeln kann und die Neugier für Wissen und Wissenschaft wecken! Es ist sind aber auch viele Ideen dabei, mit denen man bei Kindergeburtstagen richtig Eindruck schinden kann. Kinder lieben solche Aktionen! Wenig Aufwand, großer Effekt und bleibt länger im Gedächtnis als noch ein Tag im Indoorspielplatz....

Von erfahrenen Eltern, Lehrern und Kindern geprüft und empfohlen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei cbj für diese gelungenen Ideen und die, die da noch kommen werden!

Samstag, 4. Januar 2020

Bullenbrüder (1) Tote haben keine Freunde, Rath & Rai, Christoph Maria Herbst, Argon Verlag, 6 CDs 7 h 50 Minuten ungekürzt



Bullenbrüder (1) Tote haben keine Freunde, Rath & Rai, Christoph Maria Herbst, Argon Verlag, 6 CDs 7 h 50 Minuten ungekürzt

Holger Brinks ist Anfang/Mitte 40 und Kriminalhauptkommissar bei der Mordkommission. Ihm wurde mittlerweile eine jüngere Chefin vor die Nase gesetzt, nicht weil sie so gut ist, sondern weil Frauen im Staatsdienst gefördert werden müssen. Seine Ehe mit Journalistin Sandra (42) durchläuft gerade eine schwierige Phase. Sohn Lukas (gerade 15) ist kaum zu Hause und nicht sehr gesprächig, Tochter Ellen macht gerade ein Auslandsjahr. Da taucht plötzlich sein Bruder Charlie auf, der als Privatdetektiv nach  Amerika gegangen war, nachdem er mal kurz was mit Sandra hatte, vor und nach deren Heirat mit Holger. Charlie hat es nicht so mit Bindungen und genießt lieber das Leben, weshalb ihm Holger 20 Jahre lang monatlich 600,- € für seinen Anteil am Elternhaus überwies. Pardon, Sandra sieht dies etwas anders, denn wenn sie Holger nicht den Rücken freigehalten hätte, hätte er auch nicht die monatliche Rate für ihr Haus, nicht sein Haus, zahlen können... Nun denn, Charlie ist schon länger wieder in der Stadt, aber gerade von seiner letzten Flamme vor die Tür gesetzt worden und  braucht nun dringend ein Dach über dem Kopf. Auf gar keinen Fall meint Holger, doch irgendwie landet Charlie im Gartenhaus auf einer Luftmatratze und zu dem aktuellen Mordfall im Berliner Rotlicht-/Drogen-/Bordellmilieu hat er so seine ganz eigenen Ideen. Im Fahrstuhl der exklusiven Privatetage eines heruntergekommenen Luxushotels liegt der engste Vertraute des greisen Berliner Unterwelt-Ex-Bosses, neben ihm ein Aktenkoffer voller Koks. Charlie kennt die Kreise besser, als Holger ahnt.


Ein humorvoller Krimi, der seine Pointen zumeist der angespannten Lage der ungleichen Brüder verdankt, die sich aber ermittlungstechnisch erstaunlich gut ergänzen. Oh Mann, ich kann den biederen Beamten verstehen! Solch ein Bruder würde mich auch wahnsinnig machen! Es muss ihn aber auch noch dazu wurmen, dass dieser verantwortungslose Chaot dann auch noch solch einen Schlag bei den Frauen hat. Wie macht er das bloß? Doch diesmal trifft Charlie auf eine Frau, die ihm den Verstand und den Atem raubt. Dummerweise ist sie nicht ganz ohne, denn sie ist eine Edelprostituierte und Kunststudentin. Ausgerechnet der Sohn des invaliden Gangsterbosses engagiert Charlie, die schöne Nikita nicht aus den Augen zu lassen, als ob er das freiwillig tun würde? Holgers Gedanken an die Frauen in seinem Leben sind da nicht ganz so rosig, aber immerhin hat er ein Dach über dem Kopf, ein Badezimmer ohne Zuschauer und einen wohl sortierten Weinkeller, auch wenn dieser im Lauf der Ermittlungen deutlich zusammenschrumpfen wird. Ja, hier wird getrunken, gekokst und geh... das gibt dieser Geschichte einen gewissen 70er-Jahre Touch, gepaart mit Charlies Autovorlieben. Das mag auch an der Einrichtung der Etablissements liegen, die schon bessere Zeiten gesehen haben, doch Sandras Vor- und Einwürfe sind absolut zeitgemäß. Irgendwie gefallen mir diese Zeitparadoxen. Eigentlich ist es ja so gar nicht meine Welt, aber irgendwann mochte auch ich Charlie, der hervorragend zu Starsky and Hutch gepasst hätte. Mit seinem nervtötend sonnigen Gemüt schafft er es aber, seinem im alltäglichen Trott gefangenen Bruder Beine zu machen und über sich und sein Leben nachzudenken. Eine Tätigkeit die Charlie selbst zumeist erfolgreich ignoriert. Die beiden Brüder sind wie Feuer und Wasser und geben somit der Story ihren Esprit, ihren Schwung und auch ihren Titel. Wobei ich sagen muss, dass ich diesen Fall für einen humorvollen Krimi erstaunlich kniffelig und spannend finde. Bisweilen geht die Tätersuche in den Querelen etwas unter, wird jedoch nie ganz vergessen. Der Fall ist in sich abgeschlossen und wird auch in sich schlüssig gelöst, wobei es mich auch wirklich überrascht hat, es ist nicht so eine 08/15 Lösung. Die privaten Zwistigkeiten schwelen weiter, ein Garant für Fortsetzungen (zwei gibt es ja auch schon).

Christoph Maria Herbst als Sprecher ist wieder unnachahmlich. Wie Sandra und Holger bei jedem Wort des anderen sich an die Gurgel zu gehen scheinen oder sich böse anschweigen, da hat man das Gefühl, er kennt das, hat es alles schon mal selbst gehört...aber so geht es einem ja auch mit dem Brüderzwist, dem senilen Unterweltkönig, seinem leicht debilen Kronprinzen, dem servilen Jungkommissar, der lustgeneigten Nachwuchskommissarin... Das kann er doch noch nicht alles selbst erlebt haben?! Na ja, vielleicht in seiner Fantasie, wobei ich ihm selbst dort einige der Telefonate gerne ersparen würde ;) Völlig bravourös und knurztrocken bringt er selbst die peinlichsten Situationen zu Gehör. Da kann man dann auch als Zuhörer nicht ernst bleiben. Er ist einfach ein Garant für Hörvergnügen.

Auf jeden Fall werde ich die Reihe weiter hören!

Vielen lieben Dank an den Argon Verlag für dieses kurzweilig, lässig, knurztrockene Rezensionsexemplar!

Hier findet Ihr die Hörprobe: