Das Dach muss vor dem Winter drauf – Die Online-Omi baut ein Haus, Renate
Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, DerAudioVerlag, 3 CDs 3 h 35 Minuten.
Zur Person: Renate Bergmann 82 Jahre, geb.
Strelemann wohnt in Berlin-Spandau, kommt aus dem Osten, Trümmerfrau, vierfach
verwitwet, eine Tochter Kerstin, die in Köln lebt, aber sie hat ja noch Neffen
Stefan mit Familie vor Ort, den Senioren-Club, ihre Schulfreundin Ilse und
ihren Mann Kurt und die Nachbarn.... Da ist natürlich immer was los, denn eine
Renate Bergmann ist organisiert und will was erleben und nicht den ganzen Tag
auf dem Sofa vor dem Fernseher hocken!
Nun kann es jedem Mal passieren, daß er was vergisst, bei älteren Menschen
schrillen dann aber immer gleich die Alarmglocken,weil alle immer sofort an
Alzheimer denken! So kommt es, daß Renate Bergmann über einem kurzen Plausch
(nur 40 Minuten!) an der Haustür mit einer lieben alten Bekannten, doch
tatsächlich die Kartoffeln oben in der Wohnung auf dem Herd vergessen hat! Ein
furchtbarer Gestank, aber kein großer Schaden, nur denkt sie nach, was denn
später mal aus ihr werden soll, wenn sie nicht mehr so gut beeinander ist. Zu
Tochter Kirsten will sie auf keinen Fall! Aber es gibt ja auch noch Stefan, den
Neffen ihres ersten Gatten, daß ist doch ein ganz netter und er ist ja auch so
hilfsbereit und seine Frau die Ariane ist eine ganz Patente, und die kleine
Lisbeth, die liebt sie ja wie eine eigene Enkelin! Nun kommt es, daß Stefan und
Ariane unangekündigt vorbei kommen und eine Renate Bergmann merkt gleich: die
Ariane ist wieder schwanger! Eigentlich wunderbar, doch ihre Wohnung ist ja
jetzt schon viel zu klein und mit noch einem Kind und Berlin ist doch jetzt schon
fast unbezahlbar! Zum Glück fällt Freundin Ilse ein, daß Renate doch mal von
Ehemann Nr. 3, dem Taugenichts ein Grundstück im Todesstreifen geebert. Es
liegt optimal und da könnten doch Stefan und Ariane ein Häuschen mit
Einliegerwohnung für sie bauen. Natürlich will sie da erst einziehen, wenn sie
nicht mehr so gut beeinander ist. Sie will den jungen Leuten ja nicht zur Last
fallen und sie hat ja auch noch so viel, worum sie sich in ihrem Haus und im
Senioren-Club und überhaupt kümmern muss! Also bauen Stefan und Ariane ein Haus
unter der gestrengen Aufsicht von Renate Bergmann und der Rentnergang!
Ein Haus zu bauen ist doch immer ein Abenteuer vor allem, wenn mehrere
Generationen beteiligt sind. Und dann gibt es ja auch noch die wohlmeinenden
Nachbarn, Passanten und die Kollegen, die mitanpacken wollen und sich alles ein
bißchen einfacher vorgestellt haben. Natürlich lässt Renate Bergmann in ihre
Anekdoten vom Bau auch immer wieder Erinnerungen an ihre Vergangenheit, ihre
verschiedenen Männer, Tochter Kirsten auf der Suche nach ihrer inneren Mitte,
die Emanzipation, die Nachbarn und alles was die Welt einer Renate Bergmann so
bewegt mit einfließen. Dazu kommen ein paar DDR-Erinnerungen und
Haushaltstipps, die der patenten Ariane sicherlich gut täten, aber die will ja
nicht! Ariane will noch eine ganze Menge mehr nicht, aber so ist das halt und
wir wollen ja auch nicht zu viel verraten! So erzählt Carmen-Maja Antoni als
Renate Bergmann schön schnodderig frei von der Seele, mit viel Herz, Humor und
Berliner Schnauze. Trotz ihrer bisweilen süffisanten Erinnerungen an die
verstorbenen Gatten oder die geänderten Zeiten auch im Liebesleben, war dieser
Band wieder familientauglich (zumindest ab 9 Jahren). Bei einigen Szenen war
ich mir nicht ganz sicher, ob die Kinder alles so verstanden haben, ich ließ
sie mal so stehen. Man kann den Witz ja auch wegdiskutieren. Hier liegt er in
der Kombination aus der schnoddrigen Erzählweise, den stereotypen Floskeln
dieser Generation und dem Blick fürs Detail, der uns bisweilen alle aufs Korn
nimmt und bei dem man sich auch ein bißchen ertappt fühlt.
Auch wenn die Generationen nicht immer einer Meinung sind, so wird ganz
deutlich, daß jede Generation ihre Vor- und Nachteile hat, und immer mal wieder
jemand aus dem Rahmen fällt, so wie Kirsten. Carmen-Maja Antoni ist die ideale
Besetzung mit Biss. Sie klingt so herrlich erdig, handfest, herzlich und
bisweilen ein bißchen durchtrieben, wenn man da so an..... denkt.
Meine Kinder sind sehr froh, daß Renate Bergmann mit ihren 82 Jahren noch
so fit ist, alleine in ihrer Wohnung zu wohnen und sich um ihre Freunde und die
Nachbarn zu kümmern, so können wir noch viele neue Episoden aus der Feder von
Torsten Rohde, Jahrgang 74, dem Kopf hinter der unverwüstlichen Online-Omi
erwarten. Humorvolle, kurzweilige Unterhaltung, die Autofahrten mit der Familie
für alle zum Spaß macht. Auch wenn mir nun wieder klar ist, was für eine
schlechte Hausfrau ich doch bin ;)
Wir bedanken uns ganz herzlich beim Der Audio Verlag für dieses
Rezensionsexemplar für die ganze Familie.
Hier findet Ihr die Hörprobe!