Sonntag, 25. August 2019

Das Dach muss vor dem Winter drauf – Die Online-Omi baut ein Haus, Renate Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, DerAudioVerlag, 3 CDs 3 h 35 Minuten.



Das Dach muss vor dem Winter drauf – Die Online-Omi baut ein Haus, Renate Bergmann, gelesen von Carmen-Maja Antoni, DerAudioVerlag, 3 CDs 3 h 35 Minuten.

Zur Person: Renate Bergmann 82 Jahre, geb. Strelemann wohnt in Berlin-Spandau, kommt aus dem Osten, Trümmerfrau, vierfach verwitwet, eine Tochter Kerstin, die in Köln lebt, aber sie hat ja noch Neffen Stefan mit Familie vor Ort, den Senioren-Club, ihre Schulfreundin Ilse und ihren Mann Kurt und die Nachbarn.... Da ist natürlich immer was los, denn eine Renate Bergmann ist organisiert und will was erleben und nicht den ganzen Tag auf dem Sofa vor dem Fernseher hocken!

Nun kann es jedem Mal passieren, daß er was vergisst, bei älteren Menschen schrillen dann aber immer gleich die Alarmglocken,weil alle immer sofort an Alzheimer denken! So kommt es, daß Renate Bergmann über einem kurzen Plausch (nur 40 Minuten!) an der Haustür mit einer lieben alten Bekannten, doch tatsächlich die Kartoffeln oben in der Wohnung auf dem Herd vergessen hat! Ein furchtbarer Gestank, aber kein großer Schaden, nur denkt sie nach, was denn später mal aus ihr werden soll, wenn sie nicht mehr so gut beeinander ist. Zu Tochter Kirsten will sie auf keinen Fall! Aber es gibt ja auch noch Stefan, den Neffen ihres ersten Gatten, daß ist doch ein ganz netter und er ist ja auch so hilfsbereit und seine Frau die Ariane ist eine ganz Patente, und die kleine Lisbeth, die liebt sie ja wie eine eigene Enkelin! Nun kommt es, daß Stefan und Ariane unangekündigt vorbei kommen und eine Renate Bergmann merkt gleich: die Ariane ist wieder schwanger! Eigentlich wunderbar, doch ihre Wohnung ist ja jetzt schon viel zu klein und mit noch einem Kind und Berlin ist doch jetzt schon fast unbezahlbar! Zum Glück fällt Freundin Ilse ein, daß Renate doch mal von Ehemann Nr. 3, dem Taugenichts ein Grundstück im Todesstreifen geebert. Es liegt optimal und da könnten doch Stefan und Ariane ein Häuschen mit Einliegerwohnung für sie bauen. Natürlich will sie da erst einziehen, wenn sie nicht mehr so gut beeinander ist. Sie will den jungen Leuten ja nicht zur Last fallen und sie hat ja auch noch so viel, worum sie sich in ihrem Haus und im Senioren-Club und überhaupt kümmern muss! Also bauen Stefan und Ariane ein Haus unter der gestrengen Aufsicht von Renate Bergmann und der Rentnergang!


Ein Haus zu bauen ist doch immer ein Abenteuer vor allem, wenn mehrere Generationen beteiligt sind. Und dann gibt es ja auch noch die wohlmeinenden Nachbarn, Passanten und die Kollegen, die mitanpacken wollen und sich alles ein bißchen einfacher vorgestellt haben. Natürlich lässt Renate Bergmann in ihre Anekdoten vom Bau auch immer wieder Erinnerungen an ihre Vergangenheit, ihre verschiedenen Männer, Tochter Kirsten auf der Suche nach ihrer inneren Mitte, die Emanzipation, die Nachbarn und alles was die Welt einer Renate Bergmann so bewegt mit einfließen. Dazu kommen ein paar DDR-Erinnerungen und Haushaltstipps, die der patenten Ariane sicherlich gut täten, aber die will ja nicht! Ariane will noch eine ganze Menge mehr nicht, aber so ist das halt und wir wollen ja auch nicht zu viel verraten! So erzählt Carmen-Maja Antoni als Renate Bergmann schön schnodderig frei von der Seele, mit viel Herz, Humor und Berliner Schnauze. Trotz ihrer bisweilen süffisanten Erinnerungen an die verstorbenen Gatten oder die geänderten Zeiten auch im Liebesleben, war dieser Band wieder familientauglich (zumindest ab 9 Jahren). Bei einigen Szenen war ich mir nicht ganz sicher, ob die Kinder alles so verstanden haben, ich ließ sie mal so stehen. Man kann den Witz ja auch wegdiskutieren. Hier liegt er in der Kombination aus der schnoddrigen Erzählweise, den stereotypen Floskeln dieser Generation und dem Blick fürs Detail, der uns bisweilen alle aufs Korn nimmt und bei dem man sich auch ein bißchen ertappt fühlt.

Auch wenn die Generationen nicht immer einer Meinung sind, so wird ganz deutlich, daß jede Generation ihre Vor- und Nachteile hat, und immer mal wieder jemand aus dem Rahmen fällt, so wie Kirsten. Carmen-Maja Antoni ist die ideale Besetzung mit Biss. Sie klingt so herrlich erdig, handfest, herzlich und bisweilen ein bißchen durchtrieben, wenn man da so an..... denkt.

Meine Kinder sind sehr froh, daß Renate Bergmann mit ihren 82 Jahren noch so fit ist, alleine in ihrer Wohnung zu wohnen und sich um ihre Freunde und die Nachbarn zu kümmern, so können wir noch viele neue Episoden aus der Feder von Torsten Rohde, Jahrgang 74, dem Kopf hinter der unverwüstlichen Online-Omi erwarten. Humorvolle, kurzweilige Unterhaltung, die Autofahrten mit der Familie für alle zum Spaß macht. Auch wenn mir nun wieder klar ist, was für eine schlechte Hausfrau ich doch bin ;)

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Der Audio Verlag für dieses Rezensionsexemplar für die ganze Familie.

Hier findet Ihr die Hörprobe!

Freitag, 23. August 2019

Schrebergarten Kochbuch – Genuss aus dem Laubengarten, Christiane Leesker & Vanessa Jansen, Südwest Verlag



Schrebergarten Kochbuch – Genuss aus dem Laubengarten, Christiane Leesker & Vanessa Jansen, Südwest Verlag

Klappentext: Dieses liebevoll gestaltete und wunderschön fotografierte Buch schenkt vielfältige Einblicke in städtische Kleingarten-Oasen und erzählt die ganz persönlichen Geschichten ihrer Bewohner. Eine neue Generation der Laubengärtner lädt Sie zu einer kulinarischen Reise durch ihre international gefärbten Küchen ein. Werfen Sie einen Blick über den Zaun – und den Tellerrand – und genießen Sie Rhabarkuchen mit Baiser, Birnen-Chutney, Russischen Borschtsch oder Quittenmuffins! Und da die Ernte oft zu üppig ausfällt, um sofort verzehrt zu werden, haben die Autorinnen zusammen mit den über 70 saisonalen Rezepten auch zahlreiche Tipps zum Einkochen und Konservieren gesammelt.

Hinsichtlich der Erwartungshaltung an dieses Buch ist der Klappentext sehr wichtig. Es ist kein reines Kochbuch, sondern eben auch ein Wellness- und Wohlfühlbuch, daß sich durch wunderschöne stimmungsvolle Gartenfotos auszeichnet. Die Rezepte sind gut verständlich und leicht nachzukochen, aber nicht immer unbedingt sehr originell und einzigartig, wie z.B. Mirabellenpfannkuchen. Diese waren natürlich einfach, kamen bei den Kindern auch gut an, aber der Teig ist recht flüssig und erinnert schon mehr an Crèpes-Teig, als fluffige Pfannkuchen. Interessant fand ich das italienisch Brotsalatrezept. Das scheint gerade sehr angesagt zu sein, ein Trend der aber völlig an mir vorbei gegangen ist. Sehr praktisch um altes Brot zu verarbeiten, aber etwas aufwendig. Da sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt es ein wenig zu vereinfachen. Die Tomatencrostinis waren auch sehr lecker, wobei ich die Empfehlung, sie auf dem Toaster zu rösten der praktisch fand, viel praktischer als meine bisherige Variante in der Pfanne. Sie waren auch sehr schnell verputzt. Sehnsüchtig habe ich auf besseres Wetter gewartet, da kalte Suppen wie das span. Gazpacho bei Regen weniger gut ankommen, aber die nächste Hitzewelle steht bevor und die Zutaten liegen fast alle bereit (die Tomaten haben sich etwas dezimiert). Es wird nicht Hausmannskost serviert, sondern Gartenrezepte aus den schönsten Gärten Europas mit ihren Küchenkniffen.

Was mir auch fehlte war ein Verzeichnis sortiert nach den Hauptgartenzutaten. Ich wollte ja gerne Zutaten aus dem Garten verwenden und hatte somit jede Menge Brombeeren zur Verarbeitung. Ich fand kein Verzeichnis, in welchem ich so etwas fand und blätterte daher das ganze Buch durch. Jede Menge Himbeeren, Erdbeeren Johannisbeeren, aber keine Brombeeren. Gut, man kann die Beerensorte auch austauchen, denn ob ich nun Erdbeermarmelade oder Brombeeremarmelade koche, das Prinzip ist das Gleiche. Das Rezeptregister ist entsprechend des Buchaufbaus nach Jahreszeiten geordnet und innerhalb der Jahreszeiten alphabetisch. Wer z.B. Brombeerrezepte  sucht, kann dann also unter B bei Sommer oder Herbst schauen und findet nichts. Es ist unnötig durch das ganze Buch zu blättern. Anschließend gibt es noch ein Rezeptregister nach der Art des Rezeptes und hier findet man dann auch die Einmach- und Einlegerezepte mit Seitenzahlen, die auf dem Einband als „Mit Tipps & Anleitungen zum Einkochen & Haltbarmachen“ beworben werden. Diese sind nicht an einer Stelle gebündelt, sondern über das ganze Buch verteilt. So gibt es z.B. ein Rezept für eingelegte Zucchini im Herbstteil. Unter dem Rezept, wie auch unter den übrigen, stehen dann die Tipps in einem mittelgrünen Schreibschriftdrucktypus. Diese Schrift ist ausgesprochen hübsch, aber nicht gut lesbar, sowohl vom Schrifttypus als auch von der Farbe her. Im Halbdunkel ist sie kaum lesbar, so daß ich nachmittags extra das Licht einschalten musste, obwohl es ansonsten nicht nötig war.


Das Buch ist ausgesprochen ansprechend und ästhetisch, aber nicht sehr praktisch. Es ist ein wunderschönes Geschenkbuch, aber als Kochbuch enthält es mir zu wenige Rezepte im Verhältnis zum Preis. Das ist aber auch etwas eine Typfrage. Die Fotos zu den Rezepten sind sehr ansprechend, aber die übrigen Stimmungsbilder auf 2 Doppelseiten hätte ich lieber gegen mehr Rezepte eingetauscht. Einige Schrebergartenseiten, enthalten in den Texten neben den Bildern allerdings einige gute Tipps versteckt, z.B. wie man durch eine ausgestopfte braune Papiertüte nestbauwillig Wespen auf Distanz hält. Ein Tipp für den ich früher wahrscheinlich getötet hätte, bei der geringen Anzahl von Wespen dieses Jahr, bin ich allerdings eher geneigt sie noch zusätzlich zu füttern, als sie zu verjagen (was ja viel besser ist, als sie zu töten, selbst auf biologische Weise). Um wirklich alle für einen persönlich wichtigen Tipps zu erwischen, muß man es wirklich von vorne bis hinten lesen, da diese immer wieder in das Buch eingearbeitet und nicht an einer markierten Stelle im Buch gebündelt oder besonders markiert sind. Es ist eben mehr ein Wohlfühlkochbuch, als eines der alten Schule, ganz strukturiert und übersichtlich. Hier bringt das Lesen den Genuss und gleichzeitig wird das Schrebergarten-Image entstaubt und aus der Spießerecke befreit als Wohlfühloase präsentiert. 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Südwest Verlag für dieses wunderschöne Rezensionsexemplar.