Montag, 24. Dezember 2018

Winter, Liebe und ein Wiesel, Emma Wagner, gesprochen von Dagmar Bittner, Vertrieb Nova MD



Winter, Liebe und ein Wiesel, Emma Wagner, gesprochen von Dagmar Bittner, Vertrieb Nova MD

Juli ist 23 und alleinerziehende Mutter einer Fünfjährigen, Weihnachtsmuffel und ihre Mutter und ihre Großtante Clara erzieht sie eigentlich gleich mit. Allerdings ist Tochter Leni sehr viel einsichtiger als ihre exzentrische Großtante oder ihre eigenwillige Mutter, die im Erdgeschoß von Tante Claras Gründerzeit Villa ein erfolgloses Antiquariat betreibt. Doch auch das ist in Gefahr, weil ein wildfremder Mann behauptet, er sei der rechtmäßige Eigentümer und die Damen der Familie müssten zum Jahresende räumen. Die unbezahlten Rechnungen türmen sich auf, denn durch die frühe Mutterschaft hat Juli ihr Abitur nie beendet und muß nun mit einem ziemlich miesen Bürojob vorlieb nehmen. Wenn sie nur dazu käme und nicht ihre Mutter ständig zum Arzt kutschieren müsste oder von ihren älteren Schwestern mit Zusatzaufgaben betraut würde. Sie ist einfach zu nett und kann nicht nein sagen. Ihre Vorgesetzte ist ein Ekel und als sie ihren Chef um eine Beförderung bittet, bricht er bei ihrem Anblick zusammen. Und immer wieder kreuzen ihre Wege den des gutaussehenden Fremden, der ihrer alten Schrottkiste Starthilfe gibt, als er morgens nicht anspringt, und der ihr bei einem peinlichen Koch-Speed-Dating über den Weg läuft und und und... Zwischen alldem rieselt leise der Schnee und Weihnachten kommt trotz aller Katastrophen immer näher.

Dagmar Bittner, die mit ihrer jugendlich, fröhlichen Stimme durch diese heitere Romanze führt ist eine tolle Wahl. Durch ihre warme Stimmnuance wirken alle Beteiligten gleich viel sympathischer, auch wenn ich Julis Bürofreundin Melli mit ihrem Seifenoperntrick anstrengend finde. Juli mag ich eigentlich, allerdings lässt sie sich von ihrer Familie ganz schön einspannen, weil sie nicht nein sagen kann. Der gutaussehende Fremde, lässt ihr Herz höher schlagen, seine Augen, sein flacher Bauch, er scheint einfach perfekt, bis sie mit ihm aneinander rasselt, durch ein dummes Missverständnis. Hier kamen Juli und ich in einen Konflikt. Wenn Frauen mit Speckröllen von Männern Waschbrettbäuche erwarten, finde ich es schon etwas frech. Frau darf natürlich auch Männer mit Six-Pack lieben, aber solche Forderungen zu stellen, die man selbst nicht einhalten kann... da erwarte ich von Erwachsenen schon mehr nachsicht. Leo hingegen ist Mister Perfect. Hammerbody, seelenvolle Augen, aufmerksam, humorvoll, verständnisvoll, kinderlieb, geschickt, Retter in der Not, ein toller Schlittschuhlehrer... so viel Perfektion bereitet mit eine wenig Zahnschmerzen und ich werde dann leicht sarkastisch. Da war ich dann immer sehr froh über die schräge Tante Clara, die etwas aufdringlichen Schwestern und die super neugierige Mutter. Neben jeder Menge Missverständnisse und Schwierigkeiten, die überwunden werden müssen, gibt es natürlich noch das namensgebende Wiesel, das für zusätzliche Turbolenzen sorgt. Es ist eigentlich ständig was los, gelangweilt habe ich mich nie. Die Geschichte lässt sich gut hören, zum Schmachten kam ich aber leider nicht, da mir Leo einfach zu perfekt war. Er ist noch dazu zärtlich und ein ausdauernder und exzellenter Liebhaber, ja soviel Perfektion macht mich tatsächlich sarkastisch. Ich lege nun auch keinen Wert auf Liebesszenen mit Schmierpocke, aber das ist dennoch etwas viel des Guten. Ich frage mich nun ernsthaft, ob ich nicht inzwischen bei Liebesromanen für Jugendliche toleranter bin, da ich ihnen die uneingeschränkte Begeisterung einfach eher abnehme, da sie noch nicht durch Negativerfahrungen vorbelastet sind. Sorry, ich werde vielleicht langsam alt, es gibt genügend Liebhaberinnen von Mr. Perfect und Juli ist vielleicht manchmal etwas naiv, aber sie ist nicht blöd oder unangenehm, sondern durchaus sympathisch. Genervt hat mich daher weder Juli noch die Geschichte. Meine persönlichen Highlights, waren das Kochspeed-Dating, dessen vermeintlichen kulinarischen Verführungen mich beim Blick in die Weihnachtsfeinkostangeboten noch immer schmunzeln lässt, vor Grauen und der Weihnachtsmarktstand des Kindergartens. Da habe ich mich doch im Nachhinein gefreut, daß solch ein Stand in unserem Weihnachtsdorf nicht möglich ist, hier darf niemand frieren und alle deutlich netter waren, aber es kommen dennoch Erinnerungen hoch.

Diese MP3-CD sind optimal zum Hören auf einem PC oder ähnlichem Abspielgerät. Die Kapitel des Buches finden sich in den Tracks wieder. Aufgrund der Kapitellängen, werden sie dann immer noch in Untertracks geglieder, die zum Teil knapp 40 Minuten lang sind und von herkömmlichen portablen CD-MP3-Playern nicht erkannt werden, mein Autoradio erkennt sie, macht aber Kapriolen im Rückwärtsgang, so daß so lange Tracks sehr unpraktisch sind, weil man entweder das Trackende verpasst oder von vorne anfangen muss, wenn mal was dazwischen kommt. Die Tonqualität und die Aufmachung gefallen mir allerdings sehr gut. Neben der fantastischen Sprecherin möchte ich noch das absolut winterliche Setting loben. Bei soviel Schneegestöber steigert sich wirklich die Vorfreude auf Weihnachten, diesmal nicht sarkastisch.

Eine angenehme Winterromanze, mit wunderbarer Sprecherin.

Sonntag, 23. Dezember 2018

Was Jungs mit 15 wollen und warum ich das weiß, Heike Abidi, Oetinger



Was Jungs mit 15 wollen und warum ich das weiß, Heike Abidi, Oetinger

Justine ist 15 Jahre alt und weiß schon ganz genau was sie will. Nämlich in ihrem geliebten Internat bleiben und sich auf das Jurastudium vorbereiten, Hockey spielen und Querflöte im Orchester. Zu dumm nur, daß ihre Mutter ihren Spitzenmanagerjob an den Nagel gehängt hat, um sich mit „Lolas Liebesschule“ selbstständig zu machen. Das Schulgeld kann sich ihre Mutter daher erst mal nicht leisten und Justine muß nun auf eine Gesamtschule gehen. Aber zum Glück ist sie vernünftig und akzeptiert, was sie ja eh nicht ändern kann und macht doch lieber das Beste draus. Ihre Geduld wird auf eine harte Probe gestellt, als ihre Mutter sie und ihren Gepäckberg noch nicht einmal vom Bahnhof abholt. Zum Glück trifft sie dort auf die coole Giulia, die mit anfasst und die ihr sofort sympathisch ist. Sie geht sogar in ihre Klasse! Eigentlich alles bestens, würde sie sich nur nicht über all die dummen Kommentare ihrer Mitschüler wundern. Noch mehr wundert sie sich, als sie merkt, daß es in Wirklichkeit die Gedanken aller Männer und Jungs in ihrer Umgebung sind, die sie hört, seit sie ein Kugelblitz getroffen hat. Dieses Gedankenwirrwarr ist unglaublich anstrengend, aber auch ganz praktisch, wenn sie an Lenny mit dem süßen Grinsen denkt, denn der  scheint ja eigentlich nur sehr schüchtern zu sein, wenn man seinen Gedanken glauben schenken darf...

Vorsicht! Warnung: wenn man beginnt zischt man nur so durch das Buch! Die Geschichte ist wirklich süß und witzig und die Hauptpersonen einfach nur zum Gernhaben, ohne nervig perfekt zu sein. Es ist locker, flockig und doch fesselnd geschrieben. Zwischendurch sind ein paar Chat-Verläufe eingestreut, denn kein Teenager-Alltag ist heute mehr ohne Chat-Nachrichten von den Freunden möglich. Das macht die beschriebenen Situationen noch unmittelbarer, als wäre man mittendrin. Ich mag das Talent von Heike Abidi sympathische Protagonistinnen mit Herz und Hirn zu schaffen, die man auch gerne im realen Leben treffen würde, immerhin werden die Heldinnen beim Lesen ja auch lebendig. Wenn ich da allerdings an Justines Mutter denke, fürchte ich, daß ich auch so das eine oder andere Mal erröten würde, würde ich ihr begegnen. Als Mutter eines Sohnes weiß die Autorin genau wovon sie schreibt, wenn sie eine Lanze für unsichere Jungs bricht, denn den Jungs geht es meistens nicht besser als den Mädels.

Justine hat da wirklich eine Herausforderung zu meistern, Ort neu, Schule neu, Haus neu und das Auto mit der dezenten Beschriftung „Lolas Liebesschule“ sind für eine 15 Jährige echt schon harter Tobak. Die Gedanken der Männer in ihrer Umgebung zu hören ist aber noch viel schonungsloser. Schließlich ahnen die ja nichts davon, daß sie „belauscht“ werden und sind absolut unbarmherzig ehrlich. Dabei darf sie sich natürlich nicht anmerken lassen, daß sie die Gedanken belauscht. Ein wunderbar herrliches Gedankenspiel, das Justine immer wieder neues Gefühlschaos garantiert. Aber natürlich geht auch auch um andere Themen für diese Zielgruppe, so müssen sie eine Buchpräsentation vorbereiten und so bekommt man so ganz nebenbei noch wunderbare Lesetipps, während man noch über die Kino-Diskussion zwischen Mutter und Tochter schmunzelt.

Ein herrliches Gute-Laune-Wohlfühlbuch ab 13 Jahren, das noch dazu wunderbare Lese- und Kinotipps gibt!