Montag, 24. Juli 2017

Die Haferhorde 8 – So ein Fohlentheater, Suza Kolb, Nina Dulleck, Magellan Verlag




Die Haferhorde 8 – So ein Fohlentheater, Suza Kolb, Nina Dulleck, Magellan Verlag
Auf dem Blümchenhof wird es nie langweilig, dafür sorgen schon seine zweibeinigen und vierbeinigen Bewohner, allen voran Superpony Schoko. Das kleine freche Pony hat stets Unsinn im Kopf und büxt gerne mal aus, um durch die Felder zu pesen oder Abenteuer zu erleben, wenn Lieblingszweibeinerin Lotte mal keine Zeit hat. Auch wenn Soko gerade mit Lotte, dem braven Schecken Keks mit Greta und dem bayrischen Bergpony Toni mit Reiter Paul mal wieder richtig durch den Wald reiten und den Donnerheini-Pferden einen Streich spielen kann, ist im Moment nichts mehr wie bisher. Der ganze Blümchenhof steht Kopf und das nur weil die eitle Stute Gräfin in den nächsten Tagen ein Fohlen von Hengst Kavalier vom Nachbarhof des Donnerheinis erwartet. Was soll denn bitteschön so toll an so einem Fohlen sein? Seine Kumpels Keks und Toni ziehen Schoko schon auf, daß er eifersüchtig sei, aber doch nicht er, das Schoko-Superpony! Als Kavalier ihm dann noch den Auftrag gibt, sich gut um sein kleines Fohlen zu kümmern, weil er schlau und frech ist, da hat er so überhaupt keine Lust dazu und überträgt die Aufgabe dem braven Keks.
Die Haferhorde erzählt freche Ponygeschichten aus Pony Sicht, da diese ja sonst von Autoren sträflich vernachlässigt wird. Daher ist auf dem Inneneinband auch die gesamte tierische Mannschaft des Blümchenhofs von der beliebten Kinderbuchillustratorin Nina Dulleck wie in einer Ahnengallerie verewigt. Neben den Pferden und Ponys, dem Hofhund Bruno und seiner Erzrivalin der Hofkatze Amalie sind sogar die drei zickigen Hühnerdamen Grün, Gelb und Blau präsentiert, nebst einigen namenlosen Insekten. Dadurch fällt der Einstieg für Haferhordenneulinge deutlich leichter, auch wenn er sich die Zweibeiner und deren Verwandtschafts- und Beschäftigungsverhältnisse noch erlesen muß.
Bereits der Einstieg in die Geschichte ist frech und rasant, merkt man doch, daß Schoko-Superpony vor keinem Spaß zurückscheut und er Keks und Toni eigentlich ein eingespieltes Team sind, auch wenn sie in Fohlenfragen nicht einer Meinung sind. Hier ist mal etwas Neues in einem Kinderbuch, ein Held der nicht sofort dem Kindchenschema des Neugeborenen verfällt. Der Fohlencharme verfängt bei Schoko nicht. Kein Wunder, die ganze Serie ist ja eher frech und lustig, als süß und rosa. Dazu passt auch gut das breite Bayrisch, daß Toni von sich gibt. Wie gut, daß Toni eher etwas mundfaul ist. Sein Bayrisch ist zwar witzig und für uns eine Herausforderung es richtig auszusprechen, aber bisweilen brauchten wir Mut zur Lücke! Die Kinder hat es aber nicht davon abgehalten, sich dennoch am Bayrisch zu probieren. Ansonsten ist die Sprache aber dem Lesealter angepasst, mit einigen witzigen Sprachkreationen, passend zu den tierischen Helden wie z.B. „fragten wie aus einem Maul und Schnabel:“
Ein großes Thema ist hier Schokos Eifersucht auf das kleine süße Fohlen, ein Thema das gerade große Geschwister gut nachvollziehen können, aber das auch für Einzelkinder immer wieder eine Rolle spielt. Dennoch wird es hier nicht mit erhobenen Zeigefinger präsentiert, sondern mit einem kleinen namenlosen Fohlenmädchen, daß plötzlich verschwunden ist, in ein aufregendes, kurzweiliges Abenteuer verpackt. Da ist es kein Wunder, daß selbst meine große Tochter (10 Jahre), eine bekennende Pferdebuch-Hasserin, die freche Haferhorde mag, seit sie Suza Kolbs Geschichten auf der Leipziger Buchmesse bei einer Livelesung eine Chance gab.
Mit der Haferhordenreihe kann Nina Dulleck auch so richtig zeigen was sie kann. Auch wenn es kein Buch für Leseanfänger ist, sondern ab ca. 8 Jahren/3. Schuljahr, ist es vollfarbig illustriert und zwar nicht nur mit kleinen Vignetten, wie wir es von ihr in letzter Zeit oft in Kinderbüchern gesehen haben, sondern mit richtigen Illustrationen von den zwei- und vierbeinigen Helden und kleinen Deko-Insekten oder –Pflänzchen. Das macht das Lesen der kurzen Kapitel für junge Leser einfach schöner und man blättert das Buch auch gerne einfach nur so zwischendurch durch, um sie die hübschen Illustrationen anzuschauen, bis im Herbst der 9. Band „Süßer die Hufe nie klingen“ mit den Haferhorden-Weihnachtsponys erscheint.
Zudem möchte ich lobend den umweltbewußten Druck auf säure- und chlorfrei gebleichtem FSC-zertifiziertem Papier, mit Farben auf Pflanzenölbasis, Lösungsmittelfreiem Klebstoff, Lacken auf Wasserbasis, hergestellt in Deutschland hinweisen. Gut, die Zielgruppe nimmt Bücher eher nicht in den Mund, aber es ist mir in letzter Zeit so oft negativ aufgefallen, daß einige große, namenhafte deutsche Verlage gerade bei Bilderbüchern nicht auf Umwelt- und Gesundheitskriterien achten, obwohl die Pappbücher oft durchgesabbert werden, daß ich auf dieses tolle Vorbild extra hinweisen möchte. Haferhordenmäßig-stark!
Superponystarke 5 von 5 Sternen!

Samstag, 22. Juli 2017

Die Wilma, Babett Jacobs, illubine, Jacobs Childrensbooks



Die Wilma, Babett Jacobs, illubine, Jacobs Childrensbooks
Zu Beginn der Geschichten ist Wilma noch 5 Jahre alt und Vorschulkind. Man erlebt ihre Sorgen und Nöte kurz vor ihrem 6. Geburtstag und vor der Einschulung. Das reicht vom Opa-Oma-Tag im Kindergarten, wenn die einzige Oma, die man hat, weit weg wohnt und nie an diesen Tagen teilnehmen kann, zu Spielen mit der Chaos-Tochter von Mamas alter Freundin. Wenn es im Kinderzimmer allzu lange still ist, sollte man als Mutter mal nachschauen gehen und auf alles gefasst sein. Aber auch nach der Einschulung geht es turbulent weiter. Ihre Banknachbarin Emma ist anders als die anderen Klassenkameraden und dennoch mag Wilma sie. Ein Spontanbesuch bei Emma zu Hause läuft dann aber anders als gedacht. Auch der ersehnte Familienausflug in den Wald läuft nicht ohne Turbulenzen ab, weil da ein kleines Mädchen nicht auf Mama hören mag. Als Wilma dann einmal in die Schulnachmittagsbetreuung geht, schafft sie es, durch ihren Gerechtigkeitssinn zur Heldin der Betreuungskinder zu werden.
Wilma’s Geschichten sind aus dem Leben der Kinder gegriffen, so daß sie sich gut mit ihr identifizieren können, aber sie haben stets einen besonderen Twist, so daß sie nicht langweilig sind.
Gedacht sind die Geschichten für Erstleser ab 6 Jahren. Da war ich erst etwas skeptisch, da Wilma anfangs noch in den Kindergarten geht. Dennoch sind auch die Kindergartenanekdoten für junge Leser nicht kindisch, sondern betreffen kindliche Nöte, die sie auch Anfang der Grundschule gut nachfühlen können.
Von der Schriftgröße, der Textmenge pro Kapitel und der Anzahl der schwarz-weißen Illustrationen sollten die Leser allerdings mindestens im fortgeschrittenen 2. Schuljahr sein, andernfalls ist es zu ermüdend. Es soll aber auch Kinder geben, die im 1. Schuljahr hervorragend lesen können, das ist aber eher die Ausnahme, Eltern sollten sich daher durch die Altersempfehlung bitte nicht unter Lerndruck setzen lassen.
Was mir sehr gut gefällt und meiner gerade 8 jährigen Tochter (hat gerade die 2. Klasse beendet) anscheinend auch, ist daß Wilma weder zu brav, noch zu ungezogen ist. Sie ist eigentlich ziemlich typisch für die meisten Kinder, die mit ihren Eltern lesen. Daher amüsierte ich mich besonders darüber, daß meine Tochter völlig fassungslos war, daß Wilma beim Familienausflug die Warnung ihrer Mutter ignorierte und genau das eintrat, vor der ihre Mutter sie gewarnt hatte…
Auch gut gefiel mir, daß auch eine Geschichte mit Kindern aus der Schulbetreuung vorkommt, denn auch das ist kindliche Realität in Deutschland, ebenso wie Emma, die nach der Schule ganz alleine zu Hause ist, während ihre Eltern noch arbeiten. Allerdings hat keines der Kinder mehr Probleme, als junge Erstleser verarbeiten können. Dafür könnte es aber das Verständnis behüteter Kinder für solche, die weniger privilegiert aufwachsen, wecken.
Ihr haben die Geschichten wirklich gut gefallen und sie hätte gerne noch mehr Wilma Geschichten gelesen. Es gibt ja auch noch mindestens 3 weitere Wilma-Bände, aber die haben wir nicht.
Etwas Bedenken hatte ich wegen des bestimmten Artikels vor Wilmas Namen. Zwar werden umgangssprachlich gerade von Kindern vor Namen fast immer bestimmte Artikel verwendet, sprachlich korrekt ist es deshalb jedoch nicht. Anders als Christine Nöstlinger deren Held Franz ausschließlich mit Artikel genannt wird, was mich so nervt, daß ich schon bei einem Schulbuchtext schreien könnte, verwendet die Autorin für Wilma durchaus auch Pronomen und nicht immer den bestimmten Artikel vor ihrem Namen - nicht perfekt, aber durchaus akzeptabel. Im Übrigen ist die Sprache allerdings vorbildlich korrekt. Locker und gut verständlich, aber grammatikalisch zum Lernen geeignet.
Da diese besonderen Bücher im Eigenverlag produziert werden, sind die Illustrationen leider nicht farbig, was gerade für Leseanfänger oft eine große Motivationshilfe wäre. Doch Illustrationen sind teuer und aufwendig und daher wurde daran wohl zu Gunsten eines akzeptablen Preises gespart.
Dennoch wirklich schöne Geschichten, die sich auch sehr gut für Vorschulkinder zum Vorlesen eignen. Meine Tochter hätte gerne noch mehr Wilma-Geschichten gehört. Einen Stern ziehen wir ab, weil die Einstufung ab 6 Jahren, etwas die elterliche Erwartung an die Lesefähigkeit ihrer Schulanfänger zu hoch hängen lassen könnte. Nur keinen Stress liebe Eltern!
www.DerKinderBuchLaden.com oder www.jacobschildrenbooks.com für alle die besondere Kinderbücher suchen, die mit viel Liebe zum Detail und Gedanken an die kindliche Entwicklung und Sprachförderung geschrieben wurden.