Dienstag, 14. November 2023

Geister gibt es nicht oder meine total verrückte Reise mit Sir Parzival von Schreckenfels, Andrea Schomburg, Illustrationen Andrea Stegmaier, Rotfuchs Verlag

 

Geister gibt es nicht oder meine total verrückte Reise mit Sir Parzival von Schreckenfels, Andrea Schomburg, Illustrationen Andrea Stegmaier, Rotfuchs Verlag

 

Linas Eltern sind getrennt und sie wächst nun allein mit ihrer kleinen Asthma-kranken Schwester Hedi bei ihrer Mutter auf. Da Papa nicht mehr da ist, passt Lina nun viel auf Hedi und ihren Lutz-Hasen aus Plüsch auf. Als sie auf Klassenfahrt fährt, soll sie ihr natürlich etwas mitbringen, dabei macht sie sich doch Sorgen, ob ihre Schwester und ihre Mutter ohne sie klar kommen. Als sie in einer alten Burgruine einen geheimnisvoll grün schimmernden Stein findet, steckt sie ihn als Mitbringel sein, obwohl sie nachher noch die perfekte grüne Latzhose für Hedi Lutz-Hasen findet. Doch der Stein bleibt in ihrer Tasche und als Lina in der Turnhalle eingeschlossen wird und aus Langeweile reimt, wird der Geist von Sir Parzival aus seinem Gefängnis im Stein befreit. Sofort ist er davon überzeugt, dass Lina das „Fräulein“ aus der mittelalterlichen Prophezeiung ist, das ihn von seinem Fluch befreien und mit ihm nach Anderweit reisen soll. Dort sollen sie die Mummelquelle wieder zum Sprudeln bringen und zum Dank Hedi ein unbezahlbares Geschenk mitbringen.

 

 Lyrikerin Andrea Schomburg reimt auch in diesem Buch wieder munter an den passenden Stellen, also vor allem, wenn es um Sir Parzivals Belange geht. Als langjährige Lehrerin weiß sie, wie sie mit Reimen Spaß und Verständnis für Sprache weckt, kennt sich aber auch prima mit dem passenen Wortschatz für das Lesealter aus. Burgen des Mittelalters sind ein klassisches Grundschulthema und so lernen die Kinder in diesem spannenden Abenteuer gleich schon etwas mit und vor allem wird ihr Interesse geweckt, wen Lina so gegen Ende erfährt, was damals in dieser ach so schicksalshaften Nacht tatsächlich geschehen ist. Dabei beweist Andrea Schomburg ein wirklich erstaunliches Talent  sowohl Spannung, Grusel und Magie genaus so zu dosieren, dass es für Siebenjährige schön schaurig, aber nie grausam wird. Es ist nämöich wirklich richtig spannend, was ich so nicht erwartet hätte. Es ist aber kein reines Spannungsabenteuer sondern auch die Geschichte einer sehr innigen Schwesternbeziehung, die zeigt, wie sehr Geschwister gerade nach elterlichen Trennungen Verantwortung für einander übernehmen. Manchmal sogar zu viel Fürsorge und Verantwortung für das Alter der Kinder, da Lina tatsächlich ein schlechtes Gewissen hat, auf Klassenfahrt zu fahren und sich zu amüsieren, statt sich um ihre Schwester und Mutter zu kümmern. Dabei hat sie leicht abergläubische Verhaltensmuster zur Steigerung der Hygiene, zum Schutz ihrer Schwester entwickelt, die aber durchaus die jungen Leser ab 8 Jahren zu meiner Händewaschen animieren könnte.

 

Die Reime sollen aber nicht nur für Abwechslung und Spaß sorgen, sondern enthalten stets die nächste Aufgabe und Herausforderung, für dieses ungleiche Team. Sie werden daher kursiv gedruckt und regen zum Grübeln an: was könnten Sir Parzival und Lina, denn nun wieder als nächstes bestehen müssen? Denn die Aufgaben die sich ihnen stellen sind vielfältig. Nicht nur müssen sie den Weg in das geheime Anderweit finden, sie müssen auch die Mummelquelle wieder zum Sprudeln bringen. Klar, dass die nicht einfach so ausgetrocknet ist, sondern von einer bösen Macht zum Versiegen gebracht wurde, aber wo und warum? Dabei begegnen ihnen die unglaublichsten Wesen und auch Hedis Lutz-Hase, mit seiner grünen Latzhose steht ihnen plötzlich zur Seite. Das kann doch alles nicht wahr sein, aber die sprechende Wasserlilie in Linas Händen lässt keine Zweifel zu! Die farbigen Illustrationen von Andrea Stegmeier helfen den Kindern dabei sich eine Wasserlilie oder so manches magische Wesen von Anderweit besser vorzustellen. Bisweilen sind sie sogar doppelseitig, vor allem wenn es gerade besonders unheimlich und ungewöhnlich wird. Dabei sind die Kapitellängen und die Schrift dem jungen Lesealter angepasst. Wobei die Geschichte so abenteuerlich und verrückt chaotisch ist, dass die Kinder sicherlich mal ein Kapitel mehr lesen...

 

Ein total spannend, witzig, unvorhersehbares und fantastisches Abenteuer ab 8 Jahren.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei dem Rotfuchs Verlag und der Agentur für mein Rezensionsexemplar!

1 Kommentar:

  1. Tausend Dank für diese liebevolle, warmherzige und differenzierte Rezension - ich freue mich so, dass insbesondere die psychologische "Unterströmung" so gewürdigt ist! Aber auch alle anderen Aspekte - nochmals: ganz herzlichen Dank!

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