Glückskinder, Teresa Simon, gelesen von Christiane Marx, Random House Audio, 2 MP3 11 h 7 min. leicht gekürzt
München 1945, die halbe Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht.
Die Wohnungsnot ist immens, gerade nach der Befreiung der Arbeitslager und KZ.
Eine von ihnen ist die junge niederländische Widerstandskämpferin Griet van
Mook, die nach der Befreiung des Lagers im Münchner Umland selbst ausgemergelt
die Männer noch verzaubert. Der gutaussehende Captain Walker ist von ihr fasziniert.
Er besorgt ihr eine Zuzugserlaubnis und beschlagnahmt ein Zimmer in der
feudalen Wohnung von Genevieve (Vev) Brandl. Der gefällt das gar nicht, denn
die imposante Dame beherbergt bereits ihre ausgebombten Nichten Rosa und Anni,
mit dem Ex-Nazi-Sohn Benno und den Töchtern Antonia (Toni) und Barbara (Bibi).
Besonders Toni ist Griet gegenüber feindlich gesonnen und versucht sie weg zu
ekeln. Wie gerne würde Griet gehen, doch es gibt keine Alternative! Die Not ist
groß, doch Tante Vev hat einige Kostbarkeiten durch den Krieg gerettet und Toni
lernt auf dem Schwarzmarkt das Nötigste zu besorgen und zu handeln, aber auch
den charmanten und windigen Lebenskünstler Louis kennen. Trotz Tonis Misstrauen
werden sie ein Paar, während Captain Walker Griets heimliche Sehnsüchte
erfüllt. Während die Zeiten langsam besser werden, freunden Griet und Toni sich
an. Durch Höhen und Tiefen begleiten wir sie bis endlich alles gut werden wird,
denn sie sind Glückskinder.
Reizvoll ist auch der Schauplatz in und um München, der ehemaligen Hauptstadt der braunen Bewegung, von der sich das Unheil ausbreitete. Das finde ich unglaublich interessant, gerade auch in Kombination der jeweiligen Charaktere, da ich aber mit den Erzählungen aus diesen Zeiten von meiner Großmutter (Frankfurt am Main war auch amerikanische Zone) aufwuchs, enthielt es wenig Neues für mich. Den Charme machen daher die einzelnen Persönlichkeiten aus, ebenso wie die schöne, wandelbare Stimme von Sprecherin Christiane Marx. Neben dem wunderschönen Cover war ihre Interpretation ausschlaggebend für die Wahl des Hörbuchs, da ich die Autorin bislang nicht kannte. Leider habe ich zu oft Momente innerhalb der über 11 Stunden Laufzeit vermisst, die mich wirklich emotional gepackt haben. Ich habe Toni, Griet und besonders Vev in mein Herz geschlossen und bisweilen hat es mich schon berührt, aber es hätte Potenzial für mehr Gefühl geben können.Vielleicht ist dies die Folge der leichten Kürzung der Romanvorlage (ich bin kein Gegner von Kürzungen, einigen Romanen tut das bisweilen sehr gut, aber hier habe ich manchmal was vermisst). Die Autorin werde ich im Auge behalten, Christiane Marx im Ohr.
Mir hat das Schicksal der Glückskinder wirklich gefallen und ich habe gerne über 11 Stunden gelauscht, aber es gab noch etwas Potential nach oben, daher 4 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bloggerportal und Random House Audio für mein Hörexemplar und 11 Stunden gute Unterhaltung.
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