Das Weihnachtsmannprojekt, Silke Lambeck, Ill. Barbara Jung, Gerstenberg Verlag
An einem sehr heißen Augusttag ist es wieder so weit: Oma ruft an, um Weihnachten zu planen! Da platzt Mama der Kragen und beschließt, dass sie dieses Jahr mal in Ruhe alleine zu Hause feiern. Oma ist pikiert, Papa, Paul (12) und Frida (7) haben ihre Zweifel. Dann behauptet auch noch Fridas Klassenlehrerin, dass es den Weihnachtsmann gar nicht gäbe. Frida ist am Boden zerstört und Paul ist nicht bereit, das hinzunehmen. Er beschließt, dass es für Frida ein glückliches Weihnachten werden soll und setzt alles daran ihr zu beweisen, dass ihre Lehrerin unrecht hat. Dabei nimmt er sogar in Kauf von seinen eigenen Klassenkameraden ausgelacht und verspottet zu werden. Zum Glück nicht von allen, denn Nele, die Paul sogar sehr nett findet, scheint das nicht groß zu stören. Doch wie soll er es anstellen, seiner Schwester den einmal verlorenen Glauben wieder zu bringen, es lässt sich ja nicht beweisen...
Diese Weihnachtsgeschichte hat uns wahnsinnig gut gefallen, denn es kommen unglaublich vertraute Elemente darin vor, die sowohl lustig, nachdenklich als auch liebenswert miteinander kombiniert werden und endet sehr hoffnungsfroh. Das Ende des Glaubens an den Osterhasen/Weihnachtsmann/Christkind markiert einen Meilenstein in der kindlichen Entwicklung. Wenn Kinder aus diesem Glauben herauswachsen, ist es für diese meistens in Ordnung, nicht jedoch wenn Ihnen andere vermeintlich aufgeklärte Menschen die „Wahrheit“ aufdrängen. Was ist in Glaubensdingen schon die Wahrheit? Man weiß es ja nicht, aber vielleicht fühlt man es ja sogar?
Auch wenn das Thema „Weihnachtsmann“ scheinbar kindisch ist, ist es dieses Buch nicht, sondern einfach wunderschön. Die Familie ist charmant chaotisch. Der Rest von Mamas Sippe wohnt relativ in der Nähe, weshalb es zu Weihnachten immer ein Clantreffen bei Oma und Opa gibt, das akribisch geplant werden muss. Wahrscheinlich kommt das vielen bekannt vor.
Auch wenn es hier um Weihnachten geht, finde ich die Geschichte auch für den Schulunterricht in der Adventszeit geeignet, weil kein Glaube angegriffen oder erhöht wird. Dafür können sich aber vielleicht einige Kinder besser vorstellen, wie es bei ihren Klassenkameraden zu diesem Fest zugeht. Außerdem finden wir, dass Paul sich wirklich vorbildlich verhält, obwohl es ihm sicherlich nicht immer leicht fällt, wenn die anderen über ihn lachen, nur weil er das Weltbild seiner kleinen Schwester und deren Träume und Hoffnungen retten will. Dabei finden wir besonders witzig, dass dann ausgerechnet die Kleinste der Familie für alle anfängt aufzuräumen und zu putzen, damit der Weihnachtsmann nur ja nicht abgeschreckt wird. Paul wird aber nicht nur mit Fridas glücklich zurückgewonnener Weihnachtsgewissheit belohnt, sondern auch mit dem besseren Kennenlernen seiner netten Klassenkameradin Nele, der durchaus auffällt, wie sehr er sich für seine kleine Schwester einsetzt, dass er über sich selbst lachen kann und anders als die vermeintlich coolen Jungs kein Angeber ist. Ach ja, und dann ist da ja noch das Weihnachtsfest, das so ganz anders ist, als all die Jahre zuvor!
Die zarten Bande zwischen Paul und Nele sprechen vor allem ältere Kinder an, mind. ab 9 Jahren. Die Kapitel sind nicht immer gleich lang, was zwar etwas unpraktisch für ein Adventskalenderbuch sein mag, der Verdichtung der Geschichte aber deutlich zu Gute kommt. Hier wird nicht einfach passend gemacht, was nicht passt, sondern der Handlung und Entwicklung wird der Raum gelassen, die sie benötigt. Dazu gibt es noch zahlreiche lustige und ausdrucksstarke Illustrationen von Barbara Jung.
Dieses Buch hat uns nicht nur vorzeitig in Weihnachtsstimmung gebracht, sondern richtig begeistert. Es als Adventskalender zu lesen hätten wir wohl nicht ausgehalten, weil wir unbedingt wissen wollten, wie es weitergeht! Ab 9 Jahren locker bis 12 Jahren.
Wir bedanken uns ganz herzlich bei Silke Lambrecht und dem Gertenberg Verlag für die wunderbare Leserunde bei Lovelybooks!
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