Montag, 9. November 2020

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre, Alex Lépic, gelesen von Felix von Manteuffel, DAV, 4 CDs 4 h 41 min. ungekürzt

Lacroix und die stille Nacht von Montmartre, Alex Lépic, gelesen von Felix von Manteuffel, DAV, 4 CDs 4 h 41 min. ungekürzt

 

Die hektische Vorweihnachtszeit in Paris scheint zum Erliegen gekommen zu sein, durch ein Wunder: es schneit erstmals seit rund 10 Jahren in Paris! Der dichte Schneefall und die Kälte lassen Plätze und Straßen verwaisen. Lacroix ist langweilig, denn wenn niemand das Haus verlässt, passieren auch keine Verbrechen, die er aufklären kann. Doch dann liest er eine kleine merkwürdige Notiz in der Zeitung: In Montmartre ist die neue, funkelnde und von einem Stromkonzern gesponserte Weihnachtsbeleuchtung des Place du Tertre gestohlen worden! Eigentlich eine Bagatelle, doch sein Bauchgefühl warnt ihn, dass da mehr hinter steckt und als am nächsten Tag die große Weihnachtstanne unterhalb von Sacré Coeur von Unbekannten gefällt wird, bietet er der dortigen, schwer erkälteten Kollegin seine Mithilfe an. Inzwischen interessieren sich auch die großen Zeitungen für diesen vermeintlichen Weihnachtshasser, allen voran die von ihm gefürchtete Reporterin Romy Schneider. Dieser Fall führt den Revierleiter des edlen 7. Arrondissement ins Herz der einstigen Hochburg der Bohème.

 

Der Kommissar mit Hut, Pfeife und ohne Handy ermittelt wieder, diesmal aus Langeweile und noch dazu in einem fremden Revier. Doch nicht nur die mangelnden Fälle setzen ihm zu, seine Pfeife ist auch irgendwie verschwunden und so ganz ohne, fehlt ihm was. Da er die Métro ablehnt und die Autos auf den verschneiten Straßen ob quer stehen, muss er halt zu Fuß laufen, sehr zum Leidwesen seiner Füße, aber mit viel Muße zum Nachdenken. Während er darüber nachdenkt, wer sich denn an der Beleuchtung oder einem Weihnachtsbaum stören könnte, hört er sich unter den Künstlern um. Der berühmteste und beliebteste unter ihnen ist empört über diese Kommerzialisierung und Verkitschung seines Viertels. Doch reicht diese Wut aus, um auch noch die folgenden, teilweise brutalen Taten zu begehen? Lacroix hat da so seine Zweifel und keine Beweise und nur bedingt Zeugen. Er fühlt sich aufgeschmissen, lässt sich treiben, hört sich in Bistros um und trifft sich mit seiner Frau Dominique, der Bürgermeisterin ihres Quartiers und deren Kollegen von Montmartre auf dem Weihnachtsmarkt auf den Champs Elysées. Wenn man keine Fakten findet, dann hilft es, gut zu zuhören und langsam meldet sich sein Unterbewusstsein, das über Anomalien stolpert....

 

 Auch dieses Mal hat mir der Teilzeit-Wahl-Pariser Autor Alex Lépic wieder einige interessante Infos über Paris geliefert. Ich hatte keine Ahnung, dass die Parischer Bezirksbürgermeister ihr Amt auf Lebenszeit verliehen bekommen oder dass es für das Flair des Viertels von der Stadt besondere Konditionen für die dortigen Künstler gibt. So lebt dieser Krimi wieder sehr von dem geruhsamen Flair dieser eigentlich hektischen Stadt. Er ist atmosphärisch und verzichtet diesmal komplett auf hektische Verfolgungsjagden. Es geht um den Geist der Weihnacht, trotz aller Kriminalfälle und Brutalität gibt es in diesem Fall ein leuchtendes Vorbild, das an die ursprüngliche Bestimmung dieses Festes erinnert und mit Güte und Glauben vergangene Gräueltaten zwar nicht ungeschehen machen kann, aber den Menschen, denen sie begegnet es Vorbild ist für eine bessere Zukunft. Zwischen all der Missgunst und Intrigen, gibt es auch aufrechte Menschen, die die Welt ein bisschen besser machen, jeden Tag, nicht nur zu Weihnachten. So kommt es wohl auch, dass dies der ruhigste der bislang 3 Fälle des neuen Maigret von Paris ist. Aber Vorsicht: Lacroix ist ein Genießer und so könnte es sein, das der Genuss dieses Hörbuchs den Appetit anregt und vielleicht am Besten bei Kaffee oder Rotwein genossen wird.

 

Felix von Manteuffel verkörpert perfekt den Bonvivant. Er klingt wie der Kommissar nicht mehr ganz jung, aber dafür reif und bloß nicht zu unterschätzen. Den mangelnden Pfeifenrauch, der ihm bisweilen die Freude an der weißen Pracht verdampfen lässt, scheint man seiner Stimme geradezu anzuhören. Seiner angenehm tiefen Stimme zu lauschen ist gefährlich entspannend.

 

Ein Weihnachtskrimi für Genießer und Parisfans, Thrillerfans werden nicht auf ihre Kosten kommen. Dafür versteckt sich hinter den Taten eine Erinnerung an vergangene Gräuel, an die man nicht oft genug erinnern kann.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Der Audio Verlag für diesen weihnachtlichen Ausflug nach Paris, in Zeiten, in den ich dort nicht hinreisen kann!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.der-audio-verlag.de/hoerbuecher/lacroix-und-die-stille-nacht-von-montmartre-sein-dritter-fall-lepic-alex-978-3-7424-1582-0/

 

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