Freitag, 15. Dezember 2017

Exit das Spiel: Die vergessene Insel, Kosmos Verlag



Exit das Spiel: Die vergessene Insel, Kosmos Verlag
Exit ist das Escape-Room-Spiel für zu Hause und kann daher nur ein einziges Mal gespielt werden. Klar, man weiß ja auch sonst wie’s geht, außerdem werden einige Karten und Seiten zerrissen oder zerschnitten, so ist es halt wenn man entkommen will! Daher ist es nicht ganz billig mit rund 13,- € für ein einmaliges Spielerlebnis, aber man kann es ja zu viert (oder wie wir zu fünft) spielen und es ist immer noch günstiger als ein organisiertes Escape-Room Event.
Offiziell sind die Spiele ab 12 Jahren und für 1 – 4 Spieler gedacht, für 45 bis 90 Minuten. Es gibt verschiedene Level und „Die vergessene Insel“ gehört zum Level Fortgeschrittene:
„Was als idyllischer Segelausflug begann, endet in einem schrecklichen Sturm. Euer Boot kentert und ihr findet euch am Strand einer mysteriösen Insel wieder. Dort entdeckt ihr eine Drehscheibe aus purem Gold… aber auch eine äußerst beunruhigende Botschaft“
Inhalt: 1 Decodier-Scheibe, 87 Karten, 5 seltsame Teile, 1 Buch, eine Spielanleitung.
Mein Mann und mein alter Schulfreund haben es von der Essener Spielemesse mitgebracht. Da wir viel spielen, dachten wir, wir fangen mal mit dem Fortgeschrittenen Level an. Tja, das haben wir uns so gedacht, aber das Spiel ist nicht für so Oberschlaue gedacht, die sich nicht so an die Regeln halten. D.h. man sollte nicht so überheblich sein und durchaus mit Level für Anfänger beginnen ;)
Wir waren zu fünft, statt zu viert. Das bringt nur einen mäßigen Vorteil, weil man in einer größeren Runde bisweilen nicht alle gleichgut die Karten und Regeln einsehen lassen kann. Dass wir deutlich länger als 45 – 90 Minuten gebraucht haben, lag wohl weniger an dem einen Mitspieler mehr und auch nicht nur daran, daß wir erst um 21.40h begonnen haben. Wir hatten die Denkschemata einfach noch nicht so verinnerlicht, wie dies wohl der Fall wäre, wenn man gleich mit Level 1 beginnt, wie es auch gedacht ist.
Als Berufe waren vertreten: Bauingenieur, Optikerin/Orthoptistin, Förderschullehrer, Grundschullehrerin und Juristin.
Ich fand es ja sehr spannend, wie unterschiedlich wir durch unsere jeweilige Berufsprägung an die Rätsel heran gegangen ist. Alles was zu sehen war, hat die Orthoptistin ratzfaz gesehen, die Grundschullehrerin hat gemalt und probiert, mir sprangen die entscheidenden Worte in die Augen, worüber der Ingenieur sich noch immer wundert und ich habe immer noch keine Ahnung, was er da mit dem Millimeterpapier und Maßstäben anstellte (dabei haben wir zusammen Erdkunde-Abi gemacht – er weil er Karten und so was liebt und ich aus Liebe zu Statistiken). Zusammen macht es deutlich mehr Spaß, es wird aber auch der Ehrgeiz richtig rausgekitzelt!
Wir wollten unbedingt von dieser Insel entkommen und trotzdem kamen wir uns bisweilen vor wie der Ochs vorm Berg, oder als würden wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen. Manchmal braucht man einfach etwas Abstand oder eine andere Blickrichtung.
Es macht echt Spaß, aber auch hier gilt: eine Aufgabe mußten wir sehr umständlich lösen, weil wir beim schummerigen Kunstlicht, die versteckte Skala nicht sehen konnten. Vielleicht ist das Augenlicht von Zwölfjährigen noch gut genug dafür, aber für Erwachsene war das wieder eine Verkennung des Sehvermögens (nein, wir sind alle durchaus fahrtauglich und nicht sehbehindert, das ist wirklich ein Problem der Farbgestaltung und des abendlichen Kunstlichts).
Man muß nicht studiert haben, um dieses Spiel zu spielen. Ich habe mich des Öfteren gefragt, ob wir nicht gerade viel zu kompliziert denken.
Dieses Spiel eignet sich super für eine kleine Sylvester-Gesellschaft, aber ein nicht so hoher Alkoholpegel hilft sicher ganz gewaltig, die Chancen zum Entkommen von der Insel zu erhöhen. Auch als Geburtstagsspiel für einen Geburtstag ab mind. 12 Jahren ist es für kleine Feiern wirklich gut geeignet. Es macht richtig Spaß, noch mehr, wenn man über sich selbst lachen kann.
Fazit: Gute 4 bis 5 Sterne

Donnerstag, 14. Dezember 2017

Flätscher mit Spürnase und Stinkkanone, Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior



Flätscher mit Spürnase und Stinkkanone, Antje Szillat und Jan Birck, dtv junior
Dies ist nun schon der dritte Band des coolsten Stinktiers der Stadt, Meisterdetektiv Flätscher und Inhaber einer bereits zweifach erfolgreichen Hinterhof-Detektei.
Über der Stadt tobt ein Unwetter und Flätscher knurrt der Magen, er ruft eindeutig nach Meisterkoch Bodes leckeren Semmelknödeln. Mit vor Hunger ganz schwachen Beinen, kann er ja nicht selbst auf Nahrungssuche gehen und bittet daher seine reizende Sekretärin Zwergwieseldame Cloe, schnell zu Theo, dem Sohn des Meisterskochs mit einer Botschaft. Als diese beiden klatschnass zurück in der Detektei sind, erwarten sie einen spektakulären neuen Fall und nicht nur den knurrenden Stinktiermagen. Schnell muß er sich eine Ausrede suchen, was könnte denn nun der aktuelle geheimnisvolle Fall sein, den er den anderen vorgegaukelt hat? Halt, was ist das! Er hatte doch heute einen fremden, abgewetzten Koffer in der Toreinfahrt entdeckt und einfach mal mitgenommen! Verträufelt, das kam ihm doch gleich so verdächtig vor, nun ist es seine Rettung! Was hat es mit diesem Koffer, mit dem noch geheimnisvolleren Inhalt so auf sich und was sind das für komische Geräusche, die Flätscher unten aus der Kanalisation hört? Ein neuer, aufregender Fall für den Meisterdetektiv und sein Team!

Flätscher ist herrlich faul und verfressen! Aber natürlich würde er selbst das nie zugeben und etwas empfindlich ist er bisweilen auch. Das macht ihn so liebenswert, fast schon menschlich, mit seiner großen Klappe und seinem ebenso großen Herzen. Denn ehrlich, auch wenn Flätscher bisweilen dem einen oder anderen Mal auf den Schlips tritt, so meint er es nie böse und bereut es sofort. Mit dem Entschuldigen hat er es aber nicht so, genauso wie seine kindliche Zielgruppe. Deswegen lieben Kinder Flätscher mit all seinen Macken so sehr, er ist ihnen einfach unheimlich ähnlich und erlebt dabei auch noch tolle Abenteuer!
Diesmal kommt auch noch ein weiterer Meisterdetektiv hinzu, der unsterbliche Sherlock Holmes. In einem Flätscher-Abenteuer? Ja tatsächlich, Antje Szillat und Jan Birck machen es möglich! Es geht aber nicht nur um die Frage, wer denn eigentlich der größte Detektiv ist, es geht auch um wahre Freundschaft und Familie. Dieses Mal lernen wir nämlich jemanden aus Flätschers engster Verwandtschaft kennen. Da ist Flätscher etwas hin und hergerissen, will er daß er bleibt und ihm eventuell sogar den Rang streitig machen, oder soll alles so bleiben wie es war?
Flätscher ist wieder um keinen Spruch verlegen und seine Wortschöpfungen lieben nicht nur Kinder! Die muß so mancher Lesemuffel aber auch erst mal entziffern, denn so Begriffe „verträufelt“ „logissimo“ oder „Dito! Bandito“ haben die jungen Leser ab 7/8 Jahren sicher noch nicht so im Unterricht gelernt. Du die vielen wirklich detailreichen farbigen Illustrationen hat man immer wieder Lust weiter zu lesen und auf der nächsten Seite mehr zu entdecken. Dabei muß man bisweilen sogar mal das Buch drehen oder Flätschers Spuren folgen… Das ist witzig und macht wirklich Spaß. Da es sich um einen Comic-Roman handelt, entspricht die Sprache sicherlich nicht der neuesten Dudenauflage (aber sicherlich der übernächsten). Die saloppe Sprache kommt aber gerade bei Lesemuffeln gut an. Flätscher nimmt sich selbst nicht so ernst und vorrangig steht hier einfach der Spaß im Vordergrund. Das man dabei ohne es zu merken einen ganzen Comicroman liest, ist dabei wohl eher Nebensache (für die Eltern, die noch immer auf das Erwachen der Leselust der Kinder hoffen, wohl eher die Hauptsache). Ich mußte mich immer wieder selbst zurückhalten, um nicht heimlich vor zu blättern, aber nein, da hätte ich auf den genialen Illustrationen von Jan Birck wahrscheinlich schon zu viel von dem streng gehüteten Geheimnis erfahren. 
Flätscher ist ein wirklich toller Comic-Roman für Jungs und Mädels. Jungen können sich prima mit ihm identifizieren (oder eben mit Theo), während meine Mädels ihn ja bisweilen ebenso belächeln, wie das Imponiergehabe ihrer Mitschüler, denn ganz ehrlich, Zwergwieseldame Cloe ist ganz schön pfiffig und wahrscheinlich auch die bessere Spürnase. Aber psst, geheim, das verraten wir Flätscher natürlich nicht!
Auch im dritten Band zeigt das Phänomen-Flätscher keine Ermüdungserscheinungen, im Gegenteil, erwächst uns immer mehr ans Herz und so verraten wir schon jetzt , daß es nächstes Jahr sogar ein Flätscher-Freunde-Buch geben soll und außerdem wird Band 4 erscheinen.
Schaut rein, genießt Flätschers Sprüche und folgt seinen Spuren.
5 Sterne, ist ja wohl logissimo!
Wir bedanken uns ganz herzlich bei dtv junior für unser Rezensionsexemplar, das wir kaum erwarten konnten!