Dienstag, 12. Dezember 2017

Wie ich plötzlich reich wurde und dachte, alles wird cool, Stefanie Polak, südpol



Wie ich plötzlich reich wurde und dachte, alles wird cool, Stefanie Polak, südpol
Der vierzehnjährige Theo lebt mit seiner alleinerziehenden Mutter Katja und deren arbeitslosen Schwester Britta in einer winzigen Wohnung ein einer sozialen Wohnsiedlung. Als seine Mutter von ihrer Chefin im Kosmetikstudio die Arbeitszeit verkürzt bekommt, beschließen Mutter und Tante, sich mit einem eigenen Beautysalon selbstständig zu machen: in Theos Zimmer! Als er das ganz gefrustet seinem besten Freund Luca erzählen will, muß er auch noch mit ansehen, wie sein großer Schwarm Kim sich ausgerechnet dem schnöseligen Danny an den Hals wirft. Steht sie nur auf ihn, weil seine Eltern Geld haben und er deshalb cool ist?
Dann rückt Tante Britta unvermittelt in die Spielshow „Spiel dich reich!“ mit Gunnar Hauch nach und hat die Chance 500.000,- € zu gewinnen. Wie könnte sich ihr aller Leben ändern, wenn sie auf einmal Geld hätten? Ob Theo dann auch cool wäre und Kim ihn so anschmachten würde? Aber erst einmal muß Britta ja gewinnen und Theo muß im Fernsehpublikum lässig aussehen.
Dieses Buch spricht aus dem Herzen eines Pubertiers und ist durchaus auch für Mädchen ab 12 Jahren interessant, damit sie mal sehen, daß es Jungen nicht viel besser geht mit ihrem Gefühlschaos und ihrer Unsicherheit, als ihnen.
Es dreht sich um die ewige Frage der Jugend: Wie werde ich cool? Aber eigentlich ist es Theo ja gar nicht sooooo wichtig cool zu sein, er steht halt nur auf Kim die später Model werden möchte und sicher nicht mit einem Uncoolen abhängen möchte. Doch was macht ihn uncool? Dass er keine teuren Klamotten trägt? Nicht in einem schicken Haus wohnt? Wird man dann automatisch glücklich? Dabei hat sein Leben doch auch gute Seiten. In der italienischen Familie seines Freundes Luca geht er seit Jahr und Tag ein und aus, auf ihn ist immer Verlass. Seine Mutter ist stets für ihn da, doch die Verantwortung macht ihr sehr zu schaffen. Tante Britta sorgt da für Auflockerung.
Sehr gut gefällt mir, daß das Buch zum Nachdenken anregt, was wirklich wichtig ist. Statt auf die schiefe Bahn zu geraten ist Theo schon sehr reif und verantwortungsbewußt für sein Alter. Auch wenn er sich ärgert, daß er in bescheidenen Verhältnissen lebt, macht er dies nicht für jedes Missgeschick in seinem Leben verantwortlich und läßt sich deshalb gehen. Nein, Theo ist clever und gut in Mathe (wie schön, mal ein Buch mit einem Schüler der gut in Mathe ist, darüber schimpft meine Tochter immer ;)).
Dabei verzichtet Stephanie Polak auf molarisierende Töne. Stattdessen unterhält sie ganz ausgezeichnet mit den Aufnahmen von der Spielshow. Gut, das konkurrierende Muttersöhnchen plus Muttern, werden nicht ganz so nett dargestellt, dafür aber sehr lustig, aber die übrigen Personen werden wirklich mit viel Respekt und Wärme gezeichnet. Nur weil man nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren wurde ist man weder doof noch faul. Aber selbst auf die schöne Kim kann ich nicht nur sauer sein.
Sprachlich gefällt mir das Buch sehr gut, es ist locker-flockig, ohne sich sprachlich anzubiedern und ist auch für jüngere und ältere Semester verständlich. Auf Fäkal-Floskel wird ebenso verzichtet, wie auf Trendbegriffe, die bereits zum Zeitpunkt des Erscheinens des Buches schon wieder out gewesen wären. Das hat Autorin Stephanie Polak sicherlich in ihrer Zeit als Redakteurin bei MTV gelernt, wo sie vor ihrer Zeit in den Babelsberger Studios und ihrer Tätigkeit als freie Autorin (seit 2010) tätig war.
Stattdessen kommt es jungen Lesern mit seiner erfrischenden Kürze entgegen. Kein Geschwafel, keine unnötigen Beschreibungen, da sitzt einfach jedes Wort! Vielleicht lässt sich damit ja doch so manch erklärter Lesemuffel hinter dem Ofen hervorholen. Daher eignet es sich auch wirklich gut als Schullektüre gerade auch für Haupt- und Gesamtschulen, für die es manchmal schwieriger ist geeigneten Lesestoff zu finden. Dieses Buch spricht alle Pubertiere an.
Wirklich tolle 5 von 5 Sternen.

Ein Dings namens Schröder – Hartmut El Kurdi, Marine Ludin (Illustr.), Tulipan kleiner Roman


 
Ein Dings namens Schröder – Hartmut El Kurdi, Marine Ludin (Illustr.), Tulipan kleiner Roman

Im Rahmen unseres Kinderbuchadventskalenders freue ich mich Euch heute zum 10. Türchen ein ganz besonderes Weihnachtsbuch vorzustellen und zu verlosen:
Dies ist eine ungewöhnliche Weihnachtsgeschichte, auch wenn der Titel es nicht vermuten läßt!
Es ist Heiligabend, das Fest der Liebe und der Versöhnung steht vor der Tür. Aber leider nicht bei Lilly! Ihre Eltern streiten sich wie die Kesselflicker, über den krummen Baum, das Essen und überhaupt und sowieso. Manchmal brauchen Paare ja keinen Grund zum Streiten. Für die Kinder ist es dennoch entsetzlich und so rettet sich Lilly schnell auf den Hof, denn sie ahnt, daß es mit dem Eintreffen der Omas noch schlimmer werden wird! Auf dem Hof trifft sie ihren muslimischen Freund Karim, der auch so gerne einen Weihnachtsbaum hätte, aber nicht darf. Um sich von ihrem Kummer abzulenken unternehmen sie ein Wettretten. Dummerweise kommt es dabei zu einem Unfall mit einer Rollerfahrerin im weißen Overall und mit wilden blonden Locken, die anschließend ihr Gedächtnis verloren hat. Dieser wie vom Himmel gefallene Engel beschließt einfach Lilly nach Hause zu begleiten, sie hat da so ein Gefühl, so wie sie meint Schröder zu heißen und ein Dings zu sein. Dieser etwas schräge Engel sorgt für das schönste Weihnachtsfest für Lilly und irgendwie auch für Karim.
Dieses Buch ist wirklich sehr ungewöhnlich, denn es beginnt mit Zank und Streit. Aber es behandelt aber viele wirklich aktuelle Themen für Kinder, mit sehr viel Humor und Einfühlungsvermögen! So hätte Karim gerne einen Weihnachtsbaum, einfach weil er ihn so schön findet und das ohne sich von seiner Herkunft und seiner Religion distanzieren zu wollen. Das geht vielen Kinder von Migranten, überall auf der Welt so. Lilly hingegen wünscht sich vor allem, daß ihre Familie endlich mal aufhört zu streiten, auch das ist leider Alltag. Ebenso die die verwirrte Omi und die herrische Oma, die noch zusätzlich die schlechte Stimmung anheizen, obwohl doch alles so schön sein könnte, mit etwas Geduld und Toleranz. Die Hauptsache ist es doch, daß man sich liebt, den Rest bekommt man dann auch schon hin. Eine wichtige Erkenntnis, die im Alltag leider viel zu oft untergeht und in Nichtigkeiten ertrinkt. Manchmal kommt das Glück wie hier unverhofft und unangemeldet, es drängt sich einfach hinein und dann sollten wir es zulassen, uns darüber freuen und mit ihm lachen. Dass ein Engel einfach nur Schröder heißt und Motorrad fährt, ist für Kinder ein Riesenspaß!
Es ist ein wunderbar warmherziges und lustiges Buch, trotz des Familienzanks. Man sollte es selbst lesen oder vorlesen, um es sich besser vorstellen zu können und wird dabei durch viele farbenfrohe, fröhliche Bilder von Marine Ludin noch belohnt.
Diese Weihnachtsgeschichte kommt aus der Tulipan Reihe: Kleiner Roman, der sicheren Leseanfängern mit längeren Geschichten ein Erfolgserlebnis vermittelt, daß sie es schon geschafft haben, einen ganzen Roman alleine zu lesen! Dies ist eine schöne Idee, da jeder kleine Leser anders ist. Einige brauchen ganz kurze Sätze und wenig Text pro Seite, an diese richtet sich die Tulipan ABC Reihe, dass seine Geschichte nach Lesekompetenzstufen, statt nach Alter einteilt und diese Reihe ist eben für die besonders engagierten Jungleser! Dennoch ist das Vorlesen dieses Buches gerade in der Weihnachtszeit nicht verboten und macht auch gerade Eltern Spaß!
Ich bedanke mich ganz herzlich für dieses wunderbare Verlosungsexemplar für unseren Kinderbuchadventskalender beim Tulipan Verlag.