Montag, 4. Dezember 2017

Die Nordseedetektive 5: Der versunkene Piratenschatz, Bettina Göschl & Klaus-Peter Wolf, gesprochen von Robert Missler, Jumbo



Die Nordseedetektive 5: Der versunkene Piratenschatz, Bettina Göschl & Klaus-Peter Wolf, gesprochen von Robert Missler, Jumbo
Hinter den Nordseedetektiven versteckt sich Familie Jansen, die von ihrem Onkel dem Meisterdetektiv Theodor C. Janssen eine alte Villa hinterm Deich mit eingerichtetem Detektivbüro geerbt hat. Mutter Sarah ist Sängerin und Schauspielerin und Vater Mick träumt von seinem großen Durchbruch als Schriftsteller und lebt bisweilen in seiner eigenen Welt. Die Kinder Lukas und Emma, stehen jedoch mit beiden Beinen auf dem Boden und nutzen nur allzu gerne die Hinterlassenschaften ihres Erbonkels zur Lösung ihrer eigenen Fälle.
Ein heftiger Sturm tobt über der Nordsee und verschont auch die alte Villa der Familie Janssen, direkt hinterm Deich, nicht. Während zu Hause die zerbrochenen Scheiben repariert werden, zieht es Emma und Lukas an die See. Was mag der Sturm wohl angeschwemmt haben? Auch wenn Lukas Emma vor den Gefahren der Priele warnt, stürzt er sich hinein, da seine Schwester doch eine uralte geheimnisvolle Flasche entdeckt haben.
Das Chaos der Flut haben die Ganoven Lang und Finger jedoch zur Flucht aus dem Gefängnis genutzt, in das sie dank Lukas und Emma gesperrt wurden. Nun sinnen sie auf Rache, werden aber auch von einem durch den Sturm angespültes Schiffswrack magisch angezogen. Dort machen auch sie eine geheimnisvolle Entdeckung.
Die CD beginnt mit dem anfangs geflüsterten Nordseedetektive-Lied gesungen von Bettina Göschl und Matthias-Meyer Göllner in Akustikversion. Das Flüstern hatte mich zuerst irritiert, aber nach mehrmaligem Hören ging mir das Lied mit Gitarrenbegleitung nicht mehr aus dem Ohr. Meinen Töchtern gefiel es auch.
Neben der Detektivgeschichte, die wirklich altersgerechte Spannung aufbaut und erfreulicher Weise die Festnahme der Polizei überlässt, vermitteln die Nordseedetektive nebenbei jede Menge Nordsee- und Detektivwissen. Neben der Gefahr durch Stürme an der See und den Prielen, Plastikmüll im Meer, sowie versunkenen Schiffen, erfahren wir einiges über Geheimschriften. Im Booklet das beiliegt, sind unter den gezeichneten Portraits der Familienmitglieder wichtige Detektiv Utensilien abgebildet. Außerdem sind im Booklet eine vollständige Trackliste, Fotos der Autoren und des Sprechers mit Kurzvita und sämtliche Bücher und Hörbücher der Nordseedetektive abgebildet. Unter dem Tonträger findet sich noch eine weitere Illustration, von dem gestrandeten Schiffswrack.
Meine Tochter (10) mag vor allem die schlauen und logisch denkenden Kinder, während die Eltern eher Lebenskünstler sind, besonders Vater Mick, der auch schon mal gerne sein Krabbenrührei anbrennen lässt, während er von seinen Träumen schwärmt. Auch die Gauner Lang und Finger fand sie lustig. Mich erinnerten sie sehr an Hinky und Pinky von Bibi Blocksberg, die ich ja auch mag, aber die Parallele fand ich schon sehr auffällig, schließlich ist Bibi ein Klassiker.
Robert Missler ist für meine Tochter der Größte und so ziemlich der einzige Sprecher, bei dem es ihr völlig egal ist, wie sein Foto aussehen mag (für vorpubertierende Kinder mag es ansonsten besser sein, die Sprecher ohne Foto abzubilden, die können an jedem Bild etwas aussetzen). Da es ihr absoluter Lieblingssprecher ist, auch wenn inzwischen auch andere Gnade vor ihrem Ohr gefunden habe, erübrigt sich jeder Kommentar zu seiner Sprechkunst. Nein, sie meint, ich solle schreiben, daß er das Hörbuch sehr witzig spricht.
Mir gefallen die wirklich logisch aufgebaute Geschichte und die sensibel pädagogischen Inhalte. Krumme Touren lohnen sich nicht und sind kein Beruf, Ehrlichkeit zahlt sich aus. Die Kinder sind hier auch keine Superhelden, sondern einfach sympathisch und clever. Auch mit dem fünften Band kann man wirklich gut in die Reihe einsteigen, die man sicherlich auch in ungeordneter Reihenfolge hören kann.
Uns hat das Hörbuch richtig gut gefallen und wir empfehlen es sehr gerne mit 4 von 5 Sternen weiter.
Wir bedanken uns ganz herzlich für dieses tolle Hörexemplar beim Jumbo Verlag

Sonntag, 3. Dezember 2017

Pullerpause im Tal der Ahnungslosen, Franziska Gehm, Klett Kinderbuch


Pullerpause im Tal der Ahnungslosen, Franziska Gehm, Klett Kinderbuch
Jobst ist eigentlich ein ganz normaler Zwölfjähriger, aber eigentlich auch wieder nicht. Sein Vater hat sich entschieden, daß er in der falschen Zeit lebt und hat sich mit Hilfe eines Zeitreisekoffers in die Antike abgesetzt. So lebt er mit seiner ziemlich exzentrischen Mutter alleine im heutigen München. Ihre Ferien verbringen sie stets in anderen Zeiten. Als sie von ihrem Sommerurlaub im Mittelalter mit dem Zeitreisekoffer zurückkehren wollen, zieht Susanne die Notbremse, denn sie muss ganz dringend auf Toilette. Dieser Zwischenstopp in der sächsischen Pampa dauert aber länger als geplant. Denn während Susanne hinter einer Häuserecke verschwindet, geht Jobst wie gebannt auf einen Trabi zu. Als er sich umdreht, ist der Koffer weg! Wie sollen sie nun wieder nach Hause kommen? Susanne mit ihrer extrovertierten Art fällt in ihrer Mittelalterkleidung auf wie ein bunter Hund und ehe sie richtig Ärger mit der Volkspolizei oder der Stasi bekommen kann, erklärt Provinztheaterregisseur Frank Kühne den gestrandeten Zeitreisenden Asyl und behauptet, Susanne wäre eine seiner Schauspielerinnen. Mit seiner Tochter Jule und deren guten Kumpel Letscho begibt sich nun Jobst auf die spannende und kniffelige Suche nach dem verschollenen Koffer.
Eine wirklich tolle Zeitreise für heutige Kinder in den damaligen DDR-Kinderalltag, ohne jedoch alltäglich zu sein. Denn die Suche nach dem Koffer gestaltet sich nicht nur schwieriger als Jobst es sich hätte vorstellen können, nein diese Gemeinschaft von drei völlig unterschiedlichen Kindern gegen die Widrigkeiten des Arbeiter und Bauernstaates ist auch echt witzig. Einige witzige Passagen, mögen für mitlesende Eltern noch ulkiger sein, als für die Kinder selbst, da die oft ausufernde sozialistische Propaganda-Nonsense-Sprache für Kinder vor allem merkwürdig klingt, für Erwachsene aber auch Erinnerungen weckt.
Klar, heutige Kinder haben einfach keine Ahnung von dem damaligen Leben in der DDR, dieses Buch schafft es aber wirklich sehr kurzweilig, den heutigen Kindern zumindest eine gewisse Idee davon zu vermitteln. Damit das auch gelingen kann, ist hinten im Anschluß an die Geschichte ein Glossar, hier „kleines Pionierwörterbuch“ genannt, damit Kinder nachschauen können was z.B. ein „Klassenfeind“ war, oder wer „Erich Honecker“ oder „Karl Marx“ waren.
Meine Kinder (10 und 8 Jahre) wurden durch Jobst, Jule und Letscho sehr zum Nachdenken angeregt und so kamen bei uns immer wieder lebhafte Diskussionen über Demokratie, gefüllte Supermärkte, freie Wahlen und gestern sogar die „Bannmeile“ und die „Weltklimakonferenz“ auf. Ich finde es super, daß wir so nicht nur Einblick in die deutsch-deutsche Geschichte bekamen, sondern auch über politische Systeme und damit auch irgendwie unsere aktuell schwierige Regierungsbildung diskutierten.
Hierdurch haben wir natürlich viel länger gebraucht, das Buch zu lesen, als es für das spannende Abenteuer nötig wäre, aber hier war irgendwie der Weg das Ziel. Natürlich habe ich auch einiges gelernt, denn während ich mich gut über Jobst bisweilen mehr als nur exzentrische Mutter amüsierte, lernte ich, daß alle Mütter immer peinlich sind, Väter manchmal (nein unserer ist nicht in die Antike abgetaucht). Das wollte ich ja eigentlich lieber nicht wissen….
Sehr schön fand ich auch die Illustrationen von Horst Klein im Inneneinband, das beschriftete Fotografien der Hauptprotagonisten in einem Schaufenster darstellt, inklusive des allgegenwärtigen Portraits von Erich Honecker, für Jobst nur kurz der „Obstonkel“, weil sein Bild sogar die Auslage des Obstladens zierte, aus Mangel an anderer Deko oder Auslage.
Sehr interessant fand ich auch die These für Honeckers starren Blick und andere tiefere Einblicke in das Leben eines Staatsratsvorsitzenden der Deutschen Demokratischen Republik. Wie viel Wahrheit dahinter steckt, werde ich wohl nie erfahren.
Auf dieses Werk wurden wir anlässlich einer Lesung der Autorin Franziska Gehm beim rheinischen Lesefest Käptn Book aufmerksam. Die geistige Mutter der Vampirschwestern und der Vulkanos, ist nämlich selbst 1974 in der DDR geboren und gehört somit einem der letzten Jahrgänge an, die sich noch richtig an ein Aufwachsen in der DDR erinnern können. Dieses Gefühl will sie auch an die heutigen Kinder weitergeben, aber mit Spaß und Spannung. Meine dort geborenen Freunde haben mir alle versichert, daß es eigentlich ganz schön gewesen wäre, dort aufzuwachsen, wir sind einfach die Generation, für die die Mauer gerade im richtigen Moment fiel. Als Kind habe man gar nicht so viel vermisst und ein Leben ohne Mikrowelle und Bananen war durchaus möglich.
Auch wenn die Geschichte lustig ist, will sie die damaligen Probleme, die zum Fall des Regimes nicht übergehen und sie klingen auch durchaus an. Sie belasten aber weder die Geschichte noch das Leseerlebnis. Denn mit Spaß lernt man einfach lieber!
Ein tolles Buch für alle die in der DDR aufgewachsen sind und dieses Gefühl ihren Kindern vermitteln wollen, ohne sie zu belasten und ohne den belehrenden Zeigefinger. Aber nicht nur für die, denn zu denen gehöre ich aus dem tiefsten Westen stammend auch nicht. Es ist einfach ein wirklich tolles Stück deutsch-deutscher Geschichte, fernab von den üblichen Erzählweisen.
Kommentar meiner Jüngsten: Die Geschichte war toll!
Na, da sind wir uns wohl alle mit 5 von 5 Sternen einig!