Lügen haben schnelle Beine – Laufende Ermittlungen (2), Achilles, gelesen von Hajo Schumacher, usm audio, 9 h 4 min. Download
Das letzte Heimspiel der Saison für die Hertha und Kriminalkommissar Peer Pedes (36) besucht es pflichtbewusst mit seiner Mutter und rund 70.000 anderen Zuschauern. Während er sich noch für die Bemühungen von Mama schämt für Stimmung zu sorgen, wird auf der Ehrentribüne gegenüber ein Aufsichtsratsmitgleid vor aller Augen erschossen. Peer ahnt, dass hier ein Scharfschütze angelegt hat, doch er ist nicht der einzige Kriminaler vor Ort. Sein Chef Bülow wiegelt ab und übergibt den Fall ausgerechnet an seinen Intimfeind Koslowski von der 1. Mordkommission, statt ihm von der 8. Tage später muss man einsehen, dass Peer recht hatte, doch die Spuren sind inzwischen kalt, bis auf den Fingerabdruck seiner Kollegin und einstigen Trainingspartnerin und Jugendliebe Marina von den Scharfschützen des SEK. Um sie nicht der Blamage offizieller Ermittlungen auszusetzen, soll er sich an sie heranwagen und unauffällig ihr Alibi überprüfen. Zu seinem Leidwesen, bedeutet das auch, dass er nun gegen Koslowski beim Berlin Triathlon antreten muss und Marina um Hilfe beim Training bittet. Ausgerechnet Triathlon. Radfahren gingen ja noch, aber Schwimmen? Während sich Peers Form tatsächlich steigert, geschieht ein zweiter Präzisionsmord und dieses Mal ist Perr Marinas Alibi, weil sie gerade trainierten. War es das jetzt? Doch es rumort weiterhin in seinem Hinterkopf. Nicht nur ihn führen die Ermittlungen ins Milieu von Zwangsprostitution und Drogen, auch seine liebste inoffizielle Undercoverfrau, die junge Ukrainerin Uli, gerät durch ihren Bruder in diese Kreise und das gefällt beiden ganz und gar nicht.
Ehrlich, über Triathlon habe ich mir ja noch nie den Kopf zerbrochen, schon gar nicht über dessen Tücken, auch wenn mein kleiner Bruder gerade an diesem schon mehrfach teilgenommen hat...
Es hat sich aber als erstaunlich interessant erwiesen und gerade in Kombination mit dem ewigen Wettstreit zwischen Peer und Koslowski, aber auch der langsamen Annäherung wieder an seine ehemalige Trainingspartnerin Marina war es absolut reizvoll. Humorvoll, und mit einer gewissen Spannung, zum Teil persönlicher, z.T. ehrgeiziger und zum Teil knisternder Natur. Dabei ist dieser Fall allerdings trotz oder gerade wegen des ernsten Themas Zwangsprostitution dennoch nicht spicy, aber reizvoll. Vor allem die humorvoll bissigen Beobachtungen zu Berlin und seinen Eigenheiten haben mich ebenso amüsiert, wie die Einblicke in die Ermittleranimositäten.
Obwohl ich den ersten Fall in dem Peer gemeinsam mit Uli und seiner Kollegin der Transkommissarin zur Erprobung Stefanie noch nicht kannte, bin ich sehr gut in die Geschichte und die Charaktere hereingekommen. Sie werden so anschaulich und nachvollziehbar in ihren Handlungen beschrieben, dass ich sofort das Gefühl hatte mittendrin zu sein, nur dass ich nun auch gerne den Auftaktband kennen würde. Wirklich geschickt verknüpft fand ich auch den Parallelhandlungstrang, in dem Uli versucht, ihren Bruder Dimitrov, der auch als Kriegsversehrter von Berlin aus versucht seine Waffenbrüder in der Ukraine zu unterstützen, vor äußert riskanten Dummheiten zu bewahren und dabei ihr Herz verliert. Die Einblicke in die ukrainische Community fand ich sehr gelungen und man hat Dimitrovs Verzweiflung über seine Untätigkeit in Deutschland, als auch Ulis im Angesicht von Dimitrovs naiven Aktionen nahezu körperlich gespürt.
Lange tappt man mit den sympathischen Ermittlern und ihren Helfern im Dunkeln, weil es keine Zusammenhänge und Motive zu gegeben scheint. Doch der Schein trügt und Hajo Schumacher führt und gekonnt nicht nur auf die Aschebahn, sondern auch immer wieder in die Irre. Er schafft es sehr gut, den ironisch, bisweilen etwas bissigen Humor von Achilles rüber zu bringen, ebenso wie Peers Qual mit den mehr oder weniger unfreiwilligen Bädern und schmerzenden Gliedmaßen. Dafür bekommt man Lust mit ihm durch Berlin zu radeln, denn die bisweilen montrösen Schläglöcher in den Fahrradwegen werden nicht erwähnt. Männlich markant führt er uns in Männerdomänen und verkörpert dabei auch immer wieder glaubhaft die Fremdscham des Kommissars, vor der Skrupellosigkeit seiner Geschlechtsgenossen.
Spannung, kurzweilig, humorvoll und sogar rechtsphilosophisch. Absolut zu empfehlen.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei USM Audio, für mein Hörexemplar!
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