Samstag, 6. Juli 2024

Und alle so still, Mareike Fallwickl, gelesen von Marie-Isabel Walke, Astrid Kohrs, Henning Nöhren, Argon Verlag Download only 10 h 42 min. ungekürzt


 

Und alle so still, Mareike Fallwickl, gelesen von Marie-Isabel Walke, Astrid Kohrs, Henning Nöhren, Argon Verlag Download only 10 h 42 min. ungekürzt

 

Elin ist Anfang Zwanzig und der zarte, elfengleiche Typ und lebt mit ihrer unabhängigen Mutter Alma in einem Wellness-Hotel, das sie leitet. Alma ist so unabhängig, dass sie noch nicht einmal einen Mann brauchte, um Mutter zu werden, nur sein Sperma.... Elin ist während des Lockdowns Influencerin geworden und nach all den Hasskommentaren im Netz sucht sie die Bestätigung ihrer Attraktivität in seelenlosem, anonymen, wahllosen Sex. Sie macht sich selbst zur Ware und ist dabei sehr erfolgreich, gleichzeitig fühlt sie sich leer.

 

Nuri kommt aus prekären Verhältnissen und arbeitet in 3 schlecht bezahlten Jobs um das Geld für einen Auszug zusammensparen zu können. Er fühlt sich bisweilen unsichtbar und neben seinem Kumpel Valentin, den er vom Wehrdienst her kennt, mit seinem guten Aussehen und seinem blenden Charme, fühlt er sich als ein Nichts. Doch so langsam kotzt ihn das alles an, diese Oberflächlichkeit und dieser seelenlose Kapitalismus.

 

Ruth ist Ende 50 und hat nach dem Sohn ihres schwerbehinderten Sohnes wieder angefangen als Krankenschwester zu arbeiten. Seine Krankheit hatte sie von der Welt isoliert, jetzt ist es ihr Pflichtgefühl, dass sie daran hindert eine Schicht abzulehnen, die man ihr aufbürden will.

 

Der Pflegenotstand in London ist unermesslich, doch niemand hört die Hilferufe des Mitarbeitenden im Gesundheitswesen, bis es eines Tages reicht. Schweigend legen sich die Frauen vor dem Krankenhaus in dem Ruth und Nuri arbeiten, auf dem Boden. Ein stiller Protest, der die Männer in ihrer Ruhe und Friedlichkeit völlig aus der Bahn wirft, so unbegreiflich ist es für sie. Doch es ist keine Momentaufnahme, es ist ein Gefühl der Verzweiflung und Solidarität, das immer weitere Wellen schlägt und immer mehr Frauen schließen sich an, bis das öffentliche Leben zum Erliegen kommt und nicht nur das Gesundheitssystem zusammenbricht.

 

Der Roman ist hart, bisweilen abstoßend, aber auch faszinierend, auf jeden Fall unglaublich intensiv! Der wahllose seelenlose Sex bei Elin und Valentin hat mich abgestoßen, ebenso wie die fassungslose Reaktion der Männer auf die Erkenntnis, dass die Frauen einfach nicht mehr tun, was die Männer von ihnen erwarten! Doch die Einsicht, dass ohne Frauen ihre Welt zusammenbricht und nichts mehr funktioniert kommt ihnen nicht, stattdessen lauten ihre Lösungen typisch männlich: Zwang, Gewalt! Ehrlicherweise trifft dies nicht auf alle Männer zu, aber auf das Gros...

 

Diese Ausnahmesituation wird aus der Sicht dieser drei völlig unterschiedlichen Menschen erzählt, aber nicht nur. Auch DIE GEWÄHRMUTTER und DIE PISTOLE kommen zu Wort. Es mutet schon etwas bizarr an, einer namenlosen Gebährmutter zu lauschen, aber es ist unheimlich faszinierend, was sie zu sagen hat. Einiges hat mich erstaunt und geschockt wie z.B. die „Don't Say Period Bill“ in Florida, oder ich wurde daran erinnert, wie anstrengend Schwangerschaften waren. Man wird dann beim Zuhören schon rebellisch und krabetzig. Mein Mann und meine Töchter mussten sich schon einiges anhören, während ich der Geschichte lauschte. Ich war kurz versucht, mich still auf das Parkett zu legen, aber mein Pflichtgefühl war zu groß...

 

Die drei Sprecher sind sehr gut gewählt und verleihen den Aussagen hinter der Geschichte eine große Eindringlichkeit. Mal distanziert emotionslos, da die Tragweite andernfalls unerträglich wäre, mal erschüttert, mal ganz sachlich, schildern sie, wie die Ruhe der Frauen, die Welt der Männer aus den Angeln hebt, mit kraftvoller Stille. Für Nuri hätte ich mir allerdings eine etwas weichere, zartere, verzagtere Stimme gewünscht. Astrid Kohrs und Marie-Isabel Walke bilden einen ganz klaren Kontrast zueinander und harmonieren dennoch sehr gut miteinander.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Argon Verlag und der Autorin für diese Denkanstöße! Die Autorin werde ich mir merken.

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/mareike-fallwickl-und-alle-so-still-9783732473557

 

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Fräulein Liebe (2) und der Traum vom Leben, Susanne Esser, Knaur

 

Fräulein Liebe (2) und der Traum vom Leben, Susanne Esser, Knaur

 

Juni 1955 Andernach am Rhein, das Kriegsende liegt nun schon 10 Jahre zurück und unter den Frauen der Rheinbuchhandlung auf der Hochstraße in Andernach, ist so etwas wie Normalität eingekehrt. Eva ist glücklich als Buchhändlerin und noch glücklicher, dass ihre Tante Maria sie als Nachfolgerin ansieht, da ihre Tochter Ilse (18), als hervorragende Schülerin studieren gehen soll. Was sie nicht ahnt: Ilse hasst die Schule und ein Studium ist für sie eher abschreckend, Buchhändlerin will sie auch nicht werden, aber eine Bestimmung hat sie noch nicht gefunden. Als Georg Eva einen Antrag macht, wirft sie ihre Bedenken gegenüber Versprechen über Bord und nimmt ihn strahlend an. Bei der Bestellung des Aufgebots bricht ihre Welt jedoch zusammen! Sie stürzt sich in die Arbeit und plant eine Lesung mit ihrer Lieblingsautorin, während Tante Maria sich gemeinsam mit dem treuen Hans ihren Traum vom Urlaub am Wörthersee erfüllen soll. Dich an Evas großem Tag kommt alles ganz anders und obwohl sie dachte, dass es nicht schlimmer kommen könnte, wird es das doch. Eva ist am Boden zerstört und ihre Tante in der Ferne, während ausgerechnet Ilse ihr beisteht. Ilse deren Vertrauen so schwer zu erlangen war!

 

10 friedliche Jahre sind ins Land gegangen und immer noch nicht sind Georg und Eva verheiratet. Für damalige Zeiten ein Grund zu tuscheln. Aber immer noch nicht haben sie sich ihr jeweils best gehütetes Geheimnis offenbart. Darf man in der Liebe eigentlich Geheimnisse voreinander haben? Einige bergen enormen Sprengstoff, von einer solchen Wucht, dass Georg es glatt unterschätzt hat und er nun vor den Scherben seines neuen, glücklichen Lebens steht. Doch wie kommt er wieder aus dem Schlamassel heraus, den er sich eingebrockt hat? Wie soll Eva nun weiterleben? Doch nicht nur für sie steht plötzlich die Welt Kopf, auch Tante Marias beschauliches Glück und Ilses neue Hoffnungen werden bedroht.

 

Mit viel Gefühl und noch mehr Dramatik schlittert Fräulein Eva Liebe nun ins „wahre Leben“. Ihre Freundinnen Margot und Käthe sind bereits verheiratet. Margot hat zwei Kinder, dennoch hat Eva nicht das Gefühl, ihre biologische Uhr ticken zu hören, obwohl sie mit 28 ja eigentlich schon spät dran wäre... Käthe und Irmgard arbeiten aber noch immer in der Gemischtwarenhandlung am Markt. Für damalige Zeiten Eigentlich verbringen die Freundinnen nicht mehr so viel Zeit miteinander wie früher. Die Kinder und diewar das nicht selbstverständlich, Käthes Mann, musste ihrer Arbeit zustimmen. Der Haushalt war noch nicht so automatisiert wie heute und bei aller Liebe zu Petticoats und Pferdeschwänzen, bin ich froh, nicht in dieser Zeit aufgewachsen zu sein. An Ilse wird deutlich, wie wenig man als junge Frau doch selbst zu bestimmen hatte. Der Spruch „solange Du Deine Füße, unter meinen Tisch setzt...“ wurde damals nicht im Spaß benutzt. Neben dem Einblick in die prunkvolle Hochzeit der Hohenzollern auf Burg Namedy, sehen wir aber auch das Leid der Kriegsversehrten und Spätheimkehrer, deren Freilassung Bundeskanzler Konrad Adenauer auf seiner Russland Reise erwirkte. Männer denen mehr als ein Jahrzehnt ihres Lebens durch den Krieg gestohlen wurde.

 

Trotz der zahlreichen ernsten Themen und der Dramatik durch die Geheimnisse, die ans Licht kommen, spürt man zwischen den Zeilen stets die großen Gefühle, die die Autorin geschickt mit dem Zeitgeschehen und der Liebe zu Büchern und Literatur verbindet. Man darf also gespannt sein, ob Eva und Georg wieder zueinander finden und was Ilse mit ihrem Leben eigentlich anstellen will.

Ich hoffe, ich darf Eva und Georg auch noch in die 60er Jahre, dann mit Beat statt Catharina Valente an den Rhein begleiten.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin, für mein Leseexemplar zu meiner Heimatstadt!

 

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