Freitag, 20. Dezember 2019

Todesfalle (Baltimore-Reihe Band 5) Karen Rose, gelesen von Sabina Godec, Lübbe audio, 6 CDs 457 Minuten, gekürzte Fassung



Todesfalle (Baltimore-Reihe Band 5) Karen Rose, gelesen von Sabina Godec, Lübbe audio, 6 CDs 457 Minuten, gekürzte Fassung

Karen Rose gilt als Meisterin des Thrillers und da ich die Sprecherin Sabina Godec gerne höre, fand ich es einen guten Grund Karen Rose eine Chance zu geben.


Die 11-jährige Jazzie wurde von ihrer Mutter vom Ferienlager nicht abgeholt, nicht ganz so erstaunlich, seit der Trennung ihrer Eltern vor drei Jahren. Traurig und erschöpft kehrt sie in die kleine bescheidene Wohnung zurück, in der sie seit dem Fortgang des Vaters mit ihrer kleinen Schwester, ihrer Mutter und ihrer Großmutter wohnt, zurück. Doch ihre Mutter hat sie weder vergessen, noch hat sie sich sinnlos betrunken. Sie liegt erschlagen auf dem Wohnzimmerboden, herausgeputzt für die Abschlussveranstaltung des feinen Camps. Als Jazzie Geräusche hört, versteckt sie sich und sieht den Mann, der für ihr Unglück verantwortlich ist. Sie bleibt weiterhin ganz ruhig, um sich und ihre Schwester zu schützen. Fortan, wird sie schweigen.

Die Schwestern kommen in ein Reittherapieprogramm von Staatsanwältin Daphne. Nach und nach fasst Jazzie zu der jungen Praktikantin Taylor Vertrauen, die selbst vor kurzem ihr Mutter verloren hat. In einer Geheimoperation soll Taylor sich mit dem Mädchen zum Eisessen treffen, fernab von den Pferden, die Jazzie Angst machen. Doch so geheim ist der Plan nicht und der Tod der Schwestern und Taylor vom Täter längst beschlossen.

Sabina Godec hat mich nicht enttäuscht. Ihre Stimme ist einfach ein Genuss, in ihrer Wandelbarkeit und Wärme. Sie variiert und betont, so dass es nie monoton wird, sondern sie die Spannung optimal aufbauen kann. Einigen Schwächen des Werkes vermag aber auch sie nicht mehr Tiefe zu verleihen. So verknüpft die Autorin wohl gerne einen packenden Thriller mit einer Liebesgeschichte, wogegen ich nichts einzuwenden habe. Aber hier ging es mir viel zu schnell. Beide jungen Protagonisten sind schwer traumatisiert. Die junge Taylor ist 23 Jahre alt, aber so behütet aufgewachsen, dass sie noch nie einen Freund hatte. Doch kaum trifft sie auf Ford, der seit seiner großen Enttäuschung vor 2 Jahren kein Interesse an Frauen hatte, ist sie entflammt und kann die Finger nicht von ihm lassen. Ford ist so fasziniert von ihrer Nervenstärke und Umsicht, dass er mitten im Kugelhagel die Erektion seines Lebens bekommt. Das halte ich bei einem Kerl Mitte 20 für unwahrscheinlich... Auch ansonsten scheinen hier die X-Men mit am Start zu sein. Staatsanwältin Daphne hat mit Spendengeldern eine Farm für therapeutisches Reiten eingerichtet, auf der sämtliche Helden der vier bisherigen Bände arbeiten. Dies ist sicher ein echtes Schmankerl für Fans der Reihe, aber gerade so geballt auf einem Haufen, fühlt sich der Hörer von so viel Schönheit, Mut, Klugheit, psychologischem Feingefühl, Leidenschaft und wohlgesetzten Dialogen nicht ganz ernst genommen. Alle Liebespaare der vergangenen Bände verzehren sich noch vor Lust aufeinander.... Sorry, ich wollte einen lebensnahen Thriller...keine Fantasien mit rosa Herzchen.

Das Cover und seine schlichte Gestaltung hat mich sofort angesprochen. Auch der Einstieg ist wirklich packend, so dass ich sofort weiterhören wollte und mit den Vorgängern der Reihe geliebäugelt habe. Es wurde mir nur einfach nach einer Weile einfach zu schematisch und vorhersehbar. Dennoch habe ich mich Dank der Interpretin nie gelangweilt. Ich bedauere es nicht es gehört zu haben, unterhalten hat es mich schon, aber dass es aus der Masse positiv hervorsticht, kann ich leider auch nicht behaupten. Allerdings kann ich mir schon vorstellen, dass es für Fans der Reihe interessant ist, zu erfahren, was aus den Helden der Vorgängerfälle geschehen ist. Aber dass diese nun alle glücklich und zufrieden wie eine große fruchtbare Familie zusammenleben, absolut politisch korrekt, war mir als Neuling einfach zu viel des Guten. Dabei blieben die Charaktere zudem farblos. Es waren auch einfach zu viele Figuren, um ihnen Tiefe zu geben. Zu oft handeln sie für mich auch nicht nachvollziehbar, insbesondere glaube ich nicht an so innige Gefühle binnen 48 h, denn länger ist dieser Zeitraum der großen Durchbrüche und Emotionen nicht.

Leider konnte mich mein erster Fall von Karen Rose nicht überzeugen. Zu blass blieben die Charaktere, die mich auch nicht zu überraschen vermochten, dennoch war es nie langweilig, weshalb ich das Hörbuch Dank der brillanten Sprecherin als mittelmäßig empfinde.

Ich bedanke mich ganz herzlich für mein Hörrundenexemplar und die Möglichkeit Karen Rose kennenzulernen bei Lübbe audio und der lesejury.

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

Mittwoch, 18. Dezember 2019

Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser – von den Anfängen bis zum Mittelalter, Ernst H. Gombrich, gelesen von Christoph Waltz, Argon Verlag 5 CDs 342 Minuten ungekürzt



Eine kurze Weltgeschichte für junge Leser – von den Anfängen bis zum Mittelalter, Ernst H. Gombrich, gelesen von Christoph Waltz, Argon Verlag 5 CDs 342 Minuten ungekürzt

Dieser Band beginnt mit einem von der Enkelin des Autors geschriebenen Vorwort, das erzählt, wie es kam, dass ihr Großvater diesen Klassiker schrieb. Eigentlich sollte er nämlich ein englisches Geschichtsbuch für Kinder aus dem Englischen ins Deutsche übersetzen, da es derartiges auf Deutsch noch nicht gab. Doch er fand, das von ihm zu übersetzende Werk so schlecht, dass er dem Verleger vorschlug, ein eigenes besseres Werk auf Deutsch zu schreiben. Der Erfolg hält über Jahrzehnte an und lediglich der zweite Teil, musste viele Jahre nach dem zweiten Weltkrieg, um weitere Kapitel bis zur europäischen Union ergänzt werden. Im Jahre 2001 verstarb er.


Ernst H. Gombrich ist studierter Kunsthistoriker und so fließt in seine Darstellung der Geschichte auch immer etwas Kunstgeschichte mit ein, z.B. wenn er über die Höhlenmalerei der Steinzeitmenschen, die Wandmalereien in den ägyptischen Pyramiden, die Jagdszenen auf griechischen Vasen oder die Schönheit in der Schlichtheit der Akropolis preist. Aber es ist keine kunstgeschichtliche Abhandlung, man könnte es auch einfach ganzheitlich nennen, denn auf die prägenden Kulturformen der jeweiligen Zeit wird eingegangen, auch auf Sport, Theater, Musik und Religion. Dabei wird eben auch geschildert, dass es teilweise die Religion eines kleinen Volkes ist, die ihm geschichtliche Bedeutung verleiht. Dabei kommen eigentlich auch alle großen Volksreligionen und Kulturen zu Wort. Besonders beeindruckend fand ich die Erklärung des Orakels von Delphi. Mir war bisher nicht bekannt, dass das Orakel durch Erdgase völlig benebelt war und daher eher unklar gelallt, als gesprochen hat... So wird wie in diesem Beispiel auch oft die Herkunft gewisser Redensarten erklärt, was die Kinder wirklich interessant finden und die Eltern bisweilen auch nicht wussten. Meine größte Sorge bereiteten mir die religiösen Schilderungen, wobei ich ausgerechnet Buddha und Lao-Tse gemeinsam mit meinem Pubertier hörte. Beim Zuhören wurde mir heiß und kalt, als ich begriff, dass sie ja die Meditation von Buddha und Lao-Tse, das Streben nach dem Nichts, dem Nirwana oder auch den Zustand eines Käfers zu erreichen, einfach mit Chillen übersetzen könnte. Zum Glück ist das nicht passiert, ich bekam nie die Ausrede fürs Nichtstun zu hören, dass sie nach Höherem strebe ;) Die Jüngere freute sich, ihr aktuelles Reli-Referatsthema wieder zu entdecken: Der Auszug der Juden aus Ägypten. Im Gegensatz zum Text in ihrem Relibuch, war dieses Kapitel für sie aber gut verständlich. Aber auch wenn er den Buddhismus und Lao-Tse erläutert und die Bedeutung des Judentums, der ägyptischen und  griechischen Götter, so wird doch offenbar, daß er eindeutig Christ ist und von der christlichen Kirche in seinem Selbstverständnis geprägt. Da ich selbst dazu gehöre und diese Werte an meine Kinder weitergebe stört es mich nicht, könnte bei einigen aber nicht gut ankommen. Ich habe erfreut festgestellt, dass meine Schulbildung doch gründlich war. Ich habe alles schon mal im Unterricht gehabt, aber immer nur ausschnittsweise und nie als ineinandergreifende Zusammenhänge. Daher wird auch auf die Philosophen eingegangen, wie auch Diogenes, der ja doch auch verblüffende Ähnlichkeiten mit Buddha und Lao-Tse aufweist und auch mit dem modernen Trend des Minimalismus. In seiner Dinge werden aber wohl noch nicht einmal 100 Dinge Platz gefunden haben, aber er war schon für Alexander den Großen beeindruckend. Für mich beeindruckend, war die Fähigkeit dieser großen Herrscher riesige Reiche über Jahre zu beherrschen, ganz ohne die Mittel der modernen Kommunikation. Das macht mich schon neugierig, wie sie das denn eigentlich angestellt haben, in Zeiten, in denen Briefe monatelang unterwegs waren. Ach ja, die Leistung der einzelnen Völker Schriftsprachen zu entwickeln wird übrigens auch jeweils unter die Lupe genommen.


Sehr erstaunlich finde ich, dass dieses Hörbuch, obwohl seine Vorlage bereits so alt ist (1935) noch immer von Kindern gut verstanden wird, auch wenn der Wortschatz stetig im Wandel begriffen ist. Da die Buchvorlage aus dem Jahre 1935 stammt, ist sie nicht mehr immer unbedingt politisch korrekt, für heutige Verhältnisse. Erstaunlicherweise, hat meinen Mann das überhaupt nicht gestört. Wer aber vermeiden möchte, dass die Kinder Begriffe wie „Neger“ hören, der sollte hier nicht zugreifen. Es ist ein historisches Dokument.

Mein Mann war von Christoph Waltz als Sprecher ganz angetan. Er spricht wohl moduliert und nie monoton. Da macht es Freude zuzuhören. Seinen kleinen österreichischen Einschlag finde ich charmant. So, wie in vielen seiner frühen Filme, klingt er hier nicht wie ein Bösewicht, sondern einfach freundlich, wie ein netter Onkel, der einem Kind etwas erklärt. Oft hat man auf Deutsch nicht die Gelegenheit einem Oscar-Preisträger zu lauschen.

Es ersetzt kein Geschichtsbuch und kein Lernen für die Schule. Aber dieses Hörbuch kann etwas ganz Wichtiges: Kindern Geschichte als ganzheitliches Subjekt nahe zu bringen, zu verdeutlichen, dass es mehr um Zusammenhänge und das große Ganze, als um einzelne Jahreszahlen geht. Klar, es werden auch Jahreszahlen genannt, aber vom einmaligen Hören, prägt man es sich ja nicht ein.  Daher werden oft auch zeitliche Parallelen und andere zeitliche Zuordnungen geschaffen. Es weckt vor allem Interesse und das finde ich wertvoll. Das in der haptisch angenehmen Pappbox beiliegende Booklet lässt einen das Gehörte besser zu merken, da man auch einiges noch nachlesen kann. Das finde ich sehr hilfreich. Ab 10 Jahren wirklich zu empfehlen.

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Argon Verlag für unsere kurzweilige Erweiterung des Horizonts!

Hier könnt Ihr schon mal reinhören: