Freitag, 15. November 2019

BuchstabenZauber, Wie Sie Ihr Kind für's Lesen begeistern, Christoph Biemann, Thomas Montasser, Mosaik Verlag



BuchstabenZauber, Wie Sie Ihr Kind für's Lesen begeistern, Christoph Biemann, Thomas Montasser, Mosaik Verlag

Am 15. November ist Vorlesetag!
Die Lesefähigkeit – und -lust nimmt leider immer weiter ab. Viele Eltern sind am Ende ihrer Ideen, wie sie ihren Nachwuchs zum Lesen bringen können. In diesem vergnüglichen Sachbuch geben Christoph Biemann und Thomas Montasser Anregungen, Motivationshilfen und Ansporn in den Bemühungen nicht nachzulassen. Sie erklären warum Lesen so wichtig ist, welche spielerischen Wege man beschreiten kann und was man konkret tun kann, um Lust aufs Lesen zu machen. Dabei plaudert Christoph, der Moderator aus „Die Sendung mit der Maus“ auch aus dem Nähkästchen, immer optisch abgesetzt.

Sehr gut fand ich den Gedanken, dass jede Fähigkeit geübt werden muss und sie auch mangels Übung wieder verkümmern kann. Daher reicht es nicht, einmal Lesen zu lernen, man muss es auch immer wieder üben! Das kann ich bestätigen. In dem Bemühen meine Kinder zu Bücherwürmern zu machen, bin ich ein wirklich guter Vorleser geworden und es macht mir noch immer und immer mehr Spaß! Außerdem habe ich in meinem Beruf leider feststellen müssen, dass ich Mandanten habe, die zwar einen Schulabschluss haben und erfolgreich eine Lehre absolviert haben und sogar Muttersprachler sind, die aber nicht mehr Lesen und Schreiben können, sondern stets auf Hilfe angewiesen sind. Hier wird es nicht ganz so drastisch dargestellt, es ist ja auch eher die Ausnahme, aber das gewählte Beispiel finde ich sehr gut nachvollziehbar und einprägsam.

Jaaaa, ich liebe Geschichten! Ich lese wirklich gerne, um in spannende Welten und große Emotionen abzutauchen! Deswegen mag ich eigentlich keine Sachbücher, sie langweilen mich, Spannung und Emotionen vermisse ich dort. Aber als leidenschaftlicher Geschichtenliebhaber hat sich Christoph das wohl auch schon gedacht. Deswegen liest es sich außergewöhnlich fluffig und ich musste mich wirklich nicht zwingen, des Inhalts wegen weiterzulesen, es liest sich fast von selbst. Man nickt zustimmend oder seufzt, gerade wenn man an seinen Durchhalteparolen ankommt! Zur Auflockerung und für die persönliche Ansprache und für die Emotionen, erzählt er dann zwischendurch mal von seinen Erlebnissen auf diesem Bereich. Immer nur kurz und knackig, so ist das ganze Buch erfrischend kurz, ohne oberflächlich zu sein. Es ist ein Anstoß, keine Doktorarbeit!
Er bemüht sich den Druck aus dem Lesenlernen herauszunehmen und zum Spaß zurückzufinden, nicht nur für die Kinder, auch für die Eltern. Bei uns stand Lesen in der Grundschule auch tatsächlich immer bei den Hausaufgaben...

Ja, man muss die Kinder selbst wählen lassen, auch wenn einem die Lektüre selbst nicht gefällt. Meine Große geht nun eigenständig in die Bücherei, weil sie folgende Erkenntnis hat: „Ja, Lesen hilft mir bei der Rechtschreibung!“, nur habe ich bislang die falschen Bücher ausgewählt. Ich finde, ich mache fast alles richtig, nach seiner Meinung, also muss ich nur noch weiter durchhalten und hoffen.... aber eines muss ich ändern: ich muss mich auch über die, meiner Meinung nach, schrecklichen Bücher meiner Tochter mit ihr unterhalten, auch wenn es mich so gar nicht interessiert, weil sie mich interessiert! Interessanterweise wird bei uns wohl am ehesten das Kind zur Leserin, dass damit die meisten Schwierigkeiten hat.

Lesen ist wichtig, egal was! Das Kind muss es wollen, es darf nicht gezwungen werden, dann macht man auch manchmal alles richtig. Meine Jüngste liest so viel anderes, einfach als Automatismus, dass ich oft denke, das reicht, da muss ich sie nun nicht noch motivieren ein Buch zu lesen... Sie liest doch.
Ganz klar richtet sich dieses Buch an eine gewisse Zielgruppe. Eltern die selbst nicht lesen, werden sicherlich nicht zu diesem Buch greifen, sie finden wahrscheinlich auch nichts dabei, wenn ihr Kind nicht liest...

Es geht ums Lesen! Das müssen nicht Bücher sein! Aber wem Lesen vorgelebt wird und dem vorgelesen wird, der wird auch lesen..... Mein Bruder gilt bei uns immer als Nichtleser und mein Mann auch. Aber sie lesen, die Zeitung halt.... Das Lesen als solches trainiert das Gehirn, Romane machen nur einigen Menschen einfach mehr Spaß!

Ein Buch, das mich sehr beruhigt hat und bestärkt den eingeschlagenen Weg einfach weiterzugehen, es wird schon... außerdem habe ich mich von Christoph und Thomas Montasser gut unterhalten und vor allem verstanden gefühlt.

Donnerstag, 14. November 2019

Die Reste frieren wir ein, Weihnachten mit Renate Bergmann, gekürzt gelesen von Carmen-Maja Antoni, Der Audio Verlags 2 CDs 2 h 13 min.



Die Reste frieren wir ein, Weihnachten mit Renate Bergmann, gekürzt gelesen von Carmen-Maja Antoni, Der Audio Verlags 2 CDs 2 h 13 min.

Es weihnachtet in und um Berlin. Renate Bergmann steht am Herd und kocht schon Monate im Voraus den Grünkohl für's Weihnachtsfest ein, das kann man so ja gar nicht kaufen! Es ist nicht nur das Fest der Liebe und Geschenke, sondern auch des guten deftigen Essens im Kreise der Familie oder der Lieben, was nicht immer zwingend dasselbe ist. Aber es ist auch die Zeit der Erinnerung. Also erinnert sich Renate Bergmann auch an vergangene Weihnachten zurück, an denkwürdige Momente. Es wird nicht unbedingt eine stringente Geschichte und vom Zuhören wird man nicht satt, dafür lernt man mal endlich Renates von und zu Schwiegermutter die Baronin kennen, wenn auch nicht unbedingt lieben.

Den Titel finden wir großartig, er passt genau zu Renate Bergmanns Generation und auch die Verwendung von Margarinedosen zum Einfrieren von Essensresten, lässt mich an meine Kindheit im tiefsten Westen zurückdenken. Es gibt schöne, liebevolle Erinnerungen, wie die Zeit, als im Advent die Spielsache verschwanden und liebevoll restauriert oder neu ausgestattet zum Fest wieder unterm Baum lagen. Es gibt Lektionen im sparsamen Haushalten, von gerissenen Landfrauen, die den Städtern verstümmeltes Geflügel verkauften und sich über die Geflügelpfanne zu Weihnachten mit den Resten freuten. Natürlich darf auch die vegane Tochter Kirsten nicht fehlen, Freundin Gertrud, die es mit der Butter im Gemüse sehr großzügig ist, bis es einmal zu viel ist, Freundin Ilse mit Gatte Kurt und dem Coyota. Natürlich hat Kurt im seinem Karnickelverein auch noch ein paar Freunde, die Weihnachtsgänse züchten... und so kommt Renate vom Hölzchen aufs Stöckchen und irgendwie ist Weihnachten immer was los, selbst oder gerade, im Hungerwinter 1946/47, als das Essen rationiert war und man zu Opa und Oma Strelemann ins Bergische zog. Ein wenig Nostalgie, eine Prise Lebensschläue und patente Hilfe für Freunde und Familie. Das ist Weihnachten mit Renate Bergmann und ihrem speziellen Kosmos.

Renate Bergmann geb. Strelemann wohnt in Berlin-Spandau, war Trümmerfrau, Reichsbahnerin, ist und bleibt Haushaltsprofi und ist vierfach verwitwet aber nur einfache Mutter von einer schon erwachsenen Tochter Kerstin, Veganerin, esotherisch angehaucht und von Renate oft missverstanden. Aber eigentlich ist Renate ein Autor namens Torsten Rode, Jahrgang 1974, dessen Twitter-Account von Renate Bergmann sich zum Hit entwickelte.

Carmen-Maja Antoni ist wirklich die Idealbesetzung für Renate Bergmann mit ihrer schnodderig-herzlichen Berliner Schnauze trägt sie das Herz auf der Zunge! Jahrgang 1945, geboren in Berlin hat die Vollblutschauspielerin den Hungerwinter 46/47 offensichtlich ebenso gut überstanden wie Renate Bergmann. Man nimmt ihr die Rolle absolut ab und vermag sich kaum vorstellen, dass sie selbst nicht so ist, dabei kann sie auch anders und hat bereits Brechts Mutter Courage verkörpert, spielte die kauzige Schwester von Horst Krause im TV, oder die Sekretärin von Iris Berbens „Rosa Roth“ und ist auch noch immer auf den Bildschirmen zu sehen.

Leider konnte uns dieser Band nicht ganz überzeugen. Es kamen einige schöne Pointen vor, aber man hatte etwas den Eindruck, dass dem Autor die Ideen ausgehen, es ist ja auch schon der zweite Weihnachtsband mit Renate Bergmann. Vielleicht dreht sich für mich diesmal einfach zu viel ums Essen. Ja, es ist die Generation der guten Hausfrauen, wobei mir da bis auf meine Oma wohl die Vorbilder fehlen ;) Auch wenn es bei den uns bislang bekannten Geschichten stets eine Rahmenhandlung mit Hauptthema gibt wie Kreuzfahrt oder Hausbau, ist das Thema Weihnachtsessen nicht ganz so vielfältig seiner Absurdität der Möglichkeiten. Carmen-Maja Antoni gibt jedoch alles, um die noch so kleinste Absurdität aufzuspüren und so wurden wir dennoch angenehm unterhalten und geben 3,5 von 5 Sternen, für die großartige Carmen-Maja Antoni.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Der Audio Fahrt für diese Familienunterhaltung. Wer nun neugierig ist, kann hier hineinhören: