Dienstag, 19. Februar 2019

Wildhexe (2) Die Botschaft des Falken, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser dtv



Wildhexe (2) Die Botschaft des Falken, Lene Kaaberbol, Reihe Hanser dtv

Clara ist zu Besuch bei ihrem Vater. Der hat sein altes Haus in der Pampa verkauft und lebt nun in einer schicken neuen Wohnung in ihrer Stadt. So richtig kann sie sich nicht darüber freuen und grübelt in ihrem neuen Zimmer vor sich hin, als sie ein Falke ihr eine Nachricht überbringt. Sie soll die junge Wildhexe Shanaia eine Stunde vor Sonnenuntergang im Park treffen. Trotz ihrer Schüchternheit beschließt Clara dieser Aufforderung zu folgen und bricht gemeinsam mit ihrem besten Freund Oscar und dem schwarzen Kater Kat auf. Doch Shanaia scheint gar nicht zu dem Treffen zu erscheinen, ob es eine Falle war? Da werden sie von einer Horde wild gewordener Vögel angegriffen, doch sie verletzen nur Oscar und Kater, aber nicht Clara. Da entdecken sie auch stark verletzt und versteckt Shanaia und ihren Wildfreund das Frettchen. Sie fleht Clara an, ihr bei der Rückeroberung von ihrem Heim Vestmark, aus dem ihre Familie vertrieben wurde, bei zu stehen. Doch Clara zögert, sie traut sich das nicht zu, sie ist noch viel zu unerfahren. Doch dann verschwindet Oscar und Clara folgt ohne zu Zögern seiner Spur.

Meine Große war anfangs sehr empört: Das Cover sieht anders aus, als das Mädchen auf dem Filmbuch und wo kommt denn nun Claras Vater her? Dass der nun auftaucht fand sie völlig unpassend im Hinblick auf Band 1. Die Kleine und mich störte es nicht. Uns gefiel das Clara mutiger wird, aber in der Schule immer noch ihre beste Waffe in ihrer Unscheinbarkeit zu finden glaubt. Dummerweise ist Oscar so stolz auf ihre Wildhexeneigenschaft, daß er sich verplappert und damit gerät Clara in den Fokus, was ihr sehr unangenehm mit. Doch mit ihren Wildhexenfähigkeiten wächst Clara auch charakterlich und diesmal ist sie richtig stark gefordert. Sehr interessant fanden wir, was Clara so mit der Zeit alles über ihre besonderen Wildhexen-Fähigkeiten erfährt. Chimära scheint sie zu fürchten, aber Clara, die kaum eine Ausbildung genossen hat, weiß überhaupt nicht warum. Langsam beginnt Clara eine Ahnung zu bekommen, auch davon, warum Shanaia ausgerechnet ihre Hilfe angefordert hat. Doch Clara ist erst ganz am Anfang der Entdeckung all ihrer Talente. Es ist aufregend mit ihr gemeinsam den erwachenden Wildsinn zu erleben und der Herausforderung durch die erfahrene und hinterhältige Wildhexe Chimära zu folgen. Diese fühlt sich an keine Regel und keine Gesetze gebunden, nur ihrem eigenen vermeintlichen Wohl verpflichtet. Doch etwas an Clara bereitet ihr Kopfzerbrechen, auch wenn sie darauf genauso wenig Rücksicht nimmt, wie auf das Wohl der Tiere, die zu verstehen sie das Glück hat.
Auch dieser Band ist trotz seiner Kürze von knapp 200 Seiten packend geschrieben. Er vereint bekannte Gefühle und Erfahrungen von 12 Jährigen, sowohl mit Eltern, Freunden und Schule, mit dem unbekannten der wilden Welt. Einer Welt voller Magie, unbekannter Gefahren und doch auch verlässlichen Freunden. Dieser Kontrast ist sehr reizvoll und drängt dazu der Geschichte weiter zu folgen, denn wir sind gewiss, daß Chimära sich neue Herausforderungen für Clara ausdenken wird, wie man auch den kommenden Titeln ablesen kann.
Für eine Fantasy-Reihe sind die Einzelbände ziemlich kurz, ähnlich wie bei Narnia und der Erdseereihe. Das empfinden meine Töchter und ich als großen Pluspunkt. Das Abenteuer verzettelt sich nicht in epischen Beschreibungen, sondern kommt auf den Punkt: Spannung und Magie! Für Kinder die nur mäßig gerne Lesen erfordert der Beginn eines Buches mit überschaubarem Umfang keine große Überwindung. Dabei ist der Zeilenabstand sehr augenfreundlich und auch die Schriftgröße ist größer als bei Harry Potter (die finden meine Töchter unangenehm klein). Das Setting in Dänemark ist auch mal erfrischend anders, auch wenn gar nicht so viele landestypischen Eigenheiten erwähnt werden, klar, wer kennt schon die wilden Wege? Sprachlich ist es gefällig und unaufdringlich. Die Sprache folgt vor allem der Funktion des Spannungsaufbaus, ohne besondere lyrische Brillianz. Das finden wir aber völlig in Ordnung, da der Stil durch aus ansprechend ist und ein gutes Vorbild für den eigenen schriftlichen Ausdruck liefern kann, aber nicht vom Inhalt ablenkt.

Eine spannende Reihe um Freundschaft, Verbundenheit und die Kraft der Natur, die auch zu leseunwilligere Kindern zu einem Blick ins Buch verlocken kann. Wir sind schon ganz gespannt, wie es weitergeht!

Wir bedanken und ganz herzlich bei Reihe Hanser im dtv für dieses fesselnde Rezensionsexemplar.

Iron Flowers (2) – Die Kriegerinnen, Tracy Banghart, gesprochen von Coco Plümer und Theresa Horeis, Goya libre



Iron Flowers (2) – Die Kriegerinnen, Tracy Banghart, gesprochen von Coco Plümer und Theresa Horeis, Goya libre

Nachdem Asa bei dem Putschversuch Nomi hintergangen hat, lässt er sie, Maris und den schwerst verletzten Malachi auf den Berg des Verderbens die Gefängnisinsel bringen. Doch die Wachen werden Malachi kurz vor Erreichen des rettenden Ufers ins Meer. Zumindest für Nomi und Serina gibt es ein glückliches Wiedersehen in brenzliger Lage. Nomi hatte sich unter Asas Versprechen andere, glücklichere Umstände vorgestellt. Die Enttäuschung über Asas Verrat tut weh. Er stimmt sie aber auch nachdenklich, ob nicht Malachi vielleicht doch die Wahrheit gesagt hat und er der bessere Verbündete gewesen wäre.  Serina ist sich hingegen Val Unterstützung immer sicherer und ihr Misstrauen ihm gegenüber schwindet. Mit ihrer Organisation des Aufstandes auf der Gefangeneninsel und ihrer Reihe als Anführerin der Rebellen, erstaunt sie ihre Schwester sehr. Das hätte ihr ihre Schwester, nie zugetraut. Immerhin hat diese ihr Leben lang davon geträumt als Grace dem Thronfolger zu gefallen. Doch beide Schwestern wachsen an ihren Herausforderungen und passen sich ausgezeichnet der neuen Situation an. Ihnen ist klar, daß ihre Tage auf der Insel gezählt sind. Sobald Asa erfährt, daß die Gefangenen sich befreit haben, würde er ganze Armeen schicken. Die ehemaligen Kampfrivalinnen bereiten, geeint unter Serinas Kommando, ihre Flucht von der Insel vor. Ihnen ist bewußt wie riskant ihr Vorhaben ist, aber nur wer wagt, kann Freiheit finden.

Das Cover ist wieder wunderschön und passt fast spiegelgleich zu dem von Teil 1 „Iron Flowers – Die Rebellinnen“. Doch damit die Rebellinnen den Berg des Verderbens überhaupt verlassen können, müssen sie erst einmal kämpfen. Kampflos lässt man sie nicht ziehen und die letzten verbliebenen Wachen können überall lauern und nach ihrem Blut dürsten. Nicht umsonst sind auch sie auf die Gefängnisinsel verbannt worden. Es ist unglaublich spannend geschrieben, wie die Frauen einerseits zwischen ihrem Gewissen und ihrem Überlebenswillen hin und hergerissen werden. Die Nahrung wird knapp. Wollen sie sie wirklich mit ihren Gefangenen teilen? Aus vier verfeindeten Clans wächst langsam ein Team zusammen, wobei ihnen allen klar ist, dass die bevorstehenden Kämpfe nicht alle überleben werden. Ist Ihnen die Freiheit das wert? Diese Ausweglosigkeit und der Preis der Freiheit wird den Hörerinnen deutlich vor Augen geführt. Auch wenn wir noch keine völlige Gleichbehandlung erreicht haben, ist Freiheit für uns inzwischen selbstverständlich, ebenso wie eine unabhängige Justiz mit öffentlichen Verfahren. Nicht wie die meisten Gefangenen, die einfach ohne Prozess auf die Insel verfrachtet wurden. Anders als im ersten Teil bekommen inzwischen so viele der Clanmitglieder Namen und Eigenschaften, daß man etwas überfordert ist, zu allen eine emotionale Verbindung aufzubauen. Während ich in Band 1 noch um die im Kampf sterbenden Frauen trauern konnte, ist hier das Tempo und die Todesrate so hoch, dass die Spannung die Emotionen ein wenig ausblendet. Man bangt vor allen mit den vier Hauptfiguren, dass sie ihr Ziel, die Errichtung einer neuen Gesellschaftsordnung und Rettung ihrer Familie, erreichen mögen. Man fragt sich zudem, wie dieses neue System eigentlich aussehen soll und wer es regieren wird?  Diese Fragen blitzen immer wieder zwischen den Kampfszenen auf, die eindringlich von den zwei jungen Sprecherinnen aus wechselnden Sichten gesprochen werden. Coco Plümer schildert hierbei Nomis Sicht, während Serinas Part von Theresa Horeis übernommen wird. Beide haben klare, junge Stimmen, die sich auch in ihrer Weiblichkeit ähneln. Wenn man gut hinhört, kann man beide auseinanderhalten, aber auch inhaltlich werden die Perspektiven deutlich. Es ist nur ein größeres Hörvergnügen, wenn man die Sprecherwechsel mitbekommt. Es lohnt sich daher mal wieder genau hinzuhören und die Geschichte nicht an sich vorbei plätschern zu lassen. Durch die unterschiedlichen Stimmen kann man emotionaler in jeweils Nomis und Serinas Welt eintauchen, an ihre Ängsten und Hoffnungen teil haben.

Den Sternabzug kann ich leider nicht begründen, ohne zu spoilern. Natürlich ist in Romanen nicht immer der wahrscheinlichste Weg, der den die Helden wählen. Aber das Überleben einer Person finde ich so realitätsfern, daß ich mir darüber beim Hören echt geärgert habe und mir dadurch einige wichtige Informationen entgangen sind, die erst in der Wiederholung haften blieben.
Was mir ausgesprochen gut gefällt ist, das Ende. Es endet nicht einfach in einer letzten Schlacht und dann ist Friede, Freude, Eierkuchen. Nomi und Serina haben für eine gerechtere Welt gekämpft, eine Welt die den Wert der Frauen anerkennt. So etwas geht nicht über Nacht, alles andere wäre plump und unglaubwürdig. Stattdessen haben sie einfach einen Schritt in die richtige Richtung gemacht. Es geht voran, aber es liegt noch ein langer Weg vor ihnen. Aber sie sind nicht allein, sie haben starke Verbündete an ihrer Seite, die ihnen und der Leserin hoffnungsvolles Vertrauen in die Zukunft ermöglichen.

Eine spannende und emotionale Hörfassung von Freiheit, Gleichheit, Schwesterlichkeit und ein würdiges Finale dieser Diologie.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Jumbo Verlag/Goya libre für dieses heiß ersehnte Rezensionsexemplar.