Dienstag, 29. Januar 2019

Das Buch der seltsamen Wünsche (2) – Der 13. Wunsch, Angie Westhoff, Oetinger Taschenbuch



Das Buch der seltsamen Wünsche (2) – Der 13. Wunsch, Angie Westhoff, Oetinger Taschenbuch
 
Weihnachten steht vor der Tür und mit den Ferien werden auch Charlottes Cousin Ben und Waisenjunge Flint wieder in dem großen alten Haus in der Buttermelcherstraße einziehen. Seit den Sommerferien sind die schräge Charlotte, ihr Cousin Ben das Mathegenie, das Geigenwunderkind Jette und Waisenjunge Flint, der zu den Ferien aus dem Internat zu seiner Tante Claire zieht, beste Freunde geworden. Das lag alles nur an dem „Buch der seltsamen Wünsche“ das ihnen der Hausmeister und dessen Freund damals gegeben haben. Ein geheimnisvolles Buch, mit strikten Regeln, deren Wünsche sie nacheinander gemeinsam abarbeiten mussten, ohne zuvor die nächsten Aufgaben zu kennen. Sie haben diese Aufgabe mit Bravour gelöst und wurden mit Abenteuern, Spaß und Freundschaft belohnt. Dies würden sie gerne wiederholen. Daher hat sich jeder 3 neue seltsame Wünsche ausgedacht, sie an Charlotte geschickt, die diese nach Schwierigkeitsgrad sortierte und aufschrieb, nur sie kannte alle Wünsche. Bis der Hausmeister sich das Buch auslieh und er sich mit seinem Freund einen geheimen 13. Wunsch ausdachte. Auf diesen sind nun alle gespannt. Doch kaum sind die Freunde mit den Problemen des 3. Wunsches beschäftigt, wird ihnen das neue Buch gestohlen! Niemand von ihnen kennt den 13. Wunsch und die zwei alten Herren sind unauffindbar! Um die Diebe zu finden, muß Charlotte ihre 12 Wünsche in ein neues Heft schreiben, denn beim Lösen der Aufgaben haben sie die beste Chance den Dieb zu finden und den 13. Wunsch zu retten!

Was um alles in der Welt ist ein seltsamer Wunsch? Diese Frage hat mich sofort beschäftigt, als ich den Titel las! Als großer Fan der Zahl 13, fand ich natürlich auch den Untertitel spannend, auch wenn meine Liebe zur 13 viel simpler ist als die von Ben, der in ihr nicht nur die Primzahl, nein sie ist für ihn auch Teil der Fibonacci-Reihe und beziffert die Anzahl der archimedischen Körper... Doch was ist ein seltsamer Wunsch? Nichts so simples wie Geld oder Glück, Wünsche für die es nur eines Begriffs bedarf und deren Erfüllung für den Wünschenden oft ungeahnte und nicht unbedingt positive Folgen hat. Auch die seltsamen Wünsche bringen mit ihrer Erfüllung ein ungeahntes Ergebnis. Sie sind allerdings so geheimnisvoll formuliert, daß man mehrere Köpfe braucht, um sie zu verstehen, also schlaue, fantasievolle, möglichst flexible, um auch mal um die Ecke zu denken. Erfüllen lassen sie sich oft nur gemeinsam, weil es unterschiedlicher Talente bedarf. Diesmal lautet der zweite und somit einer der leichtesten Wünsche: Eine Reise zu machen, ohne zu gehen, zu laufen, oder zu fahren. Um am Ziel das große Glück zu finden. Puh, das war noch einer der einfacheren und da kann man sich vorstellen, daß die 4 Freunde wirklich viel erleben werden, womit sie nie gerechnet haben. Doch durch den Diebstahl ihres Buches, arbeiten sie nicht nur gemeinsam an er Lösung der Wünsche, sondern kämpfen auch gegen einen unbekannten Gegner an, um ihr Buch zurück zu bekommen. Solange, bis sie herausfinden, wer ihr Buch nun besitzt. Da diese Gegner, noch nicht so geübt sind, brauchen sie die Hilfe der Buttermelcherstraßen Kids, die als Gegenleistung die Bekanntgabe des 13. Wunsches fordern. Hier wird es für mich leider unlogisch, da nur Charlotte alle Wünsche kennen darf, da sie sie niederschrieb, alle übrigen, dürfen nur Wunsch für Wunsch erfahren, immer nur einen, sobald der vorherige erfüllt wurde. Ich finde es schade, daß der 13. Wunsch allen verraten wurde und nicht nur Charlotte, dafür ziehe ich einen Stern ab, da es für mich einfach eine Unstimmigkeit ist, die nicht zur übrigen Konsequenz der Kinder passt. Die Idee des Buches der seltsamen Wünsche als Ferienbeschäftigung finde ich übrigens klasse und absolut nachahmenswert. Sich aber selbst so viele seltsame Wünsche für seine Kinder auszudenken ist aber gar nicht so schwer, da hilft es sicherlich, sich aus den beiden Bänden von Angie Westhoff inspirieren zu lassen. Es ist wirklich toll zu lesen, wie sie sich gegenseitig in ihren Eigenheiten, Stärken und Schwächen zu schätzen wissen. Sie lernen sich während ihrer Suche, aber auch selbst besser kennen, eben so wie ihre geheimen Sehnsüchte und Wünsche. Dabei stellen sie auch fest, wie schwierig es ist, wunschlos zu sein. Mit relativ einfachen Mitteln erleben die 12-Jährigen hier wirklich spannende Ferien, die sie noch enger zusammenschweißen, ebenso wie die übrige Hausgemeinschaft. Gerade das Gemeinschaftsgefühl wächst und sie stellen wieder einmal fest, daß man sich oft nur besser kennen muss, um sich auch zu verstehen. Dafür muss man aber offen für andere sein.

Angie Westhoff ist wirklich eine ungewöhnliche Geschichte gelungen, die aus der Masse heraussticht und daher sicher nicht so schnell vergessen wird. Die Autorin studierte Geschichte und Germanistik in München, wo sie in der Lehrerfortbildung tätig ist und seit 2006 erfolgreich Kinder- und Jugendbücher schreibt. Mit diesem Buch hat sie mich mit ihrer umfassenden Allgemeinbildung auch zu den alten Griechen beeindruckt.
Ein wirklich packendes Buch, mit angenehmer Schriftgröße. Über die Wünsche und ihre Bedeutung kann man herrlich selber mit knobeln und der Wahrheitsgehalt, der ihnen innewohnt, kann einem noch lange nachhängen. Ein Buch für Jungen und Mädchen ab 10 Jahren, das ich gerne weiterempfehle.

Sonntag, 27. Januar 2019

Mein Feuerpferd – Ritt im Nordlicht, Chantal Schreiber, cbj Verlag



Mein Feuerpferd – Ritt im Nordlicht, Chantal Schreiber, cbj Verlag

Eva (10) ist ein klassisches Scheidungskind. Ihre Eltern haben sich getrennt, als sie ganz klein waren. Sie liebt beide Vater und Mutter. Früher ist ihr Vater mit ihr auf einen Isländerhof reiten gegangen. Seit ihr Vater, ein isländischer Pilot, wieder in seine Heimat zurück gekehrt ist und dort wieder geheiratet hat, will sie mit Pferden nichts mehr am Hut haben. Doch dann hat ihre Mutter, eine ehemals sehr erfolgreiche Schauspielerin ein Rollenangebot, daß sie nicht ablehnen kann. Annehmen kann sie aber nur, wenn sie dann für 6 Wochen zu ihrem Vater und dessen neuer Frau zieht. Da sie ihre Mutter innig liebt, sagt sie aus Vernunftgründen zu. Trotzdem beschließt sich Hrönn, Papas neue Frau nicht zu mögen und nicht zu verraten, daß sie noch etwas Isländisch spricht und sich nach Pferden sehnt. Das ist gar nicht so einfach, wenn eine kleine aber feine Herde direkt vor ihrem Fenster grast. Als Papa dann auch noch ungeplant zu Langstreckenflügen herangezogen wird und sie mit der hochschwangeren Hrönn alleine im Haus ist, stiehlt sie sich nachts heimlich auf die Koppel. Ein Isländer hat es ihr besonders angetan. Eldur (Feuerpferd) scheint nur auf sie gewartet zu haben und lässt sie sogar heimlich aufsteigen. Doch lange geht diese Heimlichtuerei nicht gut und Eva bringt sich und Eldur in ganz schöne Gefahr.

Auch wenn dieser Auftaktband auf Island spielt, dem Land der Feen und Trolle, ist das einzig magische an der Geschichte, der Charme der rauen Insel. Es ist eine Geschichte über die Liebe zu Pferden, die einmal erwachst, einen nie wieder loslässt. Über Freundschaft, Familie und auch Abenteuer. Und damit schreibt Chantal Schreiber über das, was sie am besten kann. Über Irrungen und Wirrungen in der Freundschaft, Familie und die Liebe zum Pferd. Sehr warmherzig beschreibt sie Evas Gefühlschaos. Wie sie hin und hergerissen ist. Sie will Papas neue Frau nicht mögen und ihre keine Chance geben und ihre Vorschläge doof finden. So wie auch das Nachbarsmädchen Salka, das sich angeblich schon so sehr auf sie freut. Wieso denken Erwachsene eigentlich immer, daß Kinder einander mögen müssen, nur weil man im gleichen Alter ist? Diesen Satz fanden meine 9 jährige Tochter und ich richtig klasse. Denn es stimmt. Kinder in dem Alter haben ihren ganz eigenen Kopf und bestimmen selbst, wen sie mögen und wen nicht. Alter ist da auch nicht unbedingt das vorrangige Kriterium. So geht es Eva mit ihr, wie mit dieser Insel, gegen ihren Willen, erobert Salka ihr Herz. Einfach durch ihre offene, ehrliche Art, genau wie Island. Das ist übrigens sehr schön und treffend beschrieben. Man meint direkt selbst den kühlen Wind zu spüren, die Seeluft zu riechen und einen Thermoanzug herbei zu sehnen. Eva macht eigentlich ziemlich viel, was sie besser bleiben lassen sollte, aber sie sieht es selbst ein und reflektier ihr Handeln. Sie spürt, wie leicht man sich mit der Witterung verschätzen kann, wenn man noch neu ist auf der Insel, so wie man sich auch in vielen anderen Dinge irren kann. Man muß nur bereit sein und offen und sich und den anderen eine 2. Chance geben. Die ganz große Stärke des Buches sind seine Emotionen, die die jungen Leserinnen gut nachvollziehen können, aber auch seine Spannung, die zum Glück nicht zum Nachahmen anregt.

Chantal Schreiber schreibt locker leicht und besonders die Whats app-Nachrichten zu Beginn haben es meiner Tochter angetan. Da es auf Island aber kalt ist, hält der Akku nicht lange und so hängt Eva nicht ständig am Handy, sondern hofft auf gemeinsame Zeit mit Eldur, dem Pferd, daß nur auf sie gewartet zu haben scheint. So warten wir nun auf die Fortsetzung, wenn Eva mit ihrer Mutter zu Weihnachten nach Island und zu Eldur zurückkehrt! Chantal Schreiber ist übrigens selbst Mutter, Reiterin und hat auch mal als Flugbegleiterin gearbeitet. Daher kennt sie sich so gut mit den Gefühlen der 10jährigen Eva, Pferden und dem Flugbetrieb aus.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Chantal Schreiber für diesen schönen Gewinn von ihrer Facebook-Seite!