Via dell‘Amore: Jede Liebe führt nach Rom, Mark Lamperell,
gelesen von Julia Meier, Hans Löw, Regina Lemnitz, Bernd Stephan, GoyaLit
Verschiedene Menschen zieht es aus unterschiedlichen Gründen
nach Rom, die ewige Stadt. Beobachtet werden sie vom genius loci, dem Geist des
Ortes, der ihre Routen kommentiert und ein wenig regulierend eingreift. So
zitiert er vor jedem Szenenwechsel ein literarisches Zitat, mal mehr, mal
weniger bekannt, aber stets wunderbar anregend für Literaturliebhaber.
Diese Geschichte ist eine Ode an die Ewige Stadt und die
Liebe in all ihren Facetten unabhängig vom Alter. Die Liebe kann einem immer
und überall begegnen (aber wohl besonders oft in Rom).
Im Fokus stehen 3 Paare, die scheinbar zufällig nach Rom
reisen.
Alice ist eine junge Amerikanische Kunststudentin aus New
York, die eigentlich nur einen kurzen Zwischenstopp in Rom einlegt, ehe sie
ihren Verlobten den erfolgversprechenden Junganwalt Daniel, in Florenz für
einen romantischen Kurztripp treffen will. Alice nimmt die Welt in
Farbschattierungen wahr, doch wird künstlerische Ader ist in ihrer Familie der
Weltverbesserer nicht wahrgenommen. Ihre Mutter, eine ehemalige Primaballerina
ist nun eine herausragende Anwältin und Partnerin in einer renommierten New
Yorker Kanzlei, ihr Mann und ihr Sohn sind Ärzte mit humanitärem Engagement.
Nur Alice fühlt sich mittelmäßig und wird entsprechend behandelt. Ihr
Professor, der große Stücke auf sie hält, schickt sie nach Rom, um aus ihrer
Erstarrung zu erwachen.
Dort trifft sie schon am Flughafen auf eine Gruppe
britischer Architekturstudenten, die auf Anhieb von der zurückhaltenden
rothaarigen Schönheit verzaubert sind.
Die schöne Australierin Meg und der Amerikaner Alec verbrachten
vor 20 Jahren ihre Hochzeitsreise in Rom. Seither ist viel passiert und die
Liebe scheint erloschen. Daher jagt Meg, die inzwischen einen erfolgreichen
Einrichtungsblog betreibt, einer blauen Fliese nach, die den Boden ihres
damaligen Hotelzimmers zierte. Dass sie in Rom ausgerechnet immer wieder der
gutaussehenden Ärztin Stephanie begegnen, die sie aus jeder Notlage befreit und
Alecs Charme gegenüber nicht blind ist, ist umso ärgerlicher.
Die beiden über 70 jährigen Britinnen, die Aristokratin
Lizzie und ihre verwitwete Schwägerin, das „Arbeiterkind“ Constance, reisen mit
der Asche von Lizzies verstorbenen Bruder Henry nach Rom, da es sein letzter
Wille war, daß die zwei Frauen, die er liebte, dort am Ort an dem sich
Constance und Henry kennen und lieben lernten, seine Asche im Fluß verstreuen
mögen. Aber eigentlich hatte Henry offensichtlich einen ganz anderen
Hintergedanken.
Sehr gut gefielen mir die bereits erwähnten literarischen
Zitate, die nicht nur stimmungsvoll sondern anregend sind. Auch die Wahl der
Sprecher hat es mir angetan. Bernd Stephan als genius loci klingt mit seiner
reifen Stimme, als habe er bereits alles erlebt und wäre zeitlos. Julia Meier
klingt jung, frisch und bisweilen ein wenig unsicher, was hervorragend zu Alice
passt. Auch Hans Löw ist eine ausgezeichnete Wahl für die Verkörperung von
Alec, Meg und den Erzählstrang, der sich um sie rankt. Regina Lemnitz passt zu
Constance und Lizzie wie die Faust auf’s Auge. Die Synchronstimme von Whoopie
Goldberg, Kathy Bates und Diane Keaton passt einfach perfekt, zu der
warmherzigen Aristokratin Lizzie, die die Liebe bislang noch nicht gefunden hat
und Constance aus der Arbeiterschicht, die bisweilen spricht wie eine Piratin.
Denn die Briten unterscheiden die Klassenzugehörigkeit stets an der Stimme und
Sprechweise eines Menschen.
Sowohl die einzelnen Erzählstränge, als auch die Lokalitäten
in Rom haben mir gut gefallen. Erstaunlicherweise ist mir Megs Jagd nach der
perfekten blauen Fliese am präsentesten. Diese Fixierung auf etwas völlig
Unwesentliches, um die Augen vor dem verschließen können, was eigentlich auf
den Nägeln brennt. Aber auch die tiefsitzende Überzeugung von Alice nur
mittelmäßig und unbedeutend zu sein hat mich berührt, ebenso wie Constance
jahrzehntelang gehegte Zweifel an ihrer großen Liebe und dieser nicht genügt zu
haben. Schöne Geschichten, poetisch präsentiert, die am Ende ein großes
zusammenhängendes Ganzes ergeben.
Da kam wärmendes Rom-Feeling während des unwirtlichen
Herbstes in Deutschland auf und die Hausarbeit machte war gleich unterhaltsamer.
Eine schöne Geschichte, ungewöhnlich erzählt und toll
präsentiert, dem ich gerne 4 von 5 Sternen gebe und die ich gerne
weiterempfehle.