Die Morde von Salisbury, Kathrine Webb, gelesen von Peter Lontzek, Der Audio Verlag, 1 MP3 11 h 31 min. gekürzt
Der zweite Fall für Inspector Matt Lockyer und Constable Gemma Broad von der Abteilung für Cold Cases. Der Sommer 2022 ist unerträglich heiß in der Grafschaft Wiltshire und die Corona Schutzmaßnahme noch nicht vollständig gelockert. Die verweste Leiche des ebenso riesigen, wie einfältigen Lee Geary, den seine Schwester vor rund 9 Jahren als vermisst meldete, wird in einem ausgetrockneten Flussbett unter einem Weißdornbusch gefunden. Er war damals einer von 3 Verdächtigen im mysteriösen Todesfall der zwanzigjährigen Holly Gilbert, der großes Aufsehen erregte. Doch obwohl die drei Verdächtigen frei gelassen und der Tod als Selbstmord deklariert wurde, starben die 3 jungen Verdächtigen kurz danach auf tragische Weise. Lees jüngere Schwester versichert ihnen, dass Lee niemals zu Gewalt fähig gewesen wäre, trotz seiner Statur und er kurz vor seinem Verschwinden völlig verstört gewesen sei, weil er sich mit jemandem treffen wollte, um mit ihm über eine Beobachtung zu sprechen. Trotz der Hitze versuchen die Ermittler einen kühlen Kopf zu bewahren und versuchen Verbindungen zwischen Lee Geary und Holly Gilbert zu finden. Diese führen sie auf eine Nachbarfarm von Lockyers Eltern, die alternativ betrieben wird und Menschen mit Spiritualität zu innerer Ruhe verhelfen soll. Die Atmosphäre dort finden die Ermittler ebenso faszinierend wie befremdlich. Irgendwas versucht man dort vor Ihnen zu verstecken.
Der Tod des eigentlich so freundlichen Riesen hätte die normale Mordkommission nicht wirklich interessiert, aber Matt Lockyer erkennt, das dieser ungeklärte Todesfall ein Mord sein muss und die auffällige Häufung und zeitliche Nähe zu dem geheimnisvollen Todesfall von Holly Gilbert, der einst als Suizid eingestuft wurde, kann kein Zufall sein! Das hat mich wirklich berührt, denn eigentlich wäre Lees Tod, nicht so ernst genommen, da er bis auf seine jüngere Schwester keine Verwandten mehr hatte und er ja minderbegabt und kriminell war. Viel verschenktes Potenzial entdeckt das Ermittlerteam. Aber nach all den Jahren, sind die Spuren alles andere als frisch und bei der Vergangenheit und dem Ruf ist auch nicht mit viel Unterstützung aus der Bevölkerung zu rechnen. Dennoch, nach und nach, durch Hartnäckigkeit und einem nach allen Seiten offenen Geist kommen sie weiter, wenn auch nicht wirklich bei Lee. Bei diesem Riesen stellt sich ja auch schon die Frage, wie man einen solchen Koloss, gegen seinen Willen an einen anderen Ort hätte bringen sollen? Daher müssen sie wohl oder übel bei Holly anfangen und deren letzter Wohnung bei deren leiblichem Vater, ist alles andere als gewöhnlich.... dieses Setting finde ich sehr interessant, so wohl die Geisteshaltung, als auch die Charaktere, die diese besondere Farm als Ort der Ruhe und der Einkehr bevölkern. Weil dieser Ort so ungewöhnlich ist, ist es auch besonders schwierig seine Bewohner einzuschätzen und dann noch die lange Zeit, die seit den Ereignissen vergangen ist.... Dennoch sind da diese Auffälligkeiten, die zwar bisweilen nur klein sind, aber sich nach und nach ergänzen und einem im Hinterkopf hängen bleiben und dort nagen...
In der Erinnerung sind auch noch die Corona-Einschränkungen, die hier nicht nur die Ermittlungen erschweren, sondern Matt Lockyer auch ganz persönlich treffen. Nach dem Tritt eines Kalbs sollte seine Mutter nur zur Überwachung eine Nacht im Krankenhaus bleiben, doch dann wurde die Station unter Quarantäne gestellt und nun ist es ungewiss, ob sie jeweils wieder zu ihrem Mann auf die Farm zurück kehren kann.... Neben den Schicksalen der Opfer geht es auch um das Privatleben der Ermittler und das von Matt wird ganz schön gefordert, während Gemma vor allem unter der Hitze leidet. Aber wenn ihr Privatleben soviel Raum einnehmen würde wie Matts, würde dies den Fall erschlagen. So macht es diesen Krimi zu etwas Persönlichem, aber ohne den Fokus zu verlieren. Eine wirklich gelungene Mischung finde ich, mit verworrenen Geschehnissen aus der Vergangenheit, die langsam und logisch entworren werden und sehr dramatisch aufgelöst werden. Besonders gut gefällt mir, dass das Ende nicht abrupt ist, sondern auch die Nebenstränge noch dezidiert aufgelöst werden.
Peter Lonzeks Stimme passt sehr gut, zu dem sehr britischen, nach außen hin stets beherrschten Matt Lockyer, der Gefühle ebenso selten zeigt, wie er über sie spricht. Das heißt aber nicht, dass er keine hat, nein, sie nagen ganz schön von innen an ihm. Lebendig und eindringlich spricht Peter Lonzek diesen Ermittler, dem seit dem letzten Fall seine Kollegen nicht mehr alle trauen und der versucht, sich dagegen ein dickes Fell wachsen zu lassen. Würde dieses nur auch gegen die Hitze helfen!
Dies ist der 2. Band von Lockyer und Broad und der Einstieg ist sicherlich leichter, wenn man den 1. Teil kennt, aber noch ist der Einstieg ohne weiteres möglich.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Der Audio Verlag für mein geheimnisvolles Hörexemplar!
Hier findet Ihr eine Hörprobe:
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