Die fremde Spionin, Titus Müller, gelesen von Oliver Brod, Random House Audio, 2 MP3 9 h 54 min leicht gekürzt
Dies ist der Auftakt zur Spionin-Triologie, die 3 Jahrzehnte
umspannt. Sie beginnt kurz vor der endgültigen Teilung Deutschlands durch den
Bau der Berliner Mauer. Die junge Ria Nachtmann hat gerade mit 20 ihren
Abschluss als Sekretärin bestanden und dank der guten Beziehungen ihrer
Adoptiveltern steht sie kurz vor dem Antritt einer Stelle im
Außenhandelsministerium der DDR. Vor 10 Jahren kamen Stasi-Offiziere und haben
ihre Eltern verhaftet, weil sie trotz ihrer prominenten Stellung in der
Regierung kritische Stimmen geäußert haben. Während die Eltern nach Hohen
Schönhausen gebracht wurden, wurden Ria und ihre jüngere Schwester voneinander
getrennt, um sie dem jeweiligen schlechten Einfluss zu entziehen und sie von
linientreuen, kinderlosen Paaren zu sozialistischen jungen Frauen heranziehen
zu lassen. Doch Ria ist seither voller Wut und Hass auf diesen Staat, der ihr ihre
Familie nahm. Als der BND versucht sie als Spionin anzuwerben, sieht sie darin
ihre Chance ihre verlorene Schwester wieder zu finden. Sie hält fortan Augen
und Ohren bei der Arbeit offen, während es immer schwieriger wird, scheinbar
unbemerkt Informationen in den Westen zu schmuggeln. Denn im BND sitzt ein
Maulwurf, dem die Aktivitäten im Ministerium nicht entgehen. Ria steht fortan
unter besonderer Beobachtung.
Sehr gut gefällt mir, dass die Frage nach Gut und Böse nicht ganz so einfach ist. Nach dem 2. Weltkrieg haben teilweise dieselben Menschen in Schlüsselpositionen weitergearbeitet, die bereits unter den Nazis einflussreich waren. So ist es kein Wunder, wenn der ehemalige Nazi-Offizier Gehlen, der erste Leiter des Nachrichtendienstes in Westdeutschland, damals noch Organisation Gehlen, beim Aufbau seiner Strukturen und Durchführung der Missionen kein Pardon kennt. Der BND schneidet nicht so gut ab, aber Geheimdienste sind auch keine Sozialeinrichtungen, sondern eher eine staatlich organisierte Kriminalität. Dabei werden Menschen wie Schachfiguren benutzt, Menschen, deren Schicksale man hier miterlebt. Ria habe ich sofort gemocht, ihren BND Verbindungsoffizier Häner fand ich interessant aber nicht uneingeschränkt sympathisch, da er immer wieder in Konflikt zwischen seinem Gewissen und den Anweisungen seines Dienstherren gelangt. Alexander Schalck, Rias Vorgesetzen im Ministerium ist da schon eine andere Nummer, doch immer wieder, wenn ich dachte „was für ein widerlicher Kerl“ überraschte er mich positiv, indem er sich für Rias Schutz einsetzt, viel stärker als Häner dies jemals vermag.
Ein spannender Spionageschicksalsroman, der mit der Vollendung der Berliner Mauer zu enden scheint und dennoch denkt man, das kann es doch noch nicht gewesen sein. Nein, denn Ria und Sorokin werden noch zwei weitere Bände lang einander immer wieder in schicksalhafter Weise begegnen, schätze ich.
Ich wurde in meiner Neugierde auf diesen Autor nicht enttäuscht und bin gespannt, wie es mit Spionage und Gegenspionage weitergehen wird.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Random House Audio und dem Bloggerportal für spannende Stunden in der deutsch-deutschen Vergangenheit.
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