Und dann kam Juli, Petra Eimer Baumhaus Verlag
Der 11 jährige Paul ist sauer! Bisher war alles normal und prima, doch nun stand plötzlich ein Pferd in ihrem schönen großen Garten und macht sich dort breit. Seine Eltern, die sich seit Ewigkeiten vehement gegen seinen Hundewunsch wehren, schmelzen dahin! Sie sind völlig blind dafür, dass Pferd Juli (klar, es ist ja gerade Juli und das Pferd braucht ja einen Namen) den ganzen Garten ruiniert. Alles frisst Juli ab, egal ob Gemüse oder Blumen. Einen Hund durfte er nie haben, weil das ja im Urlaub so aufwendig ist, aber nun hat seine Mutter beschlossen, eh nicht in den Urlaub zu fahren, weil sie gerade angefangen hat Geschichten für eine Zeitung zu schreiben und es ihr solchen Spaß macht! Nun fährt sein bester Freund Max weg und er bleibt zurück mit Juli, die den Garten und die Bandenbude verwüstet und wegen der der Pool abgebaut werden musste. Juli nervt und muss ganz klar weg! Dabei entwickelt Paul eine solche Energie, dass es sogar Max nervt und Nachbarin Anna aus der Parallelklasse, die eigentlich ganz nett ist, für ein Mädchen.
Entschuldigung, aber Paul benimmt sich wie ein verzogenes Einzelkind, das erfährt, dass ein Geschwisterchen kommt. Er ist unglaublich egozentrisch und sauer auf Juli, während alle anderen über ihre Eigenheiten lachen können, weil Juli ja eigentlich von nix eine Ahnung hat und es nicht böse meint. Aber Max wollte halt immer einen Hund haben, das ist ja auch viel cooler und es bleiben auch nicht gleich alle Mädchen stehen und quietschen ganz begeistert! Denn hier taucht man in die Tiefen von Pauls Gedanken ein, völlig ungeschönt und ganz ehrlich. Sind wir in unseren Gedanken nicht alle kleine Egomanen? Es ist auf jeden Fall sehr lustig, was er sich so denkt und welche Pläne er schmiedet. Allerdings sind sie nicht alle so richtig gut durchdacht und mit 11 Jahren, sind einige Pläne nun mal in ihrer Ausführung begrenzt! Das ist witzig. Allerdings geben Max und Anna ihm richtig Contra und das finden wir super. Zum einen, weil echte Freunde einem auch die Meinung sagen, wenn man mal völlig daneben liegt und weil sie das Herz am rechten Fleck haben! Freunde zum Pferdestehlen, ach nee, Pferde loswerden. Tja, denn der Traum der meisten Mädchen ist Pauls persönlicher Albtraum, auch wenn er nicht so genau weiß warum. Aber braucht man immer einen Grund um dagegen zu sein, wenn man 11 Jahre alt ist? Sehr schön ist, wie Julis Bedürfnisse von Pauls Mitmenschen in Relation gerückt werden. Auch wenn Paul sich echt verrannt hat, ist er doch nicht verbohrt, auch wenn es so scheinen mag.
Warnung: Die meisten Kinder wohnen nicht so ländlich, dass sie ausreichend Platz für ein Pferd im Garten haben, für einen Hund mag es ja reichen, aber bitte nicht nachmachen mit einem Pferd. Pauls Garten ist wirklich groß, denn in der Eifel ist das möglich. Pferde werden nicht gerne von Kindern ohne Erfahrung besprungen und beritten und Eltern würden die Haare zu Berge stehen, wenn ihr Nachwuchs dies ohne Sattel und Helm täte! Also, diese Geschichte hat zwar ein wahres Vorbild, aber ich bin ganz sicher, dass Sohn Paul Eimer auch nicht ohne Helm und Sattel reiten darf. Aber aus Gründen der Dramaturgie kommt es bisweilen besser, wenn es pädagogisch weniger wertvoll ist. Diese Episode ist aber auch offensichtlich nicht so ernst gemeint.
Schön ist auch, dass Paul sich zwar verrannt hat, es aber auch selber merkt und wieder umkehrt und es ihm keiner übel nimmt. Klar, er war ja stets ehrlich!
Dies ist das erste Kinderbuch der Kinderbuchillustratorin Petra Eimer, das auch autobiografische Züge trägt (deswegen sind die Eltern wohl auch so supernett ;)), weshalb es auch ein Comicroman geworden ist, also eine Geschichte aus der Perspektive des jungen Helden, mit ganz vielen Illustrationen, Gedanken- & Sprechblasen und überhaupt Gedanken und Gefühlen, die eine grafisch geradezu anspringen. Das ist sehr locker flockig gemacht und spricht optisch an, aber und das gefällt mir tatsächlich nicht: Comicromae sind für Lesemuffel optimal, also Kinder, die nicht gerne lesen. Da dieses Abenteuer ab 8 Jahren ist, finde ich die Schrift einen Tacken zu klein. Die Zeilenabstände sind sehr komfortabel, was die optische Lesbarkeit deutlich vereinfacht, aber Kindern ab 8 Jahren fällt es leichter, wenn die Schrift noch etwas größer ist, was der Baumhausverlag normalerweise auch immer optimal berücksichtigt. Dieser Comicroman ist witzig und optisch ansprechend, eigentlich optimal um Jungs zu überzeugen, dass Lesen, ebenso wie Juli, eigentlich cool ist, sollte aber nicht so anstrengend sein!
Ein witziger Comicromanspaß über die unverhoffte Liebe, zu seinem persönlichen Albtraum. Manchmal muss man das Leben einfach seinen Weg gehen lassen und sich auf Neues einlassen, egal ob Pferde oder Mädchen.
Für Jungs, Mädchen und Lesemuffel ab 8 Jahren!
Vielen lieben Dank an die Bloggerjury und die Buchstabenbande für unser Rezensionsexemplar!
#kinderbuchtipp #comicroman #unddannkamjuli #petraeimer #kinderbuchblogger #baumhausverlag #einpferdvordertür #lesemuffel #lesespaß #sommermitpferd#
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen