Sonntag, 21. August 2022

Fanny und der fast perfekte Fee, Anja Janotta, Illustrationen Mareikje Vogler, Gulliver Verlag

 

Fanny und der fast perfekte Fee, Anja Janotta, Illustrationen Mareikje Vogler, Gulliver Verlag

 

Die Ferien beginnen und vor Fanny liegt nichts als Ödnis und Grauen zum Schulbeginn. Ödnis weil ihre Eltern sich keinen Urlaub leisten können auch keinen klitzekleinen und weil ihre beste Freundin Cidem sechs Wochen bei ihrer Großfamilie in der Türkei urlaubt! Was soll sie nur die ganze Zeit machen, so alleine!? Das Grauen, weil sie nach den Ferien in die Gesamtschule wechselt, während Cidem mit ganz vielen anderen aus der Klasse, aufs Gymnasium geht. Nur Kim aus ihrer Klasse wird mit ihr gemeinsam wechseln, aber mit ihm hat sie noch nie ein Wort gesprochen. Oh Mann, sie wünschte eine gute Fee würde ihr helfen, etwas Feenstaub verstreuen und schwupp wäre sie mit Kim befreundet! Sie ist doch so schüchtern, wie soll sie ihn da kennen lernen oder in der neuen Klasse Freunde finden?

Plötzlich ist da Jerome auf ihrem Balkon im 2. Stock gegen die Glasscheibe geprallt: ein Fee im Praktikum, bei dem es mit der Rockmusikkarriere nicht geklappt hat. Nun muss er umschulen und macht für 3 Wochen ein Praktikum bei Fanny und nur sie kann ihn sehen! Klingt eigentlich traumhaft, aber er ist ein blutiger Anfänger, absoluter Romantiker und ganz schön ungeschickt! Na ja, immerhin bringt er Fanny in dieselbe Ferienfreizeit, an der auch Kim teilnimmt....

 

Mein Gott, immer diese Tricks der Werbefutzis! Feen sind gar nicht süß, klein, zierlich, weiblich und glitzerig! Nein, aber sie sind unsichtbar, außer für diejenigen, für die sie bestimmt sind, oder wenn es um Leben und Tod geht! (Ja, spätestens an dieser Stelle kann man erahnen, dass es hochdramatisch wird!). Ach ja, dieser Fee futtert zudem ohne Ende Schokocreme aus dem Glas mit jeder Menge Toastbrot und Butterkeksen, liebt kitschige Liebesfilme und absolut unkitschigen Rock! Wie soll Fanny ihn da geheim halten? Ja, Fanny ist in ihren jungen Jahren nicht zu beneiden. Trotz ihrer Schüchternheit muss sie sich neue Freunde suchen und am Jugendhauscamp nimmt nicht nur Kim teil, sondern auch Marissa, die größte Zicke ihrer Klasse! Wie doof, dass sie selbst Cidem nicht ständig beim Chatten erreicht und um Rat fragen kann, sie will ständig ausschlafen!

 

Oh, ich konnte Fanny nur zu gut verstehen. Ich bin nach der vierten nämlich auch nur mit den Jungs zusammen in die Französischklasse gekommen, alle anderen Mädchen aus der Klasse haben Englisch als erste Fremdsprache gewählt. Allerdings hatte ich nie den Plan, mich mit einem der Jungs anzufreunden... aber dieses blöde Gefühl ohne Freundin an eine neue Schule und in eine neue Klasse zu wechseln, kenne ich nur zu gut. Ich habe es geschafft, ganz ohne Fee und ohne dass Elton John mir ein Lied gewidmet hätte! Ja, hört Euch „Your Song“ mal etwas genauer an... Und noch etwas: ja, Geburtstag in den Schulferien ist echt doof! Armer Kim!

 

Die Geschichte ist ein super Mutmachbuch für schüchterne Kinder, denen ein Wechsel bevorsteht, die aber gerne lustige Geschichten mögen, die auch ruhig etwas jenseits der Realität sein können, zumindest für diejenigen unter uns, die noch keinen eigenen Fee haben und auch gerne Handy-Nachrichten in Büchern mitlesen und noch immer gerne Illustrationen mögen....

 

Mareikje Vogel unterstreicht gekonnt mit ihren Zeichnungen die wechselnden Katastrophen, die über Fanny hereinbrechen, ebenso wie das wundervoll kribbelige gute-Laune-blubber-Gefühl-im-Bauch zum Schluss!

 

Ab 10 Jahren, liest sich fast von selbst und somit absolut für Lesemuffel geeignet!

 

Perfekt zum Schulwechsel! Macht Mut und ist super witzig!

 

Ganz herzlichen Dank liebe Anja für mein Rezensiosexemplar!

 

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Die Wunderfrauen (2) – von allem nur das Beste, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, Argon Verlag, 2 MP3, ca 11 h

 

Die Wunderfrauen (2) – von allem nur das Beste, Stephanie Schuster, gelesen von Elisabeth Günther, Argon Verlag, 2 MP3, ca 11 h

 

Starnberg 1962: Helga ist überraschend nach Starnberg in die Seeklinik zurück gekommen, nachdem sie Jahre zuvor dort als Schwesternschülerin wegen ihrer Schwangerschaft als ledige Mutter fristlos gekündigt wurde. Sie ist immer noch ledig und Sohn David ihr ganzer Stolz und ihre Motivation. Für ihn hat sie es geschafft ihr Abitur nachzuholen und Medizin zu studieren. Die Patientinnen sind begeistert von der jungen, frischen und einfühlsamen Ärztin. Ihre erste Patientin ist die völlig verunsicherte Annabel, die nach der Entbindung ihres zweiten Kindes verzweifelt und irritiert ist, dass ihr niemand ihr Baby in den Arm legt. Sie ist fest davon überzeugt, dass hier etwas nicht stimmt und ahnt noch nicht, wie recht sie hat. Louises Laden hat sich in Starnberg etabliert, auch als gesellschaftlicher Mittelpunkt, da es bei ihr nicht nur alles für den täglichen Bedarf, sondern auch die besten Rezepte und Tipps für jeden Anlass gibt. Aus der Ehe mit Hans ist die Luft raus, doch ihrer Tochter Josie zuliebe bleibt sie bei ihm und wegen ihres Ladens. Doch in der Umgebung eröffnen immer mehr große Supermärkte und sie überlegt, wie sie ihr Konzept den neuen Zeiten anpassen kann. Ihre Schwägerin Marie hat mittlerweile vier Kinder und die alte Tante Polly auf dem Hof. Martin arbeitet inzwischen im Forst und der Hof und der Haushalt zehren an ihren Kräften.

Band 1 endete mit einem Paukenschlag, der mich diesem Band entgegenfiebern ließ und ich wurde nicht enttäuscht. In diesen Zeiten, in denen Frauen ohne männliche Zustimmung oft nicht über ihr eigenes Leben entscheiden können, nehmen diese vier ihr Schicksal selbst in die Hand. Die früher oft flatterhafte und flippige Helga hat durch ihre Mutterrolle Bodenhaftung gewonnen, ist aber noch so sinnlich und lebensbejahend wie eh und je. Das bringt sie allerdings auch in ganz schöne Schwierigkeiten, aus denen sie fürchtet nicht mehr herauszukommen. Doch dank ihrer drei Freundinnen, findet sich auch hier eine Lösung. Während im ersten Band vor allem Marie und Louise im Vordergrund stehen, treten nun Helga und Annabel ins Licht und beweisen eine wunderbare Wandlung. Während sich bei Helga schon zuvor andeutete was in ihr steckt, wächst die Krimiliebhaberin Annabel, die Tochter des westfälischen Hilfspfarrers, über sich hinaus. Sie wächst an ihrer Aufgabe. Zur Überraschung ihrer Umgebung, nimmt sie ihre Tochter nicht nur so an wie sie ist, sie liebt und fördert sie und entschließt sich, der Ursache auf den Grund zu gehen. War sie bei der Geburt wirklich schon zu alt? Lag es an ihr? Als Tochter einer Buchhändlerin liest sie sich so einiges an, klopft an fremde Türen und kombiniert die Gemeinsamkeiten zwischen ihrem Schicksal und dem anderer Betroffener. Während Annabel immer stärker und selbstbewusster wird, droht ihr Mann zu zerbrechen. Marie scheint bisweilen unter der Last der Arbeit und der Verantwortung zusammen zu brechen und es ist Helga, die ihr zu einer Atempause verhilft. Durch die Kinder nähern sich auch Helga und Luise wieder an, denn der neue in der Klasse, David wird Josies bester Freund und die beiden unzertrennlich. Da können sich die Mütter nicht aus dem Weg gehen – zum Glück!

 

Stephanie Schuster gelingt es gekonnt zentrale Frauenthemen der 60er Jahre mit einer starken Freundschafts- und Starnbergsaga zu verbinden. Immer wieder haben mich die vier Freundinnen verblüfft, wobei ich in diesem Band besonders Annabel hervorheben möchte, Zu Beginn der Reihe habe ich sie als furchtbare Schreckschraube empfunden, die zutiefst unglücklich und verunsichert ist. Nunmehr blüht sie geradezu auf, aller Schicksalsschläge zum Trotz, dank ihrer Freundinnen.

Es geht um damals zentrale Themen wie Selbstbestimmung, Verhütung, die Schuldgefühle, wenn mit einem Kind etwas nicht stimmt, Alleinerziehende, ledige Mütter, berufstätige Frauen, Grabscher.... Dabei schildert die Autorin diese sehr einfühlsam und authentisch. Für mein Empfinden hat sie auch sehr sorgfältig recherchiert. Natürlich geht es nicht nur um Frauenthemen, sondern auch um andere Themen der Zeit, die Deutschland damals beschäftigt hat, gerade im Hinblick auf den Krieg und das Naziregime und den Verlust jüdischer Freunde, der oft auch mit Verrat einher ging.

 

Elisabeth Günther spricht auch die Fortsetzung sehr einfühlsam und den Situationen angepasst mit ihrer warmen, ausdrucksvollen Stimme, die sie nicht nur den Stimmungen, sondern auch den jeweiligen Protagonistinnen anpasst. Das ist echt eine reife Leistung, da über die Jahre die Freundinnen das komplette Gefühlsspektrum überkommt, von Himmel hoch jauchzend, erleichtert, überglücklich, verzweifelt, total erschöpft, ratlos über kämpferisch und sinnlich. Mit ihrer Stimme nimmt sie die Hörerinnen gefangen und erreicht nicht nur ihr Hirn, sondern auch ihr Herz.

 

Ich habe auch Band 2 richtig genossen und dank des dramatischen Endes muss ich nun natürlich unbedingt mit Band 3 weitermmachen, der jetzt demnächst erscheint!

 

Ganz herzlichen Dank an den Argon Verlag für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihre eine Hörprobe:

https://www.argon-verlag.de/hoerbuch/schuster-die-wunderfrauen-2005664/

 

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