Sonntag, 14. August 2022

Am Ende sterben wir sowieso, Adam Silvera, gelesen von Julian Greis, Sebastian Zimmler und Julia Nachtmann, Hörcompany, 1 MP3 8 h 25 min. ungekürzt

 

Am Ende sterben wir sowieso, Adam Silvera, gelesen von Julian Greis, Sebastian Zimmler und Julia Nachtmann, Hörcompany, 1 MP3 8 h 25 min. ungekürzt

 

Die Welt hat sich verändert, es gibt mittlerweile die Möglichkeit im Voraus seinen Todestag zu erfahren und ihn entsprechend zu verbringen. Es ist nicht nur möglich über diesen Tag informiert zu werden, nein, eine Firma namens „Der Todesbote“ ruft einen an und informiert einen kurz nach Mitternacht, ob man will oder nicht. Außerdem informieren die Mitarbeiter des Todesboten über die besonderen Angebote für Todgeweihte, die aktuell zur Auswahl stehen, wie Preisreduktionen, Gratisessen, Holographieerlebniswelten.... Der noch 17-jährige Mateo erhält nachts überraschend den Anruf, während er in der einsamen Wohnung sitzt und zockt. Sein Vater liegt im Koma, seine Mutter ist vor Jahren verstorben. Er ist alleine, bis auf seine beste Freundin Lydia, die alleine ihre Baby-Tochter groß zieht, nachdem ihr Freund Christian vor der Geburt tödlich verunglückte. Sie will er nicht belasten, doch was tun? Rufus „Roof“ Emeterio (18) ist stinksauer, gerade war er dabei den verdammten „Peck“ den neuen Freund seiner Ex Amy zu verprügeln, als er im Beisein seiner besten Freunde und Pflegebrüdern, den Anruf erhält. Nicht Peck muss sterben, sondern er! Warum? Wozu musste er den tödlichen Unfall seiner ganzen Familie überleben, nur um wenige Jahre später dann auch viel zu jung zu sterben? Nach anfänglicher Planlosigkeit melden sich beide bei der App „letzte Freunde“ an, um gemeinsam die letzten Stunden miteinander zu verbringen und sie werden unvergesslich und unvergleichlich.

 

Ein internationaler Bestseller und Publikumsliebling, der mich aber leider nicht berühren konnte. Meine Seele blieb irgendwie unerreicht, zu sehr grübelte ich darüber, warum in dieser Welt so viele Leute sterben, Familien zerrissen werden und Kinder und Jugendliche alleine aufwachsen müssen. Was ist da los? Das wird leider nie erklärt, beschäftigte mich dafür aber nachhaltig. Auch fand ich es etwas unnötig, dass Rufus mehrfach betonte, dass er sich geoutet habe und seine Eltern cool reagierten. Da hätten zwei Hinweise genügt, falls man den ersten überhört/überlesen hätte, aber die Häufigkeit nimmt dem Detail die Selbstverständlichkeit. Die erste Erwähnung seiner Bisexualität im Rahmen des Steckbriefs der App „Letzte Freunde“ fand ich sehr geschickt in die Geschichte eingeflochten, aber am Ende hat es mich gestört. Ich hatte einfach den Eindruck, dass hier das Publikum deutlich unterschätzt wird. Bei Mateo fand ich die Thematik viel besser, viel sensibler, da selbstverständlicher behandelt, obwohl er es bislang nicht öffentlich machte, dass er sich zu seinem eigenen Geschlecht hingezogen fühlt. Auch hatte ich etwas Probleme mit der Erzählweise. Von jeder Person erhält man die Info, ob sie an diesem Tag sterben wird oder nicht. Das sind mir ein paar Informationen zu viel gewesen, insbesondere, da teilweise sehr viele Personen vorkommen und gerade die Nebenrollen deutlich mehr in den Hintergrund hätten treten können, um mehr Raum für diejenigen zu lassen, auf die es ankommt: Mateo, Rufus und ihre besten Freunde und verstorbenen Familien. Die neuen Personen haben mich teilweise aus dem Hörfluss gerissen und ich musste überlegen. Wer ist das? Kam der/die schon mal vor oder ist sie/er neu? Einige Erzählstränge sind mir da einfach zu viel, da unnötig für den Hauptplot, da wären mir die „Plutos“ die Freunde aus Roofs Pflegefamilie wichtiger gewesen.

 

Die Sprecher finde ich ganz ausgezeichnet gewählt. Julian Greis übernimmt mit seiner jungen, sensiblen Stimme Mateo, den Einsiedler, der bislang zu viel Angst vor dem Tod hatte, um sich zu trauen das Leben zu genießen und sich selbst zu finden. Sebastian Zimmler spricht mit seiner rauen, markanten Stimme den lebenserfahreneren, deutlich tougheren Rufus. Eigentlich ein harter Kerl auf den ersten Blick, der aber noch so viele unerfüllte Träume und zarte Erinnerungen hat, dem sich jetzt kurz vor dem Tod eigentlich erst seine wahre Sehnsucht erfüllt. Beide Stimmen klingen so unterschiedlich, sowohl von Stimmfarbe, als auch vom Ausdruck her, dass sie beide unverwechselbar sind. Julia Nachtmann mit ihrer warmen Stimme, die aber auch schroff oder desinteressiert klingen kann, liest die übrigen Rollen, vor allem Amy, Lydia und die Nebenrollen. Dadurch ist sicher gestellt, dass die Hörer im Wust der Handelnden nicht untergehen. Eine wirklich gelungene Hörbuchumsetzung eines anspruchsvollen Werkes.

 

Was wäre, wenn wir wüssten, wann wir sterben? Die Liebesgeschichte von zweien, die nicht wussten, dass sie einander suchten, sich aber gerade noch fanden. Ab 14 Jahren.

 

Ein interessanter Plot, der mich aber leider in seiner Umsetzung nicht ganz überzeugen konnte.

 

Herzlichen Dank an die Hörcompany für mein Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.hoercompany.de/index.php?op=hoerbuecher&isbn=978-3-96632-057-3

 

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Samstag, 13. August 2022

Randvoll mit Glück, Monika Feth, ungekürzt gelesen von Katinka Kultscher, Jumbo Verlag, 1 MP3, 7 h

 

Randvoll mit Glück, Monika Feth, ungekürzt gelesen von Katinka Kultscher, Jumbo Verlag, 1 MP3, 7 h

 

Suri (12) und ihre Brüder Bjarne (13) und Erik (11) leiden noch immer unter der Trennung ihrer Eltern und hoffen auf deren Versöhnung, obwohl Papa längst eine Neue (Miranda) hat, die sogar ein neues Kind erwartet! Erst als auch Mama zu ihrem Neuen (Claas), ziehen will, der auch eine Tochter (Amy) in ihrem Alter (12) hat, scheint es richtig ernst zu werden. Er ist Schlossverwalter und eigentlich ganz o.k., aber dass sie aus ihrem geliebten Haus mit Baumhaus im Garten und in der Nähe von Opa, ausziehen sollen, das geht überhaupt nicht. Sie sollen zu Claas in ein Nebengebäude des Schlosses vor den Toren der Stadt ziehen! Was ist denn überhaupt mit seiner Tochter, die angeblich nun jedes zweite Wochenende bei ihm ist? Warum erzählt Mama nie etwas von ihr? Die Kinder bedingen sich eine Probezeit von sechs Monaten aus. Amy ist ganz begeistert von diesem Plan, sie liebt den Hund den Papa mit ihr ausgesucht hat und gegen den Mama allergisch ist, auch die Pferde im Schlossgut liebt sie und nun könnte sie endlich Freunde finden! Amy zieht nun auch auf Probe im Schloss ein und die Geschwister staunen nicht schlecht!

 

Hier gibt es gelebte Inklusion, doch keiner der Geschwister hatte es geahnt und war darauf vorbereitet, denn Amy hat das Downsyndrom. Ständig nehmen alle darauf Rücksicht, alles dreht sich nur um sie und ihre besonderen Bedürfnisse. Suri als Sandwichkind kommt sich eh zu kurz gekommen vor und ist deswegen ganz schön angepieft, aber nicht ganz so sehr wie Bjarne, der wenig Verständnis für diese zeigt. Nur der hochbegabte Erik scheint sich mit ihr zu arrangieren. Doch Amy ist ein Sonnenschein und liebt das Schloss, die Pferde, Hund Teddy, Tanzen, Singen und ist festentschlossen auch die neuen Kinder im Haus zu mögen. Aber ganz so einfach geht es nicht, zum Mögen gehören immer zwei und es muss freiwillig sein.

Sehr sensibel und mit pubertären Stimmungsschwankungen erzählt Katinka Kultscher mit ihrer jungen Stimme und Lebenslust von den Tücken inklusiven Patchworks aus der Feder der Jugendthrillerautorin Monika Feth. Wunderbar und hinreißend, absolut hörenswert, eine Bestbesetzung, denn Katinka Kultscher klingt nicht nur jung, sie ist es auch! Dadurch klingt sie noch glaubhafter als Suri oder Amy, die diese Patchworkherausforderung aus ihrer jeweils ganz eigenen Sicht schildern, verletzlich und sich nach Anerkennung sehnend. Obwohl die Geschichte ab 10 Jahren empfohlen wird, hat es auch unseren Pubertieren (13 und 15) sehr gut gefallen. Ich war mir nicht ganz sicher, ob die Große auch wirklich zu gehört hat, aber als ich sie fragte, wie noch mal Amys Vater hieß, kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen.

 

Monika Feth ist vor allem für ihre Jugendthriller bekannt. Daher war ich sehr neugierig auf ein so sensibles Thema aus ihrer Feder und da ich es pädgogisch wertvoll fand, durfte es meine ganze Familie mithören, auf der Urlaubsreise, inklusive unseres Hauseigenen Sonderpädagogen. Dieser fand zwar die Schilderung von Amys Lernweise nicht ganz zutreffend, aber die einfühlsame Schilderung und der respektvolle Umgang mit ihren Bedürfnissen und Einschränkungen hat ihm sehr gut gefallen. Trisomie 21 betrifft jede Zelle wie hier so schön geschildert wird und betrifft daher auch jeden Lebensbereich von Amy, wodurch es Dinge gibt, die sie niemals sicher wird lernen können, wie z.B. Fahrrad fahren. Auch wenn man Amys Schwierigkeiten mit dem Alltäglichkeiten hautnah miterlebt ist es absolut lebensbejahend und stellt außer Frage, dass ihr Leben lebenswert ist. Amy ist fröhlich, lacht und tanzt gerne und wird von den Tieren wie narrisch geliebt!

 

Inklusion ist gerade angesagt und viele Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder mit Behinderungen, möglichst „normal“ aufwachsen. Hier wurde mir bewusst, wie brutal dieser elterliche Wunsch trotz aller guten Absichten, jedoch für das betroffene Kind sein kann. Suri und ihre Brüder sind ganz normale Kinder und sicherlich nicht fies und rücksichtslos, aber natürlich ist auch ihnen kindlicher Egoismus zu eigen und ihre Eltern muten ihnen ohnehin schon ziemlich viel an ungewünschten Veränderungen zu. Gerade Amys Geschichte lässt mich hinterfragen, ob das wirklich immer so eine gute Idee ist, oder nicht sehr unfair den Kindern mit dem Förderbedarf gegenüber, die natürlich noch anfälliger für Mobbing sind, das in Coronazeiten ganz stark zugenommen hat. Für mich eine sehr bewegende und emotionale Geschichte. Nein, ich habe nicht nur mit Amy gelitten, auch mit Suri und Bjarne! Ausgerechnet der hochintelligente Erik bekommt mal wieder alles am Besten auf die Reihe, aber Suri fühlt sich mal wieder völlig übersehen und dann ist da ja auch noch Pam, ihre beste Freundin, auf die es Amy offensichtlich abgesehen hat....

 

Ganz herzlichen Dank an den Jumbo Verlag für unser Hörexemplar!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.jumboverlag.de/randvoll-mit-glueck/index.php?cNG=540d887c-f20c-11ea-948b-001c42406321&productId=3362&f=true&backToShop=true

 

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