U-Turn – Irgendwann kommt jeder an, Jo Schuttwolf, Autorenlesung,
Earlybird, 3 h 53 min.
Tom war einst erfolgreicher Banker, denn das ist ja ein sicherer
und lukrativer Job, dachte er. Aber mit der Kündigung und Abfindung musste er erkennen,
dass es keine Gewissheiten gibt. Nun mimt er den Hausmann, während Annette
Karriere macht und für ihn nicht mehr viel mehr als Mitleid übrig hat. Doch
eines Morgens, als er eigentlich nur mit seiner Vespa in den Elektronikmarkt
fahren will, um einen neuen großen Fernseher zu kaufen, dieser aber geschlossen
ist, überkommen ihn Erinnerungen. Er denkt an die Sommer seiner Jugend im
Ferienhaus seiner Eltern in Andalusien und beschließt spontan mit der Vespa
dorthin zu fahren. Auch Andy, einen sexbessenen, selbstverliebten Werbeheini
zieht es dorthin, da er vom Dreh seines sensationellen Western träumt, als
Werbespot für Bohnensuppe. Während sich die Location als ideal erweist, gibt es
ansonsten aber so einige Komplikationen. Für Biologistudentin Juana ist dieses
halb verfallene Filmkulissendorf eher eine schlechte Erinnerung. Ihr Vater ist
dort das Faktotum und ihrer Meinung tut es ihm nicht gut. Während sie von einem
Flug mit den Raubvögeln träumt, träumt ihr Vater davon, dass diese Westernstadt
zu neuem Ruhm erblüht. Als sich ihre Wege kreuzen, verändert sich ihr Leben für
immer.

Als Krimi- und Kinderbuchleserin war ich die recht unverblümte
Sprache anfangs schon gar nicht mehr gewöhnt. Werbefutzi Andy fand ich ziemlich
abstoßend und auch Tom konnte mit seiner Planlosigkeit nur wenig Sympathie von
mir erwarten. Ganz anders die ernste und besonnene Juana, die einen großen
Traum verfolgt, der an äußeren Zwängen zu zerbrechen droht. Dennoch fand ich
die Idee mit der Vespa bis nach Andalusien zu fahren schräg genug, selbst wenn
Mannheim schon recht nah an Frankreich lieb, um mich neugierig zu machen. Tom
lernt auf diesem Roadtrip sich und seine Grenzen völlig neu kennen. Ich denke,
dass er sich endlich selbst wieder spürt, das Leben in sich und die Freiheit.
Er lässt zu was ihm passiert und dennoch ist es nicht einfach ein sich-
treiben-lassen, denn er hat ganz klar ein Ziel vor Augen. Wie bei einem
Roadmovie ist der Weg das Ziel. Juana fühlt sich eher gefangen an einem Ort,
mit wenig Aussicht auf die Freiheit der Lüfte, doch auch für sie gilt, dass das
Leben bisweilen merkwürdige Wege einschlägt, man muss sie einfach nur zulassen!
Tja, Andy, ihm passiert so einiges, auch wenn er nicht immer bei klarem
Verstand ist, bei dem was er tut. Allzu oft zugedröhnt, oder mit dem
Geschlechtsteil denkend, statt mit seinem nur seltenen klaren Hirn. Für mich
ein ganz klar abschreckendes Beispiel, aber er bringt eine ganz eigene Note in
diesen völlig planlosen Trip.
Jo Schuttwolf liest sein Werk selbst. Ich bin nur bedingt ein Fan
von Autorenlesungen. Klar kennt niemand ihre Geschichte so gut, wie sie selbst,
aber heißt das auch gleich, dass sie gute Sprecher sind? In diesem Fall zum
Glück ja. Er spricht klar und lebendig und seine Stimmfarbe passt sehr gut zu
seinem Hauptprotagonisten, ohne für die übrigen unpassend zu sein. Sie trägt
sie Story wirklich mit, so dass ich denke, dass die Hörversion definitiv ein
Gewinn gegenüber dem Buch ist.
Leider ist das Ende ziemlich offen, aber wie man an Toms Reise
schon sieht, es kommt ja eh alles anders als geplant, selbst wenn sich ein Ende
abzeichnen würde, wäre dies keine Garantie dafür, dass es auch so einträfe!
Ganz herzlichen Dank an Jo Schuttwolf für mein Hörexemplar, dass
mich in ferne Gegenden mitnahm, auf Abenteuer, die mir wohl eher nicht
passieren werden. Doch wer weiß, was das Leben bringt?
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