Sonntag, 27. März 2022

Es muss nicht immer Labskaus sein, Christiane Franke & Cornelia Kuhnert, gelesen von Tetje Mierendorf, Steinbach Sprechende Bücher, 1 MP3 375 min. ungekürzt


Es muss nicht immer Labskaus sein, Christiane Franke & Cornelia Kuhnert, gelesen von Tetje Mierendorf, Steinbach Sprechende Bücher, 1 MP3 375 min. ungekürzt

 

Dorfpolizist Rudi vertritt einen Kollegen auf Spiekeroog, während sein Sohn Sven dort mit einer friesischen Naturschutzorganisation an einer Frühjahrstagung teilnimmt. Während die Umweltschützer Aktionen gegen den Plastikmüll in den Meeren planen, strandet ein verendeter Pottwal. Um diesen vor Ausbeutung zu schützen, schieben die Aktivisten kontinuiertlich Wache. Doch als Sven den feschen Junglehrer Martin im Morgengrauen ablösen will, liegt dieser erstauchen neben dem Kadaver, dem die Hälfte seiner wertvollen Zähne gewaltsam entfernt wurden. Natürlich ist der Fall eine Nummer zu groß für Rudi und die Kripo Wittmund rückt wieder an. Leider haben sie nicht dazu gelernt. Rudis Kollege verliert sich in den wildesten und abstrusesten Spekulationen, während Dorflehrerin Rosa ihren gesunden Menschenverstand nutzt und ihr Nachbar der Briefträger Henner auf seinen Runden so einiges aufschnappt. Ja, Rosa will sich ja gar nicht immer einmischen, aber wenn die Kripo sich verrennt, während sie in der Häkelgruppe nützliche Infomationen erhält, was soll sie da machen?

 

Sehr gut gefallen mir, dass in dieser Reihe immer wieder Umweltschutzthemen mithineinspielen. Auch Krimisfans schadet Umweltbewusstsein nicht und jeder einzelne kann etwas dazu beitragen. Vermeintliche kleine Umweltsünden können sich nämlich zu einer riesigen Sauerrei auftürmen, je mehr Personen sie begehen. Ebenso mag ich die Konstellation dieses Trios. Eigentlich sind sie ja kein Ermittlerteam. Henner ist nur eben der beste und älteste Freund des Dorfpolizisten Rudi, der auf dem Hof von Henners Eltern und dessen acht Schwestern aufwuchs. Anders als seine Nachbarin Rosa ist er auch nicht sonderlich neugierig, aber mit 8 Schwestern und als Dorfbriefträger wird er unweigerlich auf dem Laufenden gehalten. Dabei weiß Henner ganz genau, warum er mit Rudi nicht zur Polizei gegangen ist. Rosa ist nicht nur neugierig, sie ist auch clever und selbst als Zugezogene bestens vernetzt in der dörflichen Damengemeinschaft. Ständig hat sie auch neue Ideen, wie sie das, was sie sieht und hört in ihren Unterricht einbeziehen kann. Um nicht wieder in Lebensgefahr zu geraten, ruft sie jetzt jedes Mal, wenn sie etwas neues erfahren hat Rudi an, um ihn zu informieren. Das ist so viel, dass er schon echt genervt ist, aber Rosa hat ja recht, es ist echt wichtig und viel hilfreicher als Rudis Kollege Schnepel. Dieser ist eine echte Nummer, kein Wunder, dass dieser Wichtigtuer bei Frauen nicht landen kann.

 

Neben dem Kriminalfall geht aber auch die Dorfgeschichte weiter und so erfährt man, wie es mit den zu Pensionszimmern umgebauten Kinderzimmern auf dem Hof von Henners Eltern und deren Alpakas weitergeht. Dort verhagelt der neue charmante und zuvorkommende erste Gast mit seinem unendlichen Appetit Henner und seinem Vater die gute Laune, während seine Mutter nun ganz neue Saiten aufzieht. Diese Episoden sind aber keine Abschweifungen der Autorinnen, um mehr Seiten zu füllen, sondern ebenso erforderlich für den Fortgang der Ermittlungen, wie vergnüglich für die Hörerinnen. Denn es bleibt ja nicht bei einem Todesfall und dem geschändeten Walkadaver, es tun sich noch weitere Abgründe im hohen Norden auf, wie Missbrauchsvorwürfe im Inselinternat, eine verschwundene Umweltschützerin und ein Schreck in der Familienpension. Sehr kurzweilig und trotz der Todesfälle und des wirklich ernsten Umweltthemas wirklich amüsant. Dabei sind die Fälle verworren genug, um gespannt mit zu grübeln, ob und wie die Taten wohl zusammen hängen könnten.

 

Ich mag die Stimme von Tetje Mierendorf sehr gerne, weshalb ich mit dieser Reihe überhaupt begonnen habe. Dieses Mal verleiht er einigen Charakteren auch einen leichten friesischen Touch, insbesondere Henners Eltern, was diese unglaublich charmant und gleichzeitig eigenwillig wirken lässt. Ein herrlicher Kontrast zu dem ach so aalglatten Pensionsgast, der natürlich Hochdeutsch spricht. Auch die Damen aus Rosas Häkelkränzchen erhalten ihren ganz eigenen Tonfall, so dass ich wirklich gerne zugehört habe und trotz der vielen Personen den Faden nicht verloren habe.

 

Eine Krimireihe gleichzeitig zum Wohlfühlen und Miträtseln! Ich freue mich schon auf meinen nächsten kriminell unterhaltsamen Ausflug nach Neuharlingersiel!

 

Vielen lieben Dank an Steinbach Sprechende Bücher für dieses Hörvergnügen!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.sprechendebuecher.de/hoerbuecher/es-muss-nicht-immer-labskaus-sein-9783869746074/

 

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Freitag, 25. März 2022

Tote tanzen keinen Walzer (Loretta Luchs 15. Fall), Lotte Minck, Droste Verlag

  

Tote tanzen keinen Walzer (Loretta Luchs 15. Fall), Lotte Minck, Droste Verlag

 

Bärbel und Frank haben eine Überraschung für ihre Freunde: Sie wollen endlich heiraten! Zwar nur im gemütlichen Freundeskreis, aber auch dabei wollen sie eine gute Figur machen. Deshalb wollen sie noch einmal eine Tanzschule besuchen, damit der Hochzeitswalzer auch sitzt und wünschen sich, dass Loretta, Dennis, Doris und Erwin sie dabei begleiten. Über die Hochzeit freut Loretta sich unglaublich, aber Tanzstunden sind ihr ein Graus! Umso mehr erstaunt es sie selbst, dass sie freiwillig ihre geliebten Sneakers gegen Doris Pumps tauscht, weil sie ihr Tanzbein juckt! Als dann aber beim konzentrierten Üben des Foxtrotts einer der übrigen Teilnehmer vom Fenster zum Hof her erschossen wird, juckt noch mehr ihr Spürsinn! Hornbrillen-Girl und Minipli-Man sind ganz in ihrem Element, als sie zwischen Tanzschulkonkurrenten, zerstrittenen Geschwistern, gierigen jungen Geliebten und Anlageberatern herumschnüffeln.

 

Das Finale der Loretta Luchs Reihe und welch würdiger Abschluss! Nicht nur Frank hat ein Herz aus Gold, sondern auch Loretta und so verblüfft sie sich selbst mehr als alle anderen, als sie Henny der jungen Lebensgefährtin des getöteten reichen Geschäftsmannes anbietet, die Nacht nach dem Schuss bei ihr zu verbringen. Kommissarin Küpper stöhnt natürlich auf, nicht nur weil sie Loretta und Co. erstmals gemeinsam am Tatort antrifft, sondern weil die neugierige Loretta nun Zugriff aus erster Hand auf Jennys Gedanken und Motive hat. Obwohl der Raum gut gefüllt war und somit genügend Zeugen anwesend, hat niemand etwas gesehen, da alle mit ihren Füßen und den neuen Schritten beschäftigt waren. Wer sind eigentlich die Leute, mit denen sie nun schon so viele Freitagabende verbracht haben und warum musste Christian sterben, oder war es einfach Pech, dass es ihn traf? Loretta kommt bei ihren Nachforschungen so manchem Geheimnis auf die Spur, das nicht für sie gedacht war. Da es aber das Finale ist, löst sie nicht nur einen Fall, sondern vermittelt auch und macht letztendlich so einige Menschen damit glücklich.

 

Mit Dennis hat Loretta nun wirklich ihr Glück gefunden, auch wenn er jetzt gar nicht mehr so begeistert von ihrer gefährlichen Schnüffelei ist. Aber da ihm Loretta am Herzen liegt und er sie auch noch lange an seiner Seite wissen möchte, hat er sich einen überraschenden Masterplan für sie beide ausgedacht. Natürlich kommt am Ende alles ganz anders, als man es erwartet hätte, aber so soll es bei Krimis ja sein.

 

Sehr gut haben mir die Ausflüge in die Welt der Profitänzer gefallen. Ebenso wie Loretta bin ich definitiv kein Tanzstundentyp, aber die Freude daran habe ich immer noch nicht entdeckt. Dafür gibt es hier Infos und Beobachtungen, die ich auch als völlig Unbeteiligte interessant finde z.B. warum man zum Tanzen keine flachen Schuhe tragen sollte. Auch die Einblicke in die harte Konkurrenz bei Tuniertänzen und die Kürze der Karrieredauer bei extrem hoher körperlicher Belastung fand ich spannend. Da hätte ich fast angefangen „Let's Dance“ zu gucken.

 

Gewohnt humorvoll führt uns Lotte Minck mit Loretta und ihren Lieblingsmenschen zur Auflösung dieses Falls um eine Hochzeit und einen Todesfall! Witzig, abwechslungsreich und einfach wohltuend!

 

Ganz herzlichen Dank an Lotte Minck, den Droste Verlag und Lovelybooks für mein Leserundenexemplar!

 

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