Dienstag, 24. August 2021

Glückskinder, Teresa Simon, gelesen von Christiane Marx, Random House Audio, 2 MP3 11 h 7 min. leicht gekürzt

 

Glückskinder, Teresa Simon, gelesen von Christiane Marx, Random House Audio, 2 MP3 11 h 7 min. leicht gekürzt

 

München 1945, die halbe Stadt wurde dem Erdboden gleich gemacht. Die Wohnungsnot ist immens, gerade nach der Befreiung der Arbeitslager und KZ. Eine von ihnen ist die junge niederländische Widerstandskämpferin Griet van Mook, die nach der Befreiung des Lagers im Münchner Umland selbst ausgemergelt die Männer noch verzaubert. Der gutaussehende Captain Walker ist von ihr fasziniert. Er besorgt ihr eine Zuzugserlaubnis und beschlagnahmt ein Zimmer in der feudalen Wohnung von Genevieve (Vev) Brandl. Der gefällt das gar nicht, denn die imposante Dame beherbergt bereits ihre ausgebombten Nichten Rosa und Anni, mit dem Ex-Nazi-Sohn Benno und den Töchtern Antonia (Toni) und Barbara (Bibi). Besonders Toni ist Griet gegenüber feindlich gesonnen und versucht sie weg zu ekeln. Wie gerne würde Griet gehen, doch es gibt keine Alternative! Die Not ist groß, doch Tante Vev hat einige Kostbarkeiten durch den Krieg gerettet und Toni lernt auf dem Schwarzmarkt das Nötigste zu besorgen und zu handeln, aber auch den charmanten und windigen Lebenskünstler Louis kennen. Trotz Tonis Misstrauen werden sie ein Paar, während Captain Walker Griets heimliche Sehnsüchte erfüllt. Während die Zeiten langsam besser werden, freunden Griet und Toni sich an. Durch Höhen und Tiefen begleiten wir sie bis endlich alles gut werden wird, denn sie sind Glückskinder.

Im Prolog erleben wir Griets Überlebenskampf in den besetzten Niederlanden hautnah mit. Auch wenn sie sich sicher nicht wie ein Glückskind fühlt, überlebt sie wie durch ein Wunder, um dann in München in einem Arbeitslager unter der Aufsicht von Benno Brandl zu landen. Bis auf den kriegsversehrten Cousin Benno, auf den sie gerne verzichten würden, sind die Männer ihrer Familie alle im Krieg geblieben oder in Gefangenschaft. Doch die Frauen sind stark und halten zusammen. Sie lernen, das Beste aus dem zu machen, was sich ihnen bietet, wobei ihnen nicht alles in den Schoß fällt, sie müssen bisweilen gewitzt Gelegenheiten schaffen. Dreh- und Angelpunkt ist dabei stets Tante Vevs Wohnung. So lernen wir ihr Viertel und die Hausmeisterin und ihre Tochter kennen. Auch diese Frauen müssen alleine klarkommen, auch sie sind vom Schicksal gebeutelt, das schweißt zusammen. Selbst wenn jeder sieht wo er selbst bleibt, flackern immer wieder Momente der Solidarität im Überlebenskampf auf. Denn den Krieg zu überleben war nicht alles, den Hunger, die Kälte und den Mangel zu überleben, bis die Zeiten besser werden, ist nun die neue lebensbestimmende Aufgabe. Toni und Griet sind nicht nur clever, sie sind auch attraktiv, was ihnen ganz sicher ebenso hilft, wie Tante Vevs Notreserven. Griet arbeitet im amerikanischen Offizierscasino und ihre Kontakte können Leben retten. Neben den starken Frauen gibt es natürlich auch Männer, auch wenn diese in diesen Zeiten rar waren. Benno, ehemals glühender Verehrer des Führers, ist das Sand im Familiengetriebe, während Captain Walker die Rolle des strahlenden Helden übernimmt und der schillernde Louis gleichzeitig anzieht, als auch abstößt. Ein solcher Schlawiner, kann doch kein Mann für die Ewigkeit sein, oder?

Reizvoll ist auch der Schauplatz in und um München, der ehemaligen Hauptstadt der braunen Bewegung, von der sich das Unheil ausbreitete. Das finde ich unglaublich interessant, gerade auch in Kombination der jeweiligen Charaktere, da ich aber mit den Erzählungen aus diesen Zeiten von meiner Großmutter (Frankfurt am Main war auch amerikanische Zone) aufwuchs, enthielt es wenig Neues für mich. Den Charme machen daher die einzelnen Persönlichkeiten aus, ebenso wie die schöne, wandelbare Stimme von Sprecherin Christiane Marx. Neben dem wunderschönen Cover war ihre Interpretation ausschlaggebend für die Wahl des Hörbuchs, da ich die Autorin bislang nicht kannte. Leider habe ich zu oft Momente innerhalb der über 11 Stunden Laufzeit vermisst, die mich wirklich emotional gepackt haben. Ich habe Toni, Griet und besonders Vev in mein Herz geschlossen und bisweilen hat es mich schon berührt, aber es hätte Potenzial für mehr Gefühl geben können.Vielleicht ist dies die Folge der leichten Kürzung der Romanvorlage (ich bin kein Gegner von Kürzungen, einigen Romanen tut das bisweilen sehr gut, aber hier habe ich manchmal was vermisst). Die Autorin werde ich im Auge behalten, Christiane Marx im Ohr.

 

Mir hat das Schicksal der Glückskinder wirklich gefallen und ich habe gerne über 11 Stunden gelauscht, aber es gab noch etwas Potential nach oben, daher 4 von 5 Sternen.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bloggerportal und Random House Audio für mein Hörexemplar und 11 Stunden gute Unterhaltung.

 

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Montag, 23. August 2021

Die magischen 6 – Kalagans Rache, Neil Patrick Harris & Alec Azam, Ill. Lissy Marlin, Schneiderbuch

 

Die magischen 6 – Kalagans Rache, Neil Patrick Harris & Alec Azam, Ill. Lissy Marlin, Schneiderbuch

 

Dies ist der vierte und letzte Band der Abenteuerreihe rund um sechs Nachwuchszauberkünstler des TV-Serienstars Neil Patrick Harris! Eigentlich hatte Mr. Vernon den sechs jungen Zauberkünstlern es verboten weiterhin zu üben und im Kontakt miteinander zu bleiben. Nachdem der Schurke Kilroy Kalagan den Zauberladen in Flammen aufgehen ließ und sie alle nur knapp entkommen sind, schien es den Erwachsenen am Vernünftigsten. Doch die Merkwürdigkeiten häufen sich und die Freunde fühlen sich unendlich einsam und irgendwie unvollständig ohne einander. Ridley hat mit Miss Parkly eine neue Privatlehrerin, aber sie weiß nicht so recht, was sie von dieser tolpatschigen Person halten soll. Als auf einem Erfinderwettbewerb das Modell ihrer neuen, vielversprechenden Erfindung von einer hypnotisierten Bibliothekarin zerstört wird, platzt ihr der Kragen! Das macht alles keinen Sinn mehr und so beginnen die magischen Sechs sich heimlich zu treffen und wieder neue Zaubertricks zu üben. Wenn Kalagan sie ohnehin im Visier hat, dann wollen sie wenigstens vorbereitet sein und gemeinsam sind sie viel stärker als alleine! Ob sechs junge Nachwuchstalente es mit diesem erfahrenen, gemeingefährlichen und scheinbar allgegenwärtigen Zauberer aufnehmen können?

 

Das große Finale rund um die zwei Generationen von Zauberkünstlern, von denen ein Freundes-kreis inzwischen aufgelöst und in alle Winde zerstreut ist, während der Nachwuchs durch die Bedrohung aus der Vergangenheit immer fester zusammengeschweißt wird. Endlich erfahren wir, was damals so Schreckliches geschah, dass der Zauberkreis Smaragdring zerbrach und Kalagan Dante Vernon ewige Rache schwor. Doch reicht es das Motiv zu kennen, um den Teufelskreis zu durchbrechen und wie soll man einen Unfassbaren, jemanden der ganz nach Belieben jederzeit auftauchen und verschwinden kann, jemanden der an mehreren Orten gleichzeitig zu sein scheint, fassen?  Können einem da ein paar Zaubertricks helfen, oder braucht man dafür schon echte Magie? Diese steht den Freunden nicht zur Verfügung, dafür aber Köpfchen, um hinter die Geheimnisse der hypnotisierten Schar von Mineral Wells zu kommen. Bei der Gelegenheit erfahren wir auch die tiefsten Geheimnisse der magischen Sechs, die vielleicht den Sorgen und Nöten der jungen Leser gar nicht so unähnlich sind.

 

 In diesem Band steht Ridley im Vordergrund. Dass diese eine Privatlehrerin hat und nicht in die Schule geht, fasziniert meine Töchter ungemein. Allerdings muss man bedenken, dass diese Reihe zu einer undefinierten Zeit spielt. Heutige Technik kommt nie vor. Die Freunde müssen ohne Handys und das Internet auskommen, wobei es Telefone und Tonbänder und Autos allerdings bereits gibt. Ridleys Mutter Mrs. Larsen ist Schriftstellerin und ständig gestresst wegen Abgabedeadlines, oder sie braucht Ruhe, um nicht beim Schreiben gestört zu werden. Sie scheint sich für Ridleys fantastischen Erfindungen gar nicht zu interessieren, sondern in ihr nur eine Bürde, einen Störenfried zu sehen. Das hat uns unglaublich leid getan. Was für ein Kontrast im Vergleich zu den beiden aufmerksamen Mr. Vernons und Theos Familie oder den Goldens! Ja, die beiden Mr. Vernons, denn diese Reihe ist divers, sowohl was die Familienverhältnisse der Eltern, die Hautfarben als auch Ridleys Rollstuhl anbelangt. Dabei ist jeder gut so, wie er ist und stets mit dabei. Irgendwie findet sich immer eine Lösung, damit der Rollstuhl kein Hindernis ist, sondern eher eine jugendfreie Variante eines Bond-Mobils, in den Ridley, ähnlich Q, jede Menge ausgefuchste Gimmicks eingebaut hat. Diese technische Finessen zwischen alle den Illusionen, sind immer wieder ein Highlight. Dabei sind die Zaubertricks nicht zu verachten und wer Interesse daran hat, bekommt auch in diesem Band die Gelegenheit zwei neue Tricks zu erlernen, um damit seine Mitmenschen zu verblüffen. Wieder ist ein Kartentrick dabei, aber es wird auch Wasser verschwinden lassen. Das Wichtigste ist jedoch die Freundschaft und der Zusammenhalt der Freunde untereinander und wie sie feststellen müssen, die Ehrlichkeit. Sobald man keine Geheimnisse mehr voreinander hat, fällt das Vertrauen auch viel leichter. Vertrauen müssen sie einander, da sie andernfalls gegen den gerissenen Kalagan weder beim großen Showdown, noch bei dem anschließenden Nachspiel eine Chance hätten!

 

Ein starkes Plädoyer für Freundschaft, Zusammenhalt und Ehrlichkeit, gepaart mit großer Leidenschaft für die Zauberei. Leider gibt es im Mittelteil ein paar kleinere Längen, wofür wir einen Stern abziehen. Wir sind aber sehr froh, nun hinter die Geheimnisse von Mineral Wells, sowie einiger Zaubertricks gekommen zu sein!

 

Wir bedanken uns ganz herzlich beim Schneiderbuch Verlag für unser Rezensionsexemplar!

 

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