Mittwoch, 24. Februar 2021

Die Spur zum 9. Tag, Andrea Schomburg, Illus. Miryam Specht, Hummelburg Verlag

 

Die Spur zum 9. Tag, Andrea Schomburg, Illus. Miryam Specht, Hummelburg Verlag

Bene (12) wächst alleine bei seiner depressiven Mutter, in bescheidenen Verhältnissen auf. Nun hat Mama einen neuen Freund und will mit ihm und Bene in den Urlaub fahren. Doch Bene kann ihn nicht leiden und beschließt lieber zu Oma nach Duderstedt zu fahren. Oma ist so eigen und nervig, dass er sich schon bald fragt, ob diese Entscheidung so schlau war. Zum Glück hatte er jedoch noch in der Bahn die gleichaltrige, tierliebe Mia kennen gelernt, die ganz in der Nähe seiner Oma wohnt. Gemeinsam mit ihr und ihrem etwas jüngeren Bruder Ole, verbringt er aufregende Ferien, denn als Ole und Mia beim Zahnarzt sind, machen alle Freunde merkwürdige Entdeckungen, denen sie auf den Grund gehen müssen! Kann man dem neuen Nachbarn in Omas Haus trauen, oder ist er in illegalen Tierhandel verwickelt?

Bene muss in jungen Jahren schon viel Verantwortung übernehmen, da seine Mutter mit dem Leben nicht klar kommt und sein Vater wohl als Arzt bei Ärzte ohne Grenzen ständig woanders auf der Welt damit beschäftigt ist, andere Menschen zu retten. Seinen eigenen Sohn kennt er dabei nicht. Wohl auch wegen ihrer Depressionen arbeitet seine Mutter nicht in einem ihrem Studium angemessenen Beruf, sonders lässt sich vom Supermarktleiter und Kunden an der Kasse schikanieren. Sie ist dieser Tätigkeit einfach nicht gewachsen. Vielleicht ist das der Grund warum er so ablehnend auf den neuen Freund seiner Mutter reagiert, vor Angst was passiert, wenn der Typ merkt, wie seine Mutter wirklich ist und sie verlässt. Oder einfach aus Traurigkeit, weil es für ihn auch bedeutet, dass es für seine Mutter und seinen Vater wohl kein Happy End geben wird. Die Abneigung ist so groß, dass er tatsächlich seine Drohung wahr macht und zu seiner Oma nach Duderstedt fährt, statt mit dem frisch verliebten Paar nach Schweden. Seine Oma kennt er kaum, weil sie sich mit seiner Mutter nicht versteht und sie deswegen nie dorthin fahren. Als er sie näher kennenlernt, merkt er auch schnell, dass er seine Mutter an dem Punkt eigentlich ganz gut verstehen kann. Doch zum Glück lernt er im Zug Mia kennen, die mit ihrem Bruder ganz in der Nähe von Omas Wohnung lebt und mit Mia und Ole wird alles besser. Endlich darf er einfach mal nur ein normaler 12 Jähriger sein und Spaß haben! So wird das der beste Sommer seines Lebens, denn Mia ist nicht nur engagierte Tierschützerin, die schon vielen Tieren ein neues Zuhause gegeben hat, sie ist auch neugierig und wissbegierig! Ihr Bruder Ole (10) hingegen verfügt nicht nur über jede Menge guter Laune und unerschütterlichen Optimismus, sondern auch jede Menge Fantasie. Dadurch zieht er immer wieder die abgefahrensten Schlussfolgerungen, mit so viel Elan, dass man ihn nicht verspotten mag. Dieser Sommer könnte herrlich unbeschwert sein, wenn die Kinder nicht so merkwürdige Vorgänge in ihrer Umgebung beobachten würden. 

Da ist zum Beispiel der fiese Herr von Finkelburg, mit seinen haarigen Händen und dem Siegelring, der sich bei seiner Oma immer einschleimt und bei dessen Erscheinen er immer verschwinden muss. Oder die kläglichen Tiergeräusche die Mia aus dem Kofferraum eines in der Sonne parkenden SUV gehört hat. Oder der Nachbar, aus dessen Wohnung doch eine Frau mit Welpen kam, von der der Nachbar aber gar nichts wissen will. Klar, gehen die Kinder dem nach. Diese Gemeinschaft mit den Geschwistern, das gemeinsame Geheimnis, die Unbeschwertheit und Freiheit genießt Bene in vollen Zügen. Es ist so schön zu lesen, wie er diese Ferien genießt, aber auch spannend wie die drei neuen Freunde über das Thema „Welpenhandel“ recherchieren. Ein sehr aktuelles Thema, da gerade jetzt, während in der Corona Pandemie, wenn viele Menschen im Home Office oder in Kurzarbeit sind, bei im Tierheim oder bei seriösen Züchtern, die Wartelisten überquellen, weil plötzlich alle Menschen ihr (wahrscheinlich vorläufiges) Herz für Tiere entdecken. 

Doch Tiere sind wie Kinder, man kann sie nicht einfach wegräumen, weil man gerade keine Lust mehr auf sie hat, oder gerade mal aus einer Laune heraus anschaffen. Dennoch ist der Markt groß und wo der Markt groß ist, da entsteht auch immer ein Schwarzmarkt, mit sämtlichen Risiken, die Mia ganz wunderbar dem staunenden Bene erklärt. Nach diesem Buch werden vielleicht einige Leser ihre Eltern von der Anschaffung eines vermeintlich günstigen Rassewelpen oder einer Rassekatze abraten. Sehr schön wird hier in diesem spannenden und einfühlsamen Kinderkrimi das Thema Verantwortung bei Kindern angesprochen. Sowohl Bene als auch Mia übernehmen schon früh Verantwortung: für die Mutter oder den selbst gewählten Zoo. Kinder können schon Verantwortung übernehmen, doch nicht jede Art ist unbedingt gut für sie. Dabei sind diese Themen entspannt und spannend eingebunden ist diesen aufregenden Kindersommer, gewürzt mit einer Prise Humor. So kann ich z.B. nicht mehr bei meinen Eltern über die Teppich laufen, ohne an Bene zu denken, der die Teppichfransen seiner Oma kämmen muss... Auch die Beschreibungen der fiesen Schleimer, sind einfach herrlich und man sieht diese Männer, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, arglose Frauen zu umgarnen direkt vor sich, egal ob mit haarigen Händen, oder ohne! Die kleinen, treffenden Beschreibungen, prägen sich einfach ein.

 

Am Ende fügen sich alle wunderlichen Beobachtungen der Kinder wie Puzzlestücke zu einem großen Ganzen zusammen, das nicht nur die jungen Helden staunen lässt!

 

Ein lustiger und spannender Kinderkrimi vor einem ernsten Hintergrund, den wir nur sehr empfehlen können! Ab 10 Jahren.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Hummelburg Verlag für mein Rezensionsexemplar!

 

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Montag, 22. Februar 2021

Dinge, die so nicht bleiben können, Michael G. Bauer, gelesen v. Jens Wawrczeck, Hörcompany 1 MP3 6 Std. 13 min. ungekürzt

 

Dinge, die so nicht bleiben können, Michael G. Bauer, gelesen v. Jens Wawrczeck, Hörcompany 1 MP3 6 Std. 13 min. ungekürzt

 

Sebastian und sein bester Freund Tolli besuchen den Tag der offenen Tür der örtlichen Uni. Während der super schlaue Tolli sich wieder irgendeine naturwissenschaftliche Verantwortung anschaut, geht Sebastian in eine Vorlesung für Stadtentwickler. Dort setzt sich ein Traummädchen neben ihn und leiht sich von ihm seinen Lieblingskuli. Kurz unterhalten sie sich über den Film Casablanca im Uni-Kino und Sebastian als großer Fan romantischer Kinokomödien hofft daraufhin, sie später vor dem Kino wieder zu sehen. Während er dort verzweifelt auf seine vermeintliche Traumfrau wartet, spricht ihn ein rebellisch aussehendes Mädchen an. Da die Traumfrau nicht auftaucht, bietet er ihr seine Kinokarte an. Nun kommt der große Auftritt von dem angebeteten Taylor-Swift-Look-alike und Sebastian scheint im 7. Himmel. Doch erkennt sie ihn nicht, wartet sie doch eigentlich auf ihren Posterboy-Freund. Eigentlich eine peinliche Situation, aus der ihn das unbekannte Mädchen rettet, die sich als Frida vorstellt. Gemeinsam mit seiner neukennengelernten Sandkastenfreundin, geht Sebastian in den Kultfilm und anschließend gemeinsam Essen, wo sie auch auf Tolli treffen. Durch eine Wette begleiten die Jungs sie zu ihrem nächsten Programmpunkt. Ganz klar ist sie sehr unterhaltsam, doch wer ist sie wirklich?

 

Ein echtes Schmankerl für Film-Fans mit Anspielungen aus Klassikern wie „The Big Lebowski“ und „Casablanca“ oder Bezugnahmen auf spezielle Genres. Dabei stehen aber ganz klar der Dude und Rick aus dem Café Americain im Vordergrund. Denn Tollis Vater ist ganz klar ein Cineast und so mussten die zwei Freund „The Big Lebowski“ gucken, ein Film der ihr Leben verändert hat. In einer Szene stellt der Dude fest „Das kann so nicht hingenommen werden!“ und Tolli macht dies zu seinem Lebensmotto. Dinge, die so nicht bleiben können, ändert er! Doch Tolli ist nicht nur blitzgescheit, er hat von seinen Eltern auch genügend Selbstvertrauen und Unterstützung mitbekommen und außerdem überragt er die meisten. So geht er grundsätzlich Missstände an, die er für unhaltbar hält und kommt nicht nur damit durch, er ist auch noch erfolgreich. Manchmal nur im Kleinen, aber meist sehr nachhaltig. Das macht ihn zum Albtraum der Schulleitung, aber zum Liebling seiner Mitschüler. Sebastian unterstützt ihn, mental aber mehr ist durch seine Eltern nicht drin und das versteht Tolli. Seine Aktionen sind echt der Knaller und somit total hörenswert und ich hoffe, dass er viele mutige Nachahmer findet. Für mich ist er mein Held! Auch wenn der eigentliche Held der Geschichte Sebastian ist. Der Junge, der so normal ist, dass er neben seinem langen, schlaksigen Freund mit Bart eigentlich gar nicht auffällt. Dabei ist er unglaublich kreativ, wenn man sich mal die Mühe macht, hinter seine Fassade zu blicken. Frida versucht das tatsächlich, denn sie geht Dingen auf den Grund. Doch wer ist sie und was von dem, was sie erzählt hat, stimmt tatsächlich? Es ist ein einziger Tag im Leben von drei Jugendlichen, doch dieser Tag, diese wenigen Stunden, stellen ihr Leben dauerhaft auf den Kopf, wegen Dingen, die so nicht bleiben können! Die drei Hauptpersonen mit ihren Ecken und Kanten gefallen mir unheimlich gut, da sich erst nach und nach immer mehr über sie enthüllt und sogar der scheinbar so normale Sebastian, mit einigen nicht immer schönen Überraschungen aufwartet.

 

Eine unglaublich warmherzige und humorvolle Geschichte, die zum Nachdenken und Nachmachen anregt. Absolut mutig! Für mich ein absolutes Hör-Highlight, das dauerhaft in mein Regal einziehen darf!

 

Vielen lieben Dank an die Hörcompany!

 

Hier findet Ihr eine Hörprobe:

https://www.hoercompany.de/index.php?op=neuerscheinungen&isbn=978-3-96632-031-3

 

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