Dienstag, 27. Oktober 2020

Das Rätsel des Pferdeamuletts (2) – Godivas Geschenk, Karin Müller, Schneiderbuch


Das Rätsel des Pferdeamuletts (2) – Godivas Geschenk, Karin Müller, Schneiderbuch

 

Band 1 beginnt mit Godjes 14. Geburtstag, dem Tag an dem bestimmungsgemäß ihre Gabe von Pferdegöttin Godiva erwacht: Pferde fühlen sich zu ihr hingezogen und wollen sie beschützen, so wie es Godjes Aufgabe ist, sie zu schützen. Als Godje herausfindet, dass Anyta ihr Seelenpferd Arion an einen abstoßenden Typen verkaufen will, flieht sie auf Arions Rücken zu einem Hof, auf dessen Flyer sie jemanden erkannt hat, der nur mit ihr verwandt sein kann. So lernt Godje, die an ihrem vierten Geburtstag zur Wollwaise wurde, ihre 13 Jahre ältere Schwester Cora und deren Mann Aides  kennen. Die beiden haben sich vor einer dunklen Prophezeiung zu ihrem Schutz auf einen Einsiedlerhof zurückgezogen. Auch Cora besitzt die Gabe die Schmerzen und Erlebnisse der Pferde bei Berührung fühlen und sehen zu können. Godje ist von dieser Entdeckung völlig außer sich, sie versteht ihre Gabe nicht, nicht woher sie kommt, wieso sie Cora nicht kannte und wovor sie Schutz benötigen. Während ihr Cora und Aides in diesem Naturparadies jenseits eines zuverlässigen Handynetzes die Bürde und den Segen der Frauen ihrer Familie erklären, bahnt sich mächtiges Unheil an.

 

Godje scheint im Pferdehimmel gelandet zu sein, doch sie vermisst Fynn, ihre Nana und Oleg. Anyta gegenüber ist sie noch viel zu sauer, um etwas anderes als Wut auf sie zu empfinden. Sie möchte so gerne begreifen, was mit ihr los ist und warum sie nicht wusste, dass sie eine Schwester hat. Was hat es mit diesen Amuletten auf sich, von denen auch Cora eines immer um den Hals trägt. Doch nicht nur dies verwirrt sie, auch ihre Gefühle für Fynn sind ihr unbegreiflich. Sie sehnt sich nach ihm, aber eigentlich, sind sie doch nur Freunde, trotz ihres Kusses, oder? 

 

Sehr geheimnisvoll und mystisch. Ich bin mir nicht ganz so sicher, ob ich immer alle Zusammenhänge, Rückblicke und Visionen begriffen habe, beim Vorlesen entgehen mir bisweilen Details, die meine Zuhörerin genaustens abspeichert. Godjes Familiengeheimnis ist sehr dunkel und gefährlich, dabei überkommt einem mittendrin eine vage Vorahnung, die sich zum Ende dieses Bandes zur Gewissheit verfestigt. Doch ist dies nur einer der Knaller mit denen der zweite Band sich auf das große Finale vorbereitet.

 

Neben diesem geheimnisvollen Familienmythos gibt es natürlich auch wieder Pferde satt. Durch die Gabe der Kureten-Frauen spürt man, wie viel Leid die Tiere bisher zum Teil ertragen mussten, dass auch diese völlig traumatisiert sein können. Dabei kommt Autorin Karin Müller ihre jahrelange Erfahrung als Pferdetherapeutin zu gute. Keine Sorge, sie war auch viele Jahre als Redakteurin tätig und hat das Schreiben von Grund auf gelernt. Sie weiß nicht nur worüber sie schreibt, sie kann es auch.

 

Immer wieder gibt es Visionen, Blicke in eine längst zurückliegende Vergangenheit und eine Welt hinter den Nebenschwaden. Verdeutlicht wird dies durch unterschiedliche Schrifttypen, um die Leserinnen nicht zu verwirren. Dabei fragt man sich, ob sich die Geschichte der Urahnin zu wiederholen scheint. Ob sie nach der Bedrohung durch ihren Onkel auch noch Glück erfuhr? Kann es wirklich Gydes Onkel sein, der der „Dunkle“ aus Olegs und Coras Erzählungen ist? Was ist mit Oleg, kann sie ihm wirklich trauen? Meine Tochter (11) liebt diese Kombination aus Pferden, Geheimnissen und unerklärlicher Mystik und findet die junge Heldin in ihren Sorgen und Nöten sehr sympathisch. Da verzeiht sie auch gerne, dass sie sich auch hin und wieder küssen. Sie liebt die Cover immer so sehr, dass ich ihr die Nordlicht-Reihe vorlesen muss, seit sie 9 Jahre alt ist, also eigentlich viel zu jung. Auch dieses Cover kommt bei Mädels sehr gut an. Als diese Tochter in einer Buchvorstellung Nordlicht 1 präsentierte, verliebte sich ihre Freundin Emily sofort in dieses Cover hier und folgt Godje nun auch. 

 

Spannend und geheimnisvoll, mit einem tosendem Sturm der Gefühle, der nicht nur Pferdeliebhaberinnen ab 12 Jahren begeistern wird.

 

Franziska und ich bedanken uns ganz herzlich beim Schneiderbuch Verlag und der Agentur Buchcontact für dieses Herzensbuch.

 

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Sonntag, 25. Oktober 2020

Eine Reise durch die Kunst und die Weltgeschichte, Aaron Rosen, Illustrationen Lucy Dalzell, Midas Verlag


Eine Reise durch die Kunst und die Weltgeschichte, Aaron Rosen, Illustrationen Lucy Dalzell, Midas Verlag

 

Ein Buch, das durch die Kunst und die Geschichte reist, an 30 verschiedene Orte von der Steinzeit bis zum heutigen Tag, Aaron Rosen, 144 Seiten, Midas Verlag

 

Wie jede gute Reise, sollte man auch diese nicht unvorbereitet beginnen, weshalb es natürlich eine Einladung mit Vorwort gibt: „Komm mit auf die Reise“ diese führt über prähistorische & antike Kunst zur mittelalterlichen und der frühen Moderne und endet in der modernen und zeitgenössischen Kunst ab 1800. Für Kinder ist dies allerdings alles andere als modern oder zeitgenössisch, aber bei einer Zeitspanne von rund 3000 Jahren relativiert sich die Zeit. Dabei finde ich die einleitend einladenden Wort sehr schön und respektvoll den Kulturen und Ländern gegenüber, die hier mit ihrer Kunst beispielhaft ausgewählt wurden, um zu zeigen, dass Kunst mehr sein kann, als nur zu gefallen und schön zu sein, sondern tatsächlich Geschichten erzählt, Zeichen setzt oder die Welt verändern kann. Hierfür soll mit Beispielen rund um den Globus Verständnis geschaffen werden.

 

Um ein Verständnis deutlicher zu schaffen, beginnt jeder neue Reiseabschnitt mit einer Karte, die so auch verdeutlicht, wo überall rund um den Globus so in frühen Zeiten Kulturen Kunst erschaffen haben, die noch neue staunen lassen. Diese Karten bieten einen eindrucksvollen Überblick und sind daher nicht vollständig, um den Blick nicht vom Wesentlichen abzulenken.

 

Es wird schön dargestellt, wie gesellschaftliche Strömungen und Ansichten das Leben und die Kunst und vis versa prägen. Sehr interessant fand ich z.B. Amsterdam 1650, dessen Glaubensfreiheit und deren Bedeutung mir gar nicht bewusst war, schon gar nicht, dass diese sensationelle Freiheit zum goldenen Zeitalter dieses doch recht kleinen Landes führte, dem es auch noch heute seine Bedeutung verdankt. Da viele Niederländer zum Protestantismus übertraten, wollten sie ihren Glauben frei praktizieren können und wehrten sich gegen die Unterdrückung durch die katholische Kirche. Diese Freiheit wurde aber auch von Juden genutzt, die nach Amsterdam strömten und dort die damals weltweit größte Synagoge bauten. Auch der Handel profitierte von dieser Entwicklung. Ob diese Zusammenhänge, so interessant sie sind, für Kinder ab 8 Jahren bereits schon begreiflich sind, wage ich zu bezweifeln. Meine Kinder sind von 11 Jahren aufwärts und verstehen es, im Grundschulalter wäre dies aber wohl noch zu komplex gewesen. Es ist ein kurzer, knackiger Aufriss, der auf Highlights begrenzt ist, aber sich nicht alleine auf einen Erdteil beschränkt, was ich sehr wertschätzend finde. Die Texte finde ich interessant und informativ, wobei ich mir schon etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht hätte, weil ja gerade bei Kindern zumeist kein Hintergrundwissen vorliegt, auf welches zurückgegriffen werden kann. 144 Seiten sind für ein solches Projekt vielleicht doch etwas sportlich.

 

Schade finde ich, dass der Anteil an Bildern von Originalkunstwerken gerade aus der jüngeren Zeit so gering ist. Diese Fotografien sind recht kleinformatig. Hier wird vor allem auf großflächige Illustrationen zurückgegriffen, die aber einfach nicht so stark die Gefühle und Eindrücke wieder geben können, die das Original im Betrachter hervorruft. Da dies gerade bei den frühen Kunstwerken nicht der Fall ist, keimte in mir der Eindruck, dass es hier um die teuren Bildrechte geht. Welcher Steinzeitmensch oder dessen Erbe klagt heute noch seine Urheberrechte ein? Bei moderner oder zeitgenössischer Kunst kann dies in der Tat erhebliche Kosten verursachen, weshalb Kunstbände auch so teuer sind.

 

Architektonische Kunst ist hier aber schon im Bild zu betrachten, was gerade für deutsche Kinder interessant ist, da hier als Beispiel Berlin 1990 gewählt, also die kreative Kraft durch den Mauerfall dargestellt. Ein schöner Anlass um mit den Eltern mal über diese enorme Energie und diesen Ruck zu sprechen, der durch das Land ging, damals, als die Grenzen geöffnet wurden und jahrzehntelang unterdrückte Begegnungen möglich wurden.

 

In die Zukunft weisen soll Rio de Janeiro 2020 mit einem richtungsweisenden Kunstmuseum, doch mit der Pandemie, die Brasilien besonders stark trifft, wird gerade die Kunst zurückgedrängt, da das Überleben zählt und Kunst dann eher im Kleinen gedeiht.

 

Sehr motivierend empfinde ich den Schluss! Denn der Leser wird aufgerufen, sich nun selbst auf die Reise zu begeben und Kunst in Zeit und Raum zu suchen. Eine wirklich positive Anregung, nur aktuell in der Pandemie nicht ganz so leicht umsetzbar.

 

Sehr gut gefällt mir das Glossar zum Ende des Buches, in welchem Fachbegriffe kurz und knapp erklärt werden. Es folgen Bildverzeichnis und eine Danksagung des Autors.

 

Ein interessanter Einblick, der für meinen Geschmack aber leider etwas zu kurz und punktuell ist, aber wunderbar Zusammenhänge darstellt.

 

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Midas Verlag und der Agentur Literaturtest für unser Rezensionsexemplar.

 

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