Die
Helikopterbande und das Raubtier aus China, Christina Ebertz und Claudia
Weikert, Beltz & Gelberg
Fenja
(5. Klasse, 10 Jahre) lebt in Berlin Friedenau und träumt davon mal mit ihrem
Vater in dessen Helikopter zu fliegen oder mit ihrem Opa Nobby im Flugzeug.
Doch ihre Mutter, die städtische Unfallschutzbeauftragte findet das viel zu
gefährlich. Daher darf sie die Grenzen des Kiezes auch nicht überqueren. Dann
werden sie und ihr bester Freund Aspi (eigentlich heißt er Wilhelm, aber der
Name gefällt ihr nicht und wegen seines Asperger Syndroms nennt sie ihn Aspi)
zu einem Chinesischkurs angemeldet. Dort treffen sie auf den quengeligen Noah
und die fordernde Zoe. Eigentlich macht der Kurs Spaß, nur mit dem Lehrer
stimmt was nicht, irgendwas verheimlicht er vor ihnen und seine Verletzungen
sind auch merkwürdig. Außerdem soll ein Pandabär in Brandenburg gesichtet
worden sein, den Opa Nobby wegen der Prämie unbedingt aufspüren will. Nun
bricht das Ermittlerfieber aus und Fenja und Aspi geraten mit ihren
Chinesischkameraden in ein aufregendes Abenteuer.
Dieses
Buch hat meine Jüngste geschenkt bekommen, von zwei Berliner Psychotherapeuten,
die in Brandenburg leben. Aspis Eltern sind auch beide Psychotherapeuten und im
Laufe des Abenteuers geht’s von Berlin nach Brandenburg. Ja, Aspi ist anders,
er nimmt die Welt anders wahr, aber so groß macht es in dieser Geschichte
keinen Unterschied, denn der verwöhnte Noah und die berechnende Zoe sind da
eine ganz andere Hausnummer und erst Fenjas überängstliche Mutter. Normal ist
also irgendwie immer auch relativ, drum nimmt Fenja ihren besten Freund einfach
so wie er ist. Bei Noah und Zoe ist das allerdings bisweilen ganz schön
anstrengend und bei Zoe unvorhersehbar. Fenja ist irgendwo mit ihrer
Familiengeschichte etwas in der Mitte. Aspi ist aufgrund der viel beschäftigten
Eltern sehr selbstständig, aber keinesfalls vernachlässigt, Fenjas Mutter ist
übervorsichtig, während ihr Vater ihr deutlich mehr Spielraum ließe, wenn er
nur dürfte. Den Vogel schießt Noahs Mutter ab, die tatsächlich einem Helikopter
gleicht und Noah fast schon die Luft zum Atmen nimmt bzw. diese gegen
Süßigkeiten tauschen würde, ginge dies. Noah braucht nur zu knatschen, schon
bekommt er seinen Willen und was Süßes, aber nur unter mütterlicher Aufsicht,
dabei schlummert durchaus ein schlauer Kopf unter seiner Zuckerschnute. Zoe ist
das das krasse Gegenteil zu diesen Wohlstandskids. Sie muss jeden Cent zweimal
umdrehen, weil sie mit ihrer Mutter von Hartz IV lebt. Dennoch scheint sie fest
entschlossen zu sein, das beste aus ihrer Situation zu machen und sich selbst
zu fördern. Ihr Ehrgeiz und ihre Selbstständigkeit sind beeindruckend, auch
wenn ihre Teamfähigkeit und Empathie durchaus ausbaufähig sind! Klar sind alle
Kinder überzeichnet, aber das ist auch gut so, um die jungen Leser zur
Selbstreflexion zu bewegen. Könnten sie nicht auch etwas selbstständiger
werden? Würden sie sich das trauen? Quengeln sie nicht zu oft, um den eigenen
Willen durchzusetzen?
Der
Krimiteil ist etwas vorhersehbar, aber immerhin sind ihre Aktionen nicht
abwegig und für Kinder in der Tat machbar. So können Kinder sich selbst an ihre
Stelle träumen und auch einmal Helden in so einer Aktion sein wollen.
Der
Stil ist frisch und zeitgemäß. Gut verständlich mit plastischen, aber nicht zu
komplizierten Sätzen. Der Humor durch die starken Unterschiede der Charaktere
frischt die Geschichte auf und macht sie leicht lesbar.
Die
Illustrationen, die zu Beginn eines jeden Kapitels eine ganze Seite füllen sind
sehr ausdrucksstark und ansprechend, aber leider gibt es keine weiteren
Illustrationen, was aber gerade bei der Zielgruppe der 9 – 11 Jährigen aus
unserer Sicht wünschenswert wäre.
Ein
schönes Buch mit ungewöhnlichen und inklusiven Helden, denn irgendwie sind sie
ja alle nicht ganz „normal“ und das zeigt ganz klar: „Was ist schon normal?“
Ist nicht eh jeder Jeck anders? Drum lebe lieber ungewöhnlich!