Wie ist das mit dem Krebs? Dr. Sarah Herlofsen, Dagmar Geisler, Gabriel
Verlag
Krebs kann jeden treffen und sicherlich kennt jeder jemanden der Krebs hat,
hatte oder daran starb. Auch Kinder. Doch für Kinder und deren Eltern ist es
besonders schwierig, denn für sie ist es neu, unbekannt und unbegreiflich. Das
macht ihnen besonders Angst. Diese Angst zu nehmen, durch Verständnis die Angst
zu lindern und Kinderfragen beantworten und Eltern und anderen Bezugspersonen
im Umgang mit der kindlichen Unsicherheit und Neugierde rund um das Thema Krebs
zu helfen, hat sich Dr. Sarah Herlofsen mit diesem Buch vorgenommen. Die Idee
kam ihr, als ihr eigener geliebter Großvater an Krebs erkrankte. Sie erinnerte
sich an die Zeichenserie, die sie in ihrer Kindheit so faszinierte und prägte:
Es war einmal das Leben. Im Zeichentrickformat wird Kindern verständlich und
bildlich der Körper und seine Funktionsweise erklärt. Das war für sie der
Anstoß Medizin zu studieren und später in die Forschung zu gehen.
Hier lernen Kinder die Ursachen von Krebs kennen, was es ist, wie es sich
auswirkt und was man dagegen tun kann.
Dabei werden für Kinder die Vorgänge in den Zellen und was Zellen überhaupt
sind anschaulich erklärt, auch anhand von Beispielen. Es geht um die Themen:
Zellen, Kranke Zellen, Der Körper verteidigt sich, Der Körper braucht Hilfe,
Gesund werden, Kann man an Krebs sterben? Die beliebte Illustratorin und
Autorin Dagmar Geisler stellt die Zellen, DNA-Stränge und Kindersorgen farbig
und freundlich dar. Es geht darum mit Verständnis Sorgen zu bekämpfen. So hatte
ich den Eindruck, dass es für Kinder so klingen könnte, als könne man Krebs
heutzutage sicher heilen. Diese Befürchtung erwies sich als unbegründet, der immer
noch mögliche tödliche Ausgang der Krankheit wird nur weiter hinten im Buch
sensibel angesprochen, nachdem zuvor Mut gemacht wurde, indem die
Therapiemöglichkeiten besprochen wurden. Während der Erklärungen sind immer
wieder typische Kinderfragen eingebaut, deren Beantwortung kursiv gedruckt
werden, z.B. tut es weh die Haare zu verlieren? Kann ich wieder so werden, wie
alle anderen? Kann ich mit meiner kranken Oma kuscheln? Einige dieser Fragen
scheinen Erwachsenen banal, aber für Kinder sind sie es nicht, sie brennen
ihnen auf der Seele. Die Autorin nimmt sie ernst, geht auf diese ein und
beantwortet sie ernsthaft und sensibel. Das kann Eltern eine große Hilfe sein.
Meine Tochter (10) fand es sehr interessant und verständlich. Schade fand sie
es schade nur, dass das Buch schon so schnell zu Ende war, denn den Hilfeteil
für Erwachsene habe ich ihr nicht vorgelesen. Die Illustrationen hat sie sich
gründlich angeschaut und fand gerade die Zellzeichnungen besonders
faszinierend. Auch wenn Dagmar Geisler am liebsten Menschen zeichnet, fanden
wir auch die von ihr dargestellten menschlichen Einzelteile wie die roten
Blutkörperchen mit ihren Sauerstoffblasen in den Blutbahnen klasse. Vorsicht,
wer seinen Kindern nicht erklären will, woher die Babys kommen, der sollte
nicht dieses Buch nehmen. Es wird ganz klar erklärt, das Kinder selbstgemacht
von Mama und Papa sind und anschließend die Zellteilung uns zu dem macht, was
wir sind. Da könnten weitere Fragen auf die Eltern zukommen.
Natürlich ist jedes Kind anders und hat andere Sorgen und Nöte. Daher sind
hier nur die häufigsten Fragen aufgeführt. Dafür ist am Ende des Buches ein
Hilfestellungsteil für Erwachsene, z.B. mit Ratschlägen wie man auf Fragen von
Kindern eingeht, auf die man selbst keine Antwort weiß: Was sage ich, wenn ich
die Antwort selbst nicht weiß? Es geht auch auf andere ganz wichtige Punkte
ein: Wie ehrlich soll ich sein? Wann sollte ich mein Kind informieren? Wie soll
ich mit meinem Kind sprechen? Was sind normale Reaktionen? Sehr einfühlsam und vorausschauend
deckt die Autorin viele potenzielle Problemfälle ab
Dieser Teil hilft sicherlich nicht nur betroffenen Eltern, sondern ist auch
eine Stütze für Lehrer oder Erzieher, sollte ein Mitschüler oder ein Lehrer
betroffen sein (das war bei uns der Fall, als die Lehrerin nach nur 2 Wochen
die Klasse nach einer Krebsdiagnose verließ).
Sollte dies alles noch nicht ausreichen und man mehr Fragen oder andere
Probleme haben, so nennt sie zum Schluss noch hilfreiche Adressen in
Deutschland mit Internetseite und Email-Adressen. Dieses Buch ist unter der
Schirmherrschaft der Deutschen Krebshilfe erschienen und mit einem sehr
persönlichen Vorwort von Cornelia Scheel versehen. Da aber auch Kinder in
Österreich und in der Schweiz diese Fragen und Probleme haben, finde ich es
schade, dass noch nicht einmal eine Adresse pro Nachbarland aufgeführt wurde.
Hilfreich ist das Buch im übrigen für alle deutschsprachigen Kinder und deren
Bezugspersonen.
Vielen lieben Dank an die Deutsche Krebshilfe für dieses wunderbare
Rezensionsexemplar.