Mittwoch, 13. November 2019

Exploring London with Sherlock Holmes – Mit Sherlock Holmes durch London, erzählt von John Sykes, zweisprachig, dtv



Exploring London with Sherlock Holmes – Mit Sherlock Holmes durch London, erzählt von John Sykes, zweisprachig, dtv

Sherlock und Watson sitzen in Sherlocks Wohnzimmer in der Baker Street, als sich gleich zwei Besucher ankündigen: ein Kutscher, der Sherlock in der Vergangenheit schon wertvolle Dienste geleistet hat und ein Dienstbote aus dem Privathaushalt des Premierministers. Der Kutscher schildert einen finster aussehenden Kunden, den er quer durch London fahren musste und der ihn an den wichtigsten Monumenten der Stadt halten ließ. Er ist überzeugt, dass dieser Fahrgast Übles im Schilde führe. Der Angestellte des Premierministers übergibt Sherlock eine Einladung in die Downing Street 10 für 14.00 h am Nachmittag. Während Watson einen Termin beim Barbier empfiehlt, ist Sherlock entschlossen der Kutschroute zu folgen, überzeugt, dass dieser Auftrag in direktem Zusammenhang zu seinem späteren Termin steht. Nach und nach begleitet man den legendären Privatdetektiv und seinen Chronisten vom Buckingham Palace über Westminster Abbey bis zur Tower Bridge. Dabei treffen sie Geister, historischer Größen, die ihre Ruhestätten bewachen und verteidigen. Durch sie lernt man einiges über die Geschichte des Landes, der Stadt und dieser Orte.

Die Zweisprachigkeit des Buches wird gewährleistet, indem auf der jeweils linken Seite der Text auf Englisch abgedruckt ist und auf der rechten, auf Deutsch. Sollte man also irgendwo im Test hängen bleiben, kann man kurz mal aus die gegenüberliegende Seite schielen. Das Sprachniveau ist für Fortgeschrittene. Es ist allerdings an die Zeit und den Stil von Sherlock und Watson angepasst. Wer also sein Sprachniveau auch durch die Lektüre von englischen Klassikern erreicht hat, wird das Lesen als einfacher finden, als ein Fan von MTV im Original, oder wer seine Sprachkenntnisse mit amerikanischen Serien im Original erreicht hat. Keine Ahnung von alten englischen Kutschbezeichnungen? Kein Problem, ein Blick nach rechts genügt, das ist aber auch zugegebener Maßen sehr verführerisch, aber wer kennt schon die Bezeichnung für Hänge- oder Zugbrücken, oder der verschiedenen antiken Kirchendecken auf Englisch? Zugegeben, es ist etwas ungewohnt nur jede zweite Seite zu lesen, aber man gewöhnt sich sehr schnell daran.

Besonders spannend wird die Geschichte erst ganz am Ende, als es zum Showdown, mit dem unbekannten Erpresser kommt. Bis dahin ist es eine unterhaltsame Spurensuche, die interessanter ist, je mehr man sich für Geschichte interessiert. Im Stil von Dickens Weihnachtsgeschichte, treffen Holmes und Watson auf die Geister verstorbener Persönlichkeiten, deren Leben besonders eng mit dem jeweiligen Wahrzeichen verbunden war, auf dass der Schurke einen Anschlag vornehmen könnte. Doch die Geister schützen ihre Denkmäler und Gedenkstätten und vertreiben den Bösewicht erfolgreich. Anschließend erzählen sie dem Ermittler davon, wodurch der Leser eine Menge über die historische Örtlichkeit, als auch die erzählende Person erfährt. Im Glossar ist dann noch ein Überblick über die Persönlichkeit der „Zeugen“ und der Ermittler mit Erläuterungen angehängt, zu diesen gehören z.B. William Shakespeare für den Temple District, oder Eliza Doolittle in Covent Garden, Lord Nelson für den Trafalgar Square, Sir Horace Jones, der die Tower Bridge entwarf. Viele kleine interessante Anekdoten finden sich so in diesem besonderen Stadtrundgang und viele Namen und Örtlichkeiten, über die ich mich stets wunderte, haben für mich ihre Rätsel enthüllt. Natürlich kann man hier nur historische Orte entdecken, das London Eye gab es zur Zeit von Conan Doyle noch nicht, weshalb es nicht erwähnt wird. Aber bisweilen wird Bezug genommen auf frühere Nutzungen von Stadtvierteln und heutige und ich bin mir nicht sicher, ob dies immer nur auf Holmes Zeit Bezug nimmt, oder auch auf unsere. Für Sherlock Fans ein Muss, wenn auch kein klassischer Krimi. Für historisch Interessierte auch ohne bevorstehende Londonreise sehr aufschlussreich. Als mein Mann das Buch bei mir entdeckte, wollte er es sich sofort zum Auffrischen seiner Englischkenntnisse schnappen, dafür ist es sehr komfortabel, wenn auch für einen sehr elaborierten, nicht unbedingt zeitgenössischen Stil, dafür aber von hoher sprachlicher Eleganz.

Eine wirklich schöne Vorbereitung auf einen Londonaufenthalt, Auffrischung seiner Englischkenntnisse, Erinnerungen aufzufrischen oder etwas englische Geschichte zu lernen. Weniger ein Krimi, als eine Geschichtsstunde mit Stadtrundgang, aber eben mit Sherlock-Flair,  das ist ja auch genau das, was der Titel verspricht!

Vielen lieben Dank an den dtv Verlag für dieses vergnügliche Rezensionsexemplar.

Dienstag, 12. November 2019

Mia und das oje-du-fröhliche Weihnachtsfest, Susanne Fülscher, gelesen von Anne Moll, audiolino



Mia und das oje-du-fröhliche Weihnachtsfest, Susanne Fülscher, gelesen von Anne Moll, audiolino

Mia ist fast schon im Weihnachtsfieber, sie liebt die Vorweihnachtszeit! Wäre doch nur ihr Vater nicht so komisch. Er scheint gar nicht mehr er selbst zu sein. In der Schule ist er so unausstehlich, dass er mit ihrer Klasse unangekündigt ein voll fieses Diktat schreibt! Als sie dann auch noch früher von ihrem Weihnachtsmarktbummel mit ihren besten Freundinnen Jette, Leonie und Alina zurückkommen soll, weil die Eltern ihnen etwas Wichtiges mitteilen wollen, wird ihr ganz flau im Magen. Ihr Vater hat Sonderurlaub beantragt, um bereits vor Beginn der Schulferien mit seinem alten Freund auf die Kanaren zu fliegen, um zu wandern und sich selbst zu finden. Mia ist fassungslos. Sind sie denn wirklich so schlimm und unerträglich, dass ihr Vater es nicht mehr bei ihnen aushält? Dann brennt es auch noch bei Omi Olga und sie zieht zu ihnen. Nun ist das Chaos perfekt, aber sie merken auch, dass man sich eigentlich an eine Menge gewöhnen kann, auch in der Weihnachtszeit, oder gerade besonders dann. Es gibt so viel Aufregendes, worauf man sich freuen kann, dass keine Zeit für Traurigkeit bleibt.


Als Mutter habe ich mich total über Vater Hansen aufgeregt. Der Herr Lehrer muss sich selbst finden und lässt die Mutter mit 4 Kindern, darunter ein Baby, alleine! Ich wäre nicht so verständnisvoll. Sehr gut schildert Susanne Fülscher, die Sorgen und Zweifel, aber auch die Traurigkeit, die in Mia aufsteigen. Was die Trennung von Eltern bedeutet, sieht sie ja täglich an ihren Freundinnen Jette und Alina. Ihre Eltern hätten aber wohl nicht Geld und Platz um ein Au Pair Mädchen aufzunehmen, wie Jettes Vater. Die Sorge, um eine eventuelle Trennung der Eltern belastet sie schwer, denn es nimmt ihr die bis dahin selbstverständliche Sicherheit. Sehr treffend, finde ich auch die Rückkehr des Vaters beschrieben, die mich doch ein wenig fies grinsen ließ, aber da will ich nicht zu viel verraten. Zum Glück dreht sich nicht alles um ihren Vater, sondern auch um das mega-giga-irre-Weihnachtskribbeln im Bauch, wenn alles herrlich glitzert, funkelt und strahlt und die Ballettaufführung, die kurz bevor steht. Da Jette ja nun doch nicht wegzieht, macht Mia weiter mit dem Tanzen. Weihnachtsgeschenke wollen ausgedacht und besorgt werden und da fliegt die Zeit wie im Fluge dahin. Wie die meisten Kinder, hat Mia nicht unendlich viel Geld und muss genau überlegen, was sie wofür und für wen ausgeben kann und will. Daher muss sie sich besonders viele Gedanken machen und sie stellt fest, dass das nicht nur Spaß macht, sondern zum Teil, viel wichtiger ist, als der Wert des Geschenks. Eine Geschichte aus der Realität der Zielgruppe und doch turbulent und witzig. Auch wenn draußen noch alles grün ist, wird man gleich von Mias Weihnachtsfieber angesteckt, dass Anne Moll mit ihrer gut gelaunten Stimme verbreitet, sofern sie nicht gerade in Sorge um Papas wunderliche Wandlung ist. Sie trällert für Jette, kichert für Omi (die meiner Tochter und mir ja bisweilen etwas zu anstrengend ist, da weiß man die eigene Oma richtig zu schätzen). Anne Moll verleiht Mia zwar keine Flügel, aber Aufregung, Vorfreude und Kribbeln mit ihrer vielschichtigen Stimme.


Dies ist übrigens schon der 12. Band dieser Dauerbrenner-Reihe von Susanne Fülscher, die zahlreiche Kinder-, Jugend-, Frauenromane und Drehbücher für Film und Fernsehen geschrieben hat. Keine Sorge, man kann in diese Reihe jederzeit einsteigen, weil zwar die Bände aufeinander aufbauen, aber auch in sich abgeschlossen sind.

Es ist schön Mia und ihre Lieben wieder zu hören und mit Jettes polnischem Au Pair Mädchen Justyna gibt es auch wieder eine neue, spannende Persönlichkeit zu entdecken.

Ein Weihnachtsgefühlskarussell direkt aus dem trubeligen Leben einer Zwölfjährigen gegriffen, mit Emotionen, Spaß und Zweifeln. Sehr kurzweilig und weihnachtlich für Mädchen ab 10 Jahren.

Wir bedanken uns ganz herzlich für diese herrliche Weihnachtseinstimmung bei audiolino

Wer neugierig ist, kann hier hineinhören: