Sonntag, 27. Oktober 2019

Mein Feuerpferd (2) – Sturmfohlen, Chantal Schreiber, cbj



Mein Feuerpferd (2) – Sturmfohlen, Chantal Schreiber, cbj
Kurz vor Weihnachten kehrt Eva mit ihrer Mutter, der Schauspielerin Sarah, zu ihrem Vater Magnus, dessen zweiter Frau Hrönn und dem kleinen Babyhalbbruder Björn zurück. Zum Glück verstehen sich die zwei Frauen noch immer fantastisch und Sarah überlegt ernsthaft wieder an ihrer Karriere als Schauspielerin zu arbeiten und ihre Tochter für ein paar Monate auf Island zu lassen! Eva ist total glücklich wieder bei ihrem Isländerwallach Eldur zu sein, freut sich auf Ausritte mit der Nachbarin Salka und Gespräche mit deren Opa Oskar. Doch auf der Koppel trifft sie erst einmal einen ihr unbekannten Jungen, der ihr Pferd „verarztet“ und er ist nicht der einzige Neuzugang. Auch Hrönns Nichte Emma wird erwartet, die sich während der Schwangerschaft, um Hrönns preisgekrönten Wallach Vindur gekümmert hat. Eva freut sich schon sehr auf die etwas ältere Emma, besonders, weil diese erscheint, während Salka mit ihrer Familie Verwandtschaftsbesuche macht. Doch leider läuft es nicht, wie von Eva erträumt. Die Ältere scheint von Anfang an gegen sie zu intrigieren. Mit so viel Hinterhältigkeit hat sie wirklich nicht gerechnet. Doch dann kommt der Moment, als sie beide ganz alleine auf den Höfen sind und ein Schneesturm losbricht.
Die Schilderungen der isländischen Weihnachtstraditionen fand meine Tochter (10) total spannend, auch aber nicht nur, die unaussprechlichen Namen der 13 Trolle die, die isländischen Häuser vor Weihnachten heimsuchen. Als sie Salkas Cousin veräppelt, und sich als Troll ausgibt, findet sie es witzig, denn es ist alles geprägt von großer Harmonie und Weihnachtsstimmung. Leider sind die Sonnenstunden rar und die Zeit für Ausritte nur sehr begrenzt. Umso wichtiger ist es zusammenzurücken und sich zu verstehen. Es klappt ganz wunderbar, ein Traum scheint sich zu erfüllen, bis für sie ein Albtraum in Gestalt von Emma auszubrechen scheint. Dieser Zickenkrieg ist heftig, aber Eva bleibt erstaunlich lange geduldig, bis es ihr der Kragen platzt. Zwei zankende Mädels und ein krankes Baby ist auch für das bislang liebevolle Paar Magnus und Hrönn zu viel. Während das Wetter immer unwirtlicher wird, nähert sich die Stimmung dem Gefrierpunkt und es wird richtig spannend. Die Gemeinheiten, die Eva erleidet und ihr Unvermögen ihre Unschuld zu beweisen, sind richtig fesselnd. Doch das ist erst der Anfang von einer unglaublich packenden Episode. Witterungsbedingt, kann Eva natürlich über den Jahreswechsel nicht allzu viel Zeit mit Ausritten verbringen. Dennoch bleibt das Pferdethema immer präsent. Man spürt aus den Schilderungen sowohl den Sachverstand der Autorin im Umgang mit Pferden, als auch mit Kindern und Heranwachsenden. So wird hier die wunderbare, aber bisweilen abweisende Landschaft Islands, nicht nur mit der Pferdeliebe, sondern auch den Problemen von Trennungskindern und Patchworkfamilien verbunden. Selbst Leserinnen, die nicht selbst betroffen sind, können sich durch den einfühlsamen Erzählstil gut in die Nöte der jungen Heldinnen hineinfühlen und die Konflikte nachempfinden. Sogar der bisweilen zuhörende Sonderschullehrer war beeindruckt von den teilweise sehr heftigen Jugendkonflikten, die dann aber vorbildlich durch Einsicht gelöst wurden, ohne dass die Schilderung ins Pathetische abrutschte, sondern stets authentisch blieb.
Ein unglaublich emotionales und spannendes Pferdeabenteuer, das aber stets realistisch bleibt und auf die isländischen Elfen verzichtet. Mystik bleibt den Erzählungen vorbehalten, denen Eva über ihre isländische Zweitheimat lauscht und die nicht nur sie faszinieren.
Ich bedanke mich ganz herzlich bei cbj und dem Bloggerportal für unser geliebtes Rezensionsexemplar.

Samstag, 26. Oktober 2019

Mörderische Buchmesse 2019 – Krimiblogger auf der FBM19



Mörderische Buchmesse 2019 – Krimiblogger auf der FBM19

Mein Tag auf der Messe startete damit, daß ich mir erst mal einen Überblick über die Messe verschafft habe, um zu meinen Terminen auch ja pünktlich zu kommen. Dabei habe ich dann gleich mal meine Blogger-Freundin Sonja Wagner aka Wildpony oder books & shoes getroffen. Gemeinsam haben wir schon am am Gmeiner-Stand gestöbert, ehe wir uns in Halle 4.1 zum Bloggertreffen des Conte Verlags mit dem Verlagsteam und Autorin und Schauspielerin Isabella Archan getroffen haben. Neben den Salzburger-Schoko-Leckerlis bekamen wir den neuen Fall von Inspektorin Willa Stark „Ein reines Wesen“ in gedruckter Form und mit Widmung. Aber natürlich konnten wir auch alle miteinander quatschen.... und haben dabei erfahren, daß Isabella auch mal das Gretchen in Goethes Faust spielte und dabei Tatort Kommissar Harald Krassnitzer küsste... Dank ihrer Theaterengagements hat es sie nicht nur nach Wien, sondern auch ins Saarland verschlagen, so wie auch ihre Inspektorin Willa Stark, und letztendlich ins schöne Rheinland nach Köln. Isabella verströmte eine überbordende Energie und Omnipräsenz, so ist sie mir auch nachdem wir die Kurzgeschichte zur Blogtour erhalten haben, immer wieder begegnet (ja freitags war das noch möglich!).

So schwirrte sie auch am Stand des Emons Verlags (bei dem ihre mörderischen Reihen um Zahnärztin Dr. Leocardia Kardiff in Köln und die MörderMitzi in den Alpen erscheinen) herum, der sich dieses Jahr gedacht hat, warum kleckern? Und gleich mehrere Bloggerhighlights servierte und nicht nur das: Es gab auch echt „kölsches Wasser“ aus Pfandflaschen zum Wecken unserer Lebensgeister, damit wir nach so viel Mord und Totschlag uns ganz lebendig fühlen konnten. Bei den vielen sympathischen Krimiautoren war das aber eigentlich kein Problem. Ehrlich, Krimiautoren sind wahrscheinlich deswegen so umgänglich, weil sie all ihre finsteren Gedanken zu Papier bringen, statt sie an ihren Mitmenschen auszulassen! Wobei ich da Thriller-Autorinnen gerne mit einschließen will.


Sowohl Myriane Angelowski (links), die ihren Thriller „Porzellankind“ präsentierte, als auch die Mutter der iCats Kerstin Fielstedde (rechts), die mit „Katerminator“ den zweiten Katzenfall nach „Kamikatze“ (als Hörspiel übrigens preisgekrönt) präsentierte, mal mit Katzenkopf, mal ohne. Nun habe ich einen wunderschönen iCats-Sticker und überlege verzweifelt, welcher Ort denn seiner würdig wäre. Ich bin ja mal sehr gespannt, ob Katerminator auch so schwarzhumorig und nervenaufreibend wie sein Vorgänger ist! Myriane Angelowski ist bislang vor allem für ihre Köln-Krimis bekannt. Da sie Sozialarbeit studierte und als Referentin für Gewaltfragen tätig war, kann man sich bei ihren Büchern auf nervenaufreibende Fälle gefasst machen.

Während ich auf das nächste Highlight wartete entdeckte ich am benachbarten Stand des 360 Grad Verlages das Dreamteam für den Kriminachwuchs Antje Szillat und Jan Birck (links), die junge Lesemuffel mit den witzigen Flätscher Krimis mit Spaß ans Lesen heranführen und nun auch mit „Henning – Ein Elch reist ins Glück“ ein altersloses Gute-Laune-Glücklich-mach-Buch  beim dtv Verlag erschaffen haben.

Etwas später folgte der Austrian Writers Club mit Bernhard Hofer, Michaela Kastel (rechts) und Andrea Nagele (rechts), die sich gegenseitig „interviewten“ und so ihre Arbeit, ihre Schreibweise und ihre Motivation präsentierten.

Bernhard Hofer (links) fühlte sich schon immer zum Autor berufen und sprach immer von seinem großen Roman, bis es seiner Frau zu bunt wurde und sie ihn zum Berufswechsel drängte. Seither lebt er was er ist, und seine Töchter kennen ganz genau sein „Schriftstellergesicht“ wenn ihn mal wieder eine Idee überkommt, die unbedingt zu Papier gebracht werden will. Auch wenn er inzwischen mit seiner Familie in Potsdam lebt, spielen seine Romane in seiner Heimat in den Bergen. Diesmal wurde „Tannenfall: der erste Schnee“ vorgestellt, Fortsetzung des Alpenkrimis „Tannenfall“. Die Reihe wird das Schicksal von vier Frauen in der beklemmenden Enge eines Alpenorts entwickeln.

Michaela Kastner ist seit ihrem Erstlingswerk „So dunkel der Wald“ für das sie den Viktor Crime Award erhielt, der neue österreichische Shootingstar. Ihre düsteren Fantasien entwickelt sie ganz alleine in ihrem stillen Kämmerlein, ohne eigene negative Erfahrungen. Sie spielt in ihrem Hirn die Szenarien durch, was wäre wenn... So sind auch die finsteren Szenarien und beklemmenden Gefühle in „Worüber wir schweigen“ reine Fiktion. Derweil erfüllt sie sich einen Traum und schreibt ein Jugendbuch in dem die Liebe keine Leichen braucht!

Durch Andrea Nageles „Tod in den Karawanken“ habe ich damals gelernt, wie lange und schwierig und mit wie vielen Nebenwirkungen und körperlichen Entzugserscheinungen ein Alkoholentzug begleitet wird. Bislang habe ich immer nur so tolle Erfahrungsberichte von Mandanten gehabt wie „Wissen sie Frau Bross, mit dem Heroin auf zuhören, ist schwieriger als das Rauchen bleiben zu lassen“ woran ich nie gezweifelt habe ;) Diese nahezu körperlich erlebbaren Entzugssymptome von Kommissar Rosner, sind bei mir nicht nur unvergessen, sondern in meinem Verständnis für meine nicht immer perfekten Mitmenschen sehr hilfreich. Als erfahrene Psychotherapeutin kann sie unglaublich eindrucksvolle berufliche Erfahrungen in ihre psychologischen Krimis einfließen lassen, ohne die Erfahrungen alle selbst zuvor gemacht zu haben. Sehr beeindruckend, daher freue ich mich schon sehr auf „Grado im Sturm“. Andrea Nagele legt in Klagenfurt am Wörthersee, wo sie auch praktiziert und hat auch eine Wohnung in Grado. Kein Wunder also, daß es an beiden Orten Krimireihen von ihr spielen, da sie sich dort Inspiration sucht. Upsi, sie hat auch angemerkt, daß gut und gerne die anwesenden Blogger einige ihrer Merkmale in einem der nächsten Bücher wiederfinden könnten. Aber bitte nicht an der Leiche ;)
Was alle drei verbindet, ist die Bedeutung, die das oft schneereiche österreichische Wetter für sie und ihr Werk hat, allen voran der Niederschlag, auch als Schnee! So trägt die Grado-Reihe von Andrea Nagele auch gleich die unterschiedlichsten Wetterphänomene im Titel. Außerdem räumen sie freimütig ein, daß sie in ihren Schreibphasen ganz schön ungesellig werden, wofür ihre Freunde nicht immer so viel Verständnis haben. Uff, das war auf der Messe völlig anders!

Auch beim Gemeiner Verlag ließ man die Frauen morden, ging es doch um Anne Nordbys  (rechts) Thriller „Kalter Strand“. Eigentlich heißt die Autorin Annette Strohmeyer, lebt aber bereits seit Jahren in  Kopenhagen. So skandinavische Szenarien sind ja nicht so mein Fall, aber die Autorin war so sympathisch, daß ich es nun doch lesen will. Ihre Kommissarin Jette Vestergard nimmt sich alle Rechte heraus, die für männliche Ermittler selbstverständlich sind: sie trinkt zu viel, sie geht fremd... und da fragt man sie: wie kann man als Frau so 
etwas eigentlich schreiben?! Das finde ich ja ziemlich logisch, denn da Frauen ja lieb, nett und angepasst seinen sollen, können wir oft schon als kleine Mädchen in Gedanken morden oder zumindest mit Matsch werfen! Ihre Ermittlerin findet daher nicht immer so viele Sympathien. Tja, männliche Ermittler mit diesen Eigenschaften, werden auch selten zu meinen Lieblingen, denn im Ansatz gebe ich ihr Recht, gleiche Ansprüche an männliche und weibliche Ermittler, ich mag sie daher beide lieber anständig ;) Doch sie mag ihre Figuren mit all ihren Macken und der Düsternis an diesem Ort, wo sie selbst viele Ferien in ihrer Kindheit verbracht hat. Ein unheimliches Szenario entbrennt, wenn ein redlicher Familienvater zu einem höllischen Mord getrieben werden soll! Außerdem habe ich Daggi von Daggis Welt (links) wieder getroffen!


Auch völlig anders, war das Bloggertreffen mit der gut gelaunten Elke Pistor! Diese ließ uns nicht nach ihrer Pfeife tanzen, sondern nach ihrer elektrischen Zahnbürste summen!  Klar, Weihnachten naht, da muss man die Stimmbänder ölen und schon mal ein wenig im Blogger-Chor „Lasst uns tot und munter sein“ einüben! Den Film zu diesem Event (natürlich mit Ton!) könnt Ihr auf Instagram unter ursuladanielamaria bewundern! Auf diesen vergnüglichen Weihnachtskrimi freue ich mich jetzt schon!

Ganz klar, es war kriminell gut auf der Messe! Demnächst werden also jede Menge Krimirezensionen folgen!