Samstag, 12. Oktober 2019

Die Schwestern von Mitford Manor (2) – Gefährliches Spiel, Jessica Fellowes , gelesen von Juliane Köhler, gekürzte Lesung 2 MP3, 10 h 17 min, Random House Audio



Die Schwestern von Mitford Manor (2) – Gefährliches Spiel, Jessica Fellowes , gelesen von Juliane Köhler, gekürzte Lesung 2 MP3, 10 h 17 min, Random House Audio

Dies ist der zweite Band der society-crime-Reihe um die sechs glamourösen Mitford Schwestern (einen Bruder gab es allerdings auch). Die adeligen Mitfords lebten in Asthall Manor, das allerdings landläufig nur als Mitford Manor bekannt war. Dieser zweite Band widmet sich der zweiten Tochter Pamela, die deutlich bodenständiger als ihre 3 Jahre ältere Schwester Nancy mit ihrer scharfen Zunge und ihrer exaltierten Art war. Obwohl Nancy im Jahre 1925 noch immer nicht verheiratet ist und Pamela nicht offiziell in die Gesellschaft eingeführt (sie wurde noch nicht bei Hof vorgestellt), soll ihr 18. Geburtstag gebührend gefeiert werden. Auch wenn es Pamelas Party ist, mischt Nancy kräftig mit und so werden vor allem ihre Freunde, die sogenannten Bright Young Things eingeladen, was Kindermädchen und Anstandsdame Louisa mit Unbehagen beobachtet. Als Nancy voller Begeisterung eine nächtliche Schnitzeljagd vorschlägt, gefällt Louisa dies gar nicht. Es kommt, wie es kommen muss. Einer der Gäste wird ermordet und Dulcie das Dienstmädchen der Familie des Ermordeten wird beschuldigt. Das kann Louisa so nicht hinnehmen und sie beschließt auf eigene Faust zu ermitteln, obwohl sie weiß, daß Dulcie Verbindungen zu Alice Diamond und ihren 40 Thieves, einer berüchtigten Juwelendiebes-Bande unterhielt. Ihr Freund Sergeant Guy steht ihr vorerst nicht bei, da er in London als Zivilermittler gegen eben jene Alice Diamond, die Königin der Unterwelt eingesetzt ist.

Auch wenn ich Nancy als Person deutlich spannender (wenn auch nicht unbedingt sympathischer) als Pamela finde, gefällt mir in der Fortsetzung das Krimielement besser. Es ist für mich naheliegender und näher an der Familie Mitford dran. Pamela ist bodenständiger, ist ein Genussmensch und liebt gutes Essen, aber ebenso die gepflegte Atmosphäre drum herum. Sie in das Zentrum einer glamourösen Geschichte zu stellen, ist deutlich schwieriger, als bei ihrer exzentrischeren Schwestern. Dass die Story dennoch nicht dröge wird, ist daher dem Geschick der Autorin zu verdanken, die immer wieder das Augenmerk auf aufregendere Personen lenkt, sowohl aus der Adelsschicht, als auch den Dienstboten, der Polizei und der Theaterwelt, ohne den roten Faden aus dem Blick zu verlieren. Allerdings ist es auch Pamela, die sich im Laufe dieser Geschichte am meisten entwickelt und durch die Ermittlungen, von denen sie anfangs nichts hält, erwachsen wird. Als Not am Mann ist, wächst sie über sich hinaus, schafft es Initiative zu zeigen und den richtigen Ton zu treffen.


Sehr gut gefällt mir, daß man die wichtigsten Personen des ersten Bandes wiedertrifft, auch wenn sich deren Entwicklung nicht unbedingt so gestaltet hat, wie man es gehofft hat. Louisa, die einst Nancys Vertraute war, wird für die Schwestern immer mehr zur Angestellten, was sie verletzt und den Schwestern noch nicht einmal auffällt. Für damalige Verhältnisse aber selbstverständlich.
Die Klassenunterschiede waren klar und deutlich und eigentlich war das System nicht durchlässig. Vom Tellerwäscher zum Millionär war in England eigentlich unmöglich, es sei denn mit kriminellen Mitteln, doch führte dies in der Regel nicht zu der angestrebten gesellschaftlichen Anerkennung.  Ganz klar werden hier die Grenzen zwischen Adel und Dienstboten aufgezeigt, sowie die Verhältnisse der Polizisten und der Arbeiterschicht im East End und überall in den Elendsvierteln in London. Dazwischen blitzt der verruchte Glanz der Nacht- und Halbwelt der golden Twenties und ihrer Bright Young Things auf. Eine interessante Mischung, finde ich.

Jessica Fellowes ist Journalistin und die Nichte von Julian Fellowes, dem Autor der legendären BBC-Serie Downton Abbey. Sie ist die Autorin der Begleitbücher zur Serie. Dies ist ihre eigene Romanreihe. Wobei ich ihren weiblicheren Erzählstil dem maskulineren ihres Onkels vorziehe. Das ist allerdings lediglich ein subjektiver Eindruck, den an bestimmten Details festzumachen, mir schwerfällt.

Juliane Köhler hat ihre Schauspielausbildung in New York absolviert und spricht alle englischen Begriffe wunderbar authentisch aus. Sie ist viel beschäftigte Theaterschauspielerin und war Ende der 90er/Anfang des Jahrtausends auch in zahlreichen preisgekrönten Kinoproduktionen und hatte die Hauptrolle in dem mit dem Auslandsoscar prämierten Werk von Caroline Link „Nirgendwo in Afrika“. Ihre warme Stimme ist ausdrucksstark, ohne sich aufzudrängen oder zu übertreiben. Sie findet genau den richtigen Ton, sowohl für den leicht blasierten Adel, als auch die eifrigen Dienstboten und Ermittler sowie die desillusionierten Bewohner der Armutsviertel. Ihre dezente Zurückhaltung liess mich ihr mit Freude zuhören, immer und immer länger.

Auch wenn mir der Auftaktband gefallen hat, gefällt mir dieser besser. Ich empfinde ihn mehr als aus einem Guss und auch der Fall ist deutlich kniffeliger. Diesmal war mir die Lösung nicht selbst klar, sondern ich bekam sie von Louisa, Guy und Pamela präsentiert, wobei sie durchaus logisch und schlüssig war. Nein, es war nicht der Gärtner, der plötzlich und unerwartet der Übeltäter war. Ich bin gespannt, in welche Fälle die übrigen Mitfordschwestern noch so verwickelt werden.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Bloggerportal und Random House audio für dieses wunderbare Hörerlebnis.

Freitag, 11. Oktober 2019

Du darfst auf meine Haut – Naturkosmetik selber machen, Barbara Hoflacher, Löwenzahn Verlag



Du darfst auf meine Haut – Naturkosmetik selber machen, Barbara Hoflacher, Löwenzahn Verlag

Dieses Buch lachte mich gleich an, da ich gerne unnütze Chemie in meiner Körperpflege vermeiden würde. Wirklich genau weiß man ja nur was in einemTigel steckt, wenn man ihn selbst befüllt hat und wer versteht schon alles, was auf seinen Kosmetikprodukten kleingedruckt steht. Weniger ist oft mehr!

Das ist auch das Motto dieses Buches, dass eigentlich 5 Produkte für fast jeden Menschen ausreichen, aber dann wäre dieses Werk ja ein bisschen dünn. Wobei ja die Grundprodukte mit verschiedenen Pflanzen für unterschiedliche Haut- und Haarbedürfnisse verändert werden.
So wird die Wirkweise von den Produkten erklärt, grundsätzliche Wechselwirkungen, zum Verständnis seiner Haut und der Pflanzen. Es wird Verständnis für grundlegende Prinzipen geschaffen, was sehr hilfreich für eigene Abwandlungen und Rezepturen ist. Das ist vor allem deshalb wichtig, weil viele der Rezepte einfach zu viele Zutaten verwenden. So sind z.B. im Salbenkapitel 4 Rezepte auf einer Doppelseite. Bienenwachs benötigen sie alle, die habe ich aus diesem Grunde auch immer im Haus. Aber jede einzelne Salbe benötigt dann noch Sheabutter und/oder Carnaubauwachs, Wollwachs.... Selbst wenn ich aus meinen Badezimmerschränken alles rauswerfe, was über 5 Basisprodukte pro Person hinausgeht, habe ich wohl nicht genügend Platz für so viele nicht unbegrenzt haltbare Zutaten. Außerdem wird gerne Sanddornfruchtfleischöl verwendet, auch kein Produkt, daß man ohne weiteres aus dem eigenen Garten gewinnt. Die Kombination aus den Zutaten ist sicher super, aber ich bin meistens auch mit bescheideneren Ergebnissen zufrieden, sofern der Aufwand nicht so groß ist. Die Herstellung von Mazeraten, also Ölauszügen ist aber sehr gut erklärt. Ich füge diese einfach Kokofett oder geschmolzenen Bienenwachs bei, das reicht mir. Der Text ist sehr gut verständlich und ansprechend geschrieben, mit Querverweisen, auf die jeweiligen Seiten, die die Basiskenntnisse vermitteln.


Leider fehlen derzeit angesagte Produkte wie Gesichtsmasken, die man durchaus sehr ökologisch und einfach selbst anrühren kann und Gesichtswasser, welches auch sehr einfach herzustellen ist.
Dafür findet man die Anleitung für recht aufwendige Produkte wie Seifen. Hier weist die Autorin aber auch besonders daraufhin, daß man bei der Herstellung außerordentlich sorgfältig und vorsichtig vorgehen sollte, und unbedingt sicherstellen sollte, dass man während des Siedens nicht von Familienmitgliedern gestört wird. Das könnte ganz übel schief gehen.

Sehr gut finde ich, daß auch Bilder zeigen, wie verdorbene Naturkosmetik aussieht, die man entsorgen, statt verwenden sollte. Ich hatte da noch ältere Rezepturen im Schrank, bei denen ich mir nicht so sicher war....
Die Tabellen von Kräutern und ihren Wirkungen und Anwendungsmöglichkeiten sind sehr übersichtlich, allerding finde ich es sehr schade, dass gerade die weniger häufigen Pflanzen wie Johanniskraut oder Vogelmiere nicht abgebildet sind, während es Zeichnungen von Gänseblümchen, Lavendel und Klatschmohn gibt. Hier hätte ich mir schon eine Abbildung jeder einzelnen Pflanze gewünscht, da man so ein zusätzliches Bestimmungsbuch benötigt.

Ich finde dieses Buch wieder sehr gut strukturiert, auch für ungeduldige Sachbuchleser wie mich. Es gibt im Glossar gleich mehrere hilfreiche und sinnvolle Register:
    in „Kosmetisch im Handumdrehen“ von A wie Alkohol bis Z wie Zinkoxid werden die wichtigsten Zutaten oder Begriffe in dieses Buches benannt und erläutert in alphabetischer Reihenfolge
    „Wo bekomme ich was?“ Mit wichtigen Internetadresse in Österreich, Deutschland und der Schweiz, da man auch im Internet durchaus auf Regionalität achten sollte (und die Schweiz ja auch nicht in der EU ist).
    „Register für alle, die nach was ganz Bestimmten suchen!“ Sehr praktisch für Eilige mit einem ganz speziellen Bedürfnis, die nicht gleich das ganze Buch durcharbeiten wollen
    „alphabetisches Register“ mit allen wichtigen Schlagwörtern.


Dieses Buch ist sehr hochwertig hergestellt, im umweltbewussten greenprint Verfahren klimapositiv auf in Österreich hergestellten Papier gedruckt. Dabei ist vorne noch ein kleines Heftlein zum Herausnehmen eingeklebt, in dem man seine Lieblingsrezepte notieren kann. Auch die Fotos sind unglaublich ansprechend, aber eben nicht der Hochglanzoptik der Werbeindustrie entnommen, sondern mit normalen Menschen, da dies ja auch ein Basiswerk für Jedermensch sein soll.

Faszit: ein sehr durchdachtes, gründliches Buch zur Naturkosmetik für Anfänger und Fortgeschrittene mit Zeit und Geduld. Von mir gibt es solide 3,5 von 5 Sternen.

Ich bedanke mich ganz herzlich beim Löwenzahn Verlag für dieses Rezensionsexemplar im Rahmen einer Leserunde.