Freitag, 1. März 2019

Leo und die Abenteuermaschine (7) – Eine Schnitzeljagd durch Raum und Zeit Teil 1, Hörspiel, Matthias Arnold



Leo und die Abenteuermaschine (7) – Eine Schnitzeljagd durch Raum und Zeit Teil 1, Hörspiel, Matthias Arnold

Leo ist ein kleiner Löwenjunge, der in seinem Keller in seiner Abenteuerkiste in Erinnerungen zu seinen letzten Abenteuern stöbert. Dabei findet er einen Zettel mit einem Rätsel in Reimform. Um das Rätsel zu lösen, muss er mit seiner Abenteuermaschine zurück in die Zeit reisen. Nach Paris zur großen Elektrizitätsausstellung im August 1881, in eine Zeit in der Strom eine sensationelle Neuerung war und Thomas Edison der heute so berühmte Erfinder mit 1000 Glühbirnen die Straße vor der Ausstellung erhellen sollte. Doch da sie in Reihe geschaltet waren, konnte die Demonstration nur funktionieren, wenn auch wirklich alle Glühbirnen funktionstüchtig waren. Das macht ihm große Sorgen, was wenn sein großer Moment kommt, er betätigt vor aller Welt den Schalter und nichts passiert?
In seinem zweiten Hörspielabenteuer reist Leo zurück ins Jahr 1846 zu Eröffnung des Pariser Gare du Nord. Dort soll er seinem nächsten Rätselreim nach den berühmten Autor Jules Verne treffen und mit ihm ein Abenteuer zu erleben. Aber zwischen all den vielen Mensch kann Leo den jungen Autor nicht entdecken, dafür aber einen Dieb der mit den gesamten Einnahmen eines Heißluftballonfahrer türmt.

Auf abenteuerliche Weise wird hier Kindern Wisssen über berühmte Persönlichkeiten der Geschichte und ihre Leistungen gebracht. Dabei wird nicht auf die bekanntesten Episoden ihres Lebens zurückgegriffen. So war mir neu, daß Edison seine Glühbirne in Reihenschaltung auf der Elektrizitätsausstellung in Paris vorstellte. Wir hatten zuvor „Edison“ von Torben Kuhlmann gehört, der einen anderen Schwerpunkt setzte. Beides Mal war es Thema, daß es strittig war, ob Edison wirklich als der Erfinder der Glühbirne gelten darf, weil schon ein Deutscher vor ihm auf die Idee kam. Auf jeden Fall hat Edison sie nutzbar gemacht, in dem er sie mit anderen Erfindungen der Zeit kombinierte, wie einem Schalter, der den Stromkreis unterbricht. Einfach, aber genial. Dies wird wunderbar logisch und auch für Kinder sehr gut nachvollziehbar erklärt. Da empfindet man Edison gar nicht mehr so als Schummler, der sich mit fremden Federn schmückt, sondern freut sich mit ihm, über seinen Erfolg. Außerdem erfahren Kinder von der Art der Präsentation von Neuem in der damaligen Zeit, über Weltausstellungen und eben die Elektrizitätsausstellung. Darüber werden sie wohl aber eher mit ihren Eltern sprechen, weil es nicht so ausführlich erklärt wird. Es gab ja kein Fernsehen und kein Internet. Um Neuerungen und Sensationen zu präsentieren, bewarb man sich um Ausstellungsraum in diesen Ausstellungshallen, die selbst damals architektonisch eine Sensation waren und z.T. heute noch in Paris und London bewundert werden können.
Bei Jules Vernes fällt Leo auf, daß dieser ja ganz ähnlich aussah wie Edison. Da bekommt er erklärt, daß dies früher einfach selbstverständlich war, daß Herren Anzug, Hut und Krawatte trugen. Während noch mein Opa nie ohne Hut das Haus verließ und auch im Haus sein Jackett trug, ist dies heute für Kinder ausgesprochen ungewöhnlich, selbst wenn ihre Väter zur Arbeit einen Anzug tragen. Diese kleinen Details auf die Kinder beim Hören aufmerksam gemacht werden, um die Unterschiede, die sich im Laufe der Zeiten heraus bilden, bewußt zu machen, gefallen mir sehr gut.
Dabei ist Leo ein pfiffiges Kerlchen, mit viel Mut, für den man sich freut, daß er am Ende einen neuen Rätselreim erhält, der ihn mit der Abenteuermaschine und seiner sprechenden Uhr zu zwei großen Piratinnen in Folge 8 führen wird.

Die Stimmen der Sprecher dieses vom Autor mit privaten Mitteln selbst finanzierten Hörspiels sind absolut professionell. Sie sind alle sehr angenehm, ausdrucksstark und sehr gut voneinander unterscheidbar. Wenn ich auch bei Hörspielen für Erwachsene oft das Gefühl habe, daß sie bis zur Unverständlichkeit gekürzt sind, kann man Leos Abenteuer auf Anhieb folgen und es bleiben schon beim ersten Hören sofort wissenswerte Details haften.
Nur warum denn Leo ein Löwenjunge und kein Menschenjunge ist und warum sich niemand fürchtet, wenn ein Löwe auftaucht, das habe ich meiner Tochter leider nicht erklären können. Vielleicht einfach, zu Zwecken der Originalität, man kann ja auch nicht in der Zeitreisen...
Ein kurzweiliges und informatives Zeitreiseabenteuer für Kinder, sprachlich ansprechend, macht es neugierig und regt um Nachfragen an. Wirklich eine sehr empfehlenswerte Reihe ab 6 Jahren.

Donnerstag, 28. Februar 2019

Gespensterponychaos (2) – Wäschegeister und Gekleister, Karin Müller, Stéffie Becker, Schneiderbuch Egmont



Gespensterponychaos (2) – Wäschegeister und Gekleister, Karin Müller, Stéffie Becker, Schneiderbuch Egmont

Vorgestern ist Mira Morgenschön, mit ihrem Vater Bjarne und der Katze Frau Morgenschön in eine alte Villa mit Schuppen gezogen. Da ihre Mutter auf einer Grabung in Kuala Lumpur für Monate beschäftigt ist, hat sie Frau Fiedler als Haushälterin engagiert. Diese ist eine ausgezeichnete Köchin und liebt belgische Pralinen, aber Tiere mag sie nicht und die stehen auch nicht in ihrem Vertrag. Katze Frau Morgenschön findet zum Glück Gnade in ihren Augen, doch das 413,5 Jahre alte Gespensterpony Belle, das Mira schon kurz nach dem Einzug entdeckte, darf sie auf keinen Fall kennenlernen. Doch Belle hat schon seit über 100 Jahren niemanden mehr zum Spielen gehabt und sich so lange gelangweilt, daß sie nun zu Übermut neigt. Mira und Frau Morgenschön haben alle Hände und Pfoten voll zu tun, ihre Schäden zu beseitigen und Spuren zu verwischen. Denn sollte Frau Fiedler kündigen, muss Mira ins Internat. Mit ihrem vergeistigten, lebensuntüchtigen Vater kann sie unmöglich alleine in dem großen Haus leben. Belle muss dringend Regeln lernen, damit Mira nicht weg muss. Doch zuerst muss Mira mehr über Belle erfahren. Zum Glück macht sie in ihrem Zimmer eine aufregende Entdeckung.

Ein unsichtbares Pony, das man Füttern, Streicheln und Striegeln kann, nur für sich allein, das klingt doch super! Zu dumm, daß es ein Geheimnis bleiben muss, weshalb Mira wirklich alle Hände voll zu tun hat. So bleibt kaum Zeit zu verschnaufen, oder ihr Gespensterpony zu genießen. Zu schnell folgt eine Katastrophe auf die nächste. Glücklicherweise können die Tiere untereinander sich verstehen, wenn auch Mira lediglich mit Belle sprechen kann. Aber auch wenn Frau Morgenschön ein wenig verstimmt ist, weil Mira dem Pony so viel Aufmerksamkeit schenkt, ist sie Miras engste Verbündete und sorgt immer mal wieder für Rettung in letzter Sekunde! Kaum zu glauben, daß auch diese Geschichte lediglich den Zeitraum von 2 Tagen umspannt, so viel wie in der Villa gerade los ist! Mira kommt kaum zum Atmen, die jungen Leserinnen haben dafür aber umso mehr Grund zu kichern. Für Langeweile bleibt da keine Zeit. Es ist aber super, wie Kinder beim Lesen merken, daß ohne Regeln das reinste Chaos ausbricht und zwar in einem Maße, daß es einfach keinen Spaß mehr macht. Nicht nur Kinder brauchen Regeln, auch Tiere ;) Eine Erkenntnis, die Mira ganz von alleine kommt und über die ihre Katze, als Stimme der Vernunft sehr erfreut ist. Auch wenn Frau Morgenschön so vernünftig und auch etwas überheblich ist, immerhin ist sie eine Schnurrkatze von Welt, muss man sie einfach gerne haben. Egal wie angefressen gerade ihr Ego sein mag, sie steht ihrer Mira treu zur Seite und rettet sie aus den schlimmsten Miseren. Doch zwischen all den Katastrophen hat Mira auch einen geheimen Lichtblick auf den es sich freuen kann. Im Möbelhaus hat sie ein Mädchen in ihrem Alter kennen gelernt, das sie zu einem Mondscheinturnier eingeladen hat. Oh je, bis dahin muss sie noch viel darüber lernen, wie man Belle sichtbar und wieder unsichtbar macht und noch manch anderes Geheimnis lüften. Bislang ist sie auf Belle ja noch nicht einmal geritten. Aber das ist das Abenteuer für mindestens Band 3.

Das Cover von Stéffie Becker ist wunderschön mit UV-Lackierung für den Titel und die Buchhelden auf matten Grund. Gespensterpony Belle glitzert sogar, um zu verdeutlichen, daß sie durchscheinend ist, wenn sie zu zwei Vierteln sichtbar ist. (uiuiui, wann und wie sie sichtbar bzw. unsichtbar ist, ist wirklich eine Wissenschaft für sich!). Auch innen ist das Buch durchgehend 3 farbig illustriert. Mit süßen kleinen Blümchenvignetten, pinken Geräuschchaoswörtern und auch mit Bilder von der empörten Frau Fiedler, der verzweifelten Mira oder der trotz allem hinreißenden Belle. Zusammen mit den größeren Drucktypen, dem großen Zeilenabstand und den kurzen Kapiteln ist es ideal für junge Leserinnen ab 8 Jahren. Sprachlich ist die Ausdrucksweise dem Lesealter angepasst, ohne Anglizismen oder recht ungebräuchliche Begriffe. So können sie sich schnell über Leseerfolge mit einer witzigen Pferdeabenteuergeschichte freuen. Für die Eltern hat es den Vorteil, daß es kein klassisches Pferdebuch ist. Ein Gespensterpony kann man nicht kaufen, da kann man die Geschichte mehr genießen, ohne gleich selbst die Eltern zu bestürmen, daß man doch dringend selbst ein Pony braucht (Mira darf ja auch keines haben). Da hat Autorin Karin Müller, die auch Autorin der wunderbar magischen Nordlicht-Reihe ab 12 Jahren, ein Herz für Eltern und Kinder bewiesen. Eine vergnügliche Mädchenreihe ab 8 Jahren, für alle jungen Leserinnen, die vergeblich von einem Pony träumen und Chaos und Spuk lieben!

Wir sind schon auf das nächste Abenteuer gespannt und bedanken uns ganz herzlich beim Schneiderbuch Egmont Verlag für dieses aufregend-chaotische Rezensionsexemplar.