Leo und die Abenteuermaschine (7) – Eine Schnitzeljagd durch Raum und Zeit
Teil 1, Hörspiel, Matthias Arnold
Leo ist ein kleiner Löwenjunge, der in seinem Keller in seiner
Abenteuerkiste in Erinnerungen zu seinen letzten Abenteuern stöbert. Dabei
findet er einen Zettel mit einem Rätsel in Reimform. Um das Rätsel zu lösen,
muss er mit seiner Abenteuermaschine zurück in die Zeit reisen. Nach Paris zur
großen Elektrizitätsausstellung im August 1881, in eine Zeit in der Strom eine
sensationelle Neuerung war und Thomas Edison der heute so berühmte Erfinder mit
1000 Glühbirnen die Straße vor der Ausstellung erhellen sollte. Doch da sie in
Reihe geschaltet waren, konnte die Demonstration nur funktionieren, wenn auch
wirklich alle Glühbirnen funktionstüchtig waren. Das macht ihm große Sorgen,
was wenn sein großer Moment kommt, er betätigt vor aller Welt den Schalter und
nichts passiert?
In seinem zweiten Hörspielabenteuer reist Leo zurück ins Jahr 1846 zu
Eröffnung des Pariser Gare du Nord. Dort soll er seinem nächsten Rätselreim
nach den berühmten Autor Jules Verne treffen und mit ihm ein Abenteuer zu
erleben. Aber zwischen all den vielen Mensch kann Leo den jungen Autor nicht
entdecken, dafür aber einen Dieb der mit den gesamten Einnahmen eines Heißluftballonfahrer
türmt.
Auf abenteuerliche Weise wird hier Kindern Wisssen über berühmte
Persönlichkeiten der Geschichte und ihre Leistungen gebracht. Dabei wird nicht
auf die bekanntesten Episoden ihres Lebens zurückgegriffen. So war mir neu, daß
Edison seine Glühbirne in Reihenschaltung auf der Elektrizitätsausstellung in
Paris vorstellte. Wir hatten zuvor „Edison“ von Torben Kuhlmann gehört, der
einen anderen Schwerpunkt setzte. Beides Mal war es Thema, daß es strittig war,
ob Edison wirklich als der Erfinder der Glühbirne gelten darf, weil schon ein
Deutscher vor ihm auf die Idee kam. Auf jeden Fall hat Edison sie nutzbar
gemacht, in dem er sie mit anderen Erfindungen der Zeit kombinierte, wie einem
Schalter, der den Stromkreis unterbricht. Einfach, aber genial. Dies wird
wunderbar logisch und auch für Kinder sehr gut nachvollziehbar erklärt. Da
empfindet man Edison gar nicht mehr so als Schummler, der sich mit fremden
Federn schmückt, sondern freut sich mit ihm, über seinen Erfolg. Außerdem erfahren
Kinder von der Art der Präsentation von Neuem in der damaligen Zeit, über
Weltausstellungen und eben die Elektrizitätsausstellung. Darüber werden sie
wohl aber eher mit ihren Eltern sprechen, weil es nicht so ausführlich erklärt
wird. Es gab ja kein Fernsehen und kein Internet. Um Neuerungen und Sensationen
zu präsentieren, bewarb man sich um Ausstellungsraum in diesen
Ausstellungshallen, die selbst damals architektonisch eine Sensation waren und
z.T. heute noch in Paris und London bewundert werden können.
Bei Jules Vernes fällt Leo auf, daß dieser ja ganz ähnlich aussah wie
Edison. Da bekommt er erklärt, daß dies früher einfach selbstverständlich war,
daß Herren Anzug, Hut und Krawatte trugen. Während noch mein Opa nie ohne Hut
das Haus verließ und auch im Haus sein Jackett trug, ist dies heute für Kinder
ausgesprochen ungewöhnlich, selbst wenn ihre Väter zur Arbeit einen Anzug
tragen. Diese kleinen Details auf die Kinder beim Hören aufmerksam gemacht
werden, um die Unterschiede, die sich im Laufe der Zeiten heraus bilden, bewußt
zu machen, gefallen mir sehr gut.
Dabei ist Leo ein pfiffiges Kerlchen, mit viel Mut, für den man sich freut,
daß er am Ende einen neuen Rätselreim erhält, der ihn mit der Abenteuermaschine
und seiner sprechenden Uhr zu zwei großen Piratinnen in Folge 8 führen wird.
Die Stimmen der Sprecher dieses vom Autor mit privaten Mitteln selbst
finanzierten Hörspiels sind absolut professionell. Sie sind alle sehr angenehm,
ausdrucksstark und sehr gut voneinander unterscheidbar. Wenn ich auch bei
Hörspielen für Erwachsene oft das Gefühl habe, daß sie bis zur
Unverständlichkeit gekürzt sind, kann man Leos Abenteuer auf Anhieb folgen und
es bleiben schon beim ersten Hören sofort wissenswerte Details haften.
Nur warum denn Leo ein Löwenjunge und kein Menschenjunge ist und warum sich
niemand fürchtet, wenn ein Löwe auftaucht, das habe ich meiner Tochter leider
nicht erklären können. Vielleicht einfach, zu Zwecken der Originalität, man
kann ja auch nicht in der Zeitreisen...
Ein kurzweiliges und informatives Zeitreiseabenteuer für Kinder, sprachlich
ansprechend, macht es neugierig und regt um Nachfragen an. Wirklich eine sehr
empfehlenswerte Reihe ab 6 Jahren.