Dienstag, 22. Januar 2019

Der Schatzsucher – Auf der Jagd nach Kunst und Kuriositäten, Fabian Kahl, BUCHFUNK 6 CDs



Der Schatzsucher – Auf der Jagd nach Kunst und Kuriositäten, Fabian Kahl, BUCHFUNK 6 CDs

Fabian Kahl ist seit 2013 regelmäßig in der ZDF Sendung „Bares für Rares“ zu sehen und fällt dort augenscheinlich aus dem Rahmen. Er ist dort der mit Abstand jüngste Antiquitätenhändler und mit seinen Piercings und seinem einseitig rasiert, einseitig langhaarigen Schädel entspricht er auch optisch nicht dem Klischee eines Antiquitätenhändler. Auf diesem Hörbuch erzählt er auf 6 CDs und fast 6 ¼ Stunden lang über seinen Werdegang, von besonderen Erlebnissen und gibt Tipps für die Bewertung bei An- und Verkauf von Raritäten und Einzelstücken.

Der Autor liest hier selbst, das mag ich bisweilen sehr gerne, denn wer versteht seine eigenen Sätze besser als der Autor und kann sie besser betonen? Nun, in diesem Falle sicher nicht der Autor. Seine Stimme ist nicht unangenehm, er klingt absolut authentisch, aber eben auch wie ein Mensch mitten aus dem Leben und absolut nicht, wie ein professioneller Sprecher. Er liest sein eigenes Buch, statt den Eindruck zu vermitteln locker aus dem Nähkästchen zu plaudern. Dabei klingt er erstaunlich blechern. Das stört mich regelmäßig auch bei Wissens-CDs für Kinder, wenn die Experten ihr Wissen vermitteln. Man hört einfach, daß sie keine geschulten Sprecher sind, das ist jetzt keine Besonderheit von Fabian Kahl. Leider ist das nicht mein einziger Kritikpunkt. So hätte ich mir ein konsequenteres Lektorat gewünscht. Ein Lektorat, daß bei der sprachlichen Abrundung deutlicher durchgreift und dem Gesamtwerk einen runden Schliff gibt. So klingt es leider teilweise gestelzt. Während der Schilderung seines Werdeganges erzählt Fabian Kahl, wie er nach dem Realschulabschluß sein Fachabi machen wollte um danach ein Designstudium oder ähnliches anzustreben, es im Internat aber nicht aushielt und abbrach. So kamen mir einige sprachlichen Wendungen vor, als wolle er unter Beweis stellen, daß er zwar nicht studiert habe, aber dennoch nicht ungebildet sei. Auch bei der Schilderung einiger Begebenheiten habe ich den Eindruck, als versuche er sich für die von ihm eingeschlagene Laufbahn zu rechtfertigen und klar zumachen, daß er dennoch Ahnung von der Materie habe. Dies würde ich normalerweise als selbstverständlich voraussetzen, wenn er dann nicht immer wieder betonen würde, wie ausführlich er schon in jungen Jahren Auktionskataloge studiert habe (niemals Lehrbücher, immer Kataloge) und mit seinem Vater durch Museen streifte. Seine Familie wird sehr liebevoll und unterstützend dargestellt, die ihm nicht nur die Liebe für Antiquitäten mit auf den Weg gab. Dennoch konnte auch sie ihn nicht vor diversen Misserfolgen bewahren, die für mich durchaus mit dem mangelnden Alter und Lebenserfahrung zu erklären sind. So wollte ich bei zwei Episoden, die er erzählt ihm schon zurufen: Mensch, ruf doch die Feuerwehr bzw. ruf die Polizei!, was er leider unterließ. Wahrscheinlich rechne ich als Krimileserin und Juristin halt einfach mit dem Schlimmsten, im Gegensatz zu ihm.

Einige seiner Tipps bedürfen keines Experten, die sind für mich einfach ganz klar eine Frage des gesunden Menschenverstandes, gerade bei den Ratschlägen zum Uhrenkauf. Auch, daß man Wertgegenstände immer bei Tageslicht und nie im Dunkeln betrachten sollte. Vielleicht bin ich an einigen Stellen auch schon zu abgebrüht oder durch meine Familie, die selbst einen großen Faible für Antiquitäten und Uhren hat, zu stark vorgeprägt. Sehr schön fand ich aber als Fan alter Möbel seine Begründung, warum er Antikes so sehr schätzt: z.B. sind bereits alle belastenden Giftstoffe bereits ausgedünstet und ökologisches und individuell ist es auch.

Einige Episoden sind sehr unterhaltsam. An einigen Stellen hätte ich mir dann schon Fotos zu den gefundenen „Schätzchen“ gewünscht, z.B. dem außergewöhnlichen Deckenleuchter, den er in Südafrika entdeckte und den er dann schnell im Internet recherchierte. So etwas hätte ich nie so direkt zugegeben. Es klingt so, als könne jeder mal schnell mit seinem Smartphone zum Experten werden, wobei es hier wohl eher um das Gespür für das Besondere ging. Bekannt war ihm der Schöpfer der hochpreisigen Leuchter aber auch nicht. Sehr ehrlich, sehr schonungslos, erzählt er, wie er wurde was er derzeit ist und wie das Angebot des ZDF eigentlich zu keinem besseren Zeitpunkt hätte kommen können. Absolut offen, ehrlich und sympathisch, kein PR-Fuchs, für den Image alles ist. So ist die große Schwäche des Buches auch gleichzeitig eine Stärke. Viele Mitglieder der Hörrunde, fanden gerade das besonders gut. Insofern ist dieses Hörbuch erfrischend anders und auf jeden Fall wunderbar als Gesprächsauftakt für eine neue Runde im Restaurant/Kneipe/Party/Arbeit geeignet. Jeder kann gleich mitreden und hört zu ;)

Montag, 21. Januar 2019

Mein Bullet Planer für Ideen, Ziele und Träume, von Jasmin Arensmeier, Südwest-Verlag



Mein Bullet Planer für Ideen, Ziele und Träume, von Jasmin Arensmeier, Südwest-Verlag

Hm, Bullet-Listen, Bullet-Planer, Bullet-irgendwas scheint mich derzeit zu verfolgen. Doch was genau ist es? In Heike Abidis „Wirf Dein Herz voraus und spring hinterher“ hat die Romanheldin schließlich eine Bullet-Liste mit ihren Lebenszielen abgearbeitet, Dinge, die sie unbedingt vor dem Tod noch mal erledigen will. Nein, man muß nicht den Tod vor Augen haben um das System zu übernehmen, denn es geht einfach nur darum sich seiner Ziele, Pläne und Träume bewußt wird. Dass man Prioritäten setzt und bei Bedarf nach Lust und Laune kreativ gestaltet. Dazu ist jeder Tag ein guter um zu Beginnen, es muß kein Vorsatz für das neue Jahr sein, daher startet dieser Planer auch nicht zu einem Bestimmten Datum. Wer diesen Planer beginnt, bestimmt. Bestimmt wird nicht nur der Startzeitpunkt, sondern auch die Themen. Oft werden diese Bullet-Planer in Blanko-Büchern begonnen. Aber auf viele Menschen wirkt eine leere Seite erschlagend, sie verursacht eine Schreibblockade. Hier gibt die vorgefertigte Gestaltung eine Grobstruktur, mit Wochenkalender zum Ausfüllen, aber noch viel Platz zur Individualisierung. Der Einstieg wird dabei weiter erleichtert, als das es zu Beginn eine Einführung in des Thema mit Erläuterungen und Seitenangaben gibt. Klingt komisch? Ist es aber nicht, wenn man es erst einmal vor sich hat. So findet sich zu Beginn auf S. 5 das Dashboard mit Platz für die Einkaufsliste,  und den Themen „Wichtig“ und „Notizen“. Auf den ersten Blick war ich irritiert, da man mit so wenig Platz ja wohl nicht das ganze Jahr lang mit Einkaufslisten auskommt, aber das ist nicht der Gedanke. Die aktuellen Listen, kann man dort immer per post-it aufkleben und wieder durch den nächsten ersetzen, so muss man nicht lange suchen und weiß, wie bei einem Schlüsselbrett immer wo er ist (ja, beim Bullet Journal geht es nicht nur um Kreativität, sondern auch Struktur). Es schließt der persönliche Bullet-Journal-Schlüssel an, in welchem man z.B. seinen Farbcode notieren kann, um die Kurzeinträge im Kalenderteil auch später noch auf einen Blick deuten zu können. Damit tue ich mich etwas schwer, denn das Buch hat keinen Verschluss, da hinterlege ich den Farbcode lieber in meinem Gedächtnis, es ist ja persönlich, sprich geheim! So ein Verschluss wäre aber gerade für so eine Buch, das man immer und jederzeit in der Handtasche mit sich rumschleppen sollte, ganz praktisch. In meinen Taschen fliegt sonst immer was zwischen die Seiten, zerknickt oder verschmutzt diese. Ein Gummiband, wie für meine Notizbücher wäre da schon hilfreich, ebenso ein Lesebändchen, oder so eine Abrissmarkierung, damit man immer ganz schnell den aktuellen Tag findet und nicht immer alles durchblättern muss.
 
Sowohl die Kalenderblätter als auch die Kreativseiten sind mit Mikropunkten versehen, die das schriftliche Ausfüllen erleichtern, im Falle von Zeichnungen, diese aber nicht weiter als Untergrund optisch stören. Weitere vorgegebene Strukturhilfen sind die Morgenmotivation oder das Abendritual, eine Not-to-do-Liste zum Eliminieren lästiger Zeitfresser, Urlaubsziele & Masterpackliste (auch hier bietet sich die Arbeit mit Post-its an, wenn man mehrmals im Jahr an unterschiedliche Orte reisen will), eine Seite für Ausgeliehenes oder Verlegtes, eine Seite Bücher und Serien (für all-time-favourites oder solche, die man sich schon lange mal vorgenommen hat), Sparziele, Sparchallenge, Ausgabenliste, Arztliste (ganz praktisch die Übersicht mit den Kontaktdaten der wichtigsten Ärzte, die Termine würde ich eher in den Kalenderteil übertragen).
Neben den Wochenübersichten gibt es noch die Monats- und die Jahresübersicht. In letztere kann man dann gleich schon mal seine Urlaubszeiten eintragen und sich dabei freuen.
Gerade die Farbklecksgestaltung finde ich sehr frisch und Raum für eigene Gestaltung bietend, die Zeichnungen, geben mir allerdings bereits etwas zu sehr eine Richtung vor. Ich hätte mehr mit einer Innengestaltung im Stile des Covers gerechnet. Blumen und Kleckse finde ich neutraler als Flip-Flops, Sonnenbrillen und Zelte. Diese suggerieren nämlich doch, daß man Anfang des Jahres beginnt und dann zur Ferienzeit auf diesen Seiten strandet.
Die Seiten sind schön fest, so daß man sie bunt gestalten kann, ohne daß die Farbe zu sehr durchdrückt, es sei denn, man lässt den Stift zu lange auf einer Stelle ruhen. Auch der feste flexible Broschureinband ist stabil und anschmiegsam zugleich. Die Farbgestaltung auch mit den kupfermetallisch stilisierten Blüten ist sehr schön. Der grüne Autorenaufkleber vorne und der Klappentext hinten, lassen sich leicht ablösen, das sieht dann gleich viel hübscher und persönlicher aus. Eine sehr schöne Idee. Autorin Jasmin Arensmeier ist nicht nur selbst Kreativbloggerin, sie lädt auch aktiv zum Austausch über soziale Medien ein, und gibt Kontaktdaten an, unter der man sie um Rat ersuchen kann, oder stolz seine Ergebnisse präsentieren kann. Für einige sicherlich eine Bereicherung.

Fazit: ein hilfreicher Einstieg für alle Interessierten an der Bullet-Journal Methode, sie sich noch unsicher fühlen und gerne Starthilfe hätten oder einfach fürchten, daß ihnen die Zeit nicht reicht, um alles von der Pike auf selbst zu gestalten. Die Anregungen zu Beginn des Buches, die sich durch das Buch durchziehen und auf die mit Seitenzahlangaben hingewiesen wird, sind besonders für diejenigen hilfreich, die Hilfe bei der Strukturierung ihres Lebens und mehr Methodik wünschen. Ein kleiner Schubs in die richtige Richtung kann bisweilen Wunder wirken! Nicht ganz perfekt, aber für den Einstieg nahe dran!
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Südwest-Verlag für dieses Rezensionsexemplar, das mich nun endlich über Sinn und Zweck des Bullet-Journals aufgeklärt hat und mir hilft meine Struktur zu finden.