Dienstag, 25. September 2018

Lilo auf Löwenstein (3): Nichts für Feiglinge, Mara Andeck, Illu. Eleni Livanios, Boje Verlag



Lilo auf Löwenstein (3): Nichts für Feiglinge, Mara Andeck, Illu. Eleni Livanios, Boje Verlag

Dies ist der dritte und leider letzte Band der Lilo auf Löwenstein-Reihe, die meine beiden Töchter lieben. Noch sind Sommerferien und die Kinder der Familien Lorenz und Chevalier haben sich gut auf Schloss Löwenstein eingelebt. Mittlerweile ist auch die Familie von Papas altem Freund Fred ständig zu Gast, so daß David fast auch schon dort lebt. Zusammen mit dem Enkelsohn, des menschenscheuen Grafen, Golo sind sie inzwischen ein eingespieltes Team, eine richtige Bande mit Bandengeheimnis. Denn noch immer haben die Kinder nicht herausgefunden, wie man die geheime Tür im alten Speicherschrank öffnet, um in das verborgene Zimmer zu gelangen. Sie sind fest überzeugt, daß darin ein Schatz verborgen sein muss, den sie dem Grafen aber lieber verheimlichen. Als dann aber ein Sturm das alte Schlossdach so stark beschädigt, daß der Graf eine Reparatur nicht mehr bezahlen kann, kommen sie ins Grübeln, ob sie ihn nicht doch besser einweihen sollen. Noch während sie nachdenken, spitzt sich die Lage zu, als sie ein Gespräch belauschen, das nicht für ihre Ohren bestimmt ist. Schloss Löwenstein ist in ernsthafter Gefahr und es sieht so aus, als ob nur sie den Erhalt des Schlosses im Familienbesitz retten könnten.

Dieser Band rundet die Triologie für uns voll zufriedenstellend ab (auch wenn meine Töchter gerne noch weitere Bände lesen würden). Endlich wird das Geheimnis gelüftet und es ist völlig anders, als es die Leser erwarten. Meine Große, die das Buch als erste las, musste sich wirklich zusammenreißen uns nicht zu verraten, was die Löwenbande denn dort entdeckt hat. Neben dem großen Schlossgeheimnis und der sich anbahnenden Gefahr lernen wir nach Golo, nun auch Graf Benno von einer ganz anderen, persönlichen Seite kennen. Die Kinder staunen Bauklötze, als er ihnen von seiner Kindheit erzählt. Sie wußten ja, daß Kinder es früher oft schwer hatten, aber wenn man weiß wie ein Mensch aufwächst, kann man ihn auch oft viel besser verstehen und besser leiden, stellen sie fest. Eine sehr schöne Einsicht.
Lilo auf Löwenstein bannt zwischen zwei Buchdeckeln Kinderträume von abenteuerlichen Ferien, Banden und echter Freundschaft, die durch dick und dünn geht. Aufgelockert wird dies alles natürlich wieder durch die wunderbar anschaulichen Zeichnungen von Eleni Livanios. Denn sie muß Lilos Erklärungen (z.B. zu den verschiedenen Schloßbewohnern und ihren Beziehungen untereinander) und Ideen bildlich darstellen, so wie Lilo auch gerne ihre Gefühle als Feelies, als Tonaufnahmen von ihren sprachlich ausgedrückten Gefühlen auf ihrem Handy, ausdrückt. Anders als die zweifarbigen Illustrationen, sind die geschriebenen Listen & Regeln dreifarbig in schwarz, weiß und grün, während die Feelies in grüner Handschrift gedruckt sind. Diese Darstellungen finden beide toll, weil sie sehr anschaulich sind und die Zeichnungen aussehen, als hätten sie wirklich Lilo und Anni gezeichnet. Wunderbar kindgerecht gemacht. Das Highlight für meine Jüngste war allerdings eine zu entziffernde Geheimschrift, die zu entknobeln ihr richtig Spaß macht.

Sprachlich kommt Mara Andeck einer Romanerzählung aus Sicht zweier Elfjähriger sehr nahe, allerdings ohne so viele Wiederholungen im Ausdruck, wie es wohl Kinder machen würden. Der Spaßfaktor wird durch diesen Eindruck aber noch weiter erhöht.

Das Schriftbild ist sehr angenehm groß mit relativ großem Zeilenabstand, so daß auch Kinder, denen das Lesen optisch noch etwas Probleme bereitet, es leichter haben, sich nicht in den Zeilen zu irren. Es ist schon wie ein richtiges Buch, aber eben durch den Zeilenabstand optisch sehr entspannt. Meine Kinder lehnen Bücher nämlich gerne ab, bei denen ihnen das Druckbild unangenehm ist. Ab 8 Jahren ist dieses Buch daher optimal lesbar, weshalb es sich meine Jüngste zur Kommunion gewünscht hat.

Eine ganz tolle, nicht ganz so mädchenhafte, Mädchenbuch-Reihe, die aber nun leider abgeschlossen ist (auserzählt, wie die Autorin sicher einwenden würde). Wir lieben die Reihe 5 von 5 Sternen.

Sonntag, 23. September 2018

Julie Jewels (2), Silberglanz & Liebesbann, Marion Meister, KJB, Hörbuch gelesen von Nana Spier, DAV



Julie Jewels (2), Silberglanz & Liebesbann, Marion Meister, KJB, Hörbuch gelesen von Nana Spier, DAV

Julie ist dank des magischen Liebesringes endlich mit ihrem Traumtypen Noah zusammen und sie sind unzertrennlich. Sie kleben was schon zusammen, was den übrigen Mitgliedern von Noahs Band mächtig auf die Nerven geht. Dennoch ist Julie trotz ihrer Schmuckmagie nicht gegen Eifersucht immun, wenn ihre ehemals beste Freundin Chrissy sich hüftschwingend und Mähne wedelnd sich an ihn ranwirft. Außerdem trüben erste Wölkchen den rosaroten Himmel, da Julie den Eindruck gewinnt, daß Noah sich immer selbst aufgibt und nur noch ihr gefallen will. Doch mit ihrem Glück, trübt sich auch die einst so strahlende Perle des Rings. Woran kann das denn liegen? Während Ben die Doppelpack-Julie ebenfalls anstrengend findet, ist ihre Freundin Merle traurig, daß Ben sie überhaupt nicht als Mädchen wahr zu nehmen scheint, sondern nur als guten Kumpel und die Freundin von Julie. Während Julie und ihre Mutter sich immer noch anschweigen, lernt sie endlich ihre bis dato unbekannte Oma Daria kennen. In sie setzt sie große Hoffnungen und Erwartungen, daß sie sie endlich in alle Geheimnisse der Schmuckmagie einweiht. Sie ist fest davon überzeugt, daß sie mit ihrer Magie nur Gutes tun wird, auch wenn ihrer ersten Versuche ohne Hilfe, immer noch ziemlich viele unerwünschte Nebenwirkungen haben. Wie das Leben so spielt, kommt es natürlich ganz anders.

Neben der außerordentlich liebevollen Gestaltung als Schmuckkästchen sowohl des Buches, als auch des Hörbuches, gefällt mir am besten Julies Entwicklung. Zu Beginn dieses Bandes fand ich Julie sehr unreif und nervig, wobei das beim Hörbuch deutlich stärker war. Ich empfand sie als unangenehm egozentrisch, was ich sehr schade fand, da ich Julie in Band 1 wirklich mochte, auch wenn ich damals schon einige ihrer Aktionen, als zu weitgehend einschätzte. Ihre beste Freundin Merle erscheint mir oft empathischer, aber vor allem Nachbarsjunge Ben behält stets den Durchblick, sofern es nicht um chemische Formeln geht. Ben versteht Julie bisweilen besser als sie selbst, aber auch für ihn hält die Macht der Magie verführerische Verlockungen bereit.

Das Buch ist wunderbar flüssig und kurzweilige geschrieben. Für das Hörbuch wurde es sehr behutsam gekürzt, was mich nicht weiter störte, denn ich habe zwischen Hörbuch und Buch hin und her gewechselt. Bevor ich mit diesem Band begann, habe ich mich noch mal schnell das Hörbuch zu Band 1 angehört, das mir deutlich besser gefiel. Nana Spier spricht das Hörbuch sehr vielstimmig, wobei mir Noah, überhaupt nicht gefällt. Er klingt so dauerbekifft und neben der Spur, daß ich in den Passagen mich immer wieder gefragt habe, wie sich Julie denn in den verlieben konnte. Er klingt absolut wie in Trance, was er durch die Macht des Ringes ja auch ist, aber eben alles andere als attraktiv. Ben klingt da ganz anders, viel bodenständiger, wirklich ihr selbst, es liegt also nicht daran, daß Nana Spier keine männlichen Rollen sprechen kann. Leider hat sie es diesmal für mein Empfinden bei Julie, Daria und Noah einfach übertrieben, Das war auch sicherlich kein Versehen, denn stimmlich, drückt sie die Charakterschwächen der jeweiligen Personen durchaus sehr deutlich aus – zu deutlich für meinen Geschmack allerdings. Merle, Ben, Chrissy, Julies Mutter und alle übrigen mochte ich allerdings sehr gerne. Da hat das Buch ganz klar den Vorteil, daß man beim Lesen nicht ganz so festgelegt ist. Die süßen Schmuckornamenten auf einigen Buchseiten und die Whats-Darstellungen, sind bei der Buchausgabe auch echte Pluspunkte.

Ich bin ja nunmal etwas älter als die Zielgruppe und wenn ich auch über Julie bisweilen den Kopf schüttele, liegt es nicht nur an ihrem Alter, daß sie versucht Noah mittels Magie an sich zu binden. Es gibt den alten Spruch „Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt“. Nein, wie Julies Mutter bin ich der Meinung, daß wahre Liebe niemals selbstsüchtig ist und dem anderen nicht schaden darf. Ben drückt sich da anders aus, kommt aber zum gleichen Ergebnis, wenn er sagt, daß ihm so scheint, daß viel von den Märchen wahr zu sein scheint und es somit neben guter Magie auch böse Magie gibt. Letztere will Julie natürlich niemals verwenden, sie doch nicht. Aber ist sie sich dessen so sicher? Eine langsame Erkenntnis und ein innerer Kampf drängen sich ihr auf, der sie langsam aber sicher klarer sehen lässt. Es ist nicht nur das Privileg der Jugend, sich zu irren, das kann immer passieren, man muß sich stets nur hinterfragen und an sich arbeiten. Während ich im ersten Band kein Verständnis für Julies Mutter hatte und ich sie wirklich ungerecht fand, mag ich sie nun richtig gern und bin sehr gespannt, was sie Julie noch offenbaren wird. Auch das Ende dieses Bandes macht schon richtig neugierig auf das, was noch kommen wird.

Der dritte und letzte Band wird im Frühjahr 2019 unter dem Titel Julie Jewels – Mondsteinlicht & Glücksmagie.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei der Autorin Marion Meister und dem DAV für die Rezensionsexemplare.