Donnerstag, 30. August 2018

Schmetterlinge, die kribbeln, können ganz schön nerven, Leslie Margolis, gelesen von Svenja Pages audiolino Verlag.



Schmetterlinge, die kribbeln, können ganz schön nerven, Leslie Margolis, gelesen von Svenja Pages audiolino Verlag.

Annabelle ist nun schon seit einem halben Jahr an ihrer neuen Schule und fühlt sich richtig wohl. Doch von Routine keine Spur. Der große Wissenschaftswettbewerb der 6. Klassen steht an und zum  Valentinstag ihr erster Middle-School Ball. Als ihr Banknachbar Oliver aus ihrer Biologieklasse fragt, ob sie gemeinsam ein Wissenschaftsprojekt machen wollen, sagt sie glücklich ja und hofft, daß ihre super schlaue Freundin Emma, als dritte das Team komplett macht. Dummerweise geht ihr anderer Banknachbar Tobias davon aus, daß er selbstverständlich mit dabei ist. Ausgerechnet Tobias, der sie noch vor Kurzem so geärgert hat! Mit Oliver macht das Arbeiten richtig Spaß, mit ihm könnte sie sich auch gut vorstellen gemeinsam zum Ball zu gehen. Doch auch wenn er sie auch zu mögen scheint, fragt er sie leider nicht. Da hilft alles Kribbeln in ihrem Bauch nichts.  Denn der Ball ist für Rachel und Claire gerade das einzige wichtige Thema während Yumi nur noch an ihrem Smartphone hängt und Emma Ärger mit ihrem Freund hat, der unbedingt mit seinem Hamster den Wissenschaftswettbewerb gewinnen will!

In dem dritten Band um Annabelle, die von einer reinen Mädchenschule auf eine normale staatliche Schule wechselt, weil ihre Mutter zu ihrem neuen Freund zieht, geht es diesmal weder um Regeln, wie man mit Jungs umgeht, man lernt auch nicht, wie man sich korrekt die Beine rasiert, diesmal geht es um Ehrlichkeit in der Freundschaft und in der Liebe. Es geht darum, möglichst offen und ehrlich miteinander umzugehen, sonst gibt es nämlich jede Menge unliebsamen Kuddelmuddels. Es geht um das Dilemma ist denselben Jungen verliebt zu sein, wie die eigene Freundin. Wie soll man sich da bloß verhalten? Es geht also um Loyalität, Konkurrenz und Fairness. Themen die für das Zusammenleben ohne Mobbing wirklich wichtig sind.

Dieser dritte Band dreht sich diesmal um die ersten Liebesgefühle, weshalb er auch erst ab 10 Jahren empfohlen wird. Meiner 8 Jährigen Tochter war ja schon im letzten Band zu viel Knutschi Knutschi. Dennoch bin ich sicher, daß ihr dieser Band, nächstes Jahr, wenn sie 10 wird auch gefallen wird. Es ist mein Lieblingsband, denn er ist sogleich wunderbar sensibel, als auch richtig süß! Naja, es geht auch um Verrat und Tobias, dessen Sprüche natürlich immer noch oft daneben liegen. Sehr schön kann man anhand von Annabelles neuer Clique sehen, daß jedes Mädchen anders ist und es für keine ein Muss gibt, wenn es um die Liebe geht, viel besser ist es auf sein Bauchgefühl zu hören. Middleschoolgeschichten  sind eher eine Rarität bei uns. Ich hatte keine Ahnung, daß es da auch Schulbälle gibt, bei denen man nicht mit Ballkleidern aufgebretzelt hingeht, sondern einfach chic gemacht, mit der Lieblingshose und edlem Top.

Svenja Pages vermag auch in diesem Band als Sprecherin wirklich zu überzeugen. Auch wenn die männlichen Stimmen nicht ihre Stärke sind, schafft sie es dennoch sogar die Entwicklung vom nervigen Tobias stimmlich zu vermitteln. Sie trifft die Nuancen der schwankenden Stimmungen sehr gut, so daß man schon alleine am Klang ihrer Stimme nachfühlen kann, wie es gerade um Annabelle und Co. Steht. Die Mütter unter den Zuhörerinnen, werden die gelernte Schauspielerin (Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Frankfurt a. M.) sicher noch aus „Diese Drombuschs“ einer Familienserie, die in den 80ern wirklich jeder gesehen hat.

Leslie Margolis hat Soziologie studiert und für UNICEF als Herausgeberin gearbeitet. Sie lebt mit Mann und Hund in Brooklyn und widmet sich inzwischen ganz dem Schreiben.
Mit der Annabelle Triologie ist ihr eine wirklich tolle Reihe gelungen, die Mädchen wunderbar einfühlsam durch den Beginn der Pubertät begleitet und dabei auch Themen anspricht, die in Büchern nicht so gängig sind. Dabei empfinde ich Annabelle als ausgesprochen angenehm und unzickig, ohne aber zu perfekt zu sein. Sie ist ein normales Mädchen, das bisweilen unsicher ist, aber stets bemüht einen guten Weg zu finden, fair und ohne anderen zu schaden. Dabei ist aber dennoch immer was los, so das die Geschichten zwar mitten aus dem Leben gegriffen sind, aber ohne alltäglich zu sein, sondern immer noch etwas Besonderes bleiben. Zwischendurch hatte ich beim Hören so meine Zweifel, weil ich dachte, Annabelle ist ja erst 12 Jahre alt, da muß sich doch noch nicht alles um Jungs drehen. Aber das tut es ja auch nicht. Wenn aber ein Mädchen in den Alter Schmetterlinge im Bauch hat, erhält sie eine schöne Richtschnur an die Hand, dafür was normal ist, ohne Druck und das Gefühl zu haben, sie müsse bereits über das Händchen halten hinaus gehen. So gut, können Mütter einem nie den vermeintlichen Druck zu nehmen.

Von mir das Prädikat besonders hörenswert und pädagogisch wertvoll!

Ich bedanke mich ganz herzlich beim audiolino Verlag für dieses wunderbare Hörbuch.

Dienstag, 28. August 2018

Nordlicht (1) : Im Land der wilden Pferde, Karin Müller, Schneiderbuch Verlag



Nordlicht (1) : Im Land der wilden Pferde, Karin Müller, Schneiderbuch Verlag

Eine neue Reihe für Islandpferdefans, die auf Island, der Insel der Elfen, Trolle und Feen spielt und mit einem Hauch von Romantik, ab 12 Jahren. Meine 9 jährige Tochter sah die Bilder, las die Beschreibung und wollte es unbedingt lesen, ganz unbedingt und ich konnte es ihr nicht ausreden. Ich dachte, es würde ihr nie im Leben gefallen und dann muß ich es wieder alleine lesen und ich bin doch gar kein Islandfan! Aber da habe ich mich wohl geirrt, auch wenn sich Island hier so präsentiert, wie ich es kennengelernt habe, eiskalt, stürmisch und wirklich unwirtlich, so hat es uns doch beiden gefallen.

Die 15 jährige Elin hat sich geschworen, nie wieder auf einem Pferd aufzusitzen, sie hat mit dem Kapitel vor 2 Jahren abgeschlossen. Doch ihre alleinerziehende Mutter überrascht sie zu den Zeugnisferien im Januar (ich bin froh, daß wir im Januar keine Ferien haben) mit einem Kurztrip nach Island. Schlecht gelaunt steigt sie aus dem Flieger im isländischen Nirwana. Ihre Mutter macht sich auf die Suche nach dem Shuttlebus, während Elin auf das Gepäck aufpassen soll. Während sich Elin die Hände und Füße abfriert, wird sie Zeugin eines unerwarteten Schauspiels. Ein blondgelockter Junge, etwa in ihrem Alter, taucht mit einer Horde Wildpferde auf. Eine Stute ist verletzt. Sie reibt ihr Bein mit einer Beinwellsalbe, die sie noch von früher in den Taschen hat, ein und bindet ihr Halstuch darum. Der Junge spricht sie an, doch sie versteht kein Wort von dieser geheimnisvollen Sprache. Ein kurzer magischer Moment zwischen mystischen Steinhaufen und schon ist er mit den Pferden verschwunden. Hat sie die Begegnung nur geträumt? Als ihre Mutter sie gegen ihren ausdrücklichen Willen mit zu einem Wanderritt nimmt, lernt sie nicht nur die traumatisierte kleine Stute Ljosadis kennen, sie trifft auch den geheimnisvollen Jungen wieder. Von nun an, sieht sie ihn, an allen erdenklichen und unmöglichen Orten, doch sobald ihre Mutter hinsieht, ist er wieder verschwunden. Im Land der Feen und Elfen scheint alles möglich und so nimmt die Insel im hohen Norden sie langsam gefangen.

Wir haben das Buch im heißen Jahrhundertsommer begonnen zu lesen und es wirkte angenehm erfrischend, ansonsten ist es eher eine Geschichte, von der man sich bei einer heißen Tasse Tee oder Kakao verzaubern lassen sollte.
Ich selbst kenne Island auch nur im Winter (Ostern bei Schneesturm) und fand Land und Leute, sowie die Kälte ausgesprochen authentisch beschrieben, inklusive dem Mega-Muskelkater nach dem Ausritt und der isländischen Hot-Tubs und der dort geltenden Baderegeln. Nordlichter habe ich zwar keine sehen können, aber anders als Elin Wale, die bei Sturm von einer Fähre (natürlich bei Schneesturm) aus sichtbar waren. Elin auf Walsichtungstour bei eisigem Wind konnte ich lächelnd nachvollziehen, ebenso wie die magischen Steinhaufen für Elfen und Trolle. Meine Tochter bestätigte mir die Korrektheit der Infos über Islandpferde, woher sie diese Kenntnisse hat, wieß ich zwar nicht, aber wir erteilen das Prädikat besonders gut recherchiert (auch wenn ich meiner Tochter erklären musste, was „depressiv“ bedeutet). Keine Sorge, es reihen sich nicht unendliche Beschreibungen aneinander, aber Elins wiederkehrender Pferdebann, spielt nun einmal auf einer atmosphärisch besonders dichten und speziellen Insel, die zu bereisen, einem im Reisebüro oft versucht wird auszureden, da man für das gleiche Geld, meist doppelt so lange Urlaub an anderen attraktiven Orten machen kann), dadurch bleib Island einfach oft ein Sehnsuchtsort. Ich habe versucht meiner Tochter zu erklären, wie wenig Menschen auf Island leben, aber für eine 9 Jährige war es wohl wenig begreifbar, wenn man erklärt, viel weniger Menschen, als in Köln, sondern alle Bonner auf einer Insel. Nein, es ist kein Reiseführer, aber es ist eben durch das Setting sehr viel magischer, verwunschener als z.B. Bibi und Tina oder Ostwind.
Elin ist schon ein echtes Pubertier, das seine Mutter zwar liebt, aber schon auch genervt ist, daß ihre Mutter meint zu wissen, was für sie das Richtige ist und dann auch noch Recht behält! Denn Elins Seele hat vor 2 Jahren einen großen Verlust erlitten und hier lernt sich ihr Herz wieder zu öffnen, für ihre Liebe zu Pferden, der verwirrten Stute Ljosadis insbesondere, die Herzlichkeit der Bewohner Islands und die wilde, raue Natur – ach ja, und natürlich den geheimnisvollen Kari, der Pferdejunge, der immer wieder unerwartet in ihrer Nähe auftaucht, wenn sie alleine ist. So verlässt sie die Insel schließlich mit einem neuen Schmerz im Herzen: Abschiedsschmerz und der Gewissheit, daß sie zurückkehren wird!

Die romantischen Stellen sind in diesem 1. Band noch sehr behutsam, ohne Knutschi-Knutschi und mehr ein Sehnen. Von daher hat sich meine Tochter nicht weiter daran gestört, das dürfte sich jedoch im nächsten Band ändern. Mal sehen, wie sie das dann findet, aber sie will unbedingt noch den nächsten Band mit mir lesen. Sie will unbedingt noch mehr über Isländer und deren Heimat erfahren und wie es den verletzten Seelen, die hier zusammengefunden haben, künftig gehen wird.

Sprachlich passt der Erzählstil von Karin Müller sehr gut zum Setting. Meist erzählt sie aus Elins Sicht, doch zwischendurch gibt es auch Passagen aus der Perspektive von Kari, wodurch man auch in die Gedankenwelt der Ur-Isländer und ihrer Bräuche eindringen kann. Diese Passagen sind durch ein kursives Druckbild gekennzeichnet, so daß Verwirrungen ausgeschlossen sind. Karin Müller hat erfolgreich Tier-Ratgeber, Kinder und Jugendbücher geschrieben, nachdem ise als Radio- und Zeitungsredakteurin im Kulturressort gearbeitet hat. Sie lebt nun auf dem Land bei Hannover und sammelt Ideen am Gartenteich, auf Reisen oder beim Betrachten eines grasenden Pferdes.

Ein wirklich vielversprechender Serienstart den wir allen Mädchen, die Pferdebücher und Isländer lieben sehr empfehlen können, eigentlich ab 12 Jahren, aber bisweilen auch schon früher.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Schneiderbuch Egmont für dieses Herzenswunsch-Rezensionsexemplar.