Sonntag, 3. Juni 2018

Die (un)langweiligste Schule der Welt (1) Auf Klassenfahrt, Sabrina J. Kirschner, Boris Aljinovic, Silberfisch



Die (un)langweiligste Schule der Welt (1) Auf Klassenfahrt, Sabrina J. Kirschner, Boris Aljinovic, Silberfisch

Maxe hat den Kopf voller Flausen und dummer Streiche, doch leider hat er damit an der Schnittich-Schule schlechte Karten. Dennoch dort gibt es 777 Vorschriften, die man nicht nur alle auswendig kennen muß, sondern auch noch einhalten! Außerdem gibt es 8 Stunden Mathe am Tag. Dann kommt mitten im Schuljahr Frieda Geratwol, die von Mathe und Lernen nicht genug bekommen an, neu in die Klasse. Maxes Streiche stören sie da bei der Konzentration. Als es an diesem Tag Hitzefrei heißt, gibt es mehr Hausaufgaben, als man am Tag erledigen kann, doch Maxe will die Freiheit genießen, bis er feststellt, daß die Neue nebean wohnt, mit ihrer zickigen Katze Knutschi. Da taucht der geheimnisvolle Inspektor Rasputin Rumpus in der Schule auf. Er arbeitet für die Behörde für Langeweilebekämpfung und hat das Potenzial von Maxe entdeckt, denn an der Schnittich-Schule soll endlich Schluss mit Langeweile sein. Deshalb schickt er Maxes Klasse auf Klassenfahrt. Als die an ihrem Ziel im Wald ankommt, staunt sie nicht schlecht, das Landschulheim ist total verfallen und die Kinder sind auf sich gestellt. Das Abenteuer kann beginnen!

Meine Jüngste (noch 8 Jahre) liebt die Stimme von Boris Aljinovic und geht im nächsten Schuljahr auf Klassenfahrt. Da fand ich dieses Hörbuch sehr passend, weil sie dringend wieder Nachschub an Einschlafgeschichten brauchte. Sie war beim Auspacken irritiert und meinte, sie hätte gerne von dem Verlag ein anderes Hörbuch, aber als sie mit der Geschichte durch war, wollte sie sofort Band 2 auch noch haben. Als ich fragte warum, kam: Es ist total witzig und richtig spannend! Der Maxe hat total verrückte Ideen und Einfälle. Da will ich unbedingt mehr von hören!
Klang wirklich vielversprechend, aber ich konnte der Geschichte nicht so gut folgen wie sie. Mir waren Maxes Streiche oft einfach nur zu viel und übertrieben. Seine neue Nachbarin ist boshaft und Rasputin Rumpus, der immer wieder geheime Aktennotizen für seine Behörde über Maxes Fortschritte notiert, sorgt immer wieder für Gelegenheit zum Hinterfragen der Vorgänge. Das Hörbuch ist aber sehr schön gestaltet. Das Cover ist eine Doppelseite, in dessen Innenteil sich Steckbriefe mit Bildern von allen Schülern, Lehrern und Hausmeister befinden, mit einem behördlichen Stempfelvermerk „streng geheim“ der BFLB Behörde für Langeweilebekämpfung. Mit angedeuteter Spiralbindung sieht es richtig schön amtlich aus.
Boris Aljinovic hat eine wirklich sehr angenehme Stimme. Sie strahlt bei aller Wandelbarkeit eine unglaubliche Wärme und Ruhe aus, weswegen meine Tochter die Spannung gerade bei den Vorkommnissen auf der Klassenfahrt sehr gut hören kann, ohne Angst zu bekommen. Sie ist da sehr sensibel. Ich empfinde seine Stimme auch als sehr beruhigend, weswegen ich prima bei diesem Hörbuch einschlafen konnte, weil ich ernsthafte Probleme hatte, der Handlung zu folgen. Ich finde sie nicht so klar und deutlich wie meine Tochter. Allerdings hat sich die Klasse im Laufe der Klassenfahrt wirklich zusammengerauft, durch alle ging ein Ruck, so daß ich mich aufgrund des Endes mit dem Hörbuch versöhnt fühle und gespannt bin, wie es weitergeht. Aus Müttersicht kommen wohl zu viele sinnentleerte Dummheiten vor, weshalb ich anfangs nicht recht mit der Geschichte warm wurde. Bei der Zielgruppe war die Geschichte jedoch ein voller Erfolg und darauf kommt es ja an und trifft genau den Humor der Altersklasse ab 8 Jahren. Da wird so manches Kind auch sehr froh über die eigene Klassenfahrt in eine Jugendherberge mit intaktem Dach sein.

Die absolute Hörempfehlung meiner achtjährigen Tochter.

Ein ganz herzliches Dankeschön von Franziska an den Silberfisch Hörbuch Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

https://www.hoerbuch-hamburg.de/hoerbuecher/3900/

Samstag, 2. Juni 2018

Höllgrotten, Monika Mansour, emons Verlag



Höllgrotten, Monika Mansour, emons Verlag

Eine junge Konoglesin wird tot unter der Lorzentobelbrücke aufgefunden. Offensichtlich ist sie von der Brücke gesprungen. Tat sie dies freiwillig oder wurde sie dazu gezwunden? Die Obuktion wirft mehr Fragen auf, als dass sie klärt. Ein kleiner Schriftzug zwischen den Zehen führt die Kriminalpolizei zu der 23 jährigen Natalie Krieger. Die Tochter aus wohlhabendem Hause ist durch das genetisch bedingte Fehlen eines Halogens, das für die Elastizität und Geschmeidigkeit der Haut verantwortlich ist, sehr stark beeinträchtigt. Man nennt diesen Gendefekt EB, die Betroffenen heißen Schmetterlingskinder, denn ihre Haut ist so empfindlich wie die Flügel eines Schmetterlings. Jede Aktivität im Freien ist ein Risiko. Da sie sich nicht nur von ihren Angestellten pflegen und verarzten lassen will, hat sie eine Hilfsorganisation für Gewaltopfer auf der gesamten Welt gegründet, die aus dem Untergrund, über das Darknet funktioniert. Doch was hat die tote Kongolesin mit Natalie zu tun und steht das im Zusammenhang mit dem Einbruch in die Villa der Kriegers? Seit diesem Einbruch ist ihr Vater noch besorgter und hat ihr einen Bodyguard zugestanden, auch wenn er mit der Wahl des Bodyguards nicht ganz glücklich ist. Tom ist vorbestraft und mehr drahtig und sehnig, als ein Hüne. Auch er sieht sich nicht als Idealbesetzung. Das kümmert Natalie aber wenig.

Eine Heldin, die keine Heldin sein kann, weil jede Verletzung tödlich sein kann, eine Heldin, die weiß, daß sie früh sterben wird und die daher keine Angst vor dem Tod kennt, ist sehr reizvoll. Dabei vereint Natalie diese Kühnheit, mit einer gewissen Sturheit, da sie von der Richtigkeit ihres Handelns überzeugt ist und weil sie es gewohnt ist, daß ihr Vater und ihre Angestellten ihr jeden Wunsch von den Augen ablesen ist interessant. Vor allem weil im Laufe der Ermittlungen sich immer wieder die Frage stellt, ob Natalie wirklich eine Heldin ist oder doch nur eine verwöhnte Göre, die nicht damit leben kann, wenn nicht alle ihre Wünsche wahr werden und die anderen ihr Glück nicht gönnt? Auch Tom hat privat so einiges an Balast mit sich herumzuschleppen. Nach der Scheidung hat ist seine Ex-Frau nun mit einem Anwalt liiert und setzt alles daran ihn von seinen Töchtern zu trennen und gleichzeitig so viel Geld wie möglich aus ihm herauszupressen. Ein tragischer Vorfall mit Anfang zwanzig hat sein Leben aus der Bahn geworfen. Auch Natalies anderen Angestellten tragen alle dunkle Geheimnisse mit sich herum, die sie mit ihr in absoluter Loyalität verbinden. Die menschliche Ausgangskonstellation wird noch durch eine empathiearme Kriminalkommissarin mit mangelnden Führungsqualitäten ergänzt, An und für sich, ist alleine diese Kombination ziemlich explosiv, doch der Fall hat noch weitere Fallen. Emeline, die Tote floh nicht einfach aus dem stark von Bürgerkriegen gebeutelten, rohstoffreichen Land. Sie war auf einer Mission. In Rückblicken zwischen den aktuellen Ermittlungen kann man in Emelines Aufzeichnungen ihren Weg und ihre Motivation nachspüren. Diese Erinnerungen geben tiefe Einblicke in den Wahnsinn, der den Kongo zu zerreißen droht und die dortigen humanitären Katastrophen. Der übrige Teil des Buches ist in dritter Person verfasst, was sehr gut, zu den ständig aufkeimenden Zweifeln an der Integrität einiger Beteiligten passt. Neben der reizvollen Ausgangskonstellation wird dieser Fall wirklich packend und spannend erzählt. Es ist ein Krimi, in dem es durchaus auch mal zur Sache geht und der Blutfluss ist nicht nur durch Natalies Krankheit verursacht. Kein Krimi für zarte Nerven, grenzt er doch bisweilen an einen Thriller. Aber allein schon die Schilderungen der Umstände im Kongo sind weit von einem Cosy Krimi entfernt.
Sehr packend, sehr rätselhaft und sehr gut konstruiert. Nun möchte ich unbedingt mal in die Gegend um Zug in der Schweiz und mir die Höllgrotten anschauen, oder auch nicht (mein körpereigener Frostschutz, mag keine dunklen, kalten Höhlen ;)) da ich doch eher hitzebeständig, als frostresistent bin. Umso schöner für mich, diese Gegend literarisch zu bereisen.

Das Schicksal des Kongos und seiner Bevölkerung hat mich sehr berührt, während die Ermittlungen wirklich packend waren. Sehr zu empfehlen, für Krimileser, die auch mit dem Thrillergenre liebäugeln. Eines meiner Highlights in der letzten Zeit und daher ganz klar 5 von 5 Sternen.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim emons-Verlag für dieses Rezensionsexemplar.