Dienstag, 1. Mai 2018

Das Wimmelbuch mit Katz & Maus, Astrid Korntheuer, Dorothee Haentjes-Holländer, Ellermann Verlag



Das Wimmelbuch mit Katz & Maus, Astrid Korntheuer, Dorothee Haentjes-Holländer, Ellermann Verlag

Katze Luzi hat eine kleine Maus namens Oskar, der in einem Mauseloch im Katzenhaus wohnt und Luzi die Bonbons stibitzen will. In allerlei Reimen begleitet man Oskar durch seine Welt und sucht in den bunten Bildern versteckte Alltagsgegenstände. Jede Bilddoppelseite endet mit einem Suchaufgabenreim. Die Bilder sind in diesem Wimmelbuch nicht gezeichnet, sondern fotografiert. Aus allerlei Alltagsgegenständen hat Astrid Korntheuer neue bunte Welten geschaffen, in denen es für die Kleinsten jede Menge zu entdecken gibt. Auf dem ersten Bild muß man zum Beispiel einen Würfel suchen. Ich habe wirklich lange danach gesucht und ihn lediglich zufällig gefunden, als ich die Suche aufgegeben hatte und beschloss, daß man das Buch auch rezensieren kann, wenn man es nicht geschafft hat alle Aufgaben für Kindergartenkinder zu lösen. Erst beim Entspannten Anschauen zum gezielten Rezensieren fielen mir die zu suchenden Dinge plötzlich ins Auge. Daher können Kinder, die ganz entspannt und unbefangen an die Aufgaben herantreten, diese Aufgaben oft viel schneller lösen, als die zu ehrgeizigen Erwachsenen.

Für die Kinder sind solche Wimmelbücher mit fotografierten Alltagsgegenständen super. Gemeinsam kann man hier jede Menge entdecken und lernen. Aufgrund des Detailreichtums der künstlich geschaffenen Welten richtet sich dieses Wimmelbuch an Kinder von 4-6 Jahren. Die Kinder sollten die in einem völlig neuen Kontext abgebildeten Alltagsgegenstände ja auch erkennen und benennen können und den Humor in der Umgestaltung verstehen können. Ich mußte wirklich mehrmals lachen z.B. die Fische aus luftleeren Luftballons, oder mit Kulleraugen als Schuppen.
Die Fotos sind qualitativ sehr hochwertig und farbintensiv.

Noch schöner hätte ich es aber gefunden, wenn unter dem Suchauftrag, ein Bild von der zu suchenden Sache abgebildet wäre, denn nicht jedes 4 jährige Kind weiß auf Anhieb was eine „Spielfigur“ ist.

Durch das gemeinsame Suchen und benennen erweitern Kinder aber auch ganz spielerisch ihren Wortschatz.

Dorothee Haentjes-Holländer hat vergleichende Literaturwissenschaften studiert und lebt seit 1993 als freiberufliche Autorin und Übersetzerin in Bonn. Ihre Reime sind sehr melodisch und beweisen großes Sprachgefühl. Es ist aber auch für die Vorleser eine Wohltat, daß diese nicht übersetzt wurden, gerade Reime leiden oft bei Übersetzungen. Reime sind wirklich toll für die Entwicklung des kindlichen Sprachgefühls, doch klappt es nur, wenn diese auch wirklich melodisch sind und nicht holprig oder übers Knie gebrochen.

Die Idee und die Fotografien stammen von Astrid Korntheuer, die ein unglaublich tolles Auge für Details und Kreativität beweist. Ein sehr liebevoll gestaltetes Wimmelbuch, daß auch Eltern Spaß macht, zum ausgiebigen Suchen anregt und so auch die Konzentrationsfähigkeit steigert.

Ein wirklich sehr schönes Wimmelbuch, das ich mit 4,5 Sternen sehr gerne weiterempfehle.

Ich bedanke mich ganz herzlich bei Astrid Korntheuer und dem Ellermann Verlag für dieses ungewöhnliche Rezensionsexemplar.

Montag, 30. April 2018

Das Baumhaus Trio und der Juwelendieb, Andrea Bleiker, Francke Verlag



Das Baumhaus Trio und der Juwelendieb, Andrea Bleiker, Francke Verlag

Endlich Sommerferien! Paula und Ruben fahren diesen Sommer nicht weg, da sie gemeinsam mit ihrem Vater, einem Schreiner, ein zweistöckiges Baumhaus in ihre alte Eiche an der Grundstücksgrenze bauen wollen. Während der Bauplanung zieht in das alte verlassene Nachbarshaus, in welchem früher ein Juwelendieb wohnte, eine neue Familie ein. Zuerst sind Paula und Ruben begeistert, doch der Nachbarsohn Marc ist zwar in ihrem Alter, aber gehörlos. Er trägt komische Implantate und spricht merkwürdig. Ruben ist ganz schön enttäuscht, während ihn Paula eigentlich ganz nett findet. Nicht in Ordnung ist es jedoch, daß ihr Vater Marc spontan anbietet an ihrem Baumhaus mitzubauen. Ruben ist nun noch mehr gegen ihn eingenommen und sperrt sich total. Während eines Ausflugs in die Stadt, entdeckt Paula ihren ehemaligen Nachbarn, der wohl aus der Haft entlassen wurde. Seine Begleitung wirkt aber auch nicht vertrauenswürdig. Was sie belauscht bringt sie zu der Überzeugung, daß ein neuer Coup geplant ist, der demnächst weiter besprochen werden soll. Da wäre Marcs Fähigkeit von den Lippen zu lesen schon sehr praktisch. Sollen sie ihn etwa einweihen?
Dieses Abenteuer verbindet Spannung und Inklusion. Ruben ist sich immer wieder seiner Vorbehalte gegenüber Marc, wegen dessen Gehörlosigkeit bewußt, ist aber nicht dazu in der Lage, diese zu überwinden, oder einfach nicht dazu bereit. Eigentlich hat er sich ja nichts sehnlicher gewünscht, als einen Freund der nebenan wohnt, aber doch bitte schön einen der normal ist! Doch was ist normal? Ist Marc wirklich so viel anders, als Ruben und Paula? Marc schildert ihnen, seinen Alltag vor seinen Umzug, um in eine inklusive Schule gehen zu können. Für Gehörlose gibt es meist ebenso wie für Sehbehinderte, nur wenige Spezialschulen mit weiten Wegen dorthin, die den Schülern wenig Möglichkeiten für gemeinsame außerschulische Aktivitäten bietet. Ich finde es sehr gut, daß dies so in die Geschichte eingebettet wurde. Mein Nachbar Jonathan hat die Geschichte auch gelesen und hat sich auch überhaupt nicht daran gestört, sondern fand wie meine Tochter die Gebärdensprache, auf die durch Zeichen im Text hingewiesen wird und welche im Anhang per Foto dargestellt ist, sehr spannend. Dennoch wird einem das Handicap von Marc während des Lesens immer weniger bewußt, weil man immer mehr mit der spannenden Schatzsuche durch eine alte Holzkiste, die Marc findet und durch das Geheimnis der Juwelendiebe gefesselt wird.
Marc war bislang sehr einsam und hat Halt in seinem Glauben an Gott gefunden. So ist es für ihn selbstverständlich, in Zeiten der Not oder Angst zu beten. Ein Umstand, der Paula fasziniert, weil es in ihrer Familie nicht selbstverständlich ist. Der Francke Verlag ist ein gezielt christlicher Verlag und richtet sich daher auch bewußt an diese Klientel, wer also unchristlich eingestellt ist, sollte dann eher nach einem anderen inklusiven Abenteuer suchen, für andere ist es aber auch ein schönes Geschenk zur Kommunion oder einfach nebenbei.
Sehr schön gefiel mir, der Anhang mit dem deutschen Fingeralphabet und einigen ausgewählten Gebärden. Es wird den Lesern vermittelt, daß es cool ist, sie einfach mal zu lernen, denn als Geheimsprache ist sie sehr praktisch und sollte man mal Gehörlose kennenlernen, sind sie über das Zeichen des Verständnisses sehr froh, da sie oft auf Ablehnung und Unverständnis treffen.

Ein wertvolles und spannendes Kinderabenteuer, wir werden uns nun das Fingeralphabet beibringen! Wertvolle 5 von 5 Sternen.