Samstag, 7. April 2018

Jan Weiler liest: Und ewig schläft das Pubertier, der Hörverlag 2 CDs Live-Mittschnitte



Jan Weiler liest: Und ewig schläft das Pubertier, der Hörverlag 2 CDs Live-Mittschnitte

Nachdem mein Gewinn von „Nicks Sammelsurium“ so ein Familienhit wurde, der bei uns ständig lief und zitiert wurde, brauchten wir dringend Nachschub. Mit 2 CD's klang „Und ewig schläft das Pubertier“ nach prima Stoff für unsere Fahrt in den Osterurlaub.

Da es sich anders als bei „Nicks Sammelsurium“ um einen Live-Mitschnitt von Jan Weilers Familienanekdotenhandelte, beginnt die CD erst mit einer Ansage und Begrüßung ehe es losgeht, mit Nicks (inzwischen 15 Jahre alt) vorgeschobenen Krankheiten aus dem Land der Phantasie, damit er nicht zur Schule muß. Das das der totale Quatsch ist, konnten sie super verstehen. Bei Karlas (inzwischen 18 Jahre alt, aber noch immer nicht weise) Verkehrserziehung auf dem Verkehrsübungsplatz zur Vorbereitung auf den Führerschein, haben alle, auch die Jüngste (8) vor Freunde gequietscht und gejohlt. Dies ist ein realer Kosmos, den wir alle kennen, lieben und fürchten. Ebenso die Geschichten vom gemobbten Autorenvater, der im Keller versteckt wird und der anscheinend nicht mit den Anzugträger-Wirtschaftsväter mithalten kann, ist wirklich familienkompatibel. Es folgen die Probleme von Smartphones im Familienalltag, die Schnelllebigkeit der heutigen Jugend mit ihrer interessanten Beziehungsanbahnung über What's app, für uns totales Neuland, aber herrlich trocken und urkomisch erzählt, Auch an Karlas Versuchen einen angebeteten Jungen mit ihren Kochkünsten zu verführen, ohne sich ein Kochbuch genauer durchzulesen oder sich mit dem Thema ernsthaft zu befassen (nein, auch kein You-Tube-Tutorial! Ja wo lebt sie denn!) bereitet uns bei zwei Töchtern auf einiges vor (ich hoffe aber, daß sie kochtechnisch bis dahin mehr auf dem Kasten haben). Als Jan Weiler dann im Würgegriff von Ulrich Dattelmann hing, mußte gerade die Eltern grinsen. Die Mutter, weil sie selbst seit der Kindergartenzeit an so unzähligen Elternabenden mit diversen Versionen von Ulrich Dattelmann teilnahm und der Vater ist als Lehrer ebenfalls leid geprüft. Das besondere Plus für uns: es ging um die Planung von Nicks Klassenfahrt, die natürlich von München nach Berlin gehen sollte (wo wir gerade hinfuhren), jedoch von Vater Weiler scherzeshalber mit dem Vorschlag Manderscheid boykottiert wurde. Manderscheid liegt bei uns in der Nähe, in der Vulkaneifel und die katholische Jugend des Ortes fährt dort alljährlich ins Zeltlager hin. Die Rezensentin hat es tatsächlich geschafft, sich dort im Wald bei einem Waldspiel zu verlaufen, gefährliches Pflaster! Auch war sie in Nicks Alter in Gerolstein in der Vulkaneifel auf Klassenfahrt, die Genugtuung war in mein Gesicht gepflastert! All jene, die schon in jungen Jahren in die Metropolen der Welt auf Klassenfahrt gelangen, werden nur genüsslich vor sich hingrinsen können, werden die übrigen mit Nick mitleiden. Meine Kinder (10 und 8 Jahre)haben den ironischen Humor von Jan Weilers Familieneinblicken mit Ausnahme der 1.000-Schuss-Theorie zur Vermeidung des Ornanierens sehr gut verstanden. Das hat mich wirklich erstaunt, bei dieser CD dachte ich wirklich, daß es nicht so gut ankäme, wie Nicks Erlebnisse, der ja damals im Alter meiner Kinder war und deren Erlebnishorizont teilte. Mein Mann findet die neuen Weilerschen Erlebnisse nicht minder witzig, als „Nicks Sammelsurium“ und auch die Kinder mögen es, besonders die erste CD mit Karlas Fahrversuchen, Nicks Flirtversuchen und Karlas Kochkünsten.
Auch wenn es ein Live-Mitschnitt ist, kann man bis auf eine kleine Stelle wirklich die Späße verstehen. Jan Weiler amüsiert durch seine elaborierte Sprache, seine Ausdrucksweise und seine Verzweiflung an der Welt des Pubertiers, statt durch Mimik und Gestik. Das lachende Publikum ist auch verhältnismäßig leise zu hören, so daß man sich nicht wie in einer amerikanischen Sitcom fühlt, wenn einem eingespielte Lacher den richtigen Zeitpunkt zum Lachen vorgeben. Die Aufnahmequalität ist sehr gut, man kann jedes Wort verstehen und es gibt keinerlei akustische Probleme. Durch die regelmäßig gesetzten Tracks, zum Ende einer jeden Anekdote ist ein Wiedereinstieg nach einer kurzen Unterbrechung stets gewährleistet.

Nun will meine Familie unbedingt zu einer Jan Weiler Live-Lesung und als Held der Gegenwartsliteratur wagt er sich sogar in die Vulkaneifel zurück zu einem Eifel-Lesefestival, zu einem für uns unpassenden Datum und in Bonn liest er aus seinen Kühne-Krimis, schon ganz bald am 12.4.18. Ich fürchte, wir werden dann doch weiter nach Hörbüchern von ihm forschen.

Ach ja, wer noch nicht weiß, wer Jan Weiler ist: Er ist eigentlich Journalist und war Chefreadakteur des SZ-Magazins als ich noch Zeitungsleserin war. Seit dem mit Christian Ulmen verfilmten „Maria, ihm schmeckt's nicht!“ in dem er die Erlebnisse mit der italienischen Familie seiner Frau verarbeitet, ist er ein erfolgreicher Autor, der inzwischen sogar seinen zweiten Krimi veröffentlicht hat. In diesem Live-Mitschnitt kommt aber auch Sarahs italienische Schwester mit ihrem sehr speziellen Göttergatten beim Track „Eva's Busen“ wieder zu Wort. Keine Sorge, diese Anekdote ist ganz anders als erwartet, unseren Kindern mußten wir lediglich den Begriff „Esotherik“ erklären.

Für Kinder nicht ganz so gut geeignet, wie „Nicks Sammelsurium“, aber dennoch absolut familientaugliche Familienunterhaltung und einige Brüller sind garantiert! Es hilft absolut mindestens vorpubertierende Kinder zu haben, um die Komik zu verstehen. Wer noch nie mit nackten Füßen auf einen Legostein trat, kann diese Leiden eines Vaters sicher nicht immer nachvollziehen.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Der Hörverlag, für diese lustige Unterhaltung im österlichen Autobahnstau!

Freitag, 6. April 2018

111 Orte für Kinder in Berlin, die man gesehen haben muss, Isa Grütering, Natascha Korol, Theresia Koch, emons Verlag



111 Orte für Kinder in Berlin, die man gesehen haben muss, Isa Grütering, Natascha Korol, Theresia Koch, emons Verlag
Die ist ein anderer Ratgeber für Berlin, er richtet sich speziell an Menschen mit Kindern. Es sind ganz unterschiedliche Vorschläge dabei, so daß es sich sowohl für Berlin Besucher, als auch für die ständigen Bewohner in dem Buch eine Menge finden lässt. Richtig toll fand ich, die Angabe des Alters und die Einschätzung fand ich auch wirklich ziemlich zutreffend. So werden wir wohl das nächste Mal erst gar nicht versuchen, in das Lego Discovery Center zu kommen, sondern stattdessen direkt das benachbarte Spionage Museum ausprobieren. Das ist zwar auch nicht wirklich günstig, aber nichts im Vergleich zu Lego Discovery. Gerade da bei jungen Familien die Finanzlage oft angespannt ist, hätte ich mich gefreut, wenn im Verzeichnis vielleicht bereits ein Hinweis auf kostenlose Vergnügen aufgenommen wäre. Denn das gibt es ja tatsächlich auch, teilweise gibt es auch prima Alternativen. Die hier unter Nr. 77 aufgeführte Photoautomat hatte letztes Jahr unsere Kinder am Mauerpark fasziniert. Dieses Jahr haben wir festgestellt, daß wir beim Europäischen Parlament lustige Digital-Fotos vor ausgewählten Hintergründen fertigen und direkt online verschicken kann. Das hat den Kindern totalen Spaß gemacht, als Mitglied des Parlaments, vor der Europa-Fahne oder dem Brandenburger Tor ohne all die Touristen sich zu fotografieren. Selbst den 360 ° Film, in einem nachgebildeten Plenarsaal fanden sie interessant, bevor sie anschließend ein weiteres Foto-Shooting hinter einem Rednerpult abhielten. Nr. 47 Der Klunker-Kranich kam auch in unserem „Lil-April“ Buch vor und hätte meine Tochter sehr gereizt, als wir eh schon in Neukölln auf dem Tempelhofer-Feld waren, aber mein Bruder meinte, das wäre inzwischen einfach zu überlaufen. Das Tempelhofer-Feld ist super für Einheimische, mit Fahrrad, Skates oder ähnlichem, in der Osterzeit, wenn die Schrebergärten im kalten Berlin noch kahl sind, ist es für Erwachsene spannender, da man wirklich noch die alte Rollbahn sieht, die sich wirklich prima zum Rad fahren lernen oder skaten eignet. Wer zu Besuch in Berlin ist, hat aber meistens gerade weder noch dabei.

Was ich etwas schade finde, sind fehlende Hinweise auf Eintrittspreise. Nachdem wir auf den Fernsehturm wollten, standen wir davor, sahen die Eintrittspreise und beschlossen, nee, das muss auch woanders gehen. Sorry, wir wollen Familienurlaub machen und der Eintrittspreis ist schlicht unverschämt (rund 20,- € pro Person, keine Familienkarten). Stattdessen haben wir dann zu Fuß die Siegessäule (Goldelse) bestiegen und hatten auch einen tollen Blick über Berlin, in historischer Umgebung mit Ausstellung und Fitnesseffekt, für 11,- € 3,- € pro Erw. und 2,50 € für Kinder. Auch der Zugang zu dem Monument in Mitten einer viel befahrenen Sternkreuzung ist gut beschrieben, ich fragte mich früher nämlich immer, wie man denn da hin kommen soll. Die Lichtinstallationen des schwedischen Lichtdesigner Stig Skelvik fand ich allerdings etwas unspektakulär. Zum einen, weil sie schon schwer beschädigt sind und zur Hälfte nicht mehr leuchten und zum anderen, irgendwie eine erhellende Erläuterung in den Tunneln fehlt. Dafür ist aber auch hier eine sehr zutreffende Alterseinschätzung für den Aufstieg gegeben, da nicht barrierefrei. Sehr hilfreich aber der Hinweis, daß man nicht mit dem Kinderwagen auf den Fernsehturm kann, sondern die Kinderwagen in der Garderobe abstellen muss (Kosten, keine Ahnung) und die Babys tragen muss.
Wie gesagt, es ist eine sehr breite Mischung, sowohl vom Alter, dem Geldbeutel als auch für Bewohner und Besucher. Unsere Kinder durften im Buch Wunschorte markieren und es sah danach ziemlich bunt aus. Die Auswahl war wirklich überraschend. So waren wir heute tatsächlich auf der Nr. 52 der längsten Rolltreppe der Stadt von der U-Bahnstation Gesundbrunnen. Für die Kinder wirklich ein Erlebnis und es hat ihnen (10 und 8 Jahre) wirklich Spaß gemacht. Auf dem Weg dorthin sind wir dann noch an der Nr. 16, der Brandmauer mit dem Konterfei der 3 Boateng Brüder vorbei gekommen, die ihre Karrieren alle in Berlin und eben auch im Wedding begannen.
Damit man seine Tage besser planen kann, gibt es hinten mehrere Übersichtskarten, in denen die Attraktionen eingezeichnet sind, damit man sieht, welches der alphabetisch durchnummerierten Ziele in der Nähe von welchen anderen liegt, damit man auch mal eventuell mehrere an einem Tag ausprobieren kann.
Einige der Vorschläge hier hatten wir in den letzten Jahren schon ausprobiert und für gut befunden, aber nach 4 Osterbesuchen hintereinander, brauchten wir frische Inspirationen und haben sie gefunden. Selbst mein Bruder, seine Frau und ihre Freunde mit Kindern haben sich begeistert beim Frühstück auf unsere 2 Bände der Reihe gestürzt und waren erstaunt, was sie alles gefunden haben. Sie dürfen nun weitertesten und die Highlights die sie inzwischen ausprobiert haben, dann das nächste Mal mit uns zusammen nochmal mitmachen. Es ist wirklich eine sehr vielschichtige Mischung, bei der jeder egal wo in Berlin mindestens 5 Orte finden wird, die noch dazu sehr ansprechend von Theresia Koch fotografiert wurden. Auch wenn sich die Ziele nicht alle komplett von denen der Erwachsenen-Bände der Reihe unterscheiden, so sind es doch jeweils andere Fotos, was mir gut gefiel. Denn ehrlich, einiges ist nicht nur für Kinder toll, sondern auch für Erwachsene interessant.
Wertvolle Tipps für Berliner und Inspiration für Berlin-Besucher mit Kindern. Aber man braucht wirklich nicht zu glauben, daß man in wenigen Tagen alle 111 Orte abklappern kann. Einige sind ja auch witterungsabhängig, oder eignen sich als Tagesevent.
Ich bedanke mich ganz herzlich beim Emons Verlag für diese Bereicherung unseres Berlin-Trips.