Montag, 12. März 2018

Kira – ein Riesenstück Ponyglück, Dagmar H. Mueller, Schneiderbuch Egmont



Kira – ein Riesenstück Ponyglück, Dagmar H. Mueller, Schneiderbuch Egmont
Kira ist ca. 8 Jahre alt und träumt von Pferden, bisher aber nur auf Fotos, noch nie ist sie geritten und in der Nähe eines Reitstalls lebt sie leider auch nicht. Ausgerechnet ihre bisweilen etwas launische Klassenkameradin Johanna nimmt sie eines Tages mit in den Stall, in dem sie mit ihrer großen Schwester Jule reitet. Der Kontakt mit den Tieren ist noch schöner als sie gedacht hat, während sie an der Bande Johanna bei ihrer Reitstunde zuschaut, fängt sie selbst an, von sich als Ponymädchen zu träumen. Doch ihre Eltern können sich keine Reitstunden leisten und so wird es wohl beim Träumen bleiben, oder doch nicht?
Diese neue Reihe für junge Mädchen ab 8 Jahren kommt ohne viel Schnickschnack, aber dafür mich echtem Pferdewissen daher. Viele Begriffe, die man bis dahin mal gehört hat, werden erklärt, so daß auch Mädchen, die wie Kira nur von Pferden träumen, dem Leben im Reitstall gut folgen können und sich auch selbst schon was Fachvokabular aneignen können. Wer weiß, vielleicht wird ja auch ihr Traum noch wahr, wenn sie sich wie Kira dafür einsetzen.
Die Erklärungen sind leicht verständlich und auch die Schilderungen von Kiras Gefühlen, der Freude, der Unsicherheit, das Kribbeln im Bauch und die Angst, sind sehr nachfühlbar beschrieben. So manche junge Leserin, die sich mal mit einer Möhre auf der ausgestreckten Hand einem Ponymaul näherte, wird sich hier wiederfinden können. Neben Kira und ihrer wachsenden Liebe zu Ponys geht es auch noch darum, daß man nie aufgeben darf, nur weil sich Widerstände auftun. Oft gibt es einen Weg, wenn man danach sucht und bereit ist, sich selbst einzubringen. Aber auch das ambivalente Verhältnis zwischen Kira und Johanna ist wirklich interessant. Nicht die sonst häufige ein-Herz-und-eine-Seele-Freundschaft-seit-dem-Kindergarten, sondern zwei Mädchen die eigentlich total verschieden sind und auch vom Charakter nicht sensationell zusammenpassen, die dafür aber die Liebe zu den Ponys/Pferden verbindet. So kommt es zwischen den beiden immer wieder zu Konflikten und man merkt, wie in Kiras Brust immer wieder zwei Herzen miteinander streiten. Einerseits will sie sich nicht alles gefallen lassen, doch ist sie irgendwie auch auf Johanna angewiesen. Ich bin gespannt, wie sich diese Freundschaft noch entwickeln wird, ob sie noch richtig zusammen wachsen werden. Ich hoffe es sehr, ich möchte endlich ein Buch mit einer richtig netten Johanna lesen, die mit ihrem Namen zufrieden ist.
Entsprechend der Zielgruppe ist die Schrift angenehm groß und übersichtlich. Im Zweifarbdruck werden die Seiten immer wieder durch kleinere Illustrationen aufgelockert, die die Atmosphäre auflockern. Sehr schön finde ich, daß direkt in der Buchklappe alle wichtigen menschlichen und tierischen Charaktere mit Bild und Namen präsentiert werden und auch ein Überblick über den Hof verschafft wird. So kann man sich die beschriebenen Szenen noch besser vorstellen, selbst wenn man sich noch nicht ständig auf einem Reiterhof rumtreibt. Durch seine überschaubare Seitenzahl, schafft es auch Mädchen zum Lesen zu animieren, die sonst noch vor dicken Büchern zurück schrecken. Die Sprache ist noch relativ einfach, aber dennoch ansprechend. Unbekannte Begriffe werden erklärt, auf unnötige Anglizismen verzichtet.
Die Autorin Dagmar H. Mueller lebt mittlerweile selbst mit ihrer Familie in England, mit Blick auf eine Pferdekoppel, während sie sich in ihrer Kindheit in deutschen Reitställen herumtrieb. Diese Fachkenntnis sowohl die von Ponys und Pferden, als auch von den verschiedenen Typen auf einem Reiterhof, spürt man auch auf jeder Seite des Buches. Ihre bekannteste Kinderbuchserie ist bislang „Die Chaosschwestern“, die nun sogar verfilmt werden.
Ein richtig schönes Buch für junge Leserinnen, die Pferde lieben und das Lesen für sich entdecken. Sie werden hier voll auf ihre Kosten kommen!

Sonntag, 11. März 2018

Planetenpolka, Lotte Minck, Droste-Verlag



Planetenpolka, Lotte Minck, Droste-Verlag
Stella Albrecht ist Anfang 30, hat Psychologie studiert, arbeitet aber sehr zum Leidwesen ihrer Mutter Felicitas, einer respektablen Schulkonrektorin, genau wie ihre Oma Maria Schmidt, als Astrologin.  Hierzu hat sie sich einen Bereich in der Orangerie im Park von Marias Bochumer Villa eingerichtet. Diese herrschaftliche Villa teilen sich die drei Damen einer Familie, jeder bewohnt eine Etage, erarbeitet in Marias Zeit auf dem Rummel. Zu dumm nur, daß ihr Beruf auch beim anderen Geschlecht nicht gut ankommt, lediglich ihr bester Freund Ben, Journalist beim Ruhrgebietsanzeiger, kann darin einen gewissen Reiz sehen. Als sich dann eine reiche Erbin in spe unter falschen Namen von ihr ein Horoskop für ihre Erbtante erstellen lässt, um zu erfahren wann sie diese vor der Mord-und-Totschlags-Konstellation, der Mars-Pluto-Konjunktion, zu beschützen hat, ist sie verwirrt. Als Oma Maria ihr offenbart, daß jene Erbtante ihr alte Freundin Cäcilie von Breidenbach trotz attestierter bester Gesundheit, plötzlich verstarb, wird sie stutzig. Doch der von ihr aufgesuchte Kommissar Arno Tillikowski hält sie für wahnsinnig und schickt sie weg. Dennoch hat sich ein böser Verdacht in seinem Unterbewusstsein festgesetzt. Davon nichts ahnend, nehmen Stella, Maria und Ben Nachforschungen auf. Diese führen sie sowohl in die gehobene Bochumer Gesellschaft, als auch in die Abgründe des Kiez.
Dieses ungewöhnliche Ermittlerteam muß man einfach mögen, dafür muß man überhaupt keinen Zugang zu Esoterik oder Astrologie zu haben, denn Stella setzt ihre Kenntnisse aus ihrem Studium über Mikromimik und Antizipation ein – ganz seriös und erfolgreich. So wird sie auch nicht als Scharlatanin dargestellt, die nur den Leuten das Geld aus der Tasche zieht, sondern mehr als Lebensberaterin für diejenigen, die sonst wohl nie den Weg zu einem Therapeuten finden würden. Keine Sorge, die Gauner der Zunft bekommen schon noch ihr Fett weg, auf sehr unterhaltsame Art und Weise, wenn man mit Maria und Stella, einem Vortrag eines Selbstdarstellers der Astrologie folgen darf.
Sehr interessant finde ich die Ausgangssituation der Figuren, die zwei schillernden Schausteller Maria und ihre langjährige Flamme Otto, im krassen Kontrast zu Felicitas und Arno, die von so einem Spökes nichts wissen wollen. Stella und Ben hingegen nehmen das Beste aus beiden Welten und sind eigentlich sehr zufrieden damit. Doch wird Ben immer „nur“ Stellas bester Freund bleiben, oder wird Arno irgend mal wann seine Scheu vor Stellas Berufung verlieren? Aus das sind spannende Fragen, die einen weiteren Folgen dieser Krimödie entgegenfiebern lassen.
Eingefleischte Thrillerfans, werden bei diesem Fall nicht auf ihre Kosten kommen, aber sie sind nicht die Zielgruppe. Diese Krimödie soll Spaß machen und gut unterhalten. Die Spannung ist vor allem dem Showdown vorbehalten. Bei diesem geht es dann aber auch wirklich zur Sache und die Ereignisse überstürzen sich. Bis es jedoch soweit ist, kann die geneigte Leserin sich an verbalem Schlagabtausch und Ruhrpottslang auf dem Kiez und mit Otto erfreuen. Aber keine Sorge, auch Nordlichter und Bayern sollten das gut verstehen können.
Da Bochum ja schon etwas feiner ist als Duisburg, gibt es hier keine Laubenkolonien, sondern bislang Gründerzeitvillen, auch der Hochzeit der Kohle- und Stahlindustrie. Das macht aber nichts, denn Stella möchte ja kein Abklatsch von Lotte Mincks erfolgreicher Loretta Luchs (einer Ermittlerin, die ihr Geld an einer Erotik-Hotline verdient), sondern eigenständig sein. Gewisse Parallelen werden einem beim Lesen schon auffallen, wenn man Loretta kennt, aber das ist eigentlich der Garant dafür, daß man dann auch diese Serie mag.
Für Fans locker, leichter Krimiunterhaltung mit Herz und Humor ein vielversprechender Serienstart.